Das Plädoyer des Prager Theologen Mařík Rvačka (Moritz von Prag) gegen den Kult von Bluthostien. In: FLEMMIG, Stephan, ed. a WALTHER, Helmut G., ed. Probleme der spätmittelalterlichen Frömmigkeit in Stadt und Universität, Stuttgart – Leipzig: S. Hirzel 2016, s. 44–64.

May 29, 2017 | Author: Jindřich Marek | Category: Eucharistic Theology, Miracles, Jan Hus, Mařík Rvačka
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Jiripfiici-i Matter.: Das Plädoyer des Prager Theologen Marík Rvacka

Jii\ii)i`íicn MAREK

auf die Nacliricliten über diese Mirakel gehörte auch die Maßnahme des Prager Universitätsrektors Konrad von Soltau, der persönlich das Pilgerabzeichen von der Bekleidung eines Pilgers entfernte. Auf Veranlassung des Prager Erzbischofs in seiner Eigenschaft als ständiger päpstlicher Legat wurde darau1`liin eine dreigliedrige Koniniission einberufen, die die Mirakel uiitersiıclieıi sollte.“ Bekanntlich verfasste ein Mitglied dieser Kornniission, der böliniisclie Reforniator Johannes Hus, in den Jahren 1406-1408 auf Veranlassung seines tlieologisclien Lehrers Staiiislaus von Ziiaiiii eine Quaestio, die sich mit der Frage auseiiiandersetzte, ob das Blut Christi in Realien (außerhalb des konsekrierten eiicliaristischen Weines) existieref Hus hat die Frage negativ beantwortet, also zu Ungunsteıi der aıigebliclien Mirakel, die später als betrügeriscli entlarvt wurden. Uni seine Lösung zu bekräftigen, ergänzte er seine Qiiaestio durch einen Traktat, in dem er ausfülirlich seinen Standpunkt vei°teidigte.3 Hussens Traktat hat nach der Wiedereröffnung der Diskussion über das Wilsnacker Blutwunder in der Mitte des 15. Jahrliunderts besondere Popularität gefunden und sich über Leipzig und Erfurt bis nach Magdeburg verbreitet. ln dem erneuten Streit uni die Echtheit der Mirakel hat es eine ablehneiide Reaktion des Fiaiiziskanerproviiizials Matthias Döring gegeben. Döring hat sich in seiner Polemik aufeine konkrete Stelle in Hiissens Traktat bezogen, wobei erjedocli deıi Autor nicht nannte. Es istjedoch sicher, dass er Hussens Traktat kannte. Husseiis Ansicht wurde dann vom Mageburger Doinlierrn Heinrich Toke (Tocke) verteidigt.9 Die Magdeburger Provinzialsynode von 1451 verwarf unter dem Vorsitz von Kardiiiallegat Nikolaus von Kues die Wilsiiacker Mirakel entsprechend den von Toke vor-

Das Plädoyer des Prager Theologen 1\/Iaíiík Rvaëka (Moritz von Prag) gegen den Kult von Bluthostien

Der eucliaristinslche Kult, der seit dem Hoch- und Spätmittelalter in immer breiteren Schichten der europäischen Bevölkerung Resonanz fand und Bestandteil der Volksfrömniigkeit wurde, brachte auch verscliıedene Relıquien des angeblichen Blutes Christi hervor, die besondersuini Spaten 14. undwalirend des 15. Jahrhunderts populär wurden' Angebliche Wunder tuhrten dazu, dass sich konsekrierte Hostieii blutig verfärbten. An den Orten dieser Mıiakelerscheinuiigeii wurden stark von Pilgern besuchte Wallfahrten organisiert; am bekanntesten wurde in dieser Hinsicht Wilsnack in Brandenburgz Auch in Bohmen bestand ein nachvveisbares liiteresse an den Wallfahrten nach Norddeutschland, das sich bis in die höchsten gesellschaftliclien Kreise erstreckte? Das Pilgern nach.Wi1snack wurde auch in den nordböliniisclien Städten populär, in denen das magdeburgische Rechtgalt. Wilsnack lag- in der Diözese des Erzstulils Magdeburgf' Freilich zweitelte man auch in Bohmen am Wilsiiacker Blutwunder wie an den theologischen Grundlagen der Lehre von den Bluthostien; deshalb forderte die Prager Diözesansynode von 1405 die Prediger eigens auf, ihre Zuhörer von den Wilsnackpilgerfahrteii abziilialten.5 Ungefahr aus dieser Zeit sind auch einige angebliche Mirakel mit Bluthostien aus dem Gebiet cler Prager Erzdiözese und der Leitomischler Diözese zu datieren. Zu den ersten Reaktionen 1 2

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Das Thema wurde von C. Bynum systeinatisch dargestellt: Caiiotiwe Watkizii BYNUM, Wonderful Blood. Theology and Practice in Late Medieval Northern Germany and Beyond, Philadelphia 2007. Vgl. mit Ziisamnienfassung der älteren Literatur: JAN 1~1iti)iNA, Wilsnack, Hus und die Luxeinbiirger, in: Felix Esclier/Hartniiit Kühne (Hgg.) Die Wilsnackfahrt. Ein Wallfalirts- und Kominiinikationszentriim Nord- und Mitteleiıropas im Spätniittelalter, Frankfurt ani Main et al. 2006, S. 41-63. Aus der weiterenliteratur griiiidlegend: HAii'i'ıviu'r Küi-iNi3/ANNE-K/\'riiiN Zırssxik (Hgg.), Wimder, Wallfahrt, Widersacher. Die Wilsnackfalirt, Regensburg 2005; ANNE-KA'i'i


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