Proceedings of the 22nd International Congress of Roman Frontier Studies, Ruse, Bulgaria, September 2012
Das Legionslager Tilurium 15 Jahre archäologischer Ausgrabungen, 1997-2011 Mirjana Sanader
Das römische Militärlager Tilurium lag einst auf dem Gebiet des heutigen Dorfes Gardun unweit der Stadt Trilj, ca. 30 km von der Provinzhauptstadt Salona entfernt1. Nördlich von Tilurium liegt die Ebene von Sinj. Diese ist, dank des Flusses Cetina (Hyppus flumen), sehr fruchtbar, doch der 105 km lange Lauf ist gleichzeitig eine natürliche Barriere für alle Wege die Richtung Osten und Nordosten führen. Im oberen Lauf passiert der Fluss die Ebene von Sinj, um Flussabwärts von Trilj eine Schlucht durch das Gebirge zu schlagen (Štambuk-Giljanović 2002). Das Legionslager ist genau am Übergang der Ebene zur Schlucht gebaut. Die Strategische Bedeutung dieses Postens war selbstverständlich von jeher bekannt, und so auch den Römern, die diesen, für Waren und Personenverkehr, wichtige Verkehrsknoten an der Cetina im Auge behielten. Der Fundort (Abb. 1) wird bei Plinius (NH 3, 142) als castellum (der Delmaten?) erwähnt und auf verschiedenen Itineraren (Tab. Peut. 6,3; Itin. Anton. 337,5; Geogr. Rav. IV,16) als Festung beziehungsweise als Flussübergang. Über das Lager und seine Besatzung erfahren wir allerdings am meisten dank epigraphischer Denkmäler. Hier sind vor allem Grabsteine zu nennen, die für Soldaten verschiedener Einheiten errichtet wurden, unter denen die legio VII am häufigsten auftritt (Sanader 2000, 225-236; Tončinić 2011). Dank der epigraphischen Denkmäler war Tilurium oft Gegenstand wissenschaftlicher Abhandlungen, doch dabei sind die archäologischen Funde anderen Themen, wie Gründungszeit und Dauer der Besetzung, gewichen (Alföldy, 1968, col. 1625; Wilkes 1969; Zaninović 1996, 280-291).
Das Legionslager Tilurium lag über dem rechten Ufer der Cetina, am Rand eines Plateaus auf 492 m über dem Meeresspiegel (bei der heutigen Petruskirche). Auf dem Lagerareal ist ein Geländefall vom Westen zum Osten und vom Norden zum Süden bemerkbar. Dieser Geländefall lässt sich heute anhand kaskadenförmiger Terrassen gut erkennen. Der Höhenunterschied zwischen dem absolutem Hoch im Nordwesten und dem absolutem Tief im Südosten beträgt ca. 20 m (Doneus 2003, 87108). Die archäologischen Grabungsarbeiten haben gezeigt, dass die Römer diesen Höhenunterschied durch massive Aufschüttung der Bauflächen, bzw. durch Nivellierung des Geländes kompensiert haben, wobei amorphes Gestein, Erde und teilweise auch Mörtel benutzt wurden (Abb. 2). Der Lager Bau musste sich also dem Gelände anpassen. Deswegen hat das Lager auch nicht den von antiken Autoren empfohlenen rechteckigen Grundriss bekommen. Die dokumentierten Teile der nördlichen, westlichen und südlichen Wehrmauer haben gezeigt, dass das Lager einen trapezförmigen Grundriss besaß und eine Fläche von ca. 12 ha einnahm. Das Dorf Gardun bildet heute kleine Gruppen von Steinhäusern, die von ehemaligen landwirtschaftlichen Parzellen umgeben sind (Abb. 3). Dieses Bild zeugt von einer vollkommen neuen Geländeordnung, die nicht mehr dem Grundriss des Legionslagers entspricht, und von Kolonisten im 17. Jh. nach deren Bedarf vollzogen wurde (Soldo 1989, 81-144). Erreicht wurde sie durch Abtragen der römischen Gebäudereste, wobei das gesamte bearbeitete Gestein für den Bau eigener Gebäude und wohlmöglich als Handelsgut verwendet wurde. Mit dem
1 Auf dem Fundort Vojnić-Samoleć sind kürzlich Reste einer römischen Straße entdeckt, die von der Provinzhauptstadt Salona zur Bergwerkregion um Argentaria geführt hat. Diese Strasse führte einst an Tilurium vorbei zum Flußübergang.
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Abb. 1. Die Karte von Kroatien mit der Lage von Tilurium
nicht verwendbaren Gestein und Ziegelmaterial wurden die Parzellengrenzen errichtet. Erhalten geblieben sind die Grundmauern und Mauern einiger Gebäude weil sie ebenfalls als Parzellengrenzen genutzt wurden. Die archäologischen Grabungsarbeiten, die 1997 eingeleitet wurden, haben mehrere Ziele verfolgt. Zum Ersten sollte der Umfang des Lagers ermittelt werden. Zum Zweiten sollten Bautechniken und architektonische Merkmale der einzelnen Gebäude im Lager dokumentiert werden, und zum Dritten sollten Gründungszeit, Dauer der Besetzung und mögliche Bauphasen genau ermittelt werden (Sanader 2003a, 10). In den folgenden 15 Jahren konnten Abschnitte der westlichen
und südlichen Wehrmauer, Teile eines Gebäudes im nordwestlichen Teil des Lagers und Teile eines Gebäudes mit Mosaikboden im Zentrum des Lagers untersucht werden. Weiters wurde die westliche Wasserzisterne untersucht und die Ausgrabung eines Gebäudekomplexes im südwestlichen Teil des Lagers abgeschlossen. Vom Anfangen an wurden diese archaologischen Ausgrabungen in Tilurium regelmasig durch Forschungsberichte uber Befunde wie auch Analyse der Funde prasentiert und veroffentlicht2. Wie andere Lager im Reich, so war auch Tilurium mit Wehrmauern umgeben, von denen ein Abschnitt der westlichen Wehrmauer (7,8 m) untersucht werden konnten. Trotzdem konnte seine Bautechnik
Bekić 1998, 223-243; Ivčević 2005, 159-176; 2010, 127-144; 2011, 161-186; Nardelli 2011, 30-34; Radman-Livaja 1998, 219-231; Sanader 1998, 243-255; 1999, 75 -85; 1999-2000, 225-236; 2000, 51-62; 2001a, 235-241; 2001b, 183-194; 2002a, 87-97; 2002b, 713717; 2003a; 2003b, 501-511; 2006, 59- 66; 2007, 67-75; 2009, 1509-1514; Sanader / Tončinić 2003, 87-99; 2005, 685-688; 2010, 33-53; Sanader / Šimić-Kanajet / Tončinić 2005, 295 -300; Sanader / Tončinić / Ožanić 2004a, 221-243; 2004b, 219-221; Sanader / Tončinić / Ožanić / Miloglav 2004, 348-351; 2006, 391-393; Šimić-Kanaet 2003, 109-188; Šimić-Kanaet / Tončinić / Radović 2005, 107-120; Šimić-Kanaet 2011a; 2011b, 187-218; Tončinić 2011; Tončinić / Tabak / Librenjak 2011, 361-379. 2
Das Legionslager Tilurium
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Abb. 2. 3D Visualisierung des digitalen Geländemodells mit daraufprojiziertem Orthophoto. Blick von Nordwesten (Doneus 2003, 108, sl. 14)
ermittelt werden. Die monumentale Konstruktion wurde im opus caementicium errichtet, allerdings unter massiver Verwendung von Holzbalken, die horizontal und vertikal in der Wehrmauer vermauert wurden. Diese Holzkonstruktion ist in den letzten zwei Jahrtausenden verwest und verblieben sind Öffnungen mit rechteckigem Querschnitt und Abdrücken des Holzes im Mörtel (Sanader 2003a, 21-31, Abb. 8-15). Die dokumentierten Teile der südlichen Wehrmauer konnten am Anfang der Grabung als durch den Ackerbau abgetragene Steinschicht identifiziert werden. Darunter konnten Reste der Wehrmauer und ihrer Grundmauer dokumentiert werden. Die Wehrmauer war 3,30 m breit, und sie ist bis zur Höhe von 1,25 m erhalten. Die Grundmauer war 0,51 m tief, im Süden um 0,30 m und im Norden um 0,40 m breiter. Die Wehrmauer wurde aus großen Steinblöcken gemauert, während beim Bau der Grundmauer Steine verschiedener Größe ohne Bindemittel verwendet wurden (Sanader / Tončinić 2005, 685-688, Abb. 3). Zurzeit scheint es, dass die Wasserversorgung der Truppe über Wasserzisternen erfolgte. Wahrscheinlich ist, dass das Wasser auch aus Brunnen bezogen wurde, da bis heute drei Brunnen im Dorf frisches Wasser bieten. Im nordwestlichen Teil des Lagers wurden Teile einer viereckigen Wasserzisterne dokumentiert (16,60 x 24,89 x 27,95 x 19,30 m). Sie war in den gewachsenen Boden eingegraben und der Zwischenraum war mit Schotter verfüllt. Wände und Boden waren mit mehreren
Schichten von wasserdichtem Mörtel beworfen. Die Decke der Zisterne lag auf Pylonen. Erhalten sind Stufen die in die Zisterne führten und der Ansatz eines Kanals der das Wasser ins Lager leitete. Da neben den äußeren Maßen, auch Mauerbreite (1,10 bis 1,15 m) und Tiefe der Zisterne (2,20 m) ermittelt wurden, kann auch annähernd das Volumen von 1044 m³ ermittelt werden. Das genaue Volumen ist noch nicht bekannt, da es von den Maßen der Pylonen und der Stufen beeinflusst wird (Sanader 2003a, 40-54, Abb. 28-41). Im nordöstlichen Teil des Lagers konnten Reste einer weiteren Wasserzisterne beobachtet werden. Diese konnte bis jetzt nicht näher untersucht werden, so dass zurzeit nur Lage und annähernde Maße angegeben werden können. In der Mitte des Lagers, wo sich im Prinzip immer die Principia befindet, wurden Reste eines zurzeit nicht näher bestimmbaren Gebäudes dokumentiert. In diesem Reste dreier verschiedener Mosaikböden, allerdings sind die zwei älteren nur in kleinen Fragmenten erhalten (Sanader 2003a, 3139, Abb. 18-41). Der jüngste Mosaikboden hat ursprünglich eine Fläche von 120 m2 eingenommen, wobei insgesamt 5 Bruchstücke von ca. 12 m2 erhalten sind. Er wurde in drei verschiedene Farben – weiss, rosa und grau schwarz – wahrscheinlich aus lokalem Kalkstein hergestellt. Obwohl nur knapp 12% der einstigen Fläche erhalten ist, sind die Bruchstücke so verteilt, dass das ursprüngliche geometrische Muster rekonstruiert werden konnte. Unbekannt bleibt ledig-
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Abb. 3. Luftbild von Tilurium mit eingezeichnetem Lagerareal (GAR05-dig3143, Zlatko Sunko)
lich das zentrale figurative Motiv, von dem nur der Hinterleib eines Stieres erhalten ist. Vom mittleren Mosaikboden ist nur eine kleine Fläche erhalten woraus wir nur schließen können, dass es sich um ein Muster von rechteckigen Feldern in weisser, grauer, hell Ocker, orange Ocker und gebrannter Ockerfarbe handelt. Vom ältesten Mosaikboden ist nur ein Bruchstück erhalten, so dass nicht bestimmt werden kann ob es sich um eine Randstreifen oder den Rand einer größeren Komposition handelt. In Anbetracht aller Tatsachen scheint es, dass man die Mosaikböden aus Tilurium annähernd vom Ende des 1. Jh. vor Chr. bis zum Ende des 1. Jh. nach Chr. datieren kann. Obwohl nur bescheidene Reste der Mosaikböden erhalten sind, zeugen ihre stratigrafischen Verhältnisse von einem länger andauernden Mosaikbodenbau im Lager, bzw. von einer Chronologie der Herstellung (Erneuerung) des Mosaikbodens in ein und demselben Bau, allerdings mit immer neuen Bildinhalten. Im nordwestlichen Teil des Lagers wurde ein Gebäudekomplex untersucht, dass 16 m von der westlichen Wehrmauer entfernt, und parallel zu dieser errichtet wurde. Die Arbeiten begannen mit dem Roden einer dicht bewachsenen ca. 40,90 m langen Mauer Z1. Sie ist auf der Westseite bis zur Höhe von 1,80-2,00 m erhalten. Auf der Ostseite befindet sich in dieser Höhe eine Parzelle. Die genannte Mauer
trennt in Form einer Kaskade zwei benachbarte Parzelle indem sie als Stütze der östlichen Parzelle genutzt wird. An einem Abschnitt der Mauer konnten auf einer Höhe von 1,15 m mehrere Öffnungen dokumentiert werden, die durch Verwendung rechteckiger Ton Rohre oder Holzbalken entstanden sind. Die archäologischen Grabungsarbeiten wurden innerhalb dieses Gebäudekomplexes geführt, wobei sich die genannte Mauer Z1 als westliche Gebäudemauer identifiziert wurde (Sanader 2003a, 55-59, Abb. 42-48). Dieses Gebäude, das zurzeit nicht näher bestimmt werden kann, bestand aus mehreren Räumen deren Zwischenwände an der Mauer Z1 ansetzen. Erhalten sind die Grundmauern, Grundmauerlinien und Bodenreste. Die Entfernung zwischen den einzelnen Wänden ist unterschiedlich (von 5,20 bis 15,30 m). Das andere Ende der Wände konnte nicht dokumentiert werden und eine zur Mauer Z1 parallel verlaufende Mauer, die die genannten Räume schließt, ebenfalls nicht. Dokumentiert werden konnten Reste des Bodens in einigen der Räume. Dieser bestand aus parallel verlaufenden Holzbalken, zwischen denen Holzstäbe mit rundem Querschnitt verlegt waren, die mit Mörtel beworfen wurden. Die Holzbalken waren in der Mauer Z1 verankert. Dokumentiert werden konnten auch ein Eingang, bzw. die Reste des Türstockes. Der Befund konnte bis jetzt nichts über die Funktion des Gebäudes aussagen. Die Zahlreichen
Das Legionslager Tilurium
Kleinfunde datieren das Gebäude in Zeit von der Mitte des 1. Jh. nach Chr. bis Mitte des 3. Jh. nach Chr. In der südöstlichen Ecke des Lagers wurde seit 1998 ein Gebäudekomplex mit Strebepfeilern untersucht (Sanader 2003a, 63-80, Abb. 54-75). Die Grabungsfläche war zum Teil durch besitzrechtliche Bedingungen eingeschränkt. So konnten nur die Randteile eines Grundstückes zur Gänze untersucht werden, während auf dem Grundstück selbst nur kleine gezielte Probeschnitte möglich waren. Die Arbeiten begannen an jener Stelle wo Reste antiker Mauern in einer rezenten Trockenmauer sichtbar waren. Diese verlief in ostwestlicher Richtung und trennte Kaskadenförmig das genannte Grundstück von den 2-5 m tiefer liegenden Feldern. Die Grabung hat ein Gebäudekomplex freigelegt deren Sudmauer in ostwestlicher Richtung verlief und mit Strebepfeilern gestützt war. Untersucht wurden auch die westliche und die östlichen Mauern, wobei dokumentiert werden konnte, dass auch Teile der östlichen Mauern mit Strebepfeilern gestützt waren. Beim Bau wurde außerdem eine Holzbalkenkonstruktion verwendet, bestehend aus waagrecht entlang der Mauer und quer durch die Mauer liegenden Balken. Unter dem westlichen Ende des Gebäudekomplexes wurden Reste eines älteren Objektes bzw. Kanals dokumentiert. In Inneren des Gebäudekomplexes wurde eine Schüttung dokumentiert, bestehend aus Gestein auf dem eine spätantike Grabkammer errichtet wurde. Insgesamt konnte eine Fläche von nahezu 1000 m2 untersucht werden (Abb. 4). Festgestellt werden konnten insgesamt sechs in ostwestlicher Richtung orientierte Zenturien und eine weitere in nordsüdlicher Richtung orientierte Zenturie. Wie bekannt war Tilurium ein Legionslager in dem am längsten die legio VII stationieret war. Jede Legion, und so auch die legio VII, bestand aus zehn Kohorten zu je sechs Zenturien. Aufgrund der grossen Anzahl von Legionssoldaten sind Zenturien der häufigste Gebäudetyp in einem Legionslager. Zenturien treten in der Regel in Gruppen zu je sechs auf, also in Gruppen zu je sechs Zenturien einer Legionskohorte. In Legionslagern sind sie meistens nach zwei verschiedenen Mustern verteilt: 1. Parallel zueinander im ersten, dritten und fünften Scamnum, wobei die Quartiere der Zenturionen zur Wehrmauer bzw. zur Via principalis ausgerichtet sind. 2. In allen Richtungen um die Lagermitte herum.
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Die sechs in Tilurium dokumentierten Zenturien bilden also die Unterkunft einer Legionskohorte und die Quartiere der Zenturionen sind zur östlichen Wehrmauer gerichtet. Die siebente Zenturie, die mit den vorigen einen Gebäudekomplex bildet, gehört zu den Unterkünften einer anderen Legionskohorte bei der die Quartiere der Zenturionen zur südlichen Wehrmauer gerichtet sind. Daraus können wir schließen, dass die Zenturien in Tilurium nach dem zweiten Muster in alle Richtungen um die Lagermitte herum orientiert waren. In dauerhaften Legionslagern, die aus Holz oder Steinbauten bestanden haben sich die Zeltreihen der Marschlager zu einem standardisierten Gebäudetypus entwickelt der seit Augustus auftritt. Vergleichen wir die Zeltreihen bei Hyginus mit den Zenturien der Legionslager, werden zwei Unterschiede deutlich. Die Zenturien der Legionslager nehmen im Vergleich zu den Zeltreihen eine größere Fläche ein, und besitzen mehrere contubernia. Was den Grundriss betrifft, sind Zenturien lang ausgerichtete Gebäude, die an einer Seite einen rechteckigen und etwas breiteren Kopfbau besitzen. Hier befand sich das Quartier des Zenturio. Der lang ausgerichtete Teil des Gebäudes war auf 10-14 contubernia gegliedert. Jedes Contubernium bestand aus zwei Räumen. Der Vorderraum (arma) diente zum Ablegen der Waffen, und der Hinterraum (papilio) als Schlafraum eines Contuberniums, bzw. der Gemeinschaft von 6-8 Soldaten. Vor dem Eingang zum Contubernium befand sich ein überdachter Vorraum, der vom Hof betreten wurde. Die in Tilurium dokumentierten Zenturien weichen nach Anordnung und Grundriss nicht von anderen bekannten Centurien in Legionslagern ab. Diese Zenturien könne dem Typus A, oder D bzw. G und dem Unter Typus 2 zugeschrieben werden (Davison 1989, 267, 271). Doch die Bauweise dieser Zenturien weist eine Besonderheit auf. Tilurium ist von einem ausgeprägten Höhenunterschied innerhalb des Lagers geprägt. Das Gelände fällt vom Westen nach Osten und vom Norden nach Süden. Dies ist bis heute anhand der Kaskadenförmigen Terrassen gut zu erkennen. Der Höhenunterschied zwischen dem höchsten Punkt im Nordwesten und dem niedrigsten Punkt in Südosten beträgt ca. 20 m. Die beschriebenen Zenturien befinden sich an der niedrigsten Stelle des Lagers. Deswegen mussten beim Bau Abhänge zu stabilen waagrechten Flächen umgewandelt werden auf denen die Zenturien errichtet werden konnten. Dies wurde durch Errichtung von zugeschütteten Fundamenten erreicht. Die südlichsten
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Abb. 4. Grundriß der Mannschaftsbaracken
Fundamente, die eine Zenturie zu tragen hatten, wurde zusätzlich mit Strebepfeilern befestigt, was garantieren sollte, dass die tragende Last verlässlich auf den Grundboden übertragen wird (Abb. 5). Dokumentiert werden konnten zugeschüttete Fundamente für vier Zenturien (1-3 und 7). Ob solche Fundamente auch bei den restlichen Zenturien dieser Kohorte verwendet wurden konnte nicht überprüft werden. Der Befund zeigt, dass
die Fundamente den Grundriss der Zenturien die sie tragen sollten übernommen haben. Spätere Eingriffe haben dazu geführt das die Innenräume der Zenturien, die Contubernia samt arma und papilio zerstört worden sind, erhalten geblieben sind nur die zugeschütteten Fundamente. Dokumentiert werden konnte auch der Eingang zum Zwischenhof der Centurien 1 und 2 (Abb. 6). Da die zugeschütteten Fundamente bis zu
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Abb. 5. Strebepfeiler (GAR05-dig0812)
2 m höher sind als die antike Gehfläche, die an ihrer Süd- und Ostseite, sowie im Eingang zum Zwischenhof dokumentiert wurde, stellt sich die Frage wie dieser Höhenunterschied bewältigt wurde. Wie verlief der tägliche Verkehr zwischen der antiken Gehfläche am Fuße der Fundamente und der Zenturien die sie getragen haben? Eine in Frage kommende Möglichkeit währen Holzstufen die an die Nordfassade der Zenturie 1 und die Südfassade
der Zenturie 2 gelehnt waren (Abb. 7 A-B). Obwohl die Zenturien selbst nicht erhalten sind, können sie als Steinbau im Sinne der Fundamente rekonstruiert werden, oder aber die Fundamente aus Stein haben einen Holzbau getragen. Die Inschriften aus Tilurium bestätigen, dass dieser Ort vom Beginn des 1. Jh. nach Chr. bis zur Mitte des 3. Jh. als militärisches Lager genutzt wurde (Zaninović 1996, 280-291). Die beschriebenen
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Abb. 6. Der Eingangsbereich zwischen zwei Mannschaftsbaracken (GAR02-dig0177)
Zenturien zeugen von mindestens drei Bauphasen im südöstlichen Eck des Lagers. Der Befund zeigt, dass die Fundamente der Zenturien über einem Kanal errichtet wurden der zu einem noch unbekannten älterem Bau gehören der ersten Phase gehören muss. Der Kanal ist in eine Schicht eingegraben in der auch eine Abfallgrube eingegraben ist. Die Keramikfunde aus der Grube lassen sich bis zum 1. Drittel des 1. Jh. nach Chr. datieren. Diese Datierung wird durch Münzfunde aus der antiken Gehfläche bestätigt. Der terminus ante quem non für die Münzen ist das Jahr 37. nach. Chr. Das bedeutet, dass der Kanal auf jeden Fall vor 37. errichtet wurde. Zur zweiten Phase gehören die Centurien. Neben der erwähnten Münzen kann zu ihrer Datierung noch der Ziegelstempel leg(ionis) VII C(laudiae) p(iae) f(idelis) herangezogen werden, der unmittelbar über der antiken Gehfläche dokumentiert wurde. Dieser Ziegelstempel muss in die Zeit nach 42. nach Chr. datiert werden, weil die legio VII damals den Ehrentitel Claudia pia fidelis bekommen hat. Die dritte Phase tritt mit der Zuschüttung des Zwischenhofes mit amorphem Gestein ein. Nimmt man die historischen Ereignisse in Betracht, kann so eine Maßnahme entweder nach dem Abzug der
legio VII aus Tilurium im letzten Drittel des 1. Jh. angenommen werden, oder nach dem Abzug der letzten Militäreinheiten in der Mitte des 3. Jh. Die wenigen Funde aus der Zuschüttung sind bei der Datierung leider nicht hilfreich. Drei Gräber, eine Grabkammer und die Reste einer Mauer auf den mittlerweile umgestalteten Zenturien werden bis zum Ende des 4. Jh. datiert und gehören zu einer spätantiken, zur Zeit nicht näher bestimmten Phase in Tilurium. Abschließend muss betont werden, dass sich die archäologischen Grabungsarbeiten im Legionslager Tilurium einigen der verfolgten Ziele entschieden genähert haben. Der Umfang des Lagers und die Anordnung der Zenturien im südöstlichen Teil des Lagers konnten ermittelt werden. Dokumentiert werden konnte auch welche Art und Weise die Abhänge zu stabilen waagrechten Flächen umgewandelt wurden, weiters die Tatsache, dass beim Mauern massiv Holzbalken verwendet wurden. Im südöstlichen Teil des Lagers konnten mindestens drei Bauphasen festgestellt werden, von denen die älteste vor 37 nach Chr. datiert werden kann. Dokumentiert werden konnten die stratigraphischen Verhältnisse der drei Mosaikböden im zurzeit nicht näher bestimmten Gebäude, die von einer länger andauernden
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A
B
Abb. 7. A und B: 3D Rekonstruktion der Mannschaftsbaracken
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Mosaikbodenherstellung zeugen. In Anbetracht der bisherigen Resultate, die hier zusammenfassend vorgestellt wurden, sind wir sicher, dass die weiter
andauernden Grabungsarbeiten noch mehr zu unserer Vorstellung über römische Legionslager beitragen werden.
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Prof. Dr. Mirjana Sanader Odsjek za arheologiju Filozofskog fakulteta u Zagrebu Ivana Lucica 3 HR-10000 Zagreb
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