Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Mecklenburg. Zentraler Bestattungsplatz einer Siedlungskammer in der vorrömischen Eisenzeit? Ber. RGK 83, 2002 (2004) 145-178.
Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Mecklenburg- Zentraler Bestattungsplatz einer Siedlungskammer in der vorrömischen Eisenzeit?
Von Peter Ettel
Mit der Eisenzeit kam es in Mitteleuropa zu kulturellen und sozialen Umschichtungen, die zur Entstehung verschiedener Kulturgruppen führten, die sich in Sachbesitz, Bewaffnung, Tracht, Wirtschaftsformen, Siedeiverhalten und Bestattungsbrauchtum unterschieden. Die südlichen Kulturgruppen im Alpen- und Mittelgebirgsraum mit Hallstatt- und Latenekultur, also die Kelten, sowie die Kulturgruppen nördlich der Mittelgebirge, die mit dem Begriff "J astorf-Kultur" umschrieben werden, gingen dabei verschiedene Wege. Beide Kreise standen in gewissem Kontrast zueinander, beeinflußten sich jedoch zu jeder Zeit, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und Wirkung sowie wechselnder Richtung. War es zunächst die Hallstatt- und frühe Latenekultur, die nach Norden hin ausstrahlte, so waren es gegen Ende der vorrömischen Eisenzeit Einflüsse aus dem Elbegebiet, die im Mittelgebirgsraum und südlich davon entscheidende Veränderungen bewirkten. Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen, etwa 20 km nordwestlich von Schwerin, liegt im Kernbereich der J astorf-Kultur. Die J astorf-Kultur, die ihrenNamenvom eponymen Fundort Jastorf im nordwestlichen Niedersachsen erhielt, ist ein Sammelbegriff für brandbestattende Gruppen im nördlichen Mitteleuropa während der vorrömischen Eisenzeit. Sie entstand im 6. Jahrhundert aus dem bronzezeitlichen Milieu des norddeutsch-südskandinavischen Raumes und gliedert sich in mehrere, regionale, zentrale und periphere Untergruppen1• Zu den Kerngebieten gehören Südjütland, Schleswig-Holstein, N ordniedersachsen, Mecklenburg, die Altmark und Nordwest-Brandenburg. Die westliche Peripherie bildet die Nienburger Gruppe, die südliche Peripherie nehmen die mitteldeutschen Jastorf-Gruppen an Mitteleibe und Saale, Mulde, Elster und Elbe ein. Das Kerngebiet seinerseits untergliedert sich nochmals in die Jastorf-Gruppen im engeren Sinne mit Holstein, Nordostniedersachsen, der Westprignitz, der westlichen Altmark und Westmecklenburg, auch als Unterelbe-Gruppe bezeichnet. Hierzu gehört der Fundplatz Mühlen Eichsen am östlichen Rand dieser Gruppe. Östlich schließt die Warnow-Odermündungs-Gruppe an, die vom Schweriner See bis zur Uecker reicht, südöstlich die Seengruppe sowie die Mittelelbe-Havel-Gruppe in NordwestBrandenburg und westwärts bis in die östliche Altmark (Abb.l). In der zeitgleichen Hallstatt- und Latenekultur kennen wir überwiegend Körperbestattungen in meist kleineren Gräberfeldern und eine soziale Differenzierung von einfachen Gräbern 1 R. MüLLER, Jastorf-Kultur. In: RGA' 16 (B erlin, New York 2000) 43-55 . - H . KEILING, Die Entstehung der Jastorfkultur und zeitgleicher Gruppen in Rhein-Weser-Gebiet und deren geographische Verbreitung. In: B. Krüger (Hrsg.), Die Germanen. Geschichte und Kultur der germanischen Stämme 1. Von den Anfängen bis zum 2. Jahrhundert u.Z. (Berlin 1976) 86-105.- Regionale Gliederung nach H. SEYER, Siedlung und archäologische Kultur der Germanen im H avel-Spree-Gebiet in den Jahrhunderten vor Beginn u.Z. Sehr. Ur- u. Frügesch. 34 (Berlin 1982) 93 Abb.41 ; zuletzt J. BRANDT, Jastorf und Latene. Kultureller Austausch und seine Auswirkungen auf soziapolitische Entwicklungen in der vorrömischen Eisenzeit. Internat. Arch. 66 (Rahden / Westf. 2001) 25 ff. Karte 1.
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Mühlen Eichsen 150 km
Abb.l. Regionale Gliederung der Jastorf-Kultur mit Mühlen Eichsen: 1-2 Nord- und mitteljütische Gruppe; 3 südjütische Gruppe; 4 Unterelbe-Gruppe; 5 Warnow-Odermündungsgruppe; 6 Seengruppe; 7 Mittelelbe-Havel-Gruppe; 8 Eibe-Saale-Gruppe; 9 Nienburger Gruppe (nach SEYER [Anm.l] 93 Abb.14).
bis zu Prunkbestattungen wie diejenigen am Glauberg und in Hochdorf2. Eindrucksvoll sind große Grabhügel, die in einigen Fällen mit 50-100m Durchmesser und bis zu 10m Höhe im Gelände weithin sichtbar waren. Ein Blick in die rekonstruierte, ehemals ca. 20m2 große Grabkammer von Hochdorf zeigt den Reichtum des hier Bestatteten. Auf dem vierrädrigen Wagen stand das Bronzegeschirr, der Kessel in der Ecke war mit 4001 Met gefüllt, die Trinkhörner für ein Symposium mit neun Personen waren an der Kammerwand aufgehängt, der Tote selbst lag 2 Zusammenfassend zuletzt S. S!EVERS, Alt-Europatritt ins Licht der Geschichte. In: U. v. Freeden/ S. v. Schnurbein (Hrsg.), Spuren der Jahrtausende. Archäologie und Geschichte in Deutschland (Stuttgart 2002) 210 ff.; J. BIEL, Der Keltenfürst von Hochdorf (Stuttgart 1985); DERS. /S. RIECKHOFF (Hrsg.), Die Kelten in Deutschland (Stuttgart 2002); Das Rätsel der Kelten vom Glauberg. Glaube- Mythos - Wirklichkeit. Ausstellungskat. Frankfurt a.M. (Stuttgart 2002).
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Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Mecklenburg
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auf einer Kline nach oberitalischem Vorbild in fein gewebter Kleidung mit Dolch und goldenem Halsring als Standeszeichen. In der keltischen Kultur kam es zudem zur Ausbildung von befestigten Höhensiedlungen, sogenannten Fürstensitzen, wie der Mont Lassois in Ostfrankreich, der Marienberg in Würzburg, der Ipf bei Bopfingen mit planiertem Gipfelplateau undWallanlagen auf der flachen Seite im Vorfeld des Plateaus oder die Heuneburg mit der nach südlichem Vorbild errichteten Lehmziegelmauer und dem mit den Grabungen erfaßten Handwerkerviertel in der Südostecke3 • In der Spätlatenezeit schließlich erbauten die Kelten Viereckschanzen und Oppida, die von Frankreich bis Tschechien verbreitet sind 4• Der kleine Gleichberg im Süden von Thüringen wird dazugehören5 • Das besterforschte oppidum stellt sicherlich Manching bei Ingolstadt an der Donau dar mit insgesamt 380 ha Ausdehnung, allseitig geschützt und bewehrt mit einer Mauer, in der ersten Phase ein murus gallicus, wie ihn Cäsar in seinem Gallienfeldzug beschreibt. Die Innenbebauung setzt sich teils aus landwirtschaftlichen Gehöften, aber auch aus Handwerkervierteln und sakralen Bereichen mit mehreren Tempeln zusammen. All diese Erscheinungen fehlen in der Jastorf-Kultur, zumal die Siedlungsforschung hier noch meist in den Anfängen steckt. Hier stellt innerhalb der regional differenzierten Kulturgruppen vorrangig das Bestattungsbrauchtum ein einheitliches und verbindendes Merkmal dar mit relativ einfachen Brandgräbern unterschiedlichen Typs, meist mit bescheidenen Trachtbeigaben. Prunkgräber mit Waffen, Bronzegeschirr, Sporen, Wagen usw. treten hier erst am Ende der Entwicklung an der nördlichen Peripherie auf6• Anhand der ausgedehnten Gräberfelder in der Jastorf-Kultur wird dagegen oftmals eine langandauernde Kontinuität und Platzkonstanz sichtbar, die von der Bronze- bis zur Kaiserzeit reicht, wie sie beispielweise für die Gräberfelder SchwisseF oder Börnicke 8 nachgewiesen ist. Dies gilt in besonderem Maße auch für das Gräberfeld von Mühlen Eichsen. Das ausgedehnte Gräberfeld der vorrömischen Eisen- und frühen Kaiserzeit östlich der Stepenitz (Abb. 2) wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts beim Bau der Chaussee von Mühlen Eichsen nach Schwerin bei der Gewinnung von Pflastersteinen entdeckt. Auf der Suche nach 3 SIEVERS (Anm.2); BIEL/RIECKHOFF (Anm.2); Heuneburgstudien I-IX. RGF 25, 33, 34, 37, 42, 45, 47, 51, 53, 56, 59 (Berlin, Mainz 1962-2000); W. KIMMIG, Die Heuneburg an der oberen Donau. Führer arch. Denkmäler in Baden-Württemberg (Stuttgart 1983 ); Luxusgeschirr keltischer Fürsten. Griechische Keramik nördlich der Alpen. Ausstellungskat. Würzburg (Würzburg 1995). 4 G. WIELAND (Hrsg.), Keltische Viereckschanzen. Einem Rätsel auf der Spur (Stuttgart 1999); SIEVERS (Anm. 2); DIES., Manching. Aufstieg und Niedergang einer Keltenstadt. Ber. RGK 80, 1999, 5-24. 5 R. SPEHR, Archäologische Topographie der Steinsburg bei Rörnhild (Dresden 1980); K. PESCHEL, Bemerkungen zur eisenzeitlichen Besiedlung der Steinsburg bei Römhild. Zeitschr. Arch. 16, 1982, 23-51; G. N EUMANN, Vor- und Frühgeschichte. In: Das Gleichberggebiet [Festschr. W . Unverzagt] . Werte Dt. Heimat 6 (Berlin 1963) 14-57; TH. GRASSELT /W. GALLIG. STOI, Die Ausgrabungen am Kleinen Gleichberg in den Jahren 1989-1990. Alt-Thüringen 27, 1993, 125-152. 6 K. RADDATZ, Das Wagengrab der jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Husby, Kreis Flensburg. Offa-Bücher 20 (Neumünster 1967); DERS., Husby. Ein Gräberfeld der Eisenzeit in Schleswig. Teii2.Katalog, Tafeln und Plan des Gräberfeldes. Offa-Bücher 30 (Neumünster 1974); 0 . H ARCK, Zur Herkunft der nordischen Prachtwagen aus der jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Acta Arch. 59, 1988, 91-111; M. ScHÖNFELDER, Das spätkeltische Wagengrab von Boe. Studien zu Wagen und Wagengräbern der jüngeren Latenezeit. Monogr. RGZM 54 (Mainz 2002) 96ff. 131 ff.; W. WEGEWITZ, Bestattungen in importiertem Bronzegeschirr in den Urnenfriedhöfen der jüngeren vorrömischen Eisenund der älteren römischen Kaiserzeit im Gebiet beiderseits der Niederelbe. Hammaburg N . F. 7, 1984/8 5, 69-132; 0.H. FREY, Einige Überlegungen zu den Beziehungen zwischen Kelten und Germanen in der Spätlatenezeit. In: Gedenkschrift für Gero von Merhart zum 100. Geburtstag. Marburger Stud. Vor- u. Frühgesch. 7 (Marburg 1986) 45-79 7 R.-H. BEHRENDS, Schwissel. Ein Urnengräberfeld der vorrömischen Eisenzeit aus Holstein. Urnenfriedhöfe Schleswig-Holstein 1 = Offa-Bücher 22 (Neumünster 1968). 8 E. REINBACHER, Börnicke. Ein ältereisenzeitlicher Urnenfriedhof im Havelland. Teil 1 (Berlin 1963 ). - H . SEYER, Siedlung und archäologische Kultur der Germanen im Havei-Spree-Gebiet in den Jahrhunderten vor Beginn u.Z. Sehr. Ur- u. Fri.ihgesch. 34 (Berlin 1982) 12f.
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Grabungsareal1994-2001 / Grabung 2002
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Urnengräber Urnengräber mit Steinsetzungen
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100m
Abb.2. Mühlen Eichsen. Plan des Gräberfeldes und der Siedlung.
wertvollen Gegenständen zerstörte man damals wohl über 200 Bestattungen. 1907 unternahm Robert Beltz eine Grabung auf dem Gräberfeld (Abb. 3)9. Die Funde von diesen ersten Grabungen müssen leider zum Großteil als verschollen und zerstört angesehen werden, einige von ihnen liegen wenigstens zeichnerisch dokumentiert vor. Anschließend geriet der Fundplatz lange Zeit in Vergessenheit. Im November 1993 entdeckte dann ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, daß beim Zupflügen einer Gasleitung ca. 20 Bestattungen zerstört worden waren. Bei einer Begehung des Ackers und der anschließenden Notbergung durch Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde konnten weitere, durch Tiefpflügen zerstörte Gräber lokalisiert werden. Eine anschließende Grabung des Landesamtes für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern zeigte, daß ein großer Teil des Friedhofes bislang unentdeckt und unversehrt geblieben war. Die Bestattungen liegen allerdings in einigen Bereichen nur noch wenige Zentimeter unter der heutigen Ackeroberfläche und sind so durch die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes in extremem Maße bedroht. Um der fortschreitenden Zerstörung des Bodendenkmals durch landwirtschaftliche Nutzung zuvor zu kommen, unternahm das Landesamt für Bodendenkmalpflege von 1994 bis 1998 jährlich eine Grabung mit ABM-Mitteln in einem Umfang von etwa acht bis zehn Arbeitern unter der Leitung eines Grabungstechnikers. Mit diesen Grabungen wurden an die 900 Bestattungen freigelegt und dokumentiert; eine vollständige Untersuchung des Gräberfeldes, wenn auch angestrebt, hätte so allerdings erst nach Jahrzehnten abgeschlossen
' R. BELTZ, Mühlen Eichsen. In: Reallexikon der Vorgeschichte 8 (Berlin 1927) 325; P. Enu/ V. MAlER, Archäologische Rettungsgrabung des eisenzeitlichen Gräberfeldes von Mühlen-Eichsen, Lkr. N ordwest-Mecklenburg. Arch. Ber. Mecklenburg-Vorpommern 7, 2000, 72-81.- J. PARSCHAU, Einblicke zwischen Schaalsee und Stepenitz 3. Bodendenkmalpflege und ur- und frühgeschichtliche Besiedlung im Kreis Gadebusch (Gadebusch 1993).
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Abb. 3. Mühlen Eichsen. Grabungsaufnahme von 1907.
werden können-angesichtsder landwirtschaftlichen Nutzung des Geländes ein unkalkulierbares und untragbares Risiko. So entschloß sich das Landesamt für Bodendenkmalpflege 1999 im Einvernehmen mit den Arbeitsämtern Schwerin und Gadebusch, jährlich eine Grabungskampagne mit bis zu 40 Arbeitern unter der örtlichen wissenschaftlichen Leitung von Frau Viola Maier durchzuführen. Seit 2000 wird das Projekt in Kooperation des Archäologischen Landesmuseums MecklenburgVorpommern (Dr. Friedrich Lüth) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena weitergeführt. So finden jährlich nun auch begleitend Lehrgrabungen mit Jenaer Studenten statt, erweitert durch Teilnehmer aus anderen Ländern, so z.B. 2000 im Rahmen eines Studienpraktikums des DAAD durch chinesische Studenten (Abb. 4)' 0 • In einer Lehrveranstaltung in Jena werden schließlich jährlich von den an der Grabung beteiligten Studierenden einige Gräber, die sie selbst ausgegraben haben, weiter aufgearbeitet und bis hin zur Publikation ausgewertet und auch die anthropologische Bestimmung der Leichenbrände durchgeführt 11 •
10 Teilnahme unter Leitung von Professor Wu. Das Studienpraktikum erfolgte in Kooperation des Archäologischen Landesmuseums Mecklenburg- Vorpo mmern, der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts und des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität]ena. Chinesische Studierende hatten so die Möglichkeit, die in Deutschland üblichen Ausgrabungsmethoden, Grabungstechniken und die Fundauswertung zu erfahren und kennen zu lernen. Andererseits hatten angehende deutsche Archäologen die seltene Chance zu erfahren, mit welchen wissenschaftlichen Mitteln in China gearbeitet wird. 11 P. EITEL u. a., Zur Weiterführung der Ausgrabungen auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen Eichsen, Lkr. Nordwest-Mecklenburg. Arch. Ber. Mecklenburg-Vorpommern 8, 2001, 53-64; P. EITEL u. a., Die Ausgrabungen im Jahr 2001 auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen Eichsen. Ebd. 9, 2002, 66-78; V. MAlER, Nachbau eines Keramikbrennofens auf der archäologischen Ausgrabung in Mühlen Eichsen, Lkr. Nordwestmecklenburg. Ebd. 26-31. -Einige der hierbei erzielten Ergebnisse haben die Studierenden 2001 in einer kleinen Präsentation im Foyer der FSUJena mit Postern gezeigt, u.a. Herr Häckel seine anthropologische Auswertung.
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Abb. 4. Mühlen Eichsen. Grabungskampagne 2000 mit Studenten ausJenaund China.
Mit den erweiterten Grabungen ab 1999 sollte als erstes Ziel die Gesamtausdehnung des Gräberfeldes festgestellt werden, um die weitere Vorgehensweise festlegen zu können. Gestützt auf Geländebegehungen mit Studenten der Universitäten Würzburg und Rostock im Rahmen einer Lehrgrabung 1998 und Suchschnitten nach Süden, Osten und Westen - im Nordosten wurde die Grenze des Gräberfeldes bereits mit den Flächengrabungen 1994 bis 1998 erreicht - gelang dies mit großer Wahrscheinlichkeit (Abb. 2). Um die Ausdehnung des Gräberfeldes exakter zu erfassen, wurden zudem von St. Kroll und E. Erkul geophysikalische Prospektionsmethoden- Geomagnetik, Georadar und Geoelektrik- eingesetzt, u. a. auch im Rahmen eines Projekts, das die Anwendbarkeit dieser Verfahren allgemein bei verschiedenen Geländedenkmälertypen bei unterschiedlichen Böden in Mecklenburg-Vorpommern untersucht. Georadar, ein elektromagnetisches Reflektionsverfahren, bei dem im Untergrund mit elektromagnetischen Weilen Störkörper registriert werden, erwies sich dabei als die Methode mit den bislang besten Ergebnissen. Mit diesem V erfahren lassen sich bei einem geringen Profillinienabstand von 5 cm die Steinsetzungen der einzelnen Grabanlagen eindeutig darstellen, so daß zum einen die Ausdehnung eines Gräberfeldes zumindest anhand der Steinsetzungen klar umrissen werden kann, zum anderen die nachfolgenden Grabungen erleichtert werden (Abb. 5). Die Prospektion des Nordbereichs mit Georadar ist noch nicht endgültig abgeschlossen; die ersten Ergebnisse mit nachfolgender Ausgrabung im Jahr 2001 haben in einem Streifen von 150m x 40 meinige partielle Korrekturen im Nordwesten erforderlich gemacht: Das Gräberfeld reichte hier etwa noch 20-30 m weiter als erwartet. Inwieweit sich das Gräberfeld auch jenseits der Straße weiter erstreckt, wie anhand der Entdeckung beim Straßenbau 1907 zu erwarten ist, wurde mittels Georadar auf einer Fläche von 50 m x 20m prospektiert. Im Bereich der Kiesgrube wird man ehemals vorhandene Gräber voraussetzen dürfen, die beim Kiesabbau teils schon im frühen 20. Jahrhundert zerstört wurden.
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Abb. 5. Mühlen Eichsen. Links Ausschnitt des geomagnetischen Befundes, rechts der Befund nach der Ausgrabung 2001.
Die Ergebnisse zusammengefaßt: Das Gräberfeld liegt auf einem Areal von etwa 350m Länge und 100-175 m in der Breite; dabei ist die mutmaßliche Erstreckung im Bereich der Straße und östlich darüber hinaus nicht einmal berücksichtigt. Das Gräberfeld besaß demnach eine Größe von ca. 4 ha und zählt so flächenmäßig mit Abstand zu den größten Gräberfeldern in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus in ganz Norddeutschland. Im Verlauf der letzten Grabungskampagnen gelang es, die Grenzen des Gräberfeldes im Südosten und Südwesten vollständig zu erfassen, so daß nun der Südostbereich komplett und mit 3 ha etwa drei Viertel des Gräberfeldes ausgegraben sind. Dank verbesserter Organisation und Aufstockung auf bis zu 40 Grabungsarbeiter ab dem Zeitraum 1999/2000, konnten jährlich knapp 900 Gräber geborgen und dokumentiert werden, so daß zum jetzigen Zeitpunkt etwa 3 730 Gräber bekannt sind 12 • Überträgt man die bisherige Belegungsdichte im Südostareal auf die noch zu untersuchenden Flächen, so wird man insgesamt über 5 000 Bestattungen auf dem Gräberfeld von Mühlen Eichsen erwarten dürfen. Betrachtet man die Belegungszahlen der Gräberfelder im Bereich der Jastorf-Kultur, so wird trotz der bekannten Problematik von Altgrabungen, zerstörter und teiluntersuchter Nekropolen nach der kürzlich zusammenfassenden Betrachtung von J. Brandt deutlich, daß es Gräberfelder gab, auf denen vergleichsweise wenige Personen bestattet wurden, daneben aber auch viele Nekropolen mehrere hundert oder gar tausend Gräber aufweisen können 13 • Auf der Abbildung 6 sind Gräberfelder mit 100-500, 500-1000 sowie Gräberfelder mit mehr als 1000 Bestattungen unterschieden. Finden sich Nekropolen bis zu 500 Bestattungen nahezu im gesamten Bereich der Jastorf-Kultur, so sind die großen Nekropolen mit 500-1000 und mehr als 1 000 Bestattungen vor allem aus dem Gebiet der J astoder Kerngruppe und aus der Nienburger 12
Bei insgesamt 5 750 Befundnummern, die auch Verfärbungen, Leichenbrandstellen, Feuerstellen usw. um-
13
BRANDT (Anm.l) 27ff. Karte 4 u. 5.
fassen.
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Abb. 6. Gräberfelder der vorrömischen Eisenzeit mit Gräberanzahl und regionale Gliederung der JastorfKultur (nach BRANDT [Anm. l] Karte I u. IV-V).
Gruppe bekannt. Dazu gehören die Fundplätze von Arupgard 14 und Husbyl 5 in der mittelbzw. südjütischen Gruppe, Ehestorf-Vahrendorf16 und Leese 17 an der westlichen Peripherie in der Nienburger Gruppe, sowie Putensen 18, Hornbek19 , SchwisseF0 und Groß-Timmendorf21 14 E. ] 0 RGENSEN, Tuernes mysterier. Skalk 1975, 3-10; C.K. ]EN SE N , Chronologische Probleme und ihre Bedeutung für das Verständnis der vorrömischen Eisenzeit in Süd- I Mitteljütland. Prähist. Zeitschr. 71, 1996, 197 ff. 15 RADDATZ (Anm.6, 1967); DERS. (Anm. 6, 1974). 16 W. WEGEWITZ, Der Urnenfriedhof von Ehestorf-Vahrendorf im Kreise Barburg aus der vorrömischen Eisenund älteren Kaiserzeit. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 6 (Hildesheim 1962). 17 K. TACKENBERG, Die Kultur der frühen Eisenzeit (750 vor Christi Geburt) in Mittel- und Westhannover. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 1,3-4 (Hildesheim, Leipzig 1934); R. MAlER, Ein eisenzeitlicher Brandgräberfriedhof in Leese, Ldkr. Nienburg (Weser). In: K. Wilhelmi (Hrsg.), Ausgrabungen in Niedersachsen. Archäologische Denkmalpflege 1979-1984. Ber. Denkmalpfl. Niedersachsen Beih. 1 (Stuttgart 1985) 181-185. 18 W. WEGEWITZ, Das langobardische Brandgräberfeld von Putensen, Kreis Harburg. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 10 (Hildesheim 1972). 19 A. RANGS-BORCHLING, Das Gräberfeld von Hornbek in Holstein (2.Jahrhundert vor bis 2.Jahrhundert nach Christi Geburt). Offa-Bücher 18 (Neumünster 1963); B. BERNHARDT, Das eisenzeitliche Gräberfeld von Hornbek, Kreis Herzogtum Lauenburg. Gräber und Funde der Bergungen 1972-75 (Ungedr. Magisterarbeit Kiel1992). 20 BEHRENDS (Anm. 7).
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Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Mecklenburg
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in der Unterelbe-Gruppe, wozu am Ostrand auch Mühlen Eichsen gehört. Einige dieser Gräberfelder sind fortlaufend, z. T. mit Schwerpunkt in der Römischen Kaiserzeit belegt, so daß die Bestattungszahlen für die vorrömische Eisenzeit z. T. weniger als 1 000 betragen können; in Groß-Timmendorf sind aber für die vorrömische Eisenzeit über 1 000 Gräber nachgewiesen, und das Gräberfeld Schwissel weist knapp 2 500- 3 000 Gräber für den Zeitraum der älteren und jüngeren Eisenzeit auf. Das größte Gräberfeld für die vorrömische Eisenzeit stellt bislang aber Mühlen Eichsen mit 3 700 gegrabenen und über 5 000 zu vermutenden Bestattungen dar. Bestattungen wurden in Mühlen Eichsen-den Urnenformen und Beigaben nach- von der vorrömischen Eisenzeit bis in die ältere Kaiserzeit hinein angelegt, d.h. von ca. 550v. Chr. bis 100 n.Chr., also über einen Zeitraum von ca. 700 Jahren- wenn auch sicherlich nicht mit immer gleicher Intensität. Inwieweit schon in der ausgehenden Bronzezeit Urnengräber angelegt wurden, worauf einige Altfunde und wenige Befunde22 hinzuweisen scheinen, muß noch fraglich bleiben. Gesichert setzt das Gräberfeld mit Gräbern der Stufe Ia ein. Legt man die von H. Keiling 1969 für Westmecklenburg erarbeitete Chronologie zugrunde 23, die auch heute noch im wesentlichen Gültigkeit hat, so wurden nach einer vorläufigen Durchsicht der Befunde, die angesichts der Zahl der Bestattungen freilich nur unter Vorbehalt gültig sein kann, während der gesamten älteren Eisenzeit, d. h. den Stufen Ia, b und c, und auch in den folgenden Stufen der jüngeren Eisenzeit Ila und b Gräber angelegt. Gegen Ende der vorrömischen Eisenzeit nimmt die Belegung ab, eine sichere Beurteilung der Stufe Ilc ist bislang problematisch, Waffengräber fehlen. Das Ende bilden Gräber der frührömischen Kaiserzeit mit entsprechenden Rallenkappenfibeln der Stufe B1 dazu Knochennadeln und Spinnwirtel. In dieser letzten Belegungsphase der frührömischen Kaiserzeit gehört Mühlen Eichsen zur sogenannten Grevesmühlener Gruppe, die in Nordwest-Meeklenburg verbreitet ist und sich von der südlich anschließenden Körchower Gruppe laut Keiling deutlich absetzt24 • Eine immer wieder postulierte Zugehörigkeit der Siedlungsregion auch von Mühlen Eichsen zum Gebiet der Langobarden, die sich für das 1.-4. Jahrhundert n. Chr. aus dem Vergleich schriftlicher Nachrichten von antiken Autoren wie Velleius Paterculus, Strabon und Tacitus sowie archäologischen Funden mit großer Wahrscheinlichkeit an der unteren Elbe, d. h. dem Gebiet der Körchower Gruppe und vielleicht auch der Grevesmühlener Gruppe mit Mühlen Eichsen, lokalisieren lassen, sei dahingestellt (Abb. 7)2 5 • Die weitere Entwicklung - der Zug 21 H . HINGST, Urnenfriedhöfe der vorrömischen Eisenzeit aus Südostholstein. Urnenfriedhöfe Schleswig-Holstein 12 = Offa-Bücher 67 (Neumünster 1989) 12 ff. 81 ff.; L. FISCHER, Das Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit von Groß Timmendorf, Kr. Ostholstein. Untersuchungen zu Chronologie, räumlicher Struktur und gesellschaftlichem Wandel (Ungedr. Diss. Kiel2000); DERS., E meridie Iux? Zur Frage eines südlichen Einflusses bei der Herausbildung der Jastorfkultur. Arch. Korrbl. 31,2001, 411-427; DERS., Das große Vorbild? D er Übergang zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit im Kerngebiet der Jastorfkultur und das Verhältnis zum keltischen Süden. Arch. Inf. 24, 2, 2001,247-270. 22 U .a. eine bronzene Nadel mit kleinem Kugelkopf aus Bef.35. 23 H. KEILING, Die vorrömische Eisenzeit im Elde-Karthane-Gebiet (Kreis Perleberg und Kreis Ludwigslust). Beitr. Ur- u. Frühgesch. Bez. Rostock, Schwerin, Neubrandenburg 3 (Schwerin 1969), z. T. erweiternd DERS., Kolbow. Ein Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit im Kreis Ludwigslust. Beitr. U r- u. Frühgesch. Bez. Rostock, Schwerin, Neubrandenburg 8 (Berlin 1974); DERS., Glövzin. Ein Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit im Kreis Perleberg. Beitr. Ur- u. Frühgesch. Bez. Rostock, Schwerin, Neubrandenburg 12 (Berlin 1979). 24 In der Grevesmühlener Gruppe beginnt die Urnenfeldbelegung nach Keiling bereits in den Jahrhunderten vor Christus: H. KEILING, Eisen- und frühkaiserzeitliche Fundplätze auf der Gemarkung Holdorf, Kreis Gadebusch. Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 39, 1991, 73-119 bes. Karte S.116.- Zur Stufe IIc allgemein: H. KEILING, Zum Belegungsabbruch auf Jastorf-Friedhöfen in Westmecklenburg und der westlichen Prignitz. In: U. Masemann (Hrsg.), Forschungen zur Archäologie und Geschichte in Norddeutschland. Festschrift für Wolf-Dieter Tempel zum 65. Geburtstag (Rotenburg/Wümme 2002) 103-115. 25 H. KEILING, Die Langobarden in Mecklenburg. In: R. Busch (Hrsg.), Die Langobarden. Von der Untereibe nach Italien. Veröff. Hamburger Mus. Arch. u. Gesch. Harburg, Helms-Mus. 53 (Neumünster 1988) 35-38; W. MENGHIN, Die Langobarden. Archäologie und Geschichte (Stuttgart 1985) Vorsatz; KRüGER (Anm. 1) 53 Abb. 5; A.
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Abb.7. Siedlungsgebiete und Wanderungen der Langobarden (nach W. M ENGHIN in: v. FREEDEN/ v. ScHNURBEIN [Anm.2] 294 Abb.SOS).
der Langobarden von der unteren Elbe über die Altmark, Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Südwest-Slowakei, Pannonien bis nach Italien mit der Gründung des Langobardenreiches 568 - ist bekannt. Ohne einer eingehenden Analyse vorgreifen zu wollen, scheint der Belegungsschwerpunkt in Mühlen Eichsen am Übergang von der älteren zur jüngeren Eisenzeit zu liegen, darauf wird am Beispiel des Südostbereiches noch zurückzukommen sein. Das Beigabenspektrum entspricht den von H. Hingst und H. Keiling für das Gebiet Holstein und W estmecklenburg zusammengestellten Übersichten26 • Es handelt sich neben den Urnengefäßen vor allem um Trachtzubehör, Nadeln, später Fibeln, vor allem vom Mittellateneschema, dazu Gürtelhaken in unterschiedlich entwickelten Formen, vereinzelt in der älteren Eisenzeit noch Arm- und Halsringe sowie selten Ohrschmuck Die Unterelbe-Gruppe, zu der Mühlen Eichsen gehört, charakterisieren gestreckte eiserne Nadeln mit rundlichem Kopf, Flügelnadeln vom J astorf-Typ, Holsteiner Nadeln und deren Vorformen, Kropfnadeln mit großem Ringkopf, Bombenkopfnadeln, Segel- und Spiralohrringe, Tinsdahler und Heitbraker Fibeln, Flügelnadelfibeln, Ösenringe, Haftarmgürtelhaken sowie rechteckige Fibeln vom GENRICH, Die Wohnsitze der Langobarden an der Niedereibe nach den schriftlichen Nachrichten und den archäologischen Quellen. Die Kunde N.F. 23, 1972,99-114. 26 KEILING (Anm.23, 1969) Taf.69-71; H . HINGST, Die vorrömische Eisenzeit. In: Geschichte SchleswigHolsteins II 3 (Neumünster 1964); DERS., Vorgeschichte des Kreises Stormarn. Veröff. Landesamt Vor- u. Frühgesch. Schleswig. Vor- u. Frühgesch. Denkmäler u. Funde Schleswig-Holstein 5 (Neumünster 1959); DERS., Die vorrömische Eisenzeit. In: K.W. Struve / H. Hingst / H. Jankuhn (Hrsg.), Geschichte Schleswig-Holsteins II: Von der Bronzezeit bis zur Völkerwanderungszeit (Neumünster 1979).
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Mittellateneschema. Mühlen Eichsen reiht sich hier ein (Abb. 8). Dazu kommen Fundstücke, die Verbindungen in die angrenzenden Regionen belegen, wie z. B. die Pommersehe Fibel, die vor allem im östlich anschließenden Gebiet Vorpommerns und Polens verbreitet ist27 . Für die Untereibegruppe hingegen sind Bombenkopfnadeln typisch, von denen in Mühlen Eichsen, an der östlichen Grenze des Verbreitungsgebietes nach Vorpommern hin, bereits mehrere Exemplare aus Gräbern stammen. Es handelt sich dabei um Nadeln mit eisernem Schaft und einem aus zwei halbkugeligen Bronzeschalen bestehenden Kopf, der eine Verzierung aus kreuzförmigen Linienbändern auf Ober- und Unterseite aufweisen kann28 . Dank einer sorgfältigen Restaurierung29 wissen wir über die innere Konstruktion solcher Nadeln Bescheid, wobei offensichtlich ein vierstabiges Gestell mit Endknöpfen zur Befestigung der beiden bronzenen Halbkugeln diente. Ebenfalls Verbindungen nach Westen, nach Holstein und Niedersachsen zeigen dreigliedrige Gefäße vom sogenannten Todendorfer Typ mit hohem Hals, Trichterrand und schwarzer Oberfläche30 . Daneben gibt es eine Reihe von Funden, vor allem Arm- und Halsringe sowie Fibeln vom Früh- und Mittellatenetypus, die Kontakte in den Süden bis in den keltischen Kreis belegen31. Hierbei kommt gerade dem thüringischen Gebiet, das in der gesamten Vorgeschichte eine Drehscheibe der Kulturen darstellt, als Vermittler zwischen dem nördlichenJastorf-Kreis und dem südlichen Kulturkreis, den Kelten, eine entscheidende Rolle zu. Dies betrifft sowohl materielles Sachgut wie Trachtgegenstände unterschiedlicher Art als auch Ideen, soziale und religiöse Vorstellungen, die sich im Norden, wenngleich oft nur in Ansätzen, niederschlagen. Kennzeichnend für Mühlen Eichsen ist im Vergleich zu anderen Gräberfeldern der vorrömischen Eisenzeit eine relativ große Vielfalt von Beigaben. Dies zeigt in besonderem Maße ein Kettenplattenschmuck mit Fibeln aus Grab 1474, der vor allem im mittleren Eibegebiet beheimatet war und in der Literatur als Altmärker Gehänge bekannt ist. Dabei handelt es sich um mehrere Ketten, die in Halteplatten eingehängt und diese wiederum an den Spiralen zwei er in der Regel typgleicher Fibeln befestigt sind. Es datiert nach Keiling 32 in die Stufe Ic (Abb. 9), damit an das Ende der älteren vorrömischen Eisenzeit. Eine Parallele liegt aus Paserin vor33. Anregungen zur Herstellung dieser Fibelkettengehänge sind auf hallstättisch-frühlatenezeitlichen Einfluß, insbesondere aus dem östlichen Kreis, zurückzuführen. In der Jastorf-Kultur sind sie charakteristisch für die am reichsten ausgestatteten Gräber einer Nekropole. Gleiches gilt für Gräber der jüngeren Eisenzeit mit Holsteiner Gürteln 34 . In Mühlen Eichsen ist neben drei weiteren Ausstattungen Grab 936 der Stufe Ilb/c anzuführen mit den 27
KEILING (Anm. 23, 1969) 67 ff. u. Karte 9 Taf. 72c. Ebd. 47 f. Karte 7. 29 Die Metallfunde wurden in Jena bis 2002 von Frau Storch, danach von Frau Reifarth restauriert und konserviert. Die Keramik wird teils von der Grabungsmannschaft im Winter, teils in der Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern in Schloß Wiligrad, Lübstorf zusammengesetzt, beschriftet und soweit möglich gezeichnet. 30 Befund 3599: ETIEL u. a. (Anm.11, 2002) 70f.; KEILING (Anm.23, 1969) 58; W. WEGEWITZ, Der Urnenfriedhof der älteren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Putensen, Kreis Harburg. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 11 (Hildesheim 1973) 113 f. Taf.31; 87 Nr. 432 (Putensen); BRANDT (Anm.1) 139. - Nach BEHRENDS (Anm.7, 1968) 75 erscheinen in Schwissel die dreigliedrigen Töpfe mit weiter Mündung und linsenförmigem Körper besonders oft als Kinderurne, was auch bei diesem Befund der Fall ist. 31 KEILING (Anm. 23, 1969) 44 ff.; BRANDT (Anm. 1) 68 ff.; K. PESCHEL, Zum Flachgräberhorizont der Latenekultur in Thüringen. Alba Regia 14, 1975, 203-214; DERS., Zur Latenezeit in Sachsen und Thüringen und ihren Beziehungen benachbarten Osten und Südosten. Arbeits- u. Forschber. Sächs. Bodendenkmalpfl. 22, 1977, 289-301. 32 H. KEILING, Eine besondere Kettenplattenschmuckform der vorrömischen Eisenzeit von Tangermünde, Kreis Stendal.Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1971, 127-178; BRANDT (Anm.1) 138f. 33 I. GRIESA/ R.-M. WEISS, Hallstattzeit. Die Altertümer im Museum für Vor- und Frühgeschichte 2 (Mainz 1999) 143. 34 H. HINGST, Zur Typologie und Verbreitung der Holsteiner Gürtel. Offa 19, 1962, 69-90; K. H ucKE, Die Holsteiner Gürtel im nordöstlichen Teile ihres Verbreitungsgebietes. Ebd. 47-68; HINGST (Anm.21, 1989) 57ff. Karte 28
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Abb. 8. Mühlen Eichsen. Zusammenstellung von Fibeln, Nadeln und Keramik aus dem Gräberfeld. Verschiedene Maßstäbe.
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Verbreitung des Kettenplattenschmuckes
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ein Fund
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zwei und mehr Funde
ME Mühlen Eichsen
Abb. 9. Mühlen Eichsen. Kettenplattenschmuck aus Befund 936, Rekonstruktion, Verbreitung des Kettenplattenschmucks (Verbreitung nach KEILING [Anm. 32] Abb. 8, ergänzt).
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beiden nach Hingst klassischen GürteltypenD und E (Abb.JO). Sie wurden, wie schon der Name besagt, vor allem im Holsteiner Gebiet getragen- Mühlen Eichsen liegt am östlichen Rand ihres Verbreitungsgebietes. Ein Plattengürtelhaken bildet zusammen mit der Mittelplatte und Lederführungszwingen den eigentlichen Gürtel, von dem vermutlich die Gürtelkette aus vier bronzenen Ringen und vier mit Bronzeblech belegten Eisenplatten herabhing. Die mögliche Rekonstruktion, ebenso Zeitstellung und kulturelle Bedeutung dieses Fundes wie auch des Kettenplattenschmuckes werden zur Zeit in einer Jenaer Abschlußarbeit behandelt35 • Die Herstellung solcher Gürtel in der Jastorf-Kultur wird ebenfalls auf keltische Anregungen zurückgehen, die über die mitteldeutschen Gürtelketten nach Norden in das Gebiet der U nterelbe-Gruppe mit Holstein bis nach Jütland führten. Inwieweit die Holsteiner Gürtel im Jastorfkreis zum Kultzubehör zu rechnen sind- wie eine Textstelle bei Strabon vermuten läßt, in der mit eisernen Gürteln geschmückte Priesterinnen bei Kimbern und Teutonen erwähnt werden36 - , mag dahingestellt sein. Beide Ausstattungen, Kettengehänge wie Holsteiner GürteP, geben vielleicht den Hinweis auf das Vorhandensein einer sozialen Oberschicht mit entsprechenden Statussymbolen am Ende der älteren und in der jüngeren vorrömischen Eisenzeit, wie sie ansonsten erst in der späten Eisenzeit mit Gräbern, die Waffen, Bronzegefäße enthalten, faßbar wird. Diese kennzeichnenden Funde bleiben in Mühlen Eichsen aber bislang aus. In der vorrömischen Eisen- und frühen Kaiserzeit war es üblich, die Toten zu verbrennen, den Leichenbrand anschließend aus dem Scheiterhaufen auszulesen und anschließend in Urnen oder einfachen Grabgruben teils unter Steinpackungen zu deponieren (Abb.ll) . Die allgemeine Entwicklung der Grabformen in der vorrömischen Eisenzeit in der Untereibe-Gruppe ist durch die Arbeiten von Hingst, Keiling, Wegewitz und Behrends für Schwissel grundsätzlich bekannt38 - zu Beginn der älteren Eisenzeit werden Bestattungen unter Hügeln sehr schnell von Flachgräberfeldern völlig verdrängt, Knochenlager und Bestattungen mit Steinschutz nehmen in Ib und Ic zu, ab Ila jedoch schon wieder deutlich ab. Die Entwicklung wird aber sicherlich mit der Auswertung der großen Nekropole von Mühlen Eichsen noch einmal zu prüfen sein, genauso die bisherigen chronologischen Vorstellungen für die Unterelbegruppe. Auch in Mühlen Eichsen kennt man neben den "einfachen" Urnen- und Brandschüttungsgräbern zahlreiche Bestattungen in kleinen, eingegrabenen Steinkisten und unter sorgfältig angelegten Steinpflastern aus Rollsteinen (Abb.12). Diese in der Regel einlagigen Steinpflaster sind meist rund, mit einem Durchmesser von bis zu 5 m. Die Steinabdeckung kann dabei flächig angelegt sein mit einem durch Verwendung größerer Steine abgesetzten abschließenden Steinkranz, sie kann aber auch nur aus einem ein- oder zweifachen Steinring bestehen. Daneben treten in Mühlen Eichsen auch rechteckige Gräber von etwa 3m x 4 m auf. Bei dieser Grabform kann die Steinabdeckung konkordant zu runden Grabformen ebenfalls flächig angelegt sein mit einer randlichen, durch größere Steine abgesetzten Einfassung oder sich aber nur aus einfachen, 28; H . KEILING, Neue Holsteiner Gürtel aus Mecklenburg und die Verbreitung der rechteckigen Plattengürtelhaken. J ahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1977, 83 f.; BRANDT (Anm. 1) 111 f. 35 Magisterarbeit von Frau C. Tschierschnitz. 36 Strab. 7,2,3; KEILING (Anm.34) 88. 37 Die Objekte sind 2002 I 2003 in der Ausstellung "Menschen- Zeiten- Räume. Archäologie in Deutschland" in Berlin und Bonn zu besichtigen. 38 HINGST (Anm. 21, 1989); KEILING (Anm.23, 1969); BEHRENDS (Anm. 7, 1968); WEGEWITZ (Anm. 30, 1973); DERS. (Anm. 16, 1962); DERS., Der Urnenfriedhof von Hamburg-Marmstorf. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 7 (Hildesheim 1964 ); DERS., Der Urnenfriedhof von Hamburg-Langenbek. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 8 (Hildesheim 1965); DERS., die Urnenfriedhöfe der jüngeren Bronze- und der vorrömischen Eisenzeit im Kreis Harburg. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 13 (Hildesheim 1977). - Zur Struktur und Verbreitung allgemein: A. LEUBE, Eisenzeitliche Steinsetzungen im nördlichen Mitteleuropa. Zeitschr. Arch. 13, 1979, 1-22.
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Abb.10. Mühlen Eichsen. Holsteiner Gürtel Typ D und E aus Befund 1474, Rekonstruktion, Verbreitung der Gürtelketten (Verbreitung nach BRANDT [Anm.1] Karte 14, ergänzt).
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Abb. 11. Mühlen Eichsen. Oben Ausschnitt aus dem südlichen Bereich des Gräberfelds; unten Luftbild der Grabung 2001.
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"\ Abb.12. Zusammenstellung von Bestattungsarten im Gräberfeld Mühleh Eichsen: 1 Urnenbestattung; 2 Urne in Steinkiste; 3 runde Steinpackung; 4 rechteckige Steinpackung; 5 Bestattung im Steinkreis; 6 rechteckige Steineinfassung mit Bestattung.
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rechteckig angelegten Steinreihen zusammensetzen. Leider ist durch Erosion und fortschreitende landwirtschaftliche Tätigkeiten der Erhaltungszustand der Grabanlagen, insbesondere auf den leichten Erhebungen und Kuppen in dem flachwelligen Gelände, oftmals schlecht, mit teils großen fehlenden Partien in den Steinpackungen. Gerade in den letzten Grabungskampagnen wurden jedoch bei entsprechender, leicht lehmiger Bodenkonsistenz mehrmals in situ Standspuren von ehemals vorhandenen Steinen entdeckt, so daß Steinpflaster und Steinkreise in einigen Bereichen nun für die anschließende Auswertung z. T. vollständig rekonstruiert werden können. Bei den runden und rechteckigen Grabformen mit Steineinfassung muß offen bleiben, ob der Innenbereich zur obertägigen Kennzeichnung nicht mit einer Erdschüttung gefüllt war, die heute nicht mehr klar zu erkennen ist. Dies ist insbesondere bei den Bodenverhältnissen in Mühlen Eichsen zu erwägen, wo eine Kolluviumsbildung es bislang erschwert bzw. verhindert, eine Trennung von Grab- bzw. Hügelschüttung und umliegendem Kolluvium zu erkennen. Daß die Gräber ehemals obertägig gekennzeichnet waren, dürfte außer Zweifel stehen, denn ein Blick auf den Gesamtplan (Abb. 13) zeigt, daß die Gräber einander nicht stören, sondern Rücksicht nehmen und mit ausreichendem Abstand zueinander errichtet wurden. Dieses System hat offensichtlich über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren funktioniert, d. h. bei Anlage eines Grabes müssen die früheren Gräber deutlich und klar erkennbar und sichtbar gewesen sein. In welcher Form die Gräber obertägig gekennzeichnet wurden, ob mit Erdhügel, hölzernen Grabmalen wie Holzkreuzen, Steinen, Marksteinen oder Steinstelen, ist bislang nicht zu erkennen39 • Wie solch eine Nekropole ehemals ausgesehen hat, vermitteln vielleicht Luftbilder von großen Nekropolen wie Pestrup in Niedersachsen aus dem Bereich der Nienburger Gruppe40 • Hier wurde zumeist auf eine Urne für die Toten verzichtet und die Reste des Scheiterhaufens mit flachen Erdhügeln überdeckt. Die frühesten Bestattungen stammen aus der Bronzezeit, die meisten der über 500 Hügel wurden in der vorrömischen Eisenzeit angelegt. Daß Hügelbildung in Mühlen Eichsen nicht unbekannt war, zeigt ein 1999 angetroffener Befund mit mehrlagiger flächiger Steinpackung41 , der an den Übergang von älterer zu jüngerer Eisenzeit datiert und damit zeitgleich zu den zuvor genannten Grabformen ist. In der Regel wurde unter den Gräbern mit runder oder rechteckiger Steinpackung zentral eine Bestattung niedergelegt. In einigen Gräbern finden sich jedoch auch mehrere Bestattungen unter einer Steinpackung meist rechteckiger Form (Abb.J4) - zentral und im näheren Umfeld, teils auch an oder unter der randliehen Steinsetzung eingebracht42 • Ergänzt wird der Bestattungsritus schließlich durch Bestattungen mit Miniaturgefäßen oder aneinander gereihten Beigefäßen, während ansonsten Beigefäße43 genauso wie Deckschalen relativ selten auftreten. Angesichts der großen Zahl der in Mühlen Eichsen bestatteten Toten stellt sich natürlich die Frage, wo und wie die Toten verbrannt wurden. Leider gibt es hierzu in Mühlen Eichsen selbst noch bislang wenige Hinweise. Einzelne Befunde am Südwestrand der Nekropole, darunter ein ovaler, etwa 2,50 m langer und 1,60 m breiter sowie 0,40 m eingetiefter Befund mit verziegeltem Lehm und Holzkohleresten, am Rand mit Steinen begrenzt oder eingefaßt, kann
39 Horizontal- oder vertikalstratigraphisch verwertbare Beobachtungen in Form von aneinandergebauten Steinpackungsgräbern bzw. übereinander angelegten Gräbern gibt es kaum. 40 Infrarotaufnahme von 0. Braasch in v. FREEDEN /v. ScHNURBEIN (Anm. 2) 205 Abb. 359. 41 Datiert nach VEZ Ic/Ila nach Keiling, zur Hügelbildung in der vorrömischen Eisenzeit allgemein: H. KEILING, Ein Steinhügelgrab mit Steinkreis aus der vorrömischen Eisenzeit von Mankmoos, Kreis Sternberg. Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1972, 85-125 bes. 91. Danach sollen Hügelaufschüttungen aus Erde v. a. aufJütland, an der Westküste Schleswig-Holsteins und im Weser-Aller-Gebiet verbreitet gewesen sein. 42 Die Auswertung wird Aufschluß über die chronologische und anthropologische Zusammensetzung dieser Mehrfachbestattungen im Gräberfeld erbringen. 43 Befund 2169: ETIELIMAIER u.a. (Anm.11, 2001) 62ff.
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Abb.13. Mühlen Eichsen. Ausschnitt aus dem Gesamtplan des Gräberfeldes mit der Südgruppe (gestrichelte Linie).
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+228N 520 E
+223N 520 E 1m
Abb.14. Mühlen Eichsen. Mehrfachbestattung in rechteckiger Steinpackung.
u. U . als ein Verbrennungsplatz gedeutet werden 44 • Näheren Aufschluß geben uns andere Gräberfelder wie Lanz in Südwest-Mecklenburg45 • Hier kamen bei den Ausgrabungen insgesamt neun Ustrinen zutage, die sich teils regellos zwischen den Bestattungen auf dem gesamten Gräberfeld verteilen, teils im Mittelfeld des Bestattungsplatzes eng beieinander liegen (5 Ustrinen) und einen zentralen Verbrennungsplatz markieren. Ihre Größe und Form stimmen mit dem Befund von Mühlen Eichsen überein. Auf solch zentralen Verbrennungsplätzen fand die Einäscherung des Leichnams statt. Die verbliebenen Knochenfragmente wurden eingesammelt und 44 Befund 2804 am Südostrand des Gräberfeldes, u . U. auch der wenig entfernte Befund 2770. Die Auswertung und weitere Aufdeckung dieses Areals wird erweisen, ob hier auch Feuerstellen vorliegen, eventuell Feuerstellenreihen ähnlich Schwissel: BEHRENDS (Anm. 7, 1968) 23 f. Karte 36; J.-P. Sc HMIDT, Ein Feuerstellenplatz der älteren vorrömischen Eisenzeit bei Schmarl, Hansestadt Rostock. Arch. Ber. Mecklenburg-Vorpommern 9, 2002, 42-48; DERS., Jungbronzezeitliche Befunde und Funde. In: G. Bemmann, Badow. Ein Gräberfeld der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit im Landkreis Nordwestmecklenburg. Beitr. Ur- u. Frühgesch. Mecklenburg-Vorpommerns 34 (Lübstorf 1999) 28 f. - Zur Bedeutung von Feuerstellenreihen: F. H o RST, Zedau. Einejungbronze-und eisenzeitliche Siedlung in der Altmark. Sehr. Ur- u. Frühgesch. 36 (Berlin 1985) 118 ff. Abb. 70 Liste 13; S. HEIDELK-SCHACHT, Jungbronzezeitliche und früheisenzeitliche Kultfeuerplätze im Norden der DDR. In: F. Schlette/D. Kaufmann (Hrsg.), Religion und Kult in ur- und frühgeschichtlicher Zeit (Berlin 1989) 225-240; R. THöRN, Elstadtssystem- Fysiska spar av bronsälderskult.- C-uppsats i arkeologi Universität Lund (Lund 1993); J.-P. ScHMJDT, Eine jungbronzezeitliche Feuerstellenreihe bei Krempin, Lkr. Bad Doberan. Arch. Ber. Mecklenburg-Vorpommern 7, 2000, 59-64. 45 H . KEIL!NG, Ein Bestattungsplatz der jüngeren Bronze- und vorrömischen Eisenzeit von Lanz, Kreis Ludwigslust. Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1962, 41 ff. Abb. 8; ferner Gielow: U. SCHOKNECHT, Ein Gräberfeld mit neolithischen und früheisenzeitlichen Bestattungen von Gielow, Kreis Malchin.Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1963, 93-154 bes. 110 Abb.72.
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zusammen mit den beigegebenen Trachtgegenständen, meist Nadeln, Fibeln oder Gürtelhaken, die teils mit dem Leichnam mitverbrannt wurden, teils auch erst nach der Verbrennung dem Toten zugedacht wurden, nach den beschriebenen Methoden in Urnen beigesetzt, in der Regel in einer kleinen Grube, manchmal auch auf den anstehenden Boden gestellt. Schließlich sei an dieser Stelle ein erst im Herbst 2002 gänzlich aufgedeckter Befund vorgestellt46. Es handelt sich um eine von Gräbern weitgehend ausgesparte kreisförmige Fläche von ca. 17m Durchmesser (Abb.15). In der Mitte fand sich, in den anstehenden Boden eingetieft, ein Steinkistengrab von knapp 1 m Ausmaß mit einer Bodenplatte und seitlich aufgestellten, zugearbeiteten Steinplatten. Leider war die Zentralbestattung bereits gestört oder beraubt, von der Bestattung sind nur mehr Reste des Leichenbrandes eines männlichen, adulten Individuums und eine Handvoll Scherben übrig, die keine genauere Ansprache als jungbronze- I eisenzeitlich erlauben. Eine Zuweisung in die jüngere Bronzezeit Periode IV-VI, vielleicht noch beginnende ältere Eisenzeit Ia ist wohl am wahrscheinlichsten, da Hügelgräber in der älteren Eisenzeit schnell von Flachgräbern verdrängt werden und in dieser Größe schon gar nicht mehr vorzukommen scheinen, wenn man vergleichbare Gräberfelder sieht, wo die bronzezeitliche Belegung kontinuierlich in die ältere Eisenzeit übergeht wie z. B. in Bordesholm47 . Doch damit ist es bei dem Befund in Mühlen Eichsen nicht getan, denn hier fanden sich am zu postulierenden Hügelfuß insgesamt fast 160 Bestattungen, teils Urnen oder auch Knochenlager mit und ohne geringfügigen Steinschutz in Form von wenigen Steinen. Eine erste Durchsicht dieser Bestattungen48 ergab, daß hier Tote von der Stufe Ia/b bis Ila beigesetzt wurden, also die gesamte entwickelte ältere und beginnende jüngere Eisenzeit hindurch. Eine 14 C-Datierung des Leichenbrandes aus der Zentralbestattung liegt inzwischen vor, die allerdings wegen des ausgedehnten wiggle- Bereiches vom 8. bis 5. Jahrhundert v. Chr. keine genaueren Datierungshinweise als 760-680 (29,6%) bzw. 557-407 (57,2%) liefert49 • Die archäologische Datierung würde sich damit auf Periode V spät/VI früh bzw. Ia eingrenzen lassen - Gräber am Hügelfuß scheinen bereits am Übergang Ia/b einzusetzen und bieten für das Zentralgrab einen terminus ante quem. Damit muß die Frage offen bleiben: Wurde hier ein jungbronzezeitlicher Grabhügel in der älteren Eisenzeit wieder aufgesucht zur Bestattung von zahlreichen Toten am Hügelfuß als Teil einer großen eisenzeitlichen Nekropole? Oder wurde hier zu Beginn der älteren Eisenzeit ein Grabhügel noch in jungbronzezeitlicher Tradition errichtet - wofür vielleicht auch die bislang sehr geringen Hinweise auf jungbronzezeitliche Bestattungen im Areal der Nekropole sprechen könnten- und am Hügelfuß dann zahlreiche Tote beigesetzt? Letzteres würde aufgrund des weitaus geringeren zeitlichen Abstandes der vielleicht nur wenig später angelegten Nachbestattungen einen interessanten Interpretationsrahmen eröffnen: Die Deutungsmöglichkeiten reichen von direkten Angehörigen eines Familienverbandes bis hin zu Mitgliedern einer Siedlungs-, Wirtschafts- oder Kultgemeinschaft, die sich bei entwickeltem, ausgeprägtem Traditions- und Zusammengehörigkeitsgefühl 46 Befund 5535 Zentralgrab. Im Winter 2000/2001 wurde die Südhälfte, im Sommer 2002 mit Jenaer Studenten die Nordhälfte des Kreises ausgegraben. 47 H .SAGGAU, Bordesholrn. Der Urnenfriedhof arn Brautberg bei Bordesholm in Holstein. Teil1: Text und Karten. Offa-Bücher 60 (Neurnünster 1986).- Zu Bestattungsarten und Grabbau in der jüngeren Bronzezeit: J.-P. SCHMIDT, Studien zur jüngeren Bronzezeit in Schleswig-Holstein und dem nordelbischen Harnburg. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 15 (Bonn 1993) 10ff. bes. 11 Abb.5,1. Steinkisten datieren demnach an den Übergang Periode IV/V bis VI. Primärbestattungen in Grabhügeln treten erstmals arn Ende von Periode IV auf, überwiegend und flächendeckend vor allem in Periode V/VI mit Durchmessern von teils über 20m und Höhen über 1,50rn. 48 Die vorläufige Begutachtung hat dankenswerterweise Frau Maier vorgenommen. 49 Datierungsergebnisse der Holzkohle-Probe KIA 20128 von Prof. Dr. P.M. Grootes, Leibniz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung an der Christian-Albrechts-Universität Kiel vorn 20.5.2003: Radiocarbon Age: 2445±23 BP.- Calibrated Age: cal.BC535, 534, 518.- Two sigrna Range (Probability 95,4 %): 760-680 (Probability 29,6%), 667-634 (Probability 6,7%), 591-578 (Probability 1,9 %), 557-407 (Probability 57,2%).
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Abb.15. Mühlen Eichsen. Oben Plan des Grabhügels mit Zentralgrab und ca. 160 Bestattungen; unten Zentralgrab, Befund 5535, aus dem Grabhügel.
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am Grab des Ahnen in räumlicher gegenseitiger Nähe bestatten ließen bzw. bestattet wurden. Eine Klärung und gesicherte Interpretation kann hier nur die vollständige Auswertung dieses und gleichartiger Befunde erbringen, zeigt aber auch einmal mehr die chronologischen Unsicherheiten am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit im J astorf-Kreis 50 • Befunde ähnlicher Art lassen sich in den Gruppen der Jastorf-Kultur durchaus konstatieren, so im Urnenfriedhof am Brautberg bei Bordesholm in Holstein (Abb.16), wo die Belegung mit Hügeln in der Steinzeit beginnt, in der Bronzezeit mit großen Hügeln andauert, sich kontinuierlich in der älteren vorrömischen Eisenzeit mit flachen und kleineren Hügeln fortsetzt und schließlich mit zahlreichen zwischen und auch am Fuß der Grabhügel angelegten Bestattungen endet51 • Gleiches läßt sich, wenn auch in veränderter Form, auf anderen Gräberfeldern wie Soderstorf, Kr. Lüneburg52, Tostedt-Wüstenhöfen53, Putensen54 und Ehestorf-Vahrendorf im Landkreis Harburg 55 oder Sörup im Kr. Flensburg56 beobachten, wo sich die eisenzeitliche Belegung an ältere Hügelgräber anlehnt oder diese mit Urnenbestattungen überzieht; wie jene der Kaiser- und Völkerwanderungszeit im Hügel20 von Sörup. Die Bestattung mehrerer Toten, darunter Männer, Frauen und Kinder, ist in dem einzigartigen Befund von Mankmoos, Kr. Sternberg aus der Warnow-Odermündungsgruppe zu beobachten: Hier wurden 29 Gräber mit 31 bestatteten Personen am Übergang von Ib/Ic in einem mehrlagigen Steinhügel von 12m Durchmesser und 0,70 m Höhe mit einem großen Steinkreis angelegt; eine Bestattung lag am Südwestrand direkt am Steinkreis 57 • In Malehin und Gielow lagen eisenzeitliche Gräber inmitten von Steinkreisen mit bis zu 5,50 m Durchmesser ohne Innenflächenfüllung, in Malehin fanden sich zudem 39 Gräber der jüngeren vorrömischen Eisenzeit unter bzw. neben einem Steinkreis von 6-7 m Durchmesser mit nicht datierbarem Zentralgrab 58 • Daneben gibt es vor allem in der älteren vorrömischen Eisenzeit Bestattungen in Steinkreisen aus einzeln stehenden aufrechten Steinen, z.B. in Boitin, Kr. Bützow mit bis zu 13m Durchmesser und Netzeband, 50 ScHMIDT (Anm.47, 1993) 118f. 146ff.; H. HINGST, Jevenstedt. Ein Urnenfriedhof der älteren Eisenzeit im Kreise Rendsburg-Eckernförde, Holstein. Urnenfriedhöfe Schleswig-Holstein 4 =Offa-Bücher 27 (Neumünster 1974) 48f.; 0. HARCK, Nordostniedersachsen vom Beginn der jüngeren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter. Materialh. Ur- u. Frühgesch. Niedersachsen 7 (Hildesheim 1972-73) 22 ff. Tab.1; K.-H. WILLROTH, Untersuchungen zur Besiedlungsgeschichte der Landschaften Angeln und Schwansen von der älteren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter. Eine Studie zur Chronologie, Chorologie und Siedlungskunde. Siedlungsarch. Untersuchungen Angeln u. Schwansen 1 = Offa-Bücher 72 (Neumünster 1992) 79; 127ff.; R. HEYNOWSKI, Die imitierten Wendelringe als Leitform der älteren vorrömischen Eisenzeit. Prähist. Zeitschr. 71, 1996, 28- 45 bes. Abb.12; FISCHER (Anm. 21, Arch. Korrbl. 2001) 251 ff. Abb.1; J. MERTENS, Die vorrömische Eisenzeit in Südskandinavien. Probleme und Perspektiven. Prähist. Arch. 71, 1996, 217-243.- Der Übergang von der Bronze- zu Eisenzeit muß aufgrundder neuen chronologischen und kulturhistorischen Ergebnisse im Urnenfelder-Hallstattkreis - Phase CO 800-700 v. Chr. - auch dort neu überdacht und untersucht werden. 51 SAGGAU (Anm.47) Karte 2 sowie Kartenbeil.1-2 (Kartenbeil.2 mit Detail); H. HINGST, Der eisenzeitliche Urnenfriedhof am Brautberg in Bordesholm, Kr. Rendsburg-Eckernförde. Offa 28, 1971, 121-123; auch Geesthacht, Ortsteil Grünhof-Tesperhude: ScHMIDT (Anm.47, 1993) 18 Kat.-Nr.29 LA 84.- Zur Problematik allgemein: M Sorr, Die Wiederaufnahme älterer Bestattungsplätze in den nachfolgenden vor- und frühgeschichtlichen Perioden in Norddeutschland. Antiquitas R. 3, 39 (Bonn 1999). 52 H.-J. HÄSSLER, Ein Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit bei Soderstorf, Kreis Lüneburg, in Niedersachsen. Grabungsabschnitt1 Text und Katalog. Urnenfriedhöfe Niedersachsen 12 (Hildesheim 1976) Plan Grabungsabschnitt 1. 53 W. WEGEWITZ, Rund um den Kiekeberg. Vorgeschichte einer Landschaft an der Niederelbe. Hammaburg N. F. 7, 1984/85 (1988) Abb.137. 54 WEGEWITZ (Anm.30, 1973) 27ff. Abb.24 u. 26. 55 WEGEWITZ (Anm.16, 1962) Abb.4. 56 Sörup 1: K. RADDATZ, Sörup I. Ein Gräberfeld der Eisenzeit in Angeln. Offa-Bücher 46 (Neumünster1981) Abb.3. 57 KEILING (Anm.41, 1972) 85-125. 58 U . ScHOKNECHT, Mehrfachbestattungen der vorrömischen Eisenzeit aus Malehin und Waren. Jahrb. Bodendenkmalpfl. Mecklenburg 1971, 273-282; unpubliziert und freundliche Mitteilung von U. ScHOKNECHT, Waren (Malchin Fundplatz 54); ScHOKNECHT (Anm.45, 1963) (Gielow- Stufe Jastorf a,b).
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Abb. 16. Der Urnenfriedhof am Brautberg bei Bordesholm in Holstein: unten Nordteil; oben Gesamtplan (nach SAGGAU [Anm.47] KartenbeiL 1: Nordteil u. Karte 2).
Peter Ettel
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Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Mecklenburg
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Kr. Greifswald mit weit über 100 Bestattungen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit, die in der Mitte eines Steinkreises von ursprünglich neun Steinen verteilt sind und sich um die älteste, im Mittelpunkt der Anlage liegenden Bestattung aus der älteren vorrömischen Eisenzeit gruppieren. Eine breite Randzone blieb frei von Gräbern59 • Eine vergleichbare kreisförmige Konzentration von Gräbern am Hügel wie in Mühlen Eichsen mit 160 Gräbern läßt sich jedoch nicht erkennen. Auch im Kulturkreis der frühen Kelten gibt es Beisetzungen sowohl an älteren Hügeln wie z. B. in Drosendorf in Franken, wo frühlatenezeitliche Körperbestattungen tangential am Fuß eines hallstattzeitliehen Hügels angelegt sind, als auch im Hügel selbst wie beim Magdalenenberg bei Villingen mit über 100m Durchmesser und ursprünglich 10-12 m Höhe, einer der größten Grabhügel der Hallstattzeit in Mitteleuropa60 • Hier wurden in relativ kurzer Zeit nach Anlage des Zentralgrabes im Hügel kreisförmig angeordnet insgesamt 126 Nachbestattungen eingebracht. Ähnliches kennen wir mit den "Familiengrabhügeln" aus dem südostalpinen Kreis von Sticna und Novo Mesto 61 • Der Befund in Mühlen Eichsen bleibt jedoch auch hier ohne Parallele. Inwieweit andere, von Gräbern weitgehend ausgesparte, annähernd kreisförmige Freiräume im Areal der Nekropole von Mühlen Eichsen als Hügelgräber anzusprechen sind, mag bei einigen Fällen vorerst spekulativ bleiben, nach der Aufdeckung des gezeigten Befundes ist eine solche Deutung zumindest nicht abwegig (Abb. 17). Nimmt man in Mühlen Eichsen die Existenz jungbronze- I früheisenzeitlicher Grabhügel als Hypothese an, so scheint sich die eisenzeitliche Belegung bewußt an diese Grabhügel anzulehnen und sich um diese zu gruppieren. Läßt man die möglichen Grabhügel außer Betracht, so wird auf dem Plan (Abb. 3) des bislang ausgegrabenen und digital erfaßten, 3 ha großen Gräberfeldareals auch so deutlich, daß die Nekropole in einzelne Gräbergruppen gegliedert ist. Diese Gruppen bestehen einerseits aus Bestattungen unter runden bzw. rechteckigen Steinsetzungen, andererseits aus einfachen Urnengräbern, die in den Freiräumen zwischen den großen Steinpackungen liegen oder sich randlieh darum konzentrieren und somit eine Gruppe gleichsam abgrenzen. Fünf bis sechs solcher Gruppen lassen sich im Gräberfeld ausmachen, die einen Umfang von jeweils 500 bis 800 Bestattungen aufweisen. Die Auswertung dieser Gruppen bzw. Bestattungsareale wird erweisen, ob hier auch chronologische, soziale oder geschlechtsorientierte Gründe vorliegen - wofür bislang, auch von anthropologischer Sicht, keine Hinweise bestehen - oder ob sich vergleichbar anderer Gräberfelder in den Gruppen parallel genutzte Belegungskerne einzelner Familien- oder Siedlerverbände niederschlagen, die ihre eigenen Bestattungsareale in diesem zentralen Friedhof besaßen62 • 59
Boitin: R. BELTZ, Mecklenburg 24, 1929, 100-103.- Netzeband: H. KEILING, Arch. Deutschland H. 2, 1992,
48f. 60 Drosendorf: P. ETTEL, Gräberfelder der Hallstattzeit in Oberfranken. Materialh. Bayer. Vorgesch. Reihe A 72 (Kallmünz I Opf. 1996) Taf. 13 (Hügel 5); B.-U. ABELS, Der frühlatenezeitliche Bestattungsplatz von Drosendorf, Lkr. Bayreuth. In: H. KüsTER/ A. LANG/ P. SCHAUER (Hrsg.), Archäologische Forschungen in urgeschichtlichen Siedlungslandschaften. Regensburger Beitr. Prähist. Arch. 5 (Regensburg, Bonn 1998) 515 ff.- Magdalenenberg: K. SPINDLER, Der Magdalenenberg bei Villingen. Ein Fürstengrabhügel des 6. vorchristlichen Jahrhunderts. Führer Vor- u. Frühgesch. Denkmäler Baden-Württemberg 5 (Stuttgart 1976); zur Belegungsabfolge: H. PARZINGER, Germania 64, 1986, 391 ff.; J. MüLLER, Zur sozialen Gliederung der Nachbestattungsgemeinschaft vom Magdalenenberg bei Villingen. Prähist. Zeitschr. 69, 1994, 175-221. 61 St. GABROVEC, Zur Hallstattzeit in Slowenien. Germania 44, 1966, 1 ff.; P.S. WELLS, Mecklenburg Collection, Part III: The Emergence of an Iron Age Economy. The Mecklenburg Grave Groups from Hallstatt and Sticna. Am. School Prehist. Research Bull. 33 (Cambridge/Massachusetts 1981); B. KRIZ, Novo Mesto V. Kapiteljska njiva- gornila IV in gomila V. Carniola Arch. 5 (Novo Mesto 2000). 62 Grabgruppierungen, allerdings mit geringem Ausmaß, sind in Lanz mit insgesamt 397 Bestattungen nach Keiling mit Bestattungsbereichen von Familien identisch, die in unterschiedlichen Zeitstufen einsetzen und auch enden: KEILING (Anm.44, 1962) Abb. 8-9; DERS., Zur Bedeutung von Leichenbrandbestimmungen für die Auswertung von mecklenburgischen Urnenfriedhöfen durch die Archäologen. In: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie als Geschichts-
Tabelle 1. Mühlen Eichsen. Anthropologische Leichenbrandbestimmungen in der Südgruppe (nach W. Blume). Links Aufschlüsselung der Zugehörigkeit zu den Altersklassen nach Anzahl (n) und prozentualem Anteil (% ); rechts Aufschlüsselung der Geschlechtszugehörigkeit nach Anzahl (n) und prozentualem Anteil (% ).
mit einigen Gräbern in der frühen Kaiserzeit. Von den 780 Bestattungen wurden inzwischen von Wilfried Blume 538 Leichenbrände, also 69% untersucht, was zumindest schon einen Hinweis auf die anthropologische Zusammensetzung der hier bestatteten Personengruppe zu geben vermag66 • Wie die Aufschlüsselung nach Altersklassen (Tab.l, links) zeigt, wurden hier von Infans I mit immerhin 69 Individuen (= 12,8%) bis frühes Senil Personen jeden Alters bestattet. Sehen wir uns dazu die Gliederung der Ergebnisse nach Geschlechtszugehörigkeit (Tab.l, rechts) an, so wurden, wenngleich die Bestattungen ohne Geschlechtsbestimmung mit 62% recht hoch liegen, demnach in der Südostgruppe sowohl Männer (9%) als auch Frauen (28 %) bestattet.
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Unter einem fortgeschrittenen Alter ist das eines Individuums zu verstehen, dessen biologisches Alter mindestens spätes Matur, ab ca. 53/54 Jahre beträgt. 65 Unter einem ausgewachsenen Individuum versteht man ein biologisches Alter von mindestens frühem Adult, ab 20 Jahre. 66 Dr. Wilfried Blume, Schwerin.- In der vorliegenden Leichenbrandauswertung ist ein vorläufiger Auszug aus der noch zu fertigenden Gesamtauswertung aller zur Südgruppe gehörenden Leichenbrandpositionen zu sehen. Die Ergebnisse beruhen auf der Auswertungsmethodik, die auch in der jüngeren Vergangenheit bei der Bearbeitung von Urnenfeldern angewendet wurde (W. BLUME, Anthropologische Bearbeitung der Leichenbrände. In: G. Bemmann, Badow, ein Gräberfeld der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit im Landkreis Nordwestmecklenburg. Beitr. Ur- u. Frühgesch. Mecklenburg-Vorpommern 34 [Lübstorf 1999] 259-283) und die einen unmittelbaren Vergleich mit anderen, archäologisch gleich alten Urnenfeldern gestattet. Wenn sich auch die folgenden Übersichten im Verlaufe der weiteren Bearbeitung zahlenmäßig verändern müssen, darf behauptet werden, daß die Relationen der Ergebnisse grundsätzlich tendenziell gleich bleiben werden, so daß die derzeitigen Daten eine ausreichende Arbeitsgrundlage bilden. Auf die Erstellung einer Sterbetafel, die zwar grundsätzlich zur Rekonstruktion einer ehemaligen Bevölkerungsstruktur beitragen kann, wird an dieser Stelle verzichtet, da das anthropologische Fundgut zumindest bisher nicht geeignet ist, sämtliche Verstorbene der ehemaligen Population( -en) der Südgruppe einem definierbaren Alterszeitraum zuzuordnen und alle Altersklassen ausreichend zu repräsentieren .
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100-Jahr-Feier der Römisch-Germanischen Kommission
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Report "Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Mecklenburg. Zentraler Bestattungsplatz einer Siedlungskammer in der vorrömischen Eisenzeit? Ber. RGK 83, 2002 (2004) 145-178. "