Brettchenweben. Eine Anleitung

July 10, 2017 | Author: Karina Grömer | Category: Experimental Archaeology, Textiles, Material Culture Studies, Textiles Design, Ancient Craftmanship (Archaeology), Material Culture, Textile Technology, Traditional handcraft, Weaving, Tablet Weaving, Material Culture, Textile Technology, Traditional handcraft, Weaving, Tablet Weaving
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Description

Inhalt

- Historischer Hintergrund

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2

- Allgemeines zur Brettchenwebtechnik

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4

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Wozu kann man die Brettchenbander verwenden? - Arbeitsanleitung zum Brettchenweben Die Webanleitung "Musterschrift"

Seite 8

Beginn, Vorbereitung

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Einfadeln

Seite 12

Einrichten der Kette

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Weben

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Abschluf3

Seite 16

Tipps zum Fehlerbeheben

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16

Seite

17

Seite

23

Anleitung Demoband

1

- Literatur und Internetadressen

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Historischer Hintergrund Brettchenweberei ist ein Handwerk, das in Mitteleuropa schon

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der Urgeschichte

ausgelibt wurde, das aber auch bis vor kurzer Zeit noch im persischen Raum, in der Tlirkei, in China, Indien, Burma und Island Anwendung fand. Die frlihesten Hinweise auf diese Technik in Form der typischen quadratischen, an den Ecken gelochten Brettchen, sind in Europa aus der spaten Kupferzeit urn 3.000 v. Chr. auf der iberischen Halbinsel bekannt. Solche Webbrettchen und Gewebe gibt es auch aus der Bronzezeit in Deutschland und Skandinavien. Besonders schone Brettchengewebe finden sich in den hallstatt­ zeitlichen Ftirstengrabern, wie in Hochdorf, oder auch bei den nordischen Moor- und Baumsargfunden. Aus bsterreich gibt es unter Anderem liber 2.500 Jahre alte Brettchenwebereien aus de m Salzbergwerk von Hallstatt. (Abb. 1a)

llallstatt (ciscnzcitlich)

Abb. la

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Abb. lb

Tibet

Abb. le

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Der spektakularste Fund zur Brettchenweberei stammt aus der Zeit urn 850 n. Chr. aus Oseberg, Norwegen. Beim Grabfund der "Wikingerkonigin" Asa wurde eine voll-

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sUi.ndig erhaltene Geratschaft entdeckt, eine aufgespannte Brettchenwebkette mit 52 Brettchen und teilweise gewebtem Band. Im Fri.ih- und Hochmittelalter fanden Brettchenwebereien eine besondere Hochbli.ite im hofischen und klerikalen Bereich. Dabei wurden Stolen oder Schmuckborten mit Schriftzi.igen, Tierfiguren, Ranken etc, verziert und in komplexer Weise gefertigt. Auch kostbare Bander in Seide mit Goldlahn broschiert kommen vor. Nach dem Ausgang des Mittelalters waren die Brettchengewebe oft nur noch als feste Grundgewebe fi.ir Stickmuster in Gebrauch. Da die Brettchenweberei nicht maschinell durchgefi.ihrt werden kann, geriet sie durch die Industrialisierung in Vergessenheit und verschwand langsam aus der Volkskunst Mitteleuropas. In Island und am Balkan hat sie sich noch bis ins

19. und

20. Jahrhundert in der folkloristischen Tradition

erhalten. Die Brettchenweberei hat ein grof3es Verbreitungsgebiet mit !anger Tradition. Sie ist teilweise noch bis ins 20. Jahrhundert in Afrika, besonders im arabischen nordafri­ kanischen Raum, sowie in ganz Asien - von Anatolien und Persien i.iber Indien und Tibet bis China - bekannt (Abb.

1 c+d).

Die Brettchenweberei kommt nur selten in schriftlichen Aufzeichnungen vor, so im Gudrunlied der nordischen Saga Edda: "hunnische Miidchen, die Brettchen ordnend zusammenstellen und Gold schon machen, so dass es dich eine Lust diinkt." Plinius der

Altere

berichtet

i.iber

das

Brettchenweben

im

Buch

Historia

Naturalis

(1. Jahrhundert n. Chr.): "Alexandria fiihrte das Weben mit sehr feinen Litzen ein, Gallien das Weben, wobei mit kleinen Schildchen geteilt wird".

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Allgemeines zur Brettchenwebtechnik Die

Handhabung ist beim Brettchenweben sehr einfach,

man benotigt keinen

Webstuhl oder Webrahmen, kleine Brettchen geni.igen. Dennoch konnen vielfaltige Muster und Gewebestrukturen erzeugt werden. Innerhalb eines einzigen Bandes ist eine erstaunliche V ielfalt an Mustervarianten moglich. Bei dieser Technik werden als Webgerat an den Ecken gelochte, meist quadratische Brettchen verwendet. Archaologische Funde van urgeschichtlichen Brettchen gibt es aus Keramik, Knochen oder Holz. Die Breite des Gewebes wird van der Anzahl und der Starke der Kettfaden bestimmt, wie dies auch bei anderen Webarten der Fall ist. Die Anzahl der Brettchen ist dabei

178

beliebig, in der Ur- und Fri.ihgeschichte konnen bis zu

Brettchen verwendet

warden sein, wie beim "Prachtmantel" van Thorsberg in Deutschland im

3./4.

Jahr­

hundert n. Chr. Bevor man die Brettchenweberei aufspannt, mi.issen die benotigten Kettfaden in der gewi.inschten Anzahl und Lange vorbereitet werden. Dann werden die Kettfaden einzeln durch die Locher der Brettchen gezogen. Wenn die Kette gespannt und be­ festigt ist, sodass die Brettchenflachen parallel stehen, kann mit dem Eintrag des �-I

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geandert wurde. Aul3erdem werden durch das die

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Kettfaden der einzelnen Brettchen zu einer

Schnur zusammengedreht.

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Beim

Weben

werden

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Brettchen

der

gespannten Kette urn je eine Vierteldrehung

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gedreht, wodurch das Webfach gebildet wird

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(Abb. jeweils

2).

Durch

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Kettfaden - S- oder Z-Verschni.irung - wird

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durch die Einzugsrichtung und Drehrichtung der Brettchen bestimmt. Da durch die Drehungen auch der Kettvorrat verdreht wird, sollte man van Zeit zu Zeit die Drehrichtung

andern.

Diese

Drehrichtungsanderungen

sind

es

auch,

die

die

Musterungen erlauben und die charakteristisch fUr die Brettchenweberei sind. Je nachdem, in welcher Kombination farbige Faden bei der Kette verwendet werden, sind vielfaltige Musterungen moglich, da die Farben der Faden, die durch die Locher laufen, das Muster bestimmen. Die Drehrichtung der Brettchen bietet eine weitere Moglichkeit der Motivgestaltung. Dreht man alle Brettchen abwechselnd vor und zurtick, ergeben sich bei entsprechender Bespannung Zickzack- oder Rautenmuster, wie beim vorliegenden Beispiel. Bei der Umkehr der Drehrichtung wird das Muster in Langsrichtung des Gewebes gespiegelt. Neben der in dieser Broschtire vorgestellten Grundtechnik, bei der alle Brettchen gemeinsam nach vor bzw.

zurtick gedreht werden,

Gestaltungsmoglichkeiten (Abb.

3).

gibt es noch viele weitere

Diese Techniken sind jedoch erst fur sehr fort­

geschrittene Weber zu empfehlen.

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Literatur zum Brettchenweben C. Crocett: Weben mit Brettchen. W ien 1994. Gutes Buch fOr Anfanger, tibersichtlich und gut erkHirt. Neben der einfachen Grundtechnik auch weiterftihrende Techniken kurz angerissen. Webschrift etwas abweichend von der hier vorgestell ten.

P. Collingwood: The Techniques of Tablet Weaving London 1982. Die Brettchenweb-Bibel! Alle Techniken, viele Beispiele, englisch geschrieben.

K. Gromer: Brettchenwebereien aus dem Salzbergwerk in Hallstatt. Archaologie

Osterreichs 12/Sondernummer 2001, 49-58. Experimentalarchaologische Nachwebung der eisenzeitlichen Brettchengewebe aus Hallstatt.

M. und H. Joliet-van den Berg: Brettchenweben. Eine Anleitung zum Banderweben

mit vielen Beispielen textiler Strukturen aus Vergangenheit und Gegenwart. Bern und Stuttgart 1975. Allgemeines Grundwerk. Geschichtlicher Hintergrund, Beschreibung der Technik, viele Anregungen und kreative ldeen, etwa Perlen einarbeiten, Ecken weben etc.

K. Schlabow: Die Kunst des Brettchenwebens. Veroff. d. Fordervereins

Industrie­

Museum Neumi.inster e. V. 1, 1957. Kleine Broschtire mit ErkHirung der Grundtechnik.

0. Staudigl: Zauber des Brettchenwebens. Print on demand 2000. Eher fOr Fortgeschrittene. Tolle Muster, vor allem orientalische in schwierigerer Technik.

H. Stolte: Technik des Brettchenwebens. Experimentelle Archaologie in Deutschland.

Archaologische Mitt. aus Nordwestdeutschland Beih. 4, Oldenburg 1990, 434ff. Brettchenweben aus der Sicht der Experimentelle Archaologie, Erklarung der Grundtechnik, im Anhang Nachwebung eines komplizierten mittelalterlichen Manipels.

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itt:ratur und lnternetadn·ssen

Internetadressen Stand: 28. 8. 2003 Von den vielen Pages zur Brettchenweberei wurden nur wenige ausgewahlt, diese haben jedoch Links zu anderen Webpages. http://members.aon.at/textile-techniken/ Homepage der Autorin mit Informationen ubcr Textile Techniken in der Archaologie all­ gemein und vielen Brettchenwebmustern. Vie! weiterflihrende Literatur zu den Textilen Techniken.

http://www.steinmaus.de/Mittelalter/weben Seite mit ausflihrlichen Beschreibungen der Brettchenweberei. Besonders interessant ist die ausflihrliche linkliste zu 40 Brettchenwebpages aus verschiedenen Landern.

http://home.t-online.de/home/kfm.laitenberger/ Schone Seite mit Pflanzenfarben, Brettchenweben, Stabdoppelgewebe. Ein kleiner Brettchenwebkurs ist angeschlossen, viele Beispiele, sowie links zu anderen Brettchenwebpages im Internet.

http://www.dueppel.de/ Museumsdorf Dtippel in Deutschland. Hier werden viele experimentalarchaologische Tatigkeiten angeboten, verschiedene alte Handwerkstechniken sind gut erklart, unter anderem auch das Brettchenweben.

Abb. 1-7 und 9-12: Mag. Karina Gromer Abb. 8/1-21: Nico Schorgendorfer

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