Überlegungen zur Rekonstruktion des äußeren Walles von Grzybowo-Rabieżyce (Großpolen)

May 23, 2017 | Author: Ingo Petri | Category: Early Medieval And Medieval Settlement (Archaeology), Fortified Settlements (Archaeology), Piast Dynasty, Early Medieval Fortifications, Slavic Archaeology, Medieval Poland
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Siedlungsstrukturen und Burgen im westslawischen Raum

Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 52

Siedlungsstrukturen und Burgen im westslawischen Raum

Beiträge der Sektion zur slawischen Frühgeschichte der 17. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Halle an der Saale, 19. bis 21. März 2007

Herausgegeben von Felix Biermann, Thomas Kersting und Anne Klammt

BEIER & BERAN. ARCHÄOLOGISCHE FACHLITERATUR LANGENWEISSBACH 2009

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Die Herstellung dieser Publikation wurde durch eine finanzielle Zuwendung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung e. V. gefördert.

Impressum Verlag:

Beier & Beran. Archäologische Fachliteratur Thomas-Müntzer-Str. 103, Weißbach, D-08134 Langenweißbach Tel. 037603 / 3688. Fax 3690 Internet: www.beier-beran.de, Email [email protected] Hans-Jürgen Beier (Langenweißbach), Felix Biermann (Berlin), Thomas Kersting (Wünsdorf), Anne Klammt (Göttingen) Hans-Jürgen Beier, Langenweißbach, Nike Schreiter, Thurm Verlag Buchbinderei Reinhardt Weidenweg 17, 06120 Halle/Sa. 55,00 EUR Verlag oder jede andere Buchhandlung online unter www.archaeologie-und-buecher.de

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C: Copyright und V. i. S. d. P. für den Inhalt liegen bei den jeweiligen Autoren ISBN 978-3-941171-12-1 hergestellt in der Bundesrepublik Deutschland / printed in Germany Vorsatz:

Gefäße aus Grab 1 von Regensburg-Großprüfening. Foto: H. Losert.

Inhalt Vorwort Thomas Kersting …………………………………………………………………….. Slawenzeitliche Siedlungsstrukturen – Einführung

Burg-Siedlungskomplexe Ralf Gebuhr ………………………………………………………………………… „Burgwälle“ – Das Problem doppelter Hermeneutik in der Kulturgeschichte archäologischer Burgenforschung Mittel- und Ostdeutschlands Sébastien Rossignol …………………………………………………………………. Die Burgen der Slawen in den lateinischen Quellen des 9. bis 11. Jahrhunderts Anja Grothe …………………………………………………………………………... Einblicke in den slawischen Vorburgbereich des Burgwalles von Groß Beuchow bei Lübbenau, Lkr. Oberspreewald-Lausitz Thomas Kinkeldey …………………………………………………………………... Zur Keramik des mittelslawischen Burgwalls von Repten bei Calau, Lkr. Oberspreewald-Lausitz Jan Frolík ……………………………………………………………………………... Neue Erkenntnisse über den Burgwall Chrudim in Ostböhmen (Tschechische Republik) Drahomira Frolíková-Kaliszová …………………………………………………… Die Anfänge der Prager Burg im Lichte neuer archäologischer Ausgrabungen Kateřina Tomková …………………………………………………………………... Neuere Grabungen auf dem slawischen Burgwall Levý Hradec (Böhmen) Ingo Petri ……………………………………………………………………………... Überlegungen zur Rekonstruktion des äußeren Walles von GrzybowoRabieżyce (Großpolen) Sarah Nelly Friedland ……………………………………………………………… „…In quo Plunie civitas sita est“: Die Insel Olsborg im Großen Plöner See zur Zeit der slawischen Besiedlung Jens Schneeweiß ……………………………………………………………………... Siedlungsgeschichtliche Forschungen am Höhbeck: Der slawische Burgwall im Elbholz Sebastian Messal …………………………………………………………………….. Slawen an der unteren Mittelelbe – Die slawische Burg von Friedrichsruhe, Lkr. Parchim

Siedlungen und Siedlungsräume Felix Biermann, Norbert Gossler …………………………………………………... Zwischen Freund und Feind – Die Linonen und ihre Nachbarn im frühen und hohen Mittelalter Sophie Linnemann …………………………………………………………………... Neue Untersuchungen zur slawischen Siedlung am Hitzacker-See, Lkr. Lüchow-Dannenberg Thomas Saile …………………………………………………………………………. Aspekte der Landschaftsarchäologie an der unteren Mittelelbe Alexander Pust ………………………………………………………………………. Die slawische Siedlung von Lietzen und ihr Wirtschaftsraum nach Thünens Modell Anne Klammt ………………………………………………………………………... Überlegungen zur Verwendung pollenanalytischer Forschungen im Rahmen einer archäologischen Untersuchung der frühmittelalterlichen Landnutzung in Norddeutschland Hans Losert …………………………………………………………………………... Moinvinidi, Radanzvinidi und Nabavinida. Geschichte und Archäologie der Slawen in Bayern Michael Herdick, Rainer Schreg …………………………………………………… Das Bergland der Krim im Frühmittelalter: Die „Höhlenstädte“ Mangup, Eski Kermen und ihr Umland

Gräber Joachim Herrmann ………………………………………………………………….. Gräbergruppen und Siedlungsstrukturen in Ralswiek im überregionalen Vergleich Uli Bauer, Felix Biermann, Olaf Brauer, Thomas Kersting und Hartmut Lettow Spätslawische Gräber mit Schwertbeigabe von Wusterhausen an der Dosse – ein Vorbericht Bettina Jungklaus ……………………………………………………………………. Das slawische Gräberfeld von Güstritz im Hannoverschen Wendland – Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung

Hoch- und spätmittelalterlicher Landesausbau Axel Pollex …………………………………………………………………………… Das DFG-Projekt zur Wüstung Wouezk bei Penkun, MecklenburgVorpommern Manuela Schult ………………………………………………………………………. Zwischen hochmittelalterlicher Ostsiedlung und spätmittelalterlicher Krise im ländlichen Raum: Paläoökologische Studie am Beispiel der Siedlung Wouezk, Mecklenburg-Vorpommern Ulrich Waack ……………………………………………………………………….... Dorfkirchenbau und slawische Siedlung auf dem Barnim vor und während des Landesausbaus im 13. Jahrhundert Jochen Fahr …………………………………………………………………………... Ein Grubenhaus mit Sodenwänden von einer mittelalterlichen Wüstung bei Großzöberitz, Sachsen-Anhalt Armin Volkmann ……………………………………………………………………. Untersuchungen zur slawischen und deutschen Bevölkerung im hohen und späten Mittelalter in der provincia trans Oderam Johannes Litzel ………………………………………………………………………. Jerichow an der Elbe – Stadt am Holzweg

Vorwort Der vorliegende Band legt einen großen Teil der Beiträge der Sektion für slawische Archäologie vor, die im Rahmen der 17. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung e. V. in Halle an der Saale vom 19. bis 21. März 2007 stattfand. Das Schwerpunktthema der Sektion waren slawenzeitliche Siedlungssysteme und -strukturen. Daneben stand eine Vortragsfolge über „Burgen in Ost und West“, die gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit durchgeführt wurde, und außerdem bot die Sektion Raum für die Vorstellung allgemeiner aktueller Forschungen zum slawischen Mittelalter. Insgesamt wurden 38 Vorträge ganz unterschiedlicher Art präsentiert, von denen hier – ergänzt um einige thematisch passende, aus unterschiedlichen Gründen bei der Tagung nicht gehaltene Referate – 28 Beiträge publiziert werden können. Sie behandeln vielfältige und interessante Aspekte der slawischen Archäologie vorwiegend aus Ostdeutschland, aber auch aus dem tschechischen und polnischen Raum. Die Aufsätze beleuchten die derzeitigen Entwicklungen der Forschung nicht nur in ihrem engeren Untersuchungsfeld, sondern weisen methodisch auch über den thematischen Rahmen der Sektion hinaus. Besonders erfreulich ist aus unserer Sicht, dass neben Beiträgen bereits renommierter Forscher auch viele Magister- und Doktorarbeiten junger Wissenschaftler vorgestellt werden. Die große Bandbreite und hohe Qualität dieser Studien zeigt die nach wie vor große Attraktivität des Forschungsfeldes. Dies belegen natürlich auch komplexe Forschungsvorhaben wie das DFG-Projekt „Slawen an der unteren Mittelelbe“, das mit drei Beiträgen vertreten ist. Der frühgeschichtliche westslawische Siedlungsraum besaß viele Bezüge in andere Teile Mittel-, Nord- und Osteuropas, worauf mehrere Vorträge eingingen. Im vorliegenden Band wird dieser Sachverhalt besonders durch den Artikel zu den interdisziplinären umweltarchäologischen Untersuchungen auf der Krim veranschaulicht. Die große Bedeutung transdisziplinärer Herangehensweise erweist sich auch in den landschaftsarchäologisch ausgerichteten Beiträgen. Die Frage etwa nach den gegenseitigen Beziehungen von Burgen und offenen Siedlungen, nach ökologischen Standortvorteilen und Umweltveränderungen sollte stets die Gesamtheit der natürlichen und kulturellen Umwelt mit einbeziehen. Neben Mikrostudien zu den Bedingungen an einzelnen Fundplätzen ist eine Einbindung in die Makroregion wesentlich. Die Erforschung der slawischen Frühgeschichte ist hier auch methodisch von allgemeinem Interesse, da die Überprüfung der Deutungsschemata archäologischer Sachverhalte durch Schriftquellen möglich ist. Dafür ist die enge Kooperation mit den Geschichtswissenschaften von großer Bedeutung. Die erneute Interpretation schriftlicher Quellen zu Burgen und Siedlungen der Slawen nötigt vielfach zu einem Überdenken mancher als selbstverständlich angenommener Vorstellungen, wie die entsprechenden historischen Beiträge in diesem Band zeigen. Für die hervorragenden Bedingungen, unter denen die Sektion zur slawischen Archäologie bei der Hallenser Tagung stattfinden konnte, möchten wir den Organisatoren der Konferenz, Dr. Sabine Eickhoff (Wünsdorf) und Dr. Günter Wetzel (Cottbus), herzlich danken. Unser Dank gilt auch Alexander Blank (Berlin), Katrin Frey M. A. (Greifswald), Thomas Kinkeldey M. A. (Wünsdorf) und Ulrike Stief (Berlin) für Hilfen bei der Redaktion, PD Dr. H.-J. Beier (Weissbach) für die Aufnahme dieses Bandes in sein Verlagsprogramm sowie nicht zuletzt allen Autorinnen und Autoren für ihre ausgezeichneten Beiträge.

Berlin, Wünsdorf und Göttingen, im März 2009 Felix Biermann, Thomas Kersting und Anne Klammt

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Ingo Petri, Kiel

Überlegungen zur Rekonstruktion des äußeren Walles von Grzybowo-Rabieżyce (Großpolen)1

Einleitung Am Beginn des 10. Jhs. kommt es in Großpolen zu einer Änderung in der Herrschaftsorganisation – dem Übergang von der Stammeszeit zum frühen Piastenstaat. Dies lässt sich vor allem an der Entwicklung der Burgen verfolgen. In dieser Zeit wird ein Großteil der kleinen Stammesburgen verlassen, einige zeigen Spuren einer gewaltsamen Zerstörung. Stattdessen wird im Zentrum Großpolens ein Netz stark befestigter Zentralburgen zur Konsolidierung des entstehenden Staates errichtet. Eine der ältesten und die größte dieser Anlagen ist GrzybowoRabieżyce (vgl. Kurnatowska 1997, 28 ff.; 2000, 99 ff.; 2002, 60 ff.).1 Das Dorf Grzybowo liegt im Landkreis Wreschen (powiat wrzesiński) in der Woiwodschaft Großpolen (województwo Wielkopolskie) in Polen. Südöstlich des Dorfes befindet sich der Ringwall einer frühmittelalterlichen Niederungsburg (Abb. 1). Sie liegt in der Flur Rabieżyce (Brzeski u. a. 2000, 57) in einem schmalem Flusstal (Kowalenko 1938, 48) auf dem Ostufer des Baches Struga, auch Rudak genannt, eines Zuflusses der Warthe (Warta) (Brzeski u. a. 2000, 57). Westlich, nördlich und südlich der Burg erstreckte sich früher ein Sumpf (Schwartz 1878, 315), heute liegen diese Gebiete trocken. Auf ihrer Nord-, Süd- und Ostseite ist die Anlage von einem Entwässerungsgraben umgeben, der 1935 angelegt wurde (Brzeski 1938, 152) und im Westen mit der Struga verbunden ist (Abb. 2). Die Gesamtfläche beträgt ca. 4,4 ha innerhalb des umgebenden 1 Dieser Artikel stellt einen Teil der Ergebnisse einer Diplomarbeit vor, die vom Verfasser Ende November 2006 an der Christian-Albrechts-Universität Kiel eingereicht wurde (I. Petri 2006).

Grabens und die Innenfläche ca. 2,3 ha (B. Petri 1998a, 16 ff.). Damit gehört sie zu den größten frühmittelalterlichen Burganlagen in Großpolen (Kowalenko 1938, 53). Ihr Wall hat auf der Ostseite noch eine Höhe von ca. 6,5 m über dem Außenniveau, Richtung Westen nimmt seine Höhe kontinuierlich ab und auf der Westseite ist er stark verebnet (Schwartz 1878, 315). Südwestlich der Burg wurden bei Grabungen die Überreste einer offenen Siedlung erfasst (Kurnatowska/Tuszyński 2003b, 169). Östlich und südöstlich der Burg kamen Knochen und Keramikscherben zu Tage (Schwartz 1878, 315; Brzeski 1938, 152). Auch hierbei könnte es sich um die Überreste einer offenen Siedlung oder eines Friedhofes handeln. Seit 1989 finden in der Burg jährliche Ausgrabungen durch die Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie (Ausgrabungsexpedition in Grzybowo) unter der Leitung von M. Tuszyński statt. Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden in einigen Vorberichten veröffentlicht (zuletzt Tuszyński 2004; Kurnatowska/Tuszyński 2003a; 2003b). Bisher wurden ca. 3 % der Gesamtfläche der Burg archäologisch untersucht.

Der Verlauf der Befestigungsanlagen Die Befestigungsanlagen der Burg sind heute nicht mehr vollständig im Gelände zu erkennen, ihre Verläufe können jedoch aufgrund der noch obertägig sichtbaren Wallreste, der Ergebnisse der geoelektrischen Prospektion im Burginnenraum und der Ausgrabungsergebnisse rekonstruiert werden. Der äußere Wall ist auf seiner Ostseite gut erhalten, hier entsprechen seine Fußbreite und sein Verlauf weitgehend dem Ursprungszu-

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stand. Auf seiner Westseite war er ursprünglich genau so breit wie auf der Ostseite (Abb. 3). Dort wurde er jedoch bereits im frühen Mittelalter teilweise abgetragen und mit Wohn- und Werkstattgebäuden überbaut. Eine Berme ist für die äußere Befestigungsanlage nicht nachgewiesen, auf der Ostseite war dem Wall möglicherweise ein trockener Sohlgraben vorgelagert, der ursprünglich als Materialentnahmegraben für

den Wallbau angelegt worden sein könnte. Ob es sich bei den Unterbrechungen im Wallverlauf auf der West-, Ost- und Nordseite der Burganlage um frühmittelalterliche Tore handelt, kann zur Zeit nicht mit Sicherheit entschieden werden, da diese Bereiche noch nicht ausgegraben worden sind. Der Wall könnte hier auch nachträglich durchschnitten worden sein.

Abb. 1. Lage der Burganlage Grzybowo-Rabieżyce (nach Kowalenko 1938, Taf. 1 Abb. 1, verändert). Im nördlichen Teil des Burginnenraumes befindet sich eine vollständig verebnete innere Befestigungsanlage (Abb. 4, 5). Ihre ältere Bauphase besteht aus einem etwa kreisrunden Wall mit ca. 70 m Außendurchmesser und einer befestigten Berme. Die jüngere Bauphase besteht ebenfalls aus einem Wall mit ca. 80 m Außendurchmesser. Eine Berme ist bisher nicht nachgewiesen, die in Frage kommenden Bereiche sind jedoch noch nicht ausgegraben. Auf ihrer Südwestseite besitzt die innere Befestigungsanlage einen etwa halbrunden Anbau mit ca. 20-30 m Außendurchmesser, der ebenfalls aus einem Wall und einer befestigten Berme besteht. Im Bereich dieser inneren Befestigungsanlage wurde ein Graben erfasst, bei dem es sich vermutlich nicht um einen künstlichen Graben, sondern um einen Haupt- oder Nebenarm der frühmittelalterlichen Struga handelt (I. Petri 2006, 24 ff.).

Datierung Auf der Grundlage von dendrochronologischen Datierungen, einer 14C-Datierung und der Stratigrafie kann die Chronologie der Burganlage folgendermaßen dargestellt werden: Die frühmittelalterliche Besiedlung des Geländes begann möglicherweise schon in den 10er Jahren des 10. Jhs. Die im Bereich des inneren Grabens aufge-

fundenen Hölzer aus dieser Zeit lassen jedoch keinen Schluss darauf zu, ob es sich hierbei um eine offene Siedlung oder eine Befestigungsanlage handelte. Es könnte sich auch um ältere Tothölzer handeln, die erst bei der Errichtung der späteren Burg im Bereich des inneren Grabens aufgefunden und verwendet wurden. In den 30er Jahren des 10. Jhs. wurde dann an dieser Stelle eine Burg errichtet, die aus der äußeren Befestigungsanlage und der inneren Befestigung mit ihrem Anbau bestand. Möglicherweise stammt aus dieser Zeit auch der äußere Graben. Der Graben im Bereich der inneren Befestigungsanlage wurde spätestens bei der Errichtung der Burg mit Hölzern verfüllt. Vermutlich zwischen 940 und 985 wurde diese ältere Bauphase der Burg nach einem Brand auf ihrer Ostund Westseite mit einer zweiten Bauphase überbaut. Möglicherweise steht diese jüngere Bauphase mit dem durch dendrochronologische Daten aus Giecz, Gnesen (Gniezno), Posen (Poznań) und Ostrów Lednicki bezeugten Ausund Umbau der piastischen Zentralburgen in den 70er - 80er Jahren des 10. Jhs. (Kurnatowska 2000, 108) in Zusammenhang. Eine ungewisse Zeit später verlor die Burg an Bedeutung. Der äußere Wall wurde auf seiner Westseite teilweise abgetragen und überbaut. Nachdem die Burg verlassen war, wurden die innere Befestigungsanlage und ihr Anbau vollständig eingeebnet (I. Petri 2006, 40 ff.).

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Abb. 2. Höhenlinienplan der Burg mit der Lage der Grabungsschnitte (Abbildung: Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie, verändert).

Abb. 3. Verlauf der jüngeren Bauphase der äußeren Befestigungsanlage. Der Graben ist nicht eingezeichnet, da zu wenige Informationen zu seinem Verlauf vorliegen (Abbildung: Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie, verändert).

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Vorgehensweise bei der Rekonstruktion Die Überlegungen zur Rekonstruktion des äußeren Walles von Grzybowo-Rabieżyce werden auf der Grundlage der Befunde aus den Schnitten 31 und 54 angestellt. Diese befinden sich auf der Ostseite der Burganlage direkt nördlich der Unterbrechung im Wallverlauf und durchschneiden den äußeren Wall an seiner am besten erhaltenen Stelle (Abb. 2). Beide Schnitte verlaufen senkrecht zum Wall, Schnitt 31 ist 5 x 3 m groß, Schnitt 54 ca. 28 x 3 m. Die Ausgrabungen in diesen Schnitten waren zur Zeit der Anfertigung dieses Artikels noch nicht beendet. In Schnitt 31 wurden nur der Mutterboden und der obere Teil der darunter liegenden Erosionsschichten abgegraben, lediglich in der Südsüdostecke kam vermutlich eine Wallschicht zu Tage. In Schnitt 54 ist nur die Krone der erhaltenen Wallaufschüttung auf einer Länge von ca. 10,2 m und bis in eine Tiefe von maximal ca. 1,65 m unter der Geländeoberfläche untersucht. Außerdem wurde an der inneren und an der äußeren Flanke der erhaltenen Wallaufschüttung je ein Suchschnitt angelegt. Der innere

Suchschnitt reicht bis an Schnitt 31 heran, der äußere bis an den heutigen Entwässerungsgraben. Aus folgenden Gründen wurden diese Schnitte dennoch für die Bearbeitung ausgewählt: bei Schnitt 54 war die Verständlichkeit der Grabungsdokumentation am besten, da die Bearbeitung zeitnah zur Grabung erfolgte und die Grabung vom Verfasser des vorliegenden Artikels selbst geleitet wurde. Schnitt 31 schließt westnordwestlich an Schnitt 54 an und vervollständigt damit den Schnitt durch den Wall. Beide Schnitte sollen noch bis auf den anstehenden Boden abgetieft werden. Im Folgenden werden die Befunde aus diesen Schnitten mit weiteren Befunden aus Grzybowo-Rabieżyce, mit Befunden und Wallrekonstruktionen von anderen Fundorten, mit theoretischen Überlegungen zur Konstruktion des Walles von Grzybowo-Rabieżyce und mit Berechnungen zu den Konstruktionsresten aus Schnitt 54 verglichen. Die weiteren Befunde aus GrzybowoRabieżyce stammen sowohl von der äußeren Befestigungsanlage wie auch von der inneren Befestigung und ihrem Anbau.

Abb. 4. Verlauf der älteren Bauphase der inneren Befestigungsanlage und ihres Anbaues. Der Graben ist nicht eingezeichnet, da zu wenige Informationen zu seinem Verlauf vorliegen (Abbildung: Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie, verändert).

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Bei den Vergleichsfundorten wurde ausschließlich mit publiziertem Material gearbeitet. Ihre Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, maßgeblich war eine gute Publikationslage und Zugänglichkeit der Publikationen. Die Verwendung, Zustimmung oder Ablehnung von Rekonstruktionen und Interpretationen soll nicht bewerten, ob sie für die Wälle, an denen sie entwickelt wurden, zutreffen. Es soll lediglich ihre Anwendbarkeit auf die Befunde aus den Schnitten 31 und 54 in Grzybowo-Rabieżyce geprüft werden. Die theoretischen Überlegungen des Ingenieurs B. Petri (1998a) wurden ab 1996 zum Wall von Grzybowo-Rabieżyce angestellt. Sie basieren auf Aussagen des Grabungsleiters M. Tuszyński über die damaligen Erkenntnisse zur Wallkonstruktion bezüglich Holzart und Dimensionen der verwendeten Hölzer, Anzahl und Abmessungen der Stöße, der Dimensionen des Gesamtwalles und der Bauweise in einer Rostkonstruktion aus Parallelelementen unter Verwendung von Hakenbalken. Außerdem wurden anhand des Höhenlinienplanes der Burg Berechnungen zum Volumen des heutigen Burgwalles durchgeführt. Mit diesen Ausgangsdaten wurden verschiedene geometrische, statische und statistische Berechnungen zu Kon-

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struktionsmöglichkeiten angefertigt. Die Fragestellung dabei war, mit den oben genannten Vorgaben und dem Wissen eines heutigen Ingenieurs einen möglichst stabilen und dauerhaften Burgwall zu errichten. Dementsprechend handelt es sich bei diesen Modellen auch nicht um Rekonstruktionen, sondern um ideale Rekonstruktionsvorschläge. Außerdem stellte B. Petri (2006) während der Anfertigung der Diplomarbeit verschiedene Berechnungen zu den Konstruktionsresten aus Schnitt 54 an, mit denen die Daten der verschiedenen Rekonstruktionsmöglichkeiten verglichen wurden. Die Rekonstruktion soll sich möglichst eng an den Befunden orientieren. Durch die Bearbeitung der bereits ergrabenen Bereiche sollen Arbeitshypothesen aufgestellt werden, die bei der weiteren Ausgrabung hilfreich sind und überprüft werden sollen. Sie sollen Möglichkeiten aufzeigen, um bei den Grabungsarbeiten auf mögliche Strukturen gefasst zu sein, diese zu erkennen bzw. gezielt nach diesen zu suchen und die Grabungsmethodik auf sie abzustimmen. Eine Definition der im Text verwendeten Fachtermini befindet sich am Ende des vorliegenden Artikels.

Abb. 5. Verlauf der jüngeren Bauphase der inneren Befestigungsanlage und ihres Anbaues. Der Graben ist nicht eingezeichnet, da zu wenige Informationen zu seinem Verlauf vorliegen (Abbildung: Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie, verändert).

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Die Konstruktion des Burgwalles In Schnitt 54 lassen sich wahrscheinlich die Schichten einer älteren und einer jüngeren Bauphase des Walles unterscheiden (Abb. 6). Diese befinden sich direkt unter dem Mutterboden, der die gesamte erhaltene Wallaufschüttung mit einer Mächtigkeit von durchschnittlich ca. 30 cm bedeckt. Die dendrochronologische Datierung eines erhaltenen Holzstückes der älteren Bauphase erbrachte ein jahrgenaues Datum von 936, eine 14C-Datierung eines der erhaltenen Holzreste der jüngeren Bauphase erbrachte mit 95,4 %iger Wahrscheinlichkeit ein kalibriertes Datum zwischen 880 und 1000, mit 40,8 %iger Wahrscheinlichkeit liegt das Datum zwischen 940 und 985. Die ältere Bauphase Die Schichten der älteren Bauphase liegen unterhalb der Höhe von 109,20 m ü. NN und damit ca. 1,15 m unter der Geländeoberfläche im mittleren und westnordwestlichen Teil des Schnittes (Abb. 6). Sie laufen in das Nordnordost- und Südsüdwestprofil. Bisher wurden sie auf max. 6,5 m Länge und 0,5 m Mächtigkeit erfasst, ihre Unterkante wurde noch nicht erreicht. Die Westnordwest- und die Ostsüdostgrenze dieser Bauphase verlaufen parallel zum Wallverlauf. Ihre Oberkante fällt in ihrem ostsüdöstlichen Teil zum Entwässerungsgraben hin ab. In ihrem Mittelteil verläuft sie im Ostsüdosten annähernd waagerecht, dann steigt sie ungefähr in ihrer Mitte um ca. 20 cm an, um im Westnordwesten wieder annähernd waagerecht zu verlaufen. Der westnordwestliche Teil der Oberkante fällt zum Innenraum der Burg hin ab, er wird vom Mutterboden bedeckt. Der Mittel-

teil und die ostsüdöstliche Böschung der älteren Bauphase werden von den Schichten der jüngeren Bauphase bedeckt. Die Grenze zwischen der älteren und der jüngeren Bauphase ist meist gut zu erkennen, nur im Westnordwestteil des Schnittes vor dem Nordnordostprofil ist sie unklar. Die unteren Schichten der älteren Bauphase bestehen aus reinem Lehm, ihre Zusammensetzung ist sehr homogen. Sie stellen einen Großteil des Baumaterials dieser Phase. Hierbei handelt es sich vermutlich um das unveränderte Verfüllmaterial der Wallkonstruktion der älteren Bauphase. Im Westnordwesten, mit Ausnahme eines Streifens vor dem Nordnordostprofil, besteht die oberste Schicht vollständig aus gebranntem Lehm. Im Ostsüdosten befindet sich diese Schicht in einem Streifen vor dem Nordnordostprofil. Sie scheint an einigen Stellen in die darunter liegenden Schichten überzugehen, sie könnte also vor Ort gebrannt worden sein. Bei dieser Schicht handelt es sich vermutlich um das bei einem Brand der älteren Bauphase vor Ort gebrannte Verfüllmaterial der Wallkonstruktion. Die oberste Schicht im Ostsüdosten besteht aus lehmigem Mittelsand bis Feinkies mit größeren Mengen kleiner und großer Holzkohlefragmente. Sie befindet sich auf der Oberfläche und der äußeren Böschung der älteren Bauphase und ist meistens unter 5 cm stark. Bei ihr handelt es sich vermutlich um die Überreste eines Brandes der älteren Bauphase, der bei den Aufräumarbeiten nicht entfernt wurde. Alle Schichten der älteren Bauphase enthalten fast kein Fundmaterial. In ihrem oberen Bereich enthalten sie Holzkohle und die verkohlten Überreste einer Holzkonstruktion.

Abb. 6. Südsüdwestprofil (A) und Nordnordostprofil (B) von Schnitt 54. Das Nordnordostprofil wurde gespiegelt (Abbildung: H. Dieterich).

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Abb. 7. Schematische Darstellung der Querbalkenreihen der älteren Bauphase in Schnitt 54 (Abbildung: H. Dieterich). Vgl. dazu Tab. 1. Lfde. Nr. 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 15 16 17 N Mittelwert Stdabw. N-1 Stdabw. N Max. Min. R

Balken-Nr. 1 (Gratabu) 2 (Gratabu) 3 (Gratabu) 4 (Gratabu) 12 (672) 21 (672) 22 (672) 23 (672) 25 (672) 26 (672) 27 (672) 28 (672) 41 (672) 42 (672) 43 (672)

Winkel in ° 27,5 30,6 40,1 27,3 23,1 29,8 23,6 23,7 31,0 28,8 35,4 31,7 17,7 26,6 19,1 15 27,7 5,9 5,7 40,1 17,7 22,4

Tab. 1: (zu Abb. 7) Gemessene Winkel der Querbalken in Schnitt 54 (nach B. Petri 2006, 100, verändert). Die ältere Bauphase des äußeren Walles zeigt eindeutige Spuren eines Brandes. Mögliche Ursachen dafür sind Feindeinwirkung, ein Unfall oder ein von den Bewohnern der Burg absichtlich gelegtes Feuer. Bei einem Feuer durch Feindeinwirkung oder durch einen Unfall wäre zu erwarten, dass nur wenig Wallmaterial verbrannt ist, da es durch die Löschversuche der Bewohner und durch den entstehenden Brandschutt wahrscheinlich nach kurzer Zeit erstickt wäre. So würde in einem begrenzten Areal eine geringe Menge Brandschutt mit viel Holzkohle

und angekohlten und unverkohlten Hölzern entstehen. Außerdem könnte sich der Brand auf verschiedene Teile und Bereiche des Walles und der Innenbebauung ausdehnen. Bei einem durch die Bewohner der Burg absichtlich gelegten Feuer wäre es möglich, große Mengen des Wallmaterials zu verbrennen, indem der entstehende Brandschutt regelmäßig von den noch unverbrannten Stellen entfernt wird. So könnten große Mengen Brandschutt mit wenig Holzkohle und angekohltem oder unverkohltem Holz entstehen. Außerdem würde nur ein bestimmter

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Abb. 8. Rekonstruktionsvorschlag des Walles von Grzybowo-Rabieżyce, Variante 1 (B. Petri 1998a, Abb. 13.1).

Abb. 9. Rekonstruktionsvorschlag des Walles von Grzybowo-Rabieżyce, Variante 2 (B. Petri 1998a, Abb. 13.2).

Abb. 10. Rekonstruktionsvorschlag des Walles von Grzybowo-Rabieżyce, Variante 3 (B. Petri 1998a, Abb. 13.3).

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Abb. 11. Rekonstruktionsvorschlag des Walles von Grzybowo-Rabieżyce, Variante 4 (B. Petri 1998a, Abb. 13.4).

Abb. 12. Rekonstruktionsvorschlag des Walles von Grzybowo-Rabieżyce, Variante 5 (B. Petri 1998a, Abb. 13.5).

Abb. 13. Rekonstruktionsvorschlag des Walles von Grzybowo-Rabieżyce, Variante 6 (B. Petri 1998a, Abb. 13.6).

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Teil oder Bereich des Walles gezielt zerstört, es sind keine Schäden im Burginnenraum zu erwarten. Bei der erhaltenen Konstruktion handelt es sich höchstwahrscheinlich nicht um die Wallkrone, da diese sonst uneben wäre. Außerdem ist die Konstruktion mit ihren schräg nach unten ins Wallinnere verlaufenden Querbalken nicht für eine Wallkrone geeignet. Also ist wohl ein großer Teil des oberen Wallbereiches nicht erhalten. Die jüngere Bauphase besteht auf der Ostseite der Burganlage anscheinend zu großen Teilen aus dem Brandschutt der älteren. Um eine solche Menge Brandschutt zu erzeugen, muss viel Material der älteren Bauphase verbrannt sein. Außerdem enthält der Brandschutt kaum Holzkohle und angekohltes Holz, das unverkohlte Holz stammt von der Konstruktion der jüngeren Bauphase. Ein Zerstörungshorizont ist im Inneren der Burg bisher nicht nachgewiesen. Anscheinend ist nur die Wallkrone verbrannt, die äußere Wallflanke ist noch komplett erhalten. Das Feuer wurde also vermutlich von den Bewohnern der Burg absichtlich gelegt. Das Ziel könnte gewesen sein, den oberen Teil der älteren, inzwischen baufälligen Phase des Walles abzutragen und zu nivellieren, um eine einigermaßen ebene und tragfähige Fläche für den Bau der jüngeren Bauphase zu erhalten. Diese Nivellierung wurde eventuell durch einen absichtlich gelegten Brand erleichtert, der die noch erhaltenen Reste der Holzkonstruktion zerstörte. Wie viel dabei abgetragen wurde, kann nicht bestimmt werden. Eine Nivellierung des oberen Teiles des Walles vor Errichtung einer neuen Bauphase ist für Giecz nachgewiesen (Krąpiec/ Krysztofiak 2003, 38), in Breslau (Wrocław) wurde eine Nivellierung des Walles wahrscheinlich durch einen absichtlich gelegten Brand erleichtert (Kitliński/Limisiewicz 2001, 314 ff.). Im ostsüdöstlichen Teil der Bauphase haben sich von ihrer Grenze in ca. 2 m Entfernung ostsüd-östlich der Hauptmesspunkte bis in ca. 0,5 m Entfernung westnordwestlich der Hauptmesspunkte zahlreiche Balken auf der gesamten Breite des Schnittes erhalten. Westnordwestlich daran anschließend blieben bis in ca. 2,5 m Entfernung von den Hauptmesspunkten nur noch einzelne Balken vor dem Südsüdwestprofil erhalten (Abb. 7). Auf der Westnordwestseite des Schnittes sind keine Reste oder Spuren einer Konstruktion zu erkennen. Ursprünglich befand sich hier wahrscheinlich auch eine Holzkonstruktion. Dies lässt sich daraus schließen, dass der innere Stoß des äußeren Walles in Schnitt 21, der vermutlich ebenfalls zur älteren Bauphase

gehört, eindeutige Reste einer Holzkonstruktion enthält. Auf der Westnordwestseite von Schnitt 54 ist das Holz aber, wie auch an einigen anderen Stellen in Schnitt 54, komplett vergangen. Die Balken sind in ihrem oberen Teil verkohlt, was wahrscheinlich zu ihrer Erhaltung führte. Unter diesem verkohlten Teil ist unverkohltes Holz erhalten. Die Balken, die senkrecht zum Wallverlauf liegen, sind darunter meistens noch in Form von braunem Holzmull zu verfolgen, der nach einigen Zentimetern dann auch nicht mehr zu erkennen ist. Konstruktionshölzer, von denen nur Spuren erhalten blieben, sind sehr selten. Die Konstruktion setzt sich aus Längsbalken und Querbalken zusammen. Es blieben sieben Längsbalken oder ihre Fragmente erhalten, sie befinden sich ausschließlich im Ostsüdostteil der älteren Bauphase und liegen annähernd waagerecht. Das am besten erhaltene Exemplar ist min. 2,5 m lang, die anderen Längsbalken noch max. 0,8 m. Senkrecht zu den Längsbalken liegen die Querbalken. Davon blieben 58 Fragmente erhalten, sie befinden sich im Ostsüdostund Mittelteil der Bauphase. Das Holz ist max. 60 cm lang erhalten, der Holzmull ist zusätzlich über max. 40 cm zu verfolgen. Die Querbalken liegen im Winkel von ca. 18° - 40° (durchschnittlich ca. 27,7°) zur Waagerechten, wobei sie an ihrem ostsüdöstlichen Ende höher liegen (Tab. 1). Nur der westnordwestlichste liegt annähernd waagerecht. Die Querbalken bilden Reihen, von denen dreizehn nachzuvollziehen sind (Abb. 7). Diese Reihen verlaufen parallel zu den Längsbalken. Nicht alle Reihen wurden auf der gleichen Höhe angetroffen, was zum einen mit ihrer Position in der Konstruktion und zum anderen mit dem Erhaltungszustand zusammenhängt. Die Balken sind so in der Konstruktion angeordnet, dass auf einer Reihe Querbalken ein Längsbalken liegt, darauf die nächste Reihe Querbalken usw. Dabei liegen die Balken nicht immer direkt aufeinander, sondern sind häufig durch eine Lehmschicht voneinander getrennt. An einer Stelle liegen zwei Längsbalken parallel nebeneinander zwischen denselben Querbalkenreihen. Zwischen den Balken einer Lage bleibt immer ungefähr eine Lücke von der Breite eines Balkens. Die Querbalken der verschiedenen Lagen kommen immer ungefähr übereinander zu liegen, die Längsbalken an der Stelle, an der zwei parallel nebeneinander liegen, ebenfalls. Für die Holzkonstruktion der älteren Bauphase bieten sich zwei grundsätzliche Möglichkeiten an. Es könnte sich um eine Rostkonstruktion aus Winkelelementen handeln, wie sie für den äußeren Stoß des Hauptburgwalles von

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Breslau (Kóčka/Ostrowska 1953, 774 Abb. 351), den ersten, dritten und fünften Stoß (von außen) des Walles der so genannten ersten Vorburg von Gnesen (Żurowski 1954, 162 f. Abb. 2) und den ersten, zweiten und vierten Stoß (von außen) des inneren Walles von Meseritz (Międzyrzecz) (Kurnatowski 1961, 99 Abb. 18) rekonstruiert wird. Außerdem könnte es sich auch um eine Rostkonstruktion aus schräg gestellten Parallelelementen handeln, wie sie für Daleszyn (Hilczerówna 1960, 22 f., 63 f. Abb. 41) rekonstruiert, für Grzybowo-Rabieżyce (B. Petri 1998a, 3, 7 f. Abb. 13.1-13.5) (Abb. 8-12) vorgeschlagen und für die Berme des Walles von Groß Lübbenau (Heußner/Westphal 1998, Abb. 10; Rösler 1983, 87) dargestellt wird. Bei allen Beispielen sind die Wallflanken nicht senkrecht ausgeführt, sondern zum Inneren des Walles hin geneigt. Diese Neigung ist für die Außenseite der älteren Bauphase des äußeren Walles in Schnitt 54 nachweisbar. Auch in den anderen Wallschnitten in GrzybowoRabieżyce sind die Wallflanken ins Innere des Walles geneigt (Kurnatowska/Tuszyński 2003b, 178; Tuszyński 2004, 98).

Abb. 14. Schnitt durch einen Burgwall mit beidseitiger (links), einseitiger (Mitte) und wechselseitiger (rechts) Wallerweiterung (nach B. Petri 1998a, Abb. 7.1-1, verändert). Im Idealfalle liegen die Querbalken im Profilschnitt durch den Wall bei beiden vorgestellten Möglichkeiten im rechten Winkel zur Wallflanke. Damit liegen sie senkrecht zum Kraftfluss und haben die Tendenz, in Richtung der Wallmitte zu rutschen. Dadurch bauen sie einen stabilisierenden Druck auf das Wallinnere auf (Żurowski 1954, 163; Kurnatowski 1961, 99; B. Petri 1998a, 5 ff., 67 f.). Diese senkrechte Ausrichtung der Querbalken zur Wallflanke kann bei der Konstruktion aus Winkelelementen direkt erzeugt werden, bei der Konstruktion aus Parallelelementen müssen diese durch Winkelelemente im unteren Bereich des Stoßes schräg gestellt werden. Bei einer Rostkonstruktion aus Winkelelementen müssten die gemessenen Winkel der Querbalkenreihen von der Wallaußenseite nach innen hin zunehmen, wie es in Daleszyn (Hilczerówna 1960, 23) bei den unteren Querbalkenlagen beobachtet wurde. Dies ist bei den

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Balkenwinkeln in Schnitt 54 tatsächlich der Fall (Abb. 7; Tab. 1). Berechnungen von B. Petri (2006, 103 ff.) ergaben jedoch, dass diese Zunahme der Winkel statistisch nur zwischen zwei dieser Reihen signifikant ist. Der Unterschied der Neigungswinkel muss aber bei der angenommenen Konstruktion nicht groß sein, deshalb ist er aufgrund der geringen Datenmenge und der großen Streuung der Messwerte statistisch nicht gut nachzuweisen. Die Winkel nehmen von der Wallaußenseite aus nach innen über eine Länge von ca. 1,5 m kontinuierlich zu, dann abrupt wieder ab und dann über eine Länge von ca. 1,5 m kontinuierlich wieder zu, dann folgt ein waagerechter Balken. Es könnte sich also eventuell um zwei nebeneinander stehende Stöße aus Winkelelementen mit einer Breite von je 1,5 m und einen nächsten Stoß aus waagerechten Parallelelementen handeln. Diese Anordnung wird für die äußeren drei Stöße des inneren Walles von Meseritz rekonstruiert (Kurnatowski 1961, Abb. 18). Eine Stoßbreite von 1,5 m ist für den Wall der so genannten ersten Vorburg von Gnesen (Żurowski 1954, 166) nachgewiesen. Gegen eine Konstruktion aus Winkelelementen spricht, dass im gesamten ostsüdöstlichen Teil der Konstruktion Längsbalken zu Tage kamen, einmal sogar zwei nebeneinander. Es wären immer nur einzelne an den Außenseiten der Stöße zu erwarten. Außerdem ergaben Berechnungen von B. Petri (2006, 107 ff.), dass sich die Balkenachsen nicht in einem Punkt oder auf einer Linie schneiden, wie es zumindest für ideale Winkelelemente zu erwarten wäre. Für eine Konstruktion aus schräg gestellten Parallelelementen spricht das Vorhandensein von Längsbalken im gesamten ostsüdöstlichen Teil der Konstruktion, auch die zwei parallel nebeneinander liegenden passen dazu. Ein von B. Petri (2006, 98 ff.) durchgeführter statistischer Vergleich zwischen dem Mittelwert der gemessenen Neigungswinkel von ca. 27,7° und dem durch B. Petri (1998a, 5, 98 Abb. 13.1-13.5) (Abb. 8-12) in seinen Rekonstruktionsvorschlägen verwendeten Winkel von 30° ergab, dass die gesamte Konstruktion hier ursprünglich in einem Winkel von ca. 30° ausgeführt gewesen sein könnte. Die Entscheidung ist also statistisch nicht eindeutig, eine Konstruktion aus schräg gestellten Parallelelementen erscheint jedoch aufgrund der Befunde wahrscheinlicher. Bei den erhaltenen Hölzern handelt es sich um Spaltstücke, sie sind 4-25 cm breit (durchschnittlich ca. 12 cm), 3-11 cm hoch (durchschnittlich ca. 7 cm), der Abstand zwischen den Balken beträgt 2-21 cm (durchschnittlich ca. 14

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cm). Bei allen beprobten Hölzern handelt es sich um Eiche. Sowohl die Längs- wie auch die Querbalken lagen also in der Konstruktion nicht dicht nebeneinander, sondern es blieb eine durchschnittlich ca. 14 cm breite Lücke dazwischen. Die Balken waren durchschnittlich ca. 12 cm breit und kamen in den verschiedenen Quer- und Längsbalkenlagen immer jeweils ungefähr übereinander zu liegen. Dadurch wurde ein relativ regelmäßiges Gitter aus abwechselnden Lagen von Längs- und Querbalken erzeugt. Sie ist mit der Konstruktion vergleichbar, die für Burg 1 von Berlin-Spandau (von Müller/von Müller-Muči 1983, 24 Abb. 2) rekonstruiert wird, im Falle von Grzybowo sind die Lücken zwischen den Balken aber größer und die Konstruktion ist schräg gestellt und damit zum Inneren des Walles hin geneigt. Die Zwischenräume zwischen den Balken wurden mit Lehm verfüllt, so dass die Konstruktion zu ca. 39 % aus Holz und zu ca. 61 % aus Lehm bestand. Sie muss aber nicht über die gesamte Höhe des Walles gleichmäßig ausgeführt sein, sondern sie kann nach unten dichter werden, wie es für Wall II von Posen (Niesiołowska u. a. 1960, 84) und für Józefów (Teske 1998, 115) nachgewiesen werden konnte. Außerdem ist zu erwarten, dass die untersten Lagen aus Winkelelementen bestanden. Aufgrund der Befunde in Schnitt 54 können auch Schlüsse über den Arbeitsablauf bei der Errichtung der älteren Bauphase gezogen werden: zuerst wurde eine Lage Balken hingelegt

und die Zwischenräume mit Lehm verfüllt. Da die Balken unterschiedlich dick waren, wurde die Oberfläche mit Lehm nivelliert, auf den dann die nächste Balkenlage gelegt wurde. Dadurch entstand die Lehmschicht zwischen den Balken. Für die Rekonstruktion der Wallkrone finden sich in der Literatur zwei Möglichkeiten. Für den Wall der so genannten ersten Vorburg von Gnesen (Żurowski 1954, 166 ff. Abb. 2), den Wall der so genannten dritten Vorburg von Gnesen (Kostrzewski 1949, 101; Hensel 1953, 51 f. Abb. 36) sowie den inneren und den äußeren Wall von Meseritz (Kurnatowski 1961, 99 Abb. 18, 23) wird eine Kastenkonstruktion auf der Wallkrone rekonstruiert. Die Wallkronen sind jedoch in allen genannten Fällen nicht erhalten. K. Żurowski (1954, 166 ff.) begründet seine Rekonstruktion damit, dass auf einer Rostkonstruktion aus dicht nebeneinander liegenden Hölzern keine senkrechten Pfähle für eine Palisade eingeschlagen werden können. Kostrzewski (1949, 101) rekonstruiert die Kastenkonstruktion aufgrund von gebranntem Lehm, der den unteren Teil des Walles bedeckt. Er stammt vermutlich von einem Brand der Wallkrone. Aus seiner großen Menge wird auf eine Kastenkonstruktion geschlossen. In Giecz (Krąpiec/Krysztofiak 2003, 36) konnte eine Kastenkonstruktion auf der Wallkrone nachgewiesen werden, diese gehört jedoch zu einer späteren Ausbauphase als der Wall in Rostkonstruktion.

Abb. 15. Planum von Schnitt 54 mit Balkenspuren und Holzresten der jüngeren Bauphase (Abbildung: H. Dieterich).

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Von B. Petri (1998a, 2 f.; 91 f., 101 Abb. 13.1-13.7) (Abb. 8-13) wird für Grzybowo-Rabieżyce eine Wallkrone in Rostkonstruktion vorgeschlagen, die möglicherweise mit einer Palisade oder einem Wehrgang versehen war. Der Wall von Daleszyn (Hilczerówna 1960, 19, 63 Abb. 41) wird ebenfalls mit einer Wallkrone in Rostkonstruktion und einer Palisade rekonstruiert. In Posen (Niesiołowska u. a. 1960, 71 Abb. 3) wurde für Wall I eine Rostkonstruktion auf der Wallkrone nachgewiesen. Bei diesen Wallkronen ist mindestens die oberste Lage aus waagerecht verlaufenden Balken aufgebaut. Anders als von K. Żurowski (1954, 166 ff.) für den Wall der so genannten ersten Vorburg von Gnesen postuliert, ist es bei der Konstruktion in Grzybowo-Rabieżyce sehr wohl möglich, auf ihrer Krone eine Palisade oder einen Wehrgang zu errichten, da die Balken der Rostkonstruktion auf Lücke liegen. Die Balken der Palisade oder des Wehrganges können in diese Lücken getrieben, oder sogar schon beim Bau des Walles mit eingebaut werden. Da die Wallkrone der älteren Bauphase nicht erhalten ist, kommt für sie in Grzybowo-Rabieżyce sowohl eine Kastenkonstruktion wie auch eine Rostkonstruktion in Frage. Die jüngere Bauphase Die Schichten der jüngeren Bauphase befinden sich direkt unter dem Mutterboden unterhalb der Höhe von 110,18 m ü. NN (Abb. 6). Im oberen Teil befindet sie sich mit max. 7 m Länge fast im gesamten Schnitt, im unteren Teil nur noch mit max. 2,2 m Länge auf seiner Ostsüdostseite. Bisher wurde sie auf max. 1,5 m Mächtigkeit erfasst, im Ostsüdosten ist ihre Unterkante noch nicht erreicht. Sie läuft in das Nordnordost- und Südsüdwestprofil. Ihre Westnordwest- und Ostsüdostgrenze verlaufen parallel zum Wallverlauf. Die Oberkante fällt von den Hauptmesspunkten aus nach Westnordwesten und Ostsüdosten ab. Die Grenze zwischen der älteren und der jüngere Bauphase ist meist gut zu erkennen, nur im Westnordwestteil des Schnittes vor dem Nordnordostprofil ist sie unklar. Die jüngere Bauphase bedeckt den mittleren sowie ostsüdöstlichen Teil der älteren Bauphase, das sind der obere Teil und die äußere Böschung. Die Überreste der älteren Bauphase wurden also nach Einebnung der ehemaligen Wallkrone mit einer neuen Bauphase überbaut, die sich auf der eingeebneten Krone und der äußeren Flanke der älteren befindet. Die Errichtung einer neuen Bauphase wurde notwendig, wenn die Holzkonstruktion der älteren so stark vergangen war, dass die Wall-

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höhe nicht mehr ausreichte, der Böschungswinkel zu flach geworden war, der Wall instabil wurde oder die Dimensionen des Walles neuen Angriffs- und Belagerungstechniken nicht mehr gewachsen waren. Vermutlich war es in den meisten Fällen eine Kombination aus mehreren der oben genannten Gründe. Es wurde also eine Erhöhung des Walles bzw. der noch erhaltenen Wallaufschüttung und damit eine Verbreiterung des Wallfußes notwendig. Nach den Überlegungen von B. Petri (1998a, 3 f., 96 ff. Abb. 7.1-1) gibt es für die Errichtung einer neuen Bauphase drei grundsätzliche Möglichkeiten (Abb. 14): die beidseitige, symmetrische Erweiterung, die einseitige, asymmetrische Erweiterung (nach außen oder innen möglich) und die wechselseitige, quasisymmetrische Erweiterung. Natürlich können diese Möglichkeiten auch miteinander kombiniert werden. Die einseitige Erweiterung hat den Vorteil, dass entweder der Außen- oder der Innendurchmesser der Burg unverändert bleibt, je nachdem, ob sie an die innere oder äußere Flanke der älteren Bauphase angelehnt wird. Da die ältere Bauphase bei der Errichtung einer neuen als tragendes Element weiter verwendet wird, muss sie durch Materialab- oder -auftrag in ihrer Form und ihren Abmessungen an die Bedürfnisse der neuen Bauphase angepasst werden. Außerdem muss sie tragfähig sein oder ggf. bis auf tragfähige Bereiche abgetragen werden. Wenn Abtragungen der älteren Bauphase notwendig wurden oder der Wall zusammengesackt war, konnte es passieren, dass der Wall nach Errichtung der neuen Bauphase nicht breiter und höher wurde, sondern nur wieder die Dimensionen der älteren Bauphase im Neuzustand erreichte. Im archäologischen Befund ist von einer neuen Bauphase meistens nur der untere Bereich und damit die Verbreiterung des Wallfußes fassbar, da die Wallkrone oft durch Erosion und/oder spätere Abtragungen zerstört ist. Damit wäre eine Erhöhung des Walles nicht mehr zu erkennen. Bei der jüngeren Bauphase in Schnitt 54 handelt es sich um eine asymmetrische Erweiterung nach außen, die den Vorteil hatte, dass der Innenraum der Burg unverändert blieb, da die innere Wallflanke weiterverwendet wurde. Ein Nachteil könnte sich auf der Nord-, Süd- und Westseite der Burg ergeben haben, da hier möglicherweise in den Sumpf hineingebaut werden musste. Hier wurde die jüngere Bauphase aber bisher nicht erkannt. Beim äußeren Wall von Meseritz wurde ebenfalls eine asymmetrische Erweiterung des Walles nach außen vorgenommen, die in sumpfiges Gelände hineingebaut wurde (Kurnatowski 1961, 106, 115 Abb. 23).

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Ein großer Teil des Materials der jüngeren Bauphase setzt sich fast vollständig aus verschieden großen Stücken gebrannten Lehms (25 cm bis 0,2 mm Durchmesser), teilweise mit Spaltholzabdrücken, zusammen. Die Schichten in der Mitte und im Ostsüdosten der jüngeren Bauphase bestehen fast vollständig aus diesem Material. Der Rest wird von sandigem Lehm gebildet, der aber auch gebrannte Lehmstücke enthält. Dieses Material befindet sich in der Mitte und im Westnordwesten der jüngeren Bauphase. Die Bauphase ist in ihrer Zusammensetzung sehr inhomogen, alle Schichten enthalten große Mengen gebrannten Lehms. Der gebrannte Lehm wurde wahrscheinlich nicht vor Ort gebrannt, da er sehr wenig Holzkohle und auch Konstruktionshölzer und Fundmaterial wie Keramikscherben oder Knochen ohne Spuren von Brandeinwirkung enthält. Außerdem besteht ein Teil der Bauphase aus unverbranntem Lehm, obwohl sich gebrannte Lehmstücke darin finden. Die Inhomogenität der Bauphase lässt sich dadurch erklären, dass das Verfüllmaterial an verschiedenen Stellen entnommen wurde. Überwiegend handelt es sich anscheinend um den Brandschutt der älteren Bauphase, das unverbrannte Material stammt entweder von unverbrannten Stellen der älteren Bauphase oder von einem anderen Ort. Die Schichten der jüngeren Bauphase sind stark miteinander vermischt. Dies kann durch Tiergänge und Zerfallsund Setzungsprozesse des Walles, aber auch durch eine gemeinsame Aufschüttung und Verdichtung des Materials beim Bau dieser Phase erklärt werden. In den Schichten der jüngeren Bauphase befindet sich, abgesehen von gebranntem Lehm und Holzresten, nur wenig Fundmaterial, jedoch mehr als in den Schichten der älteren Bauphase. Außerdem enthalten sie Spuren einer vergangenen Holzkonstruktion und Stücke erhaltenen Holzes. Diese Holzkonstruktion ist in einem schlechteren Zustand als die der älteren Bauphase. Im oberen Teil fanden sich keine Spuren einer Konstruktion. Ab der Höhe von ca. 109,65 m ü. NN treten Spuren vergangener Konstruktionshölzer auf der gesamten Breite des Schnittes auf, ab der Höhe von ca. 109,35 m ü. NN sogar Holzreste. In ihrem oberen Teil befinden sich die Überreste der Holzkonstruktion von der Grenze der Bauphase in ca. 3,5 m Entfernung ostsüdöstlich der Hauptmesspunkte bis in ca. 1,5 m Entfernung westnordwestlich der Hauptmesspunkte, wobei sie in ihrem ostsüdöstlichen Teil schlechter erhalten sind. Im westnordwestlichen Teil der Bauphase sind keine Spuren einer Konstruktion vorhanden. Da jedoch in fast

allen Wallstößen in Grzybowo-Rabieżyce Konstruktionsspuren nachgewiesen wurden, kann hier ebenfalls eine Holzkonstruktion angenommen werden. Im unteren Teil der Bauphase treten die Überreste der Holzkonstruktion auf der gesamten Länge der Bauphase auf, die sich hier nur noch im ostsüdöstlichen Teil des Schnittes befindet und im Westnordwesten an die ältere Bauphase grenzt. In diesem Bereich sind die Konstruktionsreste schlecht erhalten. Die Balkenspuren und Holzreste liegen fast ausschließlich annähernd senkrecht zum Wallverlauf, nur dreimal treten auf unterschiedlichen Höhen parallel zum Wallverlauf liegende Balkenspuren auf. Es kommen auch Holzreste und Balkenspuren vor, die schräg zum Wallverlauf liegen. Sie befinden sich gehäuft vor dem Nordnordostprofil in der westnordwestlichen Hälfte der erhaltenen Konstruktion, hier laufen teilweise mehrere parallel zueinander (Abb. 15). Die Spuren der vergangenen Konstruktionshölzer dieser Bauphase verlaufen in den Profilen von Schnitt 54 annähernd waagerecht und parallel zueinander (Abb. 6). Im Südsüdwestprofil sind sie annähernd geradlinig, im Nordnordostprofil teilweise in Form eines lang gezogenen M deformiert. Die Holzkonstruktion bestand also überwiegend aus Querbalken, die wahrscheinlich ursprünglich dicht nebeneinander lagen. Die Existenz von Längsbalken ist lediglich durch drei Balkenspuren belegt. Die im Nordnordostprofil zu erkennende Deformation in Form eines lang gezogenen M gibt einen weiteren Hinweis auf das Vorhandensein von Längsbalken. Eine solche Verformung entsteht, wenn sich unter einer Lage Querbalken zwei Längsbalken, je einer auf jeder Seite der Lage, befinden (Abb. 16). Wenn das Verfüllmaterial zwischen den Balken nicht optimal verdichtet wurde und eine Flächenlast auf die Konstruktion wirkt, kommt es zu einer Verformung (B. Petri 1998a, 9). Ein lang gezogenes M entsteht jedoch nur, wenn die Längsbalken auch im richtigen Abstand voneinander liegen. Ist der Abstand zu klein, kommt es zu einer bogenförmigen, nach unten offenen Deformation, ist der Abstand zu groß, entsteht eine bogenförmige, nach oben offene Deformation (B. Petri 1998a, 66 f. Abb. 6.3-2). Die letzten beiden Möglichkeiten sind in Schnitt 54 nicht zu beobachten. Unter den höchsten Stellen des lang gezogenen M lagen ursprünglich Längsbalken. In diesen Bereichen befinden sich auch zwei der erhaltenen Längsbalkenspuren. Die verformten Balkenspuren im Nordnordostprofil laufen immer annähernd parallel zueinander, die Längsbalken lagen hier also wahrscheinlich annähernd übereinander. Zwischen den Längsbalken

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einer Lage lässt sich ein Abstand von ca. 1 m bestimmen. Bei der Konstruktion handelt es sich also um eine Rostkonstruktion aus waagerechten Parallelelementen, bei der die dichten Querbalkenlagen durch zwei Längsbalken, von denen sich je einer auf jeder Seite der Querbalkenlage befindet, getrennt werden. Die Zwischenräume zwischen den Balken wurden mit dem Brandschutt der älteren Bauphase und unverbranntem Lehm verfüllt und das Material verdichtet. Wo dies nicht optimal geschah, blieb das Material sackungsfähig. Bei der Setzung der Konstruktion kam es dann zur Deformation der Querbalken.

Abb. 16. Balkendeformationen bei verschiedenen Lagerabständen (nach B. Petri 1998a, Abb. 6.3-2, verändert). Vergleichbare Parallelelemente werden für Daleszyn für den mittleren Teil der Wallstöße rekonstruiert, hier sind sie aber schräg ins Wallinnere geneigt (Hilczerówna 1960, 23, 63 Abb. 41). Für Grzybowo-Rabieżyce (B. Petri 1998a, 63, 92 f. Abb. 6.7.3-1) werden sie ebenfalls für den mittleren Teil der Wallstöße (B. Petri 1998a, 3, 8 Abb. 13.1-13.5) (Abb. 8-12) oder als alleiniges Element der Wallkonstruktion (B. Petri 1998a, 6, 48 Abb. 13.6) (Abb. 13) vorgeschlagen. Außerdem werden sie für den Wall von LeuthenWintdorf (Biermann 2000, 130) und für Wall I von Posen (Niesiołowska u. a. 1960, 71 Abb. 3, 4) beschrieben. In der gesamten jüngeren Bauphase lassen sich keine eindeutig voneinander abgegrenzten

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Stöße erkennen, wie sie für Grzybowo-Rabieżyce von B. Petri (1998a, 3, 91 f. Abb. 13.1-13.6 [bei 13.6 im unteren Teil]) (Abb. 8-13) vorgeschlagen und für Wall I von Posen (Niesiołowska u. a. 1960, 71 Abb. 3) nachgewiesen wurden. Dies kann auf die schlechte Erhaltung der Konstruktionsspuren zurückgeführt werden. Es kann jedoch auch darauf hinweisen, dass der obere Teil der Konstruktion aus einem Stoß bestand, der über die gesamte Breite des Walles lief, wie es für Daleszyn (Hilczerówna 1960, 63 Abb. 41) nachgewiesen ist und für den äußeren Wall von Meseritz (Kurnatowski 1961, Abb. 23) rekonstruiert wurde. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Stöße ineinander geschoben wurden (B. Petri 1998a, 91 Abb. 13.6 [im oberen Teil]; von Müller/von Müller-Muči 1983, Abb. 8) (Abb. 13) oder dass die einzelnen Rostelemente nicht in Stößen angeordnet wurden, sondern gleichmäßig über die gesamte Breite des Walles verteilt wurden, wie es für den Wall der so genannten dritten Vorburg von Gnesen (Hensel 1953, Abb. 36) rekonstruiert wurde. Aufgrund der schlechten Erhaltung der Konstruktion kann keine eindeutige Entscheidung zwischen diesen Möglichkeiten getroffen werden. Da jedoch die ältere Bauphase auf zwei unterschiedliche Niveaus planiert wurde, zwischen denen sich eine Stufe befindet (Abb. 6), erscheint ein über die gesamte Breite des Walles reichender Stoß unwahrscheinlich. Außerdem sind keine durchgehenden Balkenspuren zu beobachten. Aus dem Nordnordostprofil kann eventuell geschlossen werden, dass sich die Konstruktion aus kürzeren Querbalken zusammengesetzt hat. Die Balkenspuren haben noch eine Breite von max. 15 cm, eine Höhe von max. 5 cm und eine Länge von max. 220 cm. Die Breite der Holzreste beträgt noch max. 14 cm, die Höhe noch max. 5,5 cm und die Länge max. 110 cm. Im Profil kann zwischen den Balkenspuren ein Abstand von noch max. 9 cm gemessen werden. Diese Werte sind vermutlich als Mindestwerte anzusehen, da die Balken und Balkenspuren sicherlich durch die Auflast des sich über ihnen befindlichen Wallteiles flach gedrückt wurden und durch Zersetzungsprozesse kleiner geworden sind. Die Abmessungen der Rostelemente sind aufgrund der schlechten Erhaltung der Konstruktion nicht genau bestimmbar. Die erhaltenen Reste weisen auf Querbalken von ca. 15 cm Durchmesser und ca. 2,2 m Länge hin. Die Breite des Stoßes auf der äußeren Flanke der älteren Bauphase von ca. 2,2 m gibt einen weiteren Hinweis auf die Länge der Querbalken. Für die Stöße des Walles der inneren Befestigungsanla-

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ge von Grzybowo-Rabieżyce wird eine Breite von 2,2-2,4 m angegeben (Brzeski u. a. 2000, 63; Kurnatowska/Tuszyński 2003b, 177). Die Längsbalken hatten möglicherweise ebenfalls ca. 15 cm Durchmesser und lagen in einem Abstand von ca. 1 m voneinander. Vergleichbare Parallelelemente werden von B. Petri (1998a, 63, 92 ff. Abb. 6.7.3-1) vorgeschlagen, hier wird ein Verhältnis von ca. 43 % Holz zu 57 % Erde angegeben. Auch diese Konstruktion muss aber nicht über die gesamte Wallhöhe gleichmäßig ausgeführt worden sein. Die schräg zum Wallverlauf liegenden Spuren und Holzreste (Abb. 15) stammen entweder von verrutschten oder nicht sorgfältig ausgeführten Konstruktionselementen. Sie treten jedoch besonders häufig in der westnordwestlichen Hälfte der erhaltenen Holzkonstruktion vor dem Nordnordostprofil von Schnitt 54 auf. Hier laufen in einigen Fällen mehrere parallel zueinander und liegen immer in derselben Ausrichtung. An dieser Stelle handelt es sich also wahrscheinlich um eine beabsichtigte schräge Ausrichtung der Konstruktionshölzer. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die Wallflanke an dieser Stelle ihren Verlauf änderte. Auf der topografischen Karte der Burg (Abb. 2) ist im Bereich von Schnitt 54 eine Verbreiterung der erhaltenen Wallaufschüttung zu erkennen. Diese Verbreiterung wurde von B. Petri (1998a, 137 ff.) als statistisch hochsignifikant nachge-

wiesen. Hierfür werden zwei Erklärungsmöglichkeiten angeführt: entweder deutet diese Wallverbreiterung auf einen stärkeren Auf- und Ausbau des Walles zur Sicherung eines ursprünglichen Tores hin, oder sie entstand, als der bestehende Wall sekundär durchschnitten und der Aushub rechts und links davon auf dem Wall abgelagert wurde. Aufgrund der vorliegenden schräg ausgerichteten Holzreste und Balkenspuren erscheint der primäre stärkere Auf- und Ausbau wahrscheinlicher. Dies könnte dadurch erreicht worden sein, dass der äußere Stoß im Bereich des Tores breiter ausgeführt wurde, der Übergang zu dem schmaleren Bereich des normalen Wallaufbaues wurde dann über schräg verlaufende Segmente gelöst. Wahrscheinlich war aber schon die ältere Bauphase an dieser Stelle breiter, in diesem Falle musste die jüngere Bauphase um die Verbreiterung herum gebaut werden. Auch hierbei waren am Übergang vom breiteren zum schmaleren Teil schräg verlaufende Segmente notwendig. Die Lösung, eine Wallkonstruktion durch schräg zueinander verlaufende Segmente um Biegungen zu führen, ist vom Burgwall in Raddusch (Ullrich 2003, Titelblatt) oder vom Anbau an die innere Befestigungsanlage in GrzybowoRabieżyce aus den Schnitten 11, 18 und 27 bekannt. In diesen Fällen handelt es sich jedoch nicht um eine Verbreiterung des Walles, sondern der gesamte Wall beschreibt einen Bogen.

Abb. 17. Planum von Schnitt 31 mit dichter Steinlage (Abbildung: H. Dieterich). Für die Konstruktion der Wallkrone der jüngeren Bauphase bieten sich die gleichen Möglichkeiten wie bei der älteren Bauphase an, also eine Konstruktion aus Kästen oder Rosten. Eine eindeutige Entscheidung zwischen diesen bei-

den Möglichkeiten ist auch hier nicht möglich, da sich im oberen Teil der jüngeren Bauphase keine Konstruktionsspuren erhalten haben. Die großen Mengen gebrannten Lehms, aus denen die jüngere Bauphase besteht, sind hier mit Si-

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cherheit kein Hinweis auf eine Kastenkonstruktion, sondern sie resultieren aus der großen Menge verbrannten Wallmaterials aus dem oberen Wallbereich der älteren Bauphase. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich die Holzkonstruktion im oberen Teil der jüngeren Bauphase grundsätzlich ändert. In den Bereichen, in denen sich Überreste der Konstruktion erhalten haben, scheinen die Querbalken der Rostlagen dicht nebeneinander zu liegen. Diese Konstruktion kann jedoch auf der Wallkrone problemlos an die Bedürfnisse einer Palisade oder eines Wehrganges angepasst werden, sie ist also durchaus dafür geeignet. Schnitt 31 Unter der Mutterbodenschicht in Schnitt 31 befinden sich Erosionsschichten, die sich im Bereich des Wallfußes abgelagert haben. Darunter kam in der Südsüdostecke des Schnittes vermutlich eine Wallschicht zu Tage (Abb. 17). In Farbe und Material ist sie mit den Lehmschichten aus Schnitt 54 vergleichbar. Im ostsüdöstlichen Drittel des Schnittes fand sich eine dichte Steinlage, die die Südsüdostecke freilässt. Bei ihr handelt es sich wahrscheinlich nicht um eine zur Wallkonstruktion gehörige Steinkonstruktion, da sie sich in einer Erosionsschicht und nicht an der Grenze zur Wallschicht befindet. Außerdem lässt sie die Südsüdostecke frei. Da im inneren Suchschnitt von Schnitt 54 und in Schnitt 54 nur vereinzelte Steine an der Grenze zwischen Wallschichten und Mutterboden zu Tage kamen, ist ein Steinmantel auf der inneren Wallflanke unwahrscheinlich.

Zusammenfassung und Ausblick Für den äußeren Wall von Grzybowo-Rabieżyce lassen sich in Schnitt 54 bisher wahrscheinlich

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zwei Bauphasen nachweisen. Die ältere Bauphase war vermutlich in einer Rostkonstruktion aus Parallelelementen errichtet, die durch Winkelelemente im unteren Teil des Stoßes um etwa 30° gegen die Waagerechte geneigt wurden. Sie setzte sich aus gitterartig angeordneten Balken zusammen, die abwechselnd senkrecht und parallel zum Wallverlauf ausgerichtet waren. Die Zwischenräume zwischen den Balken wurden mit Lehm verfüllt. In welcher Konstruktion die Wallkrone ausgeführt war, ist unbekannt, da sich von ihr nichts erhalten hat. Sie wurde wahrscheinlich von den Bewohnern der Burg absichtlich verbrannt, um eine ebene und tragfähige Fläche für den Bau der jüngeren Bauphase zu schaffen. Diese wurde auf der so geschaffenen Fläche und der äußeren Flanke der älteren Bauphase errichtet. Es handelt sich also um eine asymmetrische Erweiterung nach außen. Sie war wahrscheinlich in einer Rostkonstruktion aus waagerechten Parallelelementen ausgeführt, bei der zwischen zwei dichten Querbalkenlagen immer zwei Längsbalken, je einer auf jeder Seite der Querbalkenlage, zu liegen kamen. Die Zwischenräume zwischen den Balken wurden vermutlich hauptsächlich mit dem Brandschutt der älteren Bauphase verfüllt. Die Wallkrone war eventuell ebenfalls in dieser Konstruktion ausgeführt. Nördlich von Schnitt 54 wurde diese Konstruktion wahrscheinlich durch schräg zueinander verlaufende Segmente des Wallstoßes um eine Biegung in der Flanke der älteren Bauphase geführt. Diese Biegung entstand möglicherweise durch eine Verstärkung des Walles im Bereich des möglichen Tores südlich von Schnitt 54. Eine in Schnitt 31 entdeckte Steinlage ist wahrscheinlich erst nach der Nutzungszeit des Walles entstanden und gehört somit nicht zur Wallkonstruktion.

Abb. 18. Bezeichnungen einiger Elemente einer Befestigungsanlage (Abbildung: B. Petri).

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Abb. 19. Schnitt durch einen Stoß aus Parallelelementen (nach B. Petri 1998a, Abb. 4.4.2-1, verändert). Um die aufgestellten Hypothesen zu überprüfen, müssen die Schnitte noch bis auf den anstehenden Boden abgetieft werden und es sind großflächigere Ausgrabungen in diesem Bereich notwendig. Auch weitere naturwissenschaftliche Analysen wie bodenkundliche Analysen der Wallschichten, Holzartenbestimmungen, dendrochronologische Datierungen und 14C-Datierungen lassen neue Erkenntnisse zur Konstruktion erwarten. Die Suche nach Vergleichsfundorten soll darüber hinaus großräumiger erfolgen. Durch den dabei zu erwartenden Erkenntnisgewinn muss auch in Zukunft noch mit Veränderungen der Rekonstruktionsüberlegungen gerechnet werden.

Definition der Fachtermini Um Verwechslungen vorzubeugen und die Beschreibung der Befestigungsanlagen und ihrer Elemente nachvollziehbar und für spätere Arbeiten vergleichbar zu machen, sollen an dieser Stelle einige wichtige Fachtermini definiert werden. Befestigungsanlage: Sie kann im vorliegenden Falle aus einem Wall mit Palisade oder Wehrgang, einer Berme, einem Graben und Toren bestehen. Berme (Abb. 18): Es handelt sich um eine waagerechte Fläche vor dem Wall, die der Sicherung des Wallfußes dient (B. Petri 1998b, 26 f.). Die Berme kann als unbefestigte Berme oder befestigte Berme ausgeführt sein. Die unbefestigte Berme entsteht dadurch, dass der Graben nicht direkt vor dem Wall angelegt wird bzw. der Wall nicht direkt an eine Geländevertiefung herangebaut wird, sondern dazwischen noch

eine waagerechte Fläche bestehen bleibt. Sie schützt den Wallfuß vor z. B. Unterspülung und Eisdruck (B. Petri 1998b, 26 f.). Ihre Oberfläche befindet sich in der Regel auf derselben Höhe wie das umgebende Gelände (Tuszyński 1989, 8). Die befestigte Berme kann durch verschiedene Holz- und Steinkonstruktionen befestigt sein und erschwert das Heranrücken von Belagerungsmaschinen. Ihre Oberfläche liegt normalerweise auf einem höheren Niveau als das umgebende Gelände. (Tuszyński 1989, 8). Graben (Abb. 18): Er stellt ein Hindernis in Form einer künstlichen Geländevertiefung dar. Der Graben befindet sich in der Regel vor Wall und Berme. Er besteht aus der Grabenböschung und der Grabensohle und ist im Querschnitt rechteckig, trapezförmig oder muldenartig (Sohlgraben) oder dreieckig (Spitzgraben). Ein Graben kann als Trockengraben oder Wassergraben ausgeführt sein (Tuszyński 1989, 6 f.). Hakenbalken (Abb. 20): Sie dienen in einer Konstruktion der Lagefixierung von Bauteilen und der Aufnahme von Kräften, die in Richtung der Hakenkehle wirken. Es können entweder Balken, an denen ein Seitenast teilweise stehen gelassen wurde, oder quer zu ihrer Längsachse eingekerbte Balken oder Bohlen verwendet werden. Kastenkonstruktion: Sie besteht aus Kästen, die in verschiedenen Konstruktionen ausgeführt sein können (z. B. als Blockkonstruktion, Pfostenkonstruktion, Palisadenkonstruktion oder Ständerkonstruktion) und mit Steinen, Erde und/ oder Holz gefüllt werden (Tuszyński 1989, 7 f.). Übergangsformen zur Rostkonstruktion sind möglich.

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Materialentnahmegraben: Ein Materialentnahmegraben entsteht bei der Gewinnung von Baumaterial. Er kann auch sekundär zu Verteidigungszwecken dienen. Palisade: Es handelt sich um eine Reihe von dicht nebeneinander senkrecht in den Boden eingetieften Pfählen oder Bohlen. Sie wird entweder einzeln oder als Ergänzung zu Befestigungseinrichtungen eines anderen Typs verwendet und dient als Hindernis für Angreifer und zur Deckung der Verteidiger (Tuszyński 1989, 6). Parallelelement (Abb. 19): Es besteht aus mehr oder weniger dichten Querbalkenlagen, die durch mehr oder weniger dichte Längsbalkenlagen voneinander getrennt werden. Sowohl in den Quer- wie auch in den Längsbalkenlagen müssen sich jeweils mindestens zwei Balken oder Bohlen befinden. Im Profilschnitt durch den Wall sind die übereinander liegenden Holzlagen des Parallelelementes parallel zueinander ausgerichtet. Das Parallelelement kann waagerecht oder schräg gestellt in der Wallkonstruktion angeordnet sein. Rostkonstruktion: Diese Konstruktion besteht aus Balken oder Bohlen, die in wechselnden Lagen parallel (Längsbalken) und senkrecht (Querbalken) zum Wallverlauf angeordnet sind. Übergangsformen zur Kastenkonstruktion sind möglich. Die Rostkonstruktion kann als Parallelelement oder als Winkelelement ausgeführt sein. Stoß (Abb. 19; 20): Die Stöße verlaufen parallel zur Verlaufsrichtung des Walles und sind im Profilschnitt durch den Wall als nebeneinander stehende Sektionen zu erkennen. Sie bestehen aus übereinander liegenden Elementen der Rostkonstruktion, ihre Breite entspricht der Länge der Querbalken.

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Wall (Abb. 18): Er besteht aus einer Erdaufschüttung, die durch verschiedene Holz- und/oder Steinkonstruktionen befestigt sein kann. Der Wall lässt sich untergliedern in Wallkörper, Wallsohle, Wallfuß, Wallböschung oder Wallflanke, Wallschulter, Wallkrone und eventuell Wallmantel. Die Konstruktionselemente in seinem Inneren können gleichmäßig über die Breite des Walles verteilt oder in einem oder mehreren voneinander abgegrenzten Stößen oder Kästen angeordnet sein. Wallmantel: Die Oberfläche des Wallkörpers kann mit Steinen (Steinmantel), Lehm (Lehmmantel) oder Soden bedeckt sein, um das Wallinnere vor atmosphärischen Einflüssen zu schützen und/oder das Anzünden und/oder Einreißen der Holzkonstruktion des Walles durch Angreifer zu verhindern (B. Petri 1998b, 27). Wehrgang: Ein Wehrgang verläuft auf dem Wall. Er stellt einen von außen und oben geschlossenen Schutzbau für die Verteidiger dar, der in verschiedenen Konstruktionen ausgeführt sein kann. Winkelelement (Abb. 20): Es besteht aus mehr oder weniger dichten Querbalkenlagen, die von nur einem Längsbalken voneinander getrennt werden. Dieser Längsbalken befindet sich nicht in der Mitte, sondern auf einer Seite der Querbalkenlage. In den Querbalkenlagen müssen sich jeweils mindestens zwei Balken oder Bohlen befinden. Im Profilschnitt des Walles stehen die übereinander liegenden Querbalkenlagen des Winkelelementes im Winkel zueinander.

Abb. 20. Schnitt durch einen Stoß aus Winkelelementen (B. Petri 1998a, Abb. 6.4-1).

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Dipl.-Prähist. Ingo Petri Institut für Ur- und Frühgeschichte Christian-Albrechts-Universität 24098 Kiel

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