Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Yves Hoffmann
Für die Datierung der nachrömischen Anfänge des Backsteinbaus nördlich der Alpen ist seit jeher die Klosterkirche Jerichow
Backsteintürme des 12. und 13. Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen*
in der Altmark von herausragender Bedeutung. Bauforschungen Reinhard Schmitts stützen die Frühdatierung um 1150,11 während vor allem Peter Ramm weiterhin an der Spätdatierung mit einem Baubeginn der heute stehenden Kirche in den 70er Jahren des 12. Jahrhunderts festhält.12 Inzwischen glaubt Barbara Perlich, den
Die Entdeckung der in großem Umfang erhaltenen, weitgehend
Bau der Jerichower Stiftskirche „vor etwa 1180“ ausschließen zu
aus Backstein bestehenden hochmittelalterlichen Bausubstanz des
können, da die Ostteile der Kirche von oberitalienischen Bauleu-
Oberen Schlosses in Greiz und eine aus diesem Grunde statt-
ten errichtet worden wären und in Oberitalien die in Jerichow zu
gefundene Tagung am 2. Februar 2007 in Greiz haben erneut
findende Backsteintechnik erst „gegen Mitte der zweiten Hälfte
die Aufmerksamkeit auf das Phänomen des romanischen Back-
des 12. Jahrhunderts erreicht“ worden sei.13 Eine solche Aussage
steinbaus in Mitteldeutschland gelenkt. Der Bitte der Veranstalter,
setzt eine hinreichend intensive Erforschung und dendrochronolo-
einen zusammenfassenden Aufsatz zu den hochmittelalterlichen2
gisch abgesicherte Datierung der oberitalienischen mittelalterlichen
Backsteintürmen im gesamten Gebiet des heutigen Sachsen und
Backsteinbauten voraus. Solche Voraussetzungen bestehen jedoch
in Ostthüringen für den Greizer Tagungsband zu verfassen, komme
nicht, wie nicht zuletzt auch aus der Arbeit von Perlich hervorgeht:
ich gern nach, zumal in den letzten Jahren einige wichtige Erkennt-
Von den drei von ihr untersuchten Regionen in Italien hat sie die
nisse gewonnen werden konnten.
Emilia-Romagna und die Toskana selbst gar nicht bereist.14 Für
1
Nachdem bereits in den Kunstdenkmälerinventaren in den
die Lombardei stellte die Autorin fest, dass ihre Forschungen „im
Jahrzehnten um 1900 auf einige der entsprechenden Bauwerke
Wesentlichen die nun bereits fast ein Jahrhundert alte Untersu-
eingegangen worden war – vor allem ist hier Gustav Schöner-
chung Arthur Kingsley Porters“ [aus dem Jahre 1917] bestätigten
mark zu nennen, der regelmäßig Angaben zu den Backsteingrö-
und dieser „darum nachfolgend zitiert wird“.15 Meines Erachtens
ßen und zum Mauerwerksverband machte (siehe unten) –, sind
hat sich jedoch an der Einschätzung von Matthias Untermann aus
es vor einem halben Jahrhundert vor allem zwei wegweisende
dem Jahre 1984 nichts grundlegend geändert: „Die unzureichen-
kunstwissenschaftliche Studien gewesen, die auch überregional
de Erforschung der oberitalienischen Bauten und die dort kaum
auf das Phänomen romanischer Backsteinarchitektur hingewiesen
in ihren Grundzügen gesicherte Chronologie macht es vorläufig
haben: Es handelt sich dabei um die im Jahre 1958 eingereichte
unmöglich, die zeitliche und räumliche Verbreitung der in Jerichow
Promotionsschrift von Heinrich Magirius über das Zisterzienserklos-
aufkommenden Bauformen ausreichend genau zu kennen. In der
ter Altzelle und um die Studie von Hans-Joachim Krause über das
Mitte des 12. Jahrhunderts scheinen jedenfalls alle diese Formele-
so genannte Bergerkloster in Altenburg.3 Nur wenig später reichte
mente verfügbar gewesen zu sein. Die technische Entwicklung der
Hans-Joachim Kadatz im Jahre 1965 seine ungedruckt gebliebene
oberitalienischen Backsteinbauten ist ebenfalls nicht ausreichend
und nur wenig beachtete Leipziger Dissertation ein. Diese Arbeit
bekannt.“16 Da auch B. Perlich ausdrücklich noch einmal die seit
ist auch deswegen besonders wichtig, weil der Autor neben den
anderthalb Jahrhunderten bekannte Singularität der Jerichower
Sakralbauten erstmals die ihm damals bekannten hochmittelal-
Stiftskirche wegen der direkten Beteiligung italienischer Bauleute
terlichen Profanbauten aus Backstein in seinem Arbeitsgebiet er-
und Baumeister betont17 – es handelt sich nach ihren Kenntnissen
fasste. Inzwischen hatte die Archäologie mit den Ausgrabungen
um das einzige derartige Bauwerk nördlich der Alpen –, erscheint
in der Burg Groitzsch 1959 – 1967/68 mit wichtigen Entdeckungen
mir eine Spätdatierung eher unwahrscheinlich zu sein: Gerade die
aufwarten können.5
außerordentlich hohe Qualität des Backsteinmauerwerks und die
4
In den folgenden Jahrzehnten fanden die mitteldeutschen
Einzigartigkeit italienischer Bautechnik sind starke Argumente für
Backsteinbauten der Romanik im Rahmen von Restaurierungen
eine Frühdatierung Jerichows um die Mitte des 12. Jahrhunderts.
und Bauuntersuchungen immer wieder Beachtung. In der Zeit
Letztlich wird der über hundertjährige Datierungsstreit aber nur
nach 1990 ist eine verstärkte Aufmerksamkeit und umfangrei-
durch eine Forschungsgrabung in der Stiftskirche zu entscheiden
chere Publikationstätigkeit festzustellen. Ergänzend sind die im
sein. Für die Anfänge des Backsteinbaus nördlich der Alpen be-
Jahre 2007 erschienene Promotionsschrift von Barbara Perlich 8
deutet dies, dass in Einzelfällen nach wie vor mit ersten derartigen
und mehrere im Rahmen einer geplanten Dissertation verfasste
Bauwerken ab der Mitte des 12. Jahrhunderts gerechnet werden
Aufsätze von Claudia Trummer 9 zu erwähnen. In Ostthüringen
muss; der Großteil der romanischen Backsteinmonumente ent-
sind es vor allem die Ausgrabungen unter Leitung von Peter Sa-
stand jedoch frühestens in den 60er Jahren des 12. Jahrhunderts.
chenbacher gewesen, die zahlreiche Neufunde zu Tage gebracht
Im Folgenden sollen zunächst die jeweiligen Türme aus Back-
6
7
haben.
130
10
stein in Sachsen und in Ostthüringen vorgestellt18 und anschlie-
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Abb. 1 Leisnig, Bergfried in der Hauptburg, 2004
Abb. 3 Leisnig, Bergfried in der Vorburg, 2008
ßend eine Zusammenfassung versucht werden. 19 Auf andere
Leisnig
Backsteinbauten, wie auf den in das 13. Jahrhundert datierten Ostflügel der Burg Glauchau20 oder auf Bauwerke mit vereinzel-
Große Aufmerksamkeit hat in den letzten Jahren der Bergfried in
ter Verwendung von Backstein, wie den 1225/30 errichteten
21
der Leisniger Hauptburg gefunden, der von Gerhard Billig und In-
Saalbau der Burg Gnandstein wird an dieser Stelle nicht einge-
golf Gräßler bauarchäologisch untersucht wurde.22 Es handelt sich
gangen.
um einen Rundturm mit einem 8,3 m hohen Unterbau aus großen Glattquadern und eingestreuten Buckelquadern aus tertiären Braunkohlequarziten sowie einem zur gleichen Zeit entstandenen Oberbau aus Backstein (Abb. 1, 2). Unmittelbar auf dem Fels hat der Bergfried bei einer Mauerstärke von etwa 4,8 m und einem Innendurchmesser von 3,7 m einen Gesamtdurchmesser von 13,4 m. Nach Rücksprüngen im Bereich der ersten fünf Steinlagen verringern sich in Höhe von etwa 3 m die Mauerstärke auf 4,3 m und der Außendurchmesser auf 13,3 m; der Innendurchmesser misst in dieser Höhe 4,7 m. In Höhe des Hocheinganges beträgt der Innendurchmesser nach mehreren Mauerrücksprüngen 5,4 m. Gegenüber dem Eingangsgeschoss hat sich ein Abort erhalten; darüber hinaus finden sich keine Einbauten in dem Turm. Die roten Backsteine mit einer Größe von 31 – 32 x 14 x 11 cm sind in einem unregelmäßigen Verband verlegt;23 eine Riefelung24 wurde
Abb. 2 Leisnig, Bergfried in der Hauptburg, Bereich mit dem rundbogig geschlossenen Hocheingang, 2004
bislang nicht festgestellt. Hinsichtlich der Datierung des Turmes hat es nach der Publikation von Billig und Gräßler eine intensive
131
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Diskussion gegeben.25 Anhand der Befunde lässt sich der Bergfried
där eingebrochenen jetzigen Eingangs hat der Bergfried bei einer
in der Leisniger Hauptburg in einen Zeitraum einordnen, der „nach
Mauerstärke von 2,15 m und einem Innendurchmesser von 3,8 m
1132 (d)“ beginnt und um 1230/50 endet. Am wahrscheinlichsten
einen Gesamtdurchmesser von 8,1 m. Bei der bauarchäologischen
ist eine Datierung in das letzte Drittel des 12. Jahrhunderts.26
Untersuchung konnten der originale Hocheingang, Balkenlöcher
Auf der Burg Leisnig gibt es einen weiteren hochmittelalterlichen
von dessen Verdachung und große Balkenlöcher eines äußeren
Backsteinbau – den in der Vorburg stehenden runden Bergfried
Umganges in Eingangshöhe sowie die unter einer Aufstockung er-
(Abb. 3). Dieser Turm hat einen Unterbau aus Porphyrbruchstei-
haltenen, 1,4 – 1,5 m breiten und noch maximal 1 m hohen Zinnen
nen, der mit einer Höhe von etwa 4,75 m allerdings deutlich nied-
entdeckt werden.34 Die in unregelmäßigem Verband vermauerten
27
riger als der Natursteinunterbau des Bergfrieds in der Kernburg ist.
Backsteine hatten Größen von 27 – 28,5 x 13 – 14 x 8 – 9,5 cm, am
Beim Bergfried in der Vorburg sind die Natursteine jedoch nicht
Hocheingang lässt sich innen eine Riefelung nachweisen.35
quaderförmig zugehauen, sondern es wurde mit einem Pietra-
Der Bergfried wurde von den jeweiligen Bearbeitern in den
rasa-Putz mit Kellenstrich ein Quaderbau imitiert. Darüber setzt
Zeitraum vom ausgehenden 12. bis zum beginnenden 13. Jahr-
der Backsteinoberbau auf, der allerdings außerordentlich schlecht erhalten ist. Soweit bei der größtenteils abgewitterten äußeren Mauerschale erkennbar ist, wurde der Turm in unregelmäßigem Mauerwerksverband gesetzt, wobei Tendenzen zu einem regelmäßigen Läufer-Binder-Verband erkennbar sind. In Höhe des heutigen Erdbodenniveaus hat der Turm einen Gesamtdurchmesser von 11,1 m, eine Mauerstärke von 3,6 m und einen Innendurchmesser von 3,9 m.28 In Höhe des trotz der Ruinierung noch rekonstruierbaren Einganges sind keine weiteren Einbauten wie ein Kamin oder ein Abort vorhanden. Die im Vergleich zum Bergfried der Hauptburg deutlich schlechter gebrannten Backsteine haben eine Größe von 27 – 29,5 x 12 – 14 x 7,5 – 9 cm29 und sind in unregelmäßigem Verband gesetzt. Eine archäologische Untersuchung am Fuß des Turmes hatte zum Ergebnis, dass dieser in Schichten eingetieft wurde, aus denen das Randstück eines Topfes aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert geborgen werden konnte.30 Damit kann der Bergfried frühestens in dieser Zeit erbaut worden sein. Jüngster datierungsrelevanter Befund ist die erwähnte Putzritzung, die sich in Mitteldeutschland bis 1230/50 nachweisen lässt.31 Somit ergibt sich eine zeitliche Einordnung des Bergfriedes in den Zeitraum zwischen 1180/90 und 1230/50.32 Inwieweit die Tendenz zum Läufer-Binder-Verband des Mauerwerkes datierungsrelevant ist, muss vorerst offen bleiben. Hingewiesen sei jedoch auf die Westtürme der Freiberger Nikolaikirche, deren aus Backstein bestehendes viertes Geschoss mit ähnlichem Mauerwerksverband nach 1225 (d) errichtet wurde (siehe unten). Altenburg Der kleinste der drei nachweisbaren Bergfriede der Burg Altenburg besteht wie die Leisniger Türme ebenfalls aus einem Unterbau aus Naturstein und einem Oberbau aus Backstein (Abb. 4). Der im 16. Jahrhundert im Inneren stark veränderte so genannte Hausmannsturm wurde vor etwa einem Jahrzehnt zunächst von Holger Reinhardt bauarchäologisch und danach von Thomas Queck und Peter Sachenbacher archäologisch untersucht.33 In Höhe des sekun-
132
Abb. 4 Altenburg, Hausmannsturm nach der Sanierung, 1998
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Abb. 5 Rochsburg, Bergfried, 1998
Abb. 6 Rochsburg, Bergfried, Riefelung am Hocheingang, 1998
hundert datiert.36 Eine inzwischen ohne Begründung postulierte
(Abb. 6). Der früher nachweisbare Datierungszeitraum für Riefelun-
Datierung des Turmes in die Regierungszeit Friedrichs I. Barbarossa
gen in Mitteldeutschland umfasste das letzte Drittel des 12. und
(1152 – 1190) lässt sich nicht belegen, so dass weiterhin ein Zeit-
das erste Viertel des 13. Jahrhunderts, so dass der Rochsburger
raum von etwa um 1180 bis um 1220/30 für die Errichtung des
Bergfried in die Jahrzehnte um 1200 datiert wurde.40 Inzwischen
Hausmannsturmes angenommen werden muss.
konnten im Bergfried der Burg Weida Riefelungen jedoch noch für
37
das ausgehende 13. Jahrhundert und im Bauwerk B der Greizer Rochsburg
Burg frühestens im Jahre 1330 (d) nachgewiesen werden (siehe unten). Damit muss analog zu diesen Befunden auch ein deut-
Auf der Rochsburg konnte am Bergfried ebenfalls ein Unterbau
lich größerer Datierungsspielraum für den Turm der Rochsburg in
aus den örtlich anstehenden Bruchsteinen und ein Oberbau aus
Betracht gezogen werden; die Errichtung des Bergfriedes in der
Backsteinen festgestellt werden (Abb. 5).38 Auf Erdbodenniveau
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts oder sogar erst nach 1300 ist
hat der Turm bei einer Mauerstärke von 2,55 m und einem In-
ebenso möglich wie in den Jahrzehnten um 1200. Da auch ein
nendurchmesser von 3,6 m einen Außendurchmesser von 8,7 m.
freigelegtes Viererarkadenfenster des mutmaßlichen Saalbaus in
In Höhe des Hocheingangs im Bereich des Backsteinmauerwerks
die Zeit um 1210/30 datiert, sind die Anfänge der Burg Rochsburg
sind keine weiteren Einbauten vorhanden. Bei der Sanierung wur-
weiterhin fraglich – es wäre durchaus möglich, dass die Burg erst
den unterhalb einer Erhöhung des Turmes die originalen Zinnen
nach dem Erwerb des Gebietes durch die Burggrafen von Alten-
entdeckt.39 Die Backsteine haben eine Größe von etwa 27,5 – 28,5
burg um 122041 gegründet wurde.
x 11,5 – 12 x 9 – 10 cm und sind weitgehend in unregelmäßigem Verband verlegt, wobei an einigen Partien ein Läufer-Läufer-Binder-
Eilenburg
Verband auftritt. Die unter dicken Anstrichen am Eingang partiell freigelegte Rie-
Auf der im hohen Mittelalter bedeutenden Burg Eilenburg (Abb. 7)
felung der Backsteine erfolgte in diesem Fall nach dem Brand
waren bis zur Sprengung des Bergfrieds wegen angeblicher Bau-
133
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
einer Mauerstärke von 3,50 m42 auch in das 14. Jahrhundert nicht ausgeschlossen werden. Hingegen sind die beiden anderen jeweils an bzw. in unmittelbarer Nähe der ebenfalls aus Backsteinen gesetzten und teilweise wohl ebenfalls noch hochmittelalterlichen Ringmauer43 stehenden Türme in den letzten Jahren bauarchäologisch untersucht worden. Der 1997/98 sanierte so genannte Sorbenturm 44 im Nordosten (Abb. 8) findet seit langer Zeit das Interesse der Heimatforschung, wobei oft eine Datierung in das 10. Jahrhundert behauptet wurde. Der unmittelbar an der Ringmauer stehende und zeitlich vor dieser errichtete Turm besteht aus im Bearbeitungsgebiet im hohen MitAbb. 7 Eilenburg, Ansicht des Schlosses Eilenburg mit dem Südwestturm links und dem Bergfried rechts, kolorierte Zeichnung von C. F. Schwarz, 1794
telalter unikaten gelben über gelbgrauen bis hin zu dunkelgrauen Backsteinen in einer Größe von 26,5 – 31 x 11 – 12,5 x 7 – 8,5 cm, die in unregelmäßigem Verband verlegt wurden (Abb. 9).45 Wie bei
fälligkeit im Jahre 1972 drei Backsteintürme vorhanden. Letzterer –
baubegleitenden archäologischen Untersuchungen geklärt werden
aufgrund seiner Größe und seiner nur geringen Durchfensterung
konnte, besteht auch das Fundament des Turmes aus Backstein.46
ganz sicher als Bergfried anzusehen – muss außerhalb der Be-
In einer Höhe von etwa 1,2 m über dem heutigen Oberflächenni-
trachtung bleiben, da mir Dokumentationszeichnungen und de-
veau47 hat der quadratische Turm bei einer Mauerstärke von 1,65 m
taillierte Fotografien bislang nicht bekannt geworden sind. Somit
eine äußere Seitenlänge von 7,55 m und damit ein inneres Maß von
kann eine zeitliche Einordnung des quadratischen Bergfrieds mit
4,25 m im Quadrat. In Höhe des im Inneren 4,43 x 4,43 m mes-
Abb. 9 Eilenburg, so genannter Sorbenturm, Mauerwerk im Bereich über dem heutigen (sekundär eingebrochenen) Eingang, 2000
Abb. 8 Eilenburg, so genannter Sorbenturm mit dem originalen Hocheingang und dem wahrscheinlich originalen Biforienfenster darüber, Aufnahme 2000
134
Abb. 10 Eilenburg, so genannter Sorbenturm, Eingangsgeschoss mit dem Hocheingang und der rundbogigen Mauernische daneben, 2008
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Abb. 11 Eilenburg, Turm im Südwesten, 2008
Abb. 13 Eilenburg, Turm im Südwesten, Hocheingang, 2008
Nordwestmauer in einer Höhe von 2,5 m ein Schlitzfenster und schließlich in der Nordostmauer in einer Höhe von etwa 1 m eine weitere rundbogige Tür. Bei letzterer handelt es sich wahrscheinlich um die Tür zu einem Abort, da die Öffnung einerseits für ein Fenster zu groß ist und andererseits Abtritte in hochmittelalterlichen Türmen häufig etwas über dem Fußboden des jeweiligen Geschosses angeordnet sind. Bemerkenswert ist außerdem im zweiten Obergeschoss in der Südostmauer ein rundbogiges Biforienfenster, das augenscheinlich zum originalen Bestand gehört, obgleich das Mauerwerk dieses Geschosses stark gestört und erneuert worden ist. Der Eilenburger Sorbenturm gehört zu den reich ausgestatteten Wohntürmen im deutschen Sprachraum und ist ein höchst bedeutendes Beispiel seiner Art in Mitteldeutschland; in Sachsen ist er mit
Abb. 12 Eilenburg, Turm im Südwesten, Mauerwerk, 2000
dieser Ausstattung ein Unikat. senden ersten Obergeschosses springt das Mauerwerk des Turmes
Eine der eichenen Sturzbohlen des Schlitzfensters im Eingangs-
außen um jeweils etwa 0,25 m zurück, so dass die Mauerstärke
geschoss dieses Turmes konnte dendrochronologisch untersucht
hier noch etwa 1,3 m beträgt. Bei diesem Geschoss handelt es sich
werden: Dies erbrachte eine Datierung „nach 1159“, wobei nicht
um das Eingangsgeschoss, das über einen rundbogig geschlosse-
sicher war, ob an dem Holz die Splintholzgrenze erhalten ist. Ent-
nen und nicht durch Rollschichten betonten Hocheingang in der der
sprechend dem Protokoll des Dendrolabors wäre mit einer Bauzeit
Burginnenfläche zugewandten Südostmauer erreichbar war. Neben
des Turmes um/nach 1179 zu rechnen.49 Angesichts dessen, dass
dem Eingang befindet sich etwa 1,3 m über dem Fußboden eine
eine erneute Begutachtung des betreffenden Holzes vor Ort keine
große rundbogig geschlossene Wandnische (Abb. 10), in der Süd-
Splintholzgrenze erkennen ließ, 50 kann der betreffende Baum erst
westmauer ein durch seitliche Lisenen betonter, bis in eine Tiefe
eine gewisse Zeit nach 1179 gefällt worden sein. Somit ist eine
von 0,55 m halbrund in das Mauerwerk eingeschnittener Kamin,
Datierung des Sorbenturmes derzeit nicht genauer als um 1200
dessen stark gestörte und jetzt rekonstruierte Feuerfläche 0,6 m
möglich, zumal das dendrochronologisch untersuchte Holz mit 224
über dem Fußboden liegt, in der an die Ringmauer angelehnten
erhaltenen Jahresringen ausgesprochen engringig ist.
48
135
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Der zweite erhaltene Turm der Burg Eilenburg steht im Südwesten
des Südwestturmes um/nach 1231 ist ein zumindest für Nord-
der Anlage nicht direkt an der Ringmauer (Abb. 11).51 Er besteht
westsachsen wichtiger Anhaltspunkt für das Aufkommen des regel-
aus roten, in weitgehend regelmäßigem Läufer-Läufer-Binder-Ver-
mäßigen Läufer-Läufer-Binder-Verbandes gewonnen worden.
band gesetzten Backsteinen, die 26 – 29,5 x 11 – 13 x 6,5 – 9 cm messen (Abb. 12). In Erdbodenhöhe hat der annähernd quadra-
Gruna
tische Turm eine Seitenlänge von etwa 7,9 m. Der Südwestturm ist über einen schlichten rundbogigen Hocheingang zugänglich
Von der Burg Gruna hat sich – abgesehen von gut erhaltenen
(Abb. 13). Unter einer dem 16. Jahrhundert angehörenden Auf-
Wall- und Grabenanlagen – außer einem hoch aufragenden, im
stockung haben sich die originalen Zinnen erhalten. Im Zusam-
Grundriss gedrückt rechteckigen Backsteinturm54 keine oberirdisch
menhang mit der Sanierung des Turmes im Jahre 2001 wurde
sichtbare und zweifelsfrei mittelalterliche Bausubstanz erhalten
dieser bauarchäologisch untersucht. Von den in größerem Um-
(Abb. 14). Der im Grundriss 8 x 9,35 m messende Turm mit einer
fang erhaltenen bauzeitlichen Decken- und Streichbalken konnten
Mauerstärke von 2,15 – 2,4 m im Erdgeschoss ruht auf einem So-
im zweiten und im vierten Obergeschoss insgesamt drei Hölzer
ckel aus annähernd quaderförmig zugeschlagenen Bruchsteinen
datiert werden, die jeweils mit Waldkante die Fälljahre 1187, 1229
aus Raseneisenerz, von denen oberirdisch drei Reihen sichtbar
und 1230 erbrachten. Damit kann der Südturm frühestens im
sind. Darüber erhebt sich das in weitgehend regelmäßigem Läufer-
Jahr 1231 errichtet worden sein.
Läufer-Binder-Verband gesetzte Backsteinmauerwerk. Von dem an
52
53
Beide erhaltenen Eilenburger Türme können als Wohntürme an-
der Außenseite stichbogig geschlossenen Hocheingang führt eine
gesehen werden, die der Burgmannenbesatzung der wichtigen
in der Mauerstärke angeordnete geradläufige Treppe zu dem ein
wettinischen Burg Eilenburg als Sitz gedient haben dürften. Mit
Geschoss darüber liegenden Hauptwohngeschoss. Dieses zeich-
dem Wechsel des am Sorbenturm um 1200 noch unregelmäßigen
net sich durch ein heute vermauertes rundbogiges Biforienfenster
Mauerwerks zum regelmäßigen Läufer-Läufer-Binder-Mauerwerk
(Abb. 15) und in der gegenüberliegenden Mauer durch ein einzel-
Abb. 14 Gruna, Wohnturm, 2003
Abb. 15 Gruna, Wohnturm, Mauerwerk im Bereich des originalen Hocheingangs, darüber das vermauerte Biforienfenster, 2003
136
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
nes rundbogiges Fenster aus. Die Backsteine messen 27 – 30,5 x
Jeweils ein Mittelpfeiler sowie das Fragment eines in der Nähe der
11 – 12 x 8 – 11 cm; eine Riefelung konnte nicht entdeckt werden.
Türme gefundenen großen und mehrteiligen Kapitells sind Indizien
Datierungsrelevant ist der regelmäßige Steinverband, der zweifels-
für gewölbte Erdgeschosse und damit für eine gehobene Ausstat-
frei in das 13. Jahrhundert weist (siehe unten). In Verbindung mit
tung beider Bauten. Herbert Küas interpretierte sie deswegen als
dem romanischen Zweierarkadenfenster, das kaum nach der Mitte
Wohntürme.57 Da deren Höhe nicht mehr bestimmt werden kann
des 13. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, lässt sich somit der
und die Seitenlänge der Bauten mit 13 m relativ groß ist, erscheint
Grunaer Turm in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts setzen.
mir der Turmcharakter fraglich zu sein. Aus diesem Grunde ist es
55
sicher besser, die Reste beider Bauten zurückhaltender als steinerGroitzsch
ne Häuser zu bezeichnen.
Auf der „Wiprechtsburg“ Groitzsch konnten neben einer Ringmauer
Schnaditz
aus Backstein aus dem 13. Jahrhundert und anderen nicht näher zu bestimmenden Backsteinbauten auch zwei im Grundriss
Der Bergfried der Burg Schnaditz in Nordwestsachsen weist eine
annähernd quadratische Backsteinfundamente auf dem Wall der
für das hohe Mittelalter in Mitteldeutschland unikate Form auf
Burganlage ergraben werden. Diese gehören in die vom Ausgräber
(Abb. 17): Über quadratischem Grundriss von 8,4 x 8,4 m bei einer
so bezeichnete Burg V, die ab 1224 auf der zerstörten Burg IV
Mauerstärke von 2 m errichtet,58 sind die vier Ecken vom Erdboden
errichtet worden war.56 Beide Bauwerke hatten eine Innenfläche
an abgeschrägt, so dass der Turm nicht ohne Grund zuweilen in
von 10,3 x 10,3 m und bei einer Mauerstärke von 1,3 – 1,5 m eine
das 14. Jahrhundert gesetzt worden ist.59 Das Backsteinmauerwerk
Gesamtseitenlänge von etwa 13 m (Abb. 16). Bemerkenswert ist,
des Turmes, bei dem ein Sockel aus Findlingen sichtbar ist, wurde
dass beide Bauwerke nachweislich nicht auf einem Bruchsteinfun-
in regelmäßigem Läufer-Läufer-Binder-Verband verlegt; die Back-
dament errichtet wurden.
steinmaße betragen 27 – 30,5 x 11 – 12 x 8 – 11 cm. Bemerkenswert
Abb. 16 Groitzsch, Wiprechtsburg, Grabungsbefund mit den beiden im Grundriss quadratischen Backsteintürmen auf dem Wall im Nordosten der Burg (aus: Küas 1979)
Abb. 17 Schnaditz, Turm, 2008
137
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
sind die als Formsteine ausgeführten Ecksteine mit einem Winkel o
in seinem unteren Bereich bis in eine Höhe von etwa 5 m über
von 135 , an denen trotz Störungen und Verwitterungen teilweise
dem Fels aus mittelalterlichem Backsteinmauerwerk, das auf ei-
noch eine Riefelung festgestellt werden kann. Der stark gestör-
nem innen unregelmäßig gerundeten Bruchsteinfundament auf-
te und in den letzten Jahren gesicherte Hocheingang ist an der
sitzt. Das über den Backsteinen befindliche Bruchsteinmauerwerk
Außenseite stichbogig geschlossen, was wahrscheinlich auf den
soll aus den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts stammen;63
Originalzustand zurückgeht.
dendrochronologisch konnte die heutige Haube auf nach 1618
60
Bei Bauuntersuchungen durch Stefan Reuther konnten im Jahre
datiert werden.64 Trotz entsprechender Baunachrichten ist eine sol-
1999 fünf Eichenbalken des zweiten Obergeschosses dendro-
che Einordnung kritisch zu hinterfragen: An einem Brandschaden
chronologisch untersucht werden, wobei viermal der Fällzeitpunkt
des Turmes ist nicht zu zweifeln, wohl aber daran, dass dieser
Winter 1226/27 und einmal ohne Waldkante der letzte Jahresring
im 17. Jahrhundert bis auf das Backsteinmauerwerk abgetragen
1213 ermittelt wurde. Damit kann die Errichtung des Schnaditzer
und neu aufgebaut worden ist. Eine noch mittelalterliche Erhö-
Bergfrieds im Jahre 1227 oder nur wenig später als gesichert an-
hung nach einer Beschädigung und einem Teilabbruch des Turmes
genommen werden.
scheint mir wahrscheinlicher zu sein.65
61
Das Backsteinmauerwerk hat eine Stärke von 2 m. Der Abstand Greiz
der jeweils gegenüber liegenden inneren Mauerkanten beträgt etwa 2,35 m und der diagonal von Ecke zu Ecke 2,7 m. Das ent-
Im Zusammenhang mit der Sanierung des Oberen Schlosses in
spricht außen den Abmessungen von etwa 6,3 m und 7,25 m. Die
Greiz wurde in den letzten Jahren auch der sechseckige Turm im
in regelmäßigem Läufer-Läufer-Binder-Verband verlegten Backsteine
Norden der Burganlage (Abb. 18) von Lutz Scherf bauarchäologisch
messen 27 – 28,3 x 12,7 – 14,2 x 7,8 – 8,3 cm. Bemerkenswert sind
und von Marie Petermann archäologisch untersucht. 62 Demnach
an den Ecken verwendete Formsteine mit einem Winkel von etwa
besteht das auch als Schlossturm bezeichnete Bauwerk nur noch
120 . Die an den Ecksteinen auftretende Riefelung entstand nach
o
den Untersuchungsergebnissen von Lutz Scherf vor dem Brand der Steine. Datierungsrelevant ist für Scherf die gleichartige Bautechnik des Schlossturmes und des dendrochronologisch auf 1188 datierten Saalbaus der Burg in Greiz, wobei sich die zeitliche Einordnung um 120066 durch Thermolumineszenzdatierungen aus dem Palas und aus dem Schlossturm zu bestätigen scheinen: Dabei wurde im Jahre 2006 für die Proben des Turmes ein Alter von 820 Jahren ± 20% ermittelt,67 womit sich eine Datierung auf 1186 und bei Berücksichtigung der Fehlerabweichung eine Einordnung zwischen 1022 und 1350 ergibt.68 Eine zeitliche Einordnung des Sechseckturmes in die Zeit um 1200 vertraten zunächst auch Marie Petermann und Peter Sachenbacher, nachdem bei systematischen Grabungen entsprechendes Fundmaterial aus dem Turm geborgen worden wäre.69 Inzwischen setzen beide die Keramik aus den untersten Schichten im Turm allgemein in das 13. Jahrhundert.70 Auf der Tagung in Greiz war ein Teil des Fundmaterials in einer Vitrine ausgestellt. Dieses datiert in den Zeitraum von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts.71 Damit wäre natürlich eine Bauzeit des Turmes bereits um 1200 nicht ausgeschlossen; eine solche kann jedoch nicht mit dem archäologischen Fundmaterial belegt werden. Die Ähnlichkeit der Backsteine und deren Riefelung mit denen des Palas-Kapellen-Komplexes führt m. E. keineswegs zwangsläufig zu einer zeitlich eng an dieses Bauwerk angelehnten Datierung;72 vielmehr ist auch hier eine entsprechenAbb. 18 Greiz, sechseckiger Bergfried vor der Sanierung, 1999
138
de Zeitspanne zu beachten. Wichtigster Anhaltspunkt für eine
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
jüngere Bauzeit ist der regelmäßige Mauerwerksverband des
Weida
Turmes im Unterschied zu dem unregelmäßigen Verband des Palas-Kapellen-Komplexes. Da außerdem mit der dendrochro-
Der jüngste vorzustellende Backsteinbau ist ein Teil des Weidaer
nologisch gesicherten Datierung des oktogonalen Backsteinauf-
Bergfrieds, der eine ungewöhnliche, möglicherweise über zwei
satzes im Bergfried der Burg Weida die Riefelung am Ende des
Jahrhunderte reichende Baugeschichte aufweist:85 Zunächst wur-
13. Jahrhunderts und sogar noch an den Fenstern des um/nach
de der Bergfried als runder Bruchsteinbau begonnen und bis in
73
1330 errichteten sogenannten Baus B in Greiz selbst vorkommt ,
eine Höhe von etwa 12,5 m geführt. Der Innendurchmesser beträgt
entfällt dieses Merkmal für eine gesicherte Datierung des Greizer
5,4 m; die Mauerstärke etwa 4,8 m und der ohne Hilfsmittel nur
Bergfriedes in die Romanik.
zeichnerisch zu ermittelnde Gesamtdurchmesser 15 m. Allerdings
Auch die wenigen Parallelbeispiele sechseckiger Türme vermö-
ist bislang nicht endgültig geklärt, ob der Bergfried von Anfang
gen keinen gesicherten Anhaltspunkt für eine Datierung zu geben:
an diese Mauerstärke und diesen Durchmesser hatte oder ob er
Die beiden Sechsecktürme auf dem Sachsenstein bei Walkenried
nicht sekundär ummantelt wurde (siehe unten). Im Inneren des
im Harz gehören in die Zeit vor 1074. Der ergrabene Sechseck-
Turmes hat sich Pietra-rasa-Putz mit Kellenstrich erhalten. Anhand
turm der Burg in Creußen wird in das zweite Viertel des 12. Jahr-
des archäologischen Fundmaterials aus dem Turm kann dieser
hunderts gesetzt, wobei eine Errichtung des auf archäologischem
in die Mitte des 12. Jahrhunderts oder sogar etwas früher datiert
Wege nicht datierten Bauwerkes aufgrund der Mauerwerkstechnik
werden.86
74
75
erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zumindest ebenso
Danach muss es zu einer Bauunterbrechung gekommen sein,87
möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlicher ist. Der im unteren
bis deutlich später auf den runden Unterbau aus Bruchsteinen ein
Bereich aus Buckelquadern erbaute Bergfried in der Ostburg der
etwa 9 m hoher achteckiger Aufsatz aus Backstein88 mit einem
Burg Brandenburg an der Werra lässt durch den Nachweis der
Hocheingang in Höhe der Oberkante des älteren Bruchsteinmau-
Verwendung der Hebezange in das fortgeschrittene 13. Jahrhun-
erwerks gesetzt wurde. Dieser nimmt innen den Durchmesser des
dert datieren, worauf auch der spitzbogige Hocheingang hinweist.
Rundturmes auf, so dass die Kantenlängen des Oktogons innen
Der außerordentlich aufwendig gestaltete Bergfried der Martinsburg
etwa 2,25 m messen. Die Mauerstärke beträgt 2,4 m, womit die
in Oberlahnstein wird aufgrund stilistischer Eigenheiten und eines
Abmaße außen der jeweils gegenüberliegenden Mauerkanten
76
77
Wappens in die Zeit zwischen 1397 und 1419 gesetzt. Nicht da-
10,2 m bzw. der Ecken 11,05 m betragen. Das Backsteinmauerwerk
tierbar sind die sechseckigen Bergfriede der Burgen Lichtenberg,79
weist einen unregelmäßigen Verband auf (Abb. 19). Die Backsteine
Hanau80 und Mühlberg81.
messen 24 – 30 x 12 – 15 x 6 – 8 cm und sind an den Ecken des
78
Grundsätzlich wird man die sechseckigen Grundrisse in den
Eingangs und zweier Fensteröffnungen geriefelt. Außerordentlich
gleichen architekturgeschichtlichen Rahmen zu stellen haben wie
bemerkenswert ist der an der Außenseite stichbogig geschlosse-
die häufigeren achteckigen Burgtürme. Im Zusammenhang mit der
ne Eingang, dessen Rollschichten über der Eingangswölbung aus
Ausgrabung zweier derartiger Bauten auf der Neuenburg an der
abwechselnd rot und schwarz gebrannten Backsteinen gesetzt
Unstrut hat sich Reinhard Schmitt dieses Themas angenommen.
wurden (Abb. 20).
Eine der wesentlichen Erkenntnisse ist die, dass es derartige Türme
Der Backsteinaufsatz kann mit Hilfe eines bauzeitlichen Eichen-
im Unterschied zu früheren Interpretationen durchaus schon im
holzes, bei dem allerdings weder die Waldkante noch die Splint-
11. und 12. Jahrhundert gegeben hat.82 Die sechseckigen Bergfrie-
holzgrenze erhalten waren, auf frühestens 1280 datiert werden89
de – von den beiden torflankierenden Bauten auf dem Sachsen-
und gehört damit bereits dem späten Mittelalter an. Dieses Ergeb-
stein abgesehen – stellen möglicherweise eine Sparvariante der
nis wird auch durch das archäologische Fundmaterial aus dem
achteckigen Türme dar.
Turm gestützt: Die älteste Schicht, die Backsteinbruchstücke enthält,
83
Die zeitliche Einordnung der Sechsecktürme vom 11. Jahrhundert bis um oder kurz nach 1400 lässt erkennen, dass auch anhand
kann anhand der keramischen Funde ebenfalls in die Zeit nach der Mitte des 13. Jahrhunderts gesetzt werden.90
der Form des Grundrisses kein Anhaltspunkt für eine schärfere Da-
Sollte der Bergfried bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts
tierung des Greizer Bergfrieds gewonnen werden kann. Somit kann
einen Gesamtdurchmesser von 15 m gehabt haben und nicht erst
dessen Vorhandensein anhand des archäologischen Fundmaterials
sekundär vergrößert worden sein (siehe unten), so würde es sich
spätestens im ausgehenden 13. oder beginnenden 14. Jahrhun-
bei ihm nach der Aufsetzung des Backsteinoktogons um einen der
dert als nachgewiesen gelten und aufgrund des regelmäßigen
frühesten so genannten Butterfasstürme91 handeln. Der erwähn-
Backsteinmauerwerks dessen Errichtung vor 1220/30 ausgeschlos-
te rot-schwarze Steinwechsel am Hocheingang des Bergfrieds ist
sen werden (siehe unten). Damit ergibt sich eine Zeitspanne für
auch deswegen von großem Interesse, weil es sich um eines der
den Greizer sechseckigen Bergfried zwischen 1220/30 und um
frühesten Beispiele einer solchen Verzierung in Mitteldeutschland
1300.
handelt.92
84
139
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Abb. 19 Weida, Bergfried, Detail des Backsteinmauerwerkes im Inneren des Turmes, 2008
Abb. 20 Weida, Bergfried, originaler Hocheingang im Bereich des Backsteinmauerwerkes, 2008
In einer dritten Bauphase wurde der Backsteinaufsatz außen mit
Sowohl die zeitliche Einordnung des Greizer Bergfrieds in eine
Bruchsteinmauerwerk rund ummantelt, so dass der Turm in die-
Zeit nach 1225/1230 als auch die Spätdatierung des Oktogons
ser Höhe nunmehr einen Gesamtdurchmesser von 15 m hat. Ob
des Weidaer Bergfrieds wirft Fragen hinsichtlich der Bautätigkeit
der Bruchsteinunterbau des 12. Jahrhunderts ebenfalls erst zu
der in beiden Fällen tätigen Vögte von Weida auf, 95 ohne dass
diesem Zeitpunkt eine Ummantelung erhalten hat oder ob er be-
dies hier ausführlicher diskutiert werden kann. Hingewiesen wer-
reits von Anbeginn an den Gesamtdurchmesser von 15 m hatte,
den soll jedoch auf das von Vogt Heinrich II. (dem Reichen) von
konnte bislang nicht sicher festgestellt werden. Sollte auch der
Weida zwar 1193 gestiftete, jedoch erst deutlich später gebaute
Bruchsteinunterbau ummantelt worden sein, so hätte er zunächst
Prämonstratenserkloster Mildenfurth, dessen Ostteile offenbar erst
eine Mauerstärke von 2,8 m und einen Gesamtdurchmesser von
im zweiten oder im dritten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts errichtet
11,05 m gehabt. Die Mauerstärke wäre in diesem Fall im späten
wurden, wie dendrochronologische Datierungen nahe legen.96 Of-
13. Jahrhundert um 2,4 m auf insgesamt 4,8 m verstärkt worden.
fenbar führten das umfangreiche Bauprogramm und die Aufteilung
Da anhand der Befunde beide Varianten möglich sind, muss die
der Familie in drei Linien im Jahre 1209 zu einer Verzögerung der
Frage vorerst offen bleiben. Sehr wahrscheinlich mit der Umman-
Fertigstellung der Burgen und des Klosters.
telung des Backsteinoktogons erhielt der Turm seinen von einem steinernen Helm bekrönten und deutlich geringer dimensionier-
Neben den genannten Backsteintürmen sind weitere zu nennen,
ten runden Bruchsteinaufbau. Spätestens zu diesem Zeitpunkt
bei denen entweder die Befundlage nicht eindeutig ist oder bei
handelte es sich bei dem Bergfried der Burg in Weida um einen
denen sich eine behauptete Datierung in das 12. oder 13. Jahr-
Butterfassturm. Einige bauliche Details erlauben eine stilistische
hundert nicht bestätigt hat. Claudia Trummer führt den im Grundriss
Einordnung der dritten Bauphase in das 14. oder 15. Jahrhundert:
annähernd quadratischen Bergfried von Waldenburg an, der – ähn-
Erwähnenswert ist vor allem eine umlaufende Galerie unter der
lich wie der Bergfried in der Hauptburg von Leisnig – ein Unterteil
Turmspitze, die mit einer gotischen Maßwerkbrüstung versehen
aus Glatt- und Buckelquadern hat und ein Oberteil aus Backstei-
ist,93 sowie zwei spitzbogige Portale mit Fase und schrägem Aus-
nen haben soll.97 Da das Oberteil jedoch nach dem Umbau von
lauf. Anhand eines dendrochronologisch datierten Holzes konnte
1848 tief greifend verändert wurde und vollständig verputzt ist, sind
dieser Umbau des Turmes auf frühestens 1346 bestimmt wer-
verbindliche Aussagen nicht möglich. Die von Trummer behauptete
den.
Datierung in das 12. Jahrhundert98 ist dabei ebenso ungeklärt wie
94
140
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
die Frage, ob das Oberteil des Turmes überhaupt aus mittelalterli-
nicht mit der nötigen Exaktheit eingegrenzt werden. Ein Ergebnis
chen Backsteinen besteht.99
dieser Studie ist, dass es eine längere Übergangszeit gegeben
Ein teilweise bis in Erdgeschosshöhe erhaltener Backsteinbau
hat, die mit dem in unregelmäßigem Steinverband aufgeführten
eines als „kleine Festung“ bezeichneten, im Grundriss gedrückt
Weidaer Backsteinoktogon aus der Zeit um 1280/1300 den bislang
rechteckigen „Steinwerkes“ in der Stadt Leipzig war vom Ausgräber
jüngsten datierten Vertreter aufweist. Erste sicher datierte Beispiele
Georg Schmitt allein anhand der Backsteingrößen in „die Mitte
des Läufer-Läufer-Binder-Verbandes lassen sich in Mitteldeutsch-
oder gar die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts“ gesetzt worden.
100
land mit dem Schnaditzer Turm und dem Südwestturm der Burg
Anhand der archäologischen Funde konnte eine Errichtung des
Eilenburg 1227 und 1231 belegen.106 Der ebenfalls in regelmäßi-
Steinhauses „vor der Mitte des 14. Jahrhunderts“ ausgeschlossen
gem Läufer-Läufer-Binder-Verband aufgeführte Turm der Burg Gru-
werden.101
na kann aufgrund des romanischen Biforienfensters ebenfalls früh
Schließlich soll noch der bei bauarchäologischen Untersuchun-
eingeordnet werden, wobei eine Zeitspanne bis um die Mitte des
gen innerhalb der frühneuzeitlichen Bausubstanz des Schlosses
13. Jahrhunderts möglich ist. Damit wird auch der in gleichartigem
Da auch
regelmäßigem Mauerwerk errichtete Turm der Burg Greiz nicht vor
Triestewitz bei Torgau entdeckte Turm erwähnt werden.
102
dieses Bauwerk nicht sicher datiert werden konnte und dessen Errichtung erst im späten Mittelalter wahrscheinlich ist, bleibt es an dieser Stelle außerhalb der Betrachtung.103
1220/30 zu datieren sein. Hingegen weisen der Eilenburger Sorbenturm, der Altenburger Hausmannsturm, der Rochsburger Bergfried und der Bergfried in der Leisniger Hauptburg einen unregelmäßigen Mauerwerksver-
Zusammenfassung
band auf, was ein Anhaltspunkt für eine vergleichsweise frühe Bauzeit sein könnte. Die Spätdatierung des Backsteinoktogons
Anhand der hier vorgestellten Backsteinbauten in Obersachsen
des Weidaer Bergfriedes mahnt allerdings zur Vorsicht mit einer
und Ostthüringen ist es möglich, verallgemeinernde Aussagen zu
allzu engen Eingrenzung, sofern keine anderen Anhaltspunkte
bestimmten datierungsrelevanten Merkmalen zu treffen, da mit
vorhanden sind. Bis auf den zeitlich nicht sicher einzuordnenden
den fünf Türmen in Eilenburg, Schnaditz, Altenburg und Weida fast
Rochsburger Bergfried kann für die anderen genannten Bauten
die Hälfte der betreffenden Bauwerke in dieser Region relativ gut
eine Errichtung im 12. Jahrhundert oder in den ersten Jahrzehnten
datiert werden konnte. Aus bautechnischer Sicht sind hierbei die
des 13. Jahrhunderts aufgrund solcher Merkmale107 als gesichert
Zeitdauer des Auftretens der Riefelung und das Aufkommen des
angenommen werden.
ersten regelmäßigen Backsteinverbandes von besonderem Interes-
Diese Ergebnisse gelten zunächst natürlich nur für das Untersu-
se, während anhand der Backsteingrößen keine Entwicklungslinien
chungsgebiet, da mit regionalen Unterschieden gerechnet werden
erkennbar werden. Schließlich ist festzustellen, dass mit dem Eilen-
muss. Dennoch ist beispielsweise auf die Altmark zu verweisen,
burger Sorbenturm auch eines der frühesten derartigen Bauwerke
wo bei mehreren dendrochronologisch untersuchten Kirchen das
ohne Natursteinsockel vollständig aus Backstein erbaut wurde.
Aufkommen des Läufer-Läufer-Binder-Verbands in den 20er Jah-
104
Bislang hielt man die Riefelung für ein quasi romanisches Verzie-
ren des 13. Jahrhunderts liegt.108 Außerdem wäre es wichtig, diese
rungselement von Backsteinbauten.105 Mit dem Weidaer Bergfried
Erkenntnisse anhand von sakralen Backsteinbauten in Sachsen
und dem Wohnbau B können nunmehr zwei dendrochronologisch
zu überprüfen, was im Rahmen dieses Aufsatzes nicht möglich
datierte Bauwerke benannt werden, an denen dieses Verzierungs-
war.109 Hingewiesen werden soll hier nur auf die gut datierten
element noch 1280/1300 bzw. sogar erst um 1330 nachweisbar
Westtürme der Freiberger Nikolaikirche, deren viertes Geschoss aus
ist. Obgleich die Riefelung in beiden Fällen im Vergleich etwa zum
Backsteinen besteht. Diese Bereiche weisen ein unregelmäßiges
Greizer Palas-Kapellen-Komplex deutlich unsauberer gearbeitet ist,
Mauerwerk auf, wobei Tendenzen zur Regelmäßigkeit eines Läufer-
so ist doch die Tatsache ihrer Anwendung noch im Spätmittelalter
Binder-Verbandes zu erkennen sind. Das dritte Geschoss des Süd-
bemerkenswert. Ausgehend von dieser Erkenntnis können dem-
westturmes kann anhand eines dendrochronologisch untersuchten
nach Bauten in Mitteldeutschland allein aufgrund dieses Merkmals
Rüstholzes frühestens im Jahre 1225 errichtet worden sein.110 Das
nicht mehr in das hohe Mittelalter datiert und mithin als romanisch
stimmt sehr gut mit der stilistischen Einordnung der frühgotischen
angesehen werden. Die erste diesbezügliche Korrektur betrifft den
Zungenblattkapitelle in den Schallarkaden im fünften Geschoss
Rochsburger Bergfried, für den nunmehr auch eine Errichtung nach
überein, die um 1230 datiert werden.111 Wie bereits oben bemerkt,
der Mitte des 13. Jahrhunderts oder gar um 1300 nicht ausge-
ist der Mauerwerksverband des Bergfrieds in der Leisniger Vorburg,
schlossen werden kann.
bei dem ebenfalls Partien eines Läufer-Binder-Verbandes erkennbar
Das Auftreten des ersten einigermaßen regelmäßigen Back-
sind, dem Mauerwerksverband des vierten Geschosses des Süd-
steinverbandes – des Läufer-Läufer-Binder-Verbandes – konnte
westturmes der Freiberger Nikolaikirche vergleichbar. Ohne weitere
im Bearbeitungsgebiet bisher mangels sicher datierter Bauwerke
datierte Beispiele bleibt aber fraglich, ob es sich um eine zufällige
141
Backsteintürme des 12. und 13. Jh. auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen
Ähnlichkeit oder um ein datierungsrelevantes Phänomen handelt.
ist.115 Auch Groitzsch ist zum Zeitpunkt des Baus von Burg V in den
Festzuhalten ist, dass der regelmäßige Läufer-Binder-Verband nach
20er Jahren des 13. Jahrhunderts und den zugehörigen Backsteintür-
den Untersuchungen Claudia Trummers erst um 1380 in Mittel-
men wettinisch gewesen, was es bis um 1300 auch blieb.116 Eben-
deutschland belegt werden kann.
so gehörte die Familie von Schnaditz, die sich auch nach Ostrau
112
nannte, zur wettinischen Ministerialität.117 Gruna wird erst im späten Die Rolle der Bauherren ist gerade bei den frühen Backsteinbau-
Mittelalter fassbar, als es wettinischen Ministerialen gehörte.118
ten immer betont worden, wobei den Bauten im 12. Jahrhundert
Daraus wird ersichtlich, dass sich der oft im Zusammenhang mit
nicht zuletzt aufgrund der Rotfarbigkeit der Backsteine zuweilen
der Rotfarbigkeit des Backsteins postulierte Zusammenhang mit
Tatsächlich
dem Purpur des Herrschers nur sehr eingeschränkt für eine Erklä-
kann jedoch nur ein Teil der hier angeführten Bauwerke mit dem
rung des Baumaterials eignet.119 Dabei ist nicht daran zu zweifeln,
Königtum in Verbindung gebracht werden, ohne dass ein direk-
dass das von König Friedrich I. Barbarossa gestiftete Augustiner-
ter Einfluss des Herrschers selbst nachweisbar wäre. Am ehesten
Chorherrenstift in Altenburg nicht ohne Einfluss des Herrschers aus
könnte dies auf den oder die Bergfriede in Leisnig zutreffen, wo
roten Backsteinen mit explizit norditalienischem Formengut erbaut
die vom König eingesetzten Burggrafen von Leisnig ihren Dienst
wurde. Für die nachfolgend von Reichsfürsten, von im Reichsdienst
verrichteten. Gleiches trifft auf den Hausmannsturm in Altenburg
stehenden Familien und von wettinischen Ministerialen errichteten
zu, der höchstwahrscheinlich ebenfalls noch in den Zeiten eines
Bauten trifft eine solche Erklärung kaum mehr zu, zumal sich alle
starken und in Deutschland präsenten Königtums errichtet worden
damit – in der Konsequenz dieser Hypothese – Bauten mit königli-
ist. Ob jedoch der König selbst oder der Burggraf oder gar einer der
chem Anspruch errichtet hätten. Den Wettinern mit ihrem gleichfalls
auf der Burg Dienst leistenden Burgmannen als Erbauer der Türme
sehr früh in Backstein erbauten Hauskloster in Altzelle könnte man
zu gelten hat, muss mangels Quellen offen bleiben. Immerhin
derartige Ansprüche eventuell noch zu Recht unterstellen – für die
ist in diesen Fällen eine gewisse Königsnähe fassbar. Mangels
anderen Bauherren greift eine solche Überlegung zu kurz (oder
genauer Datierung kann eine solche Feststellung für den Bergfried
vielmehr zu weit). Man wird dagegen annehmen müssen, dass in
der Rochsburg nicht getroffen werden – er kann sowohl unter
Gebieten mit reichen Vorkommen an Natursteinen120 die Bauher-
dem den Wettinern verpflichteten Edelfreien Gunther von Rochs-
ren bewusst zum Baumaterial Backstein gegriffen haben, die ein
berg um 1190/1220 als auch unter den Burggrafen von Altenburg
höheres Anspruchsniveau bei der Errichtung ihrer Burgen hatten.
nach 1220 erbaut worden sein.114 Der Sechseckturm in Greiz und
Dass dies keinesfalls auf Reichsfürsten oder Reichsbedienstete be-
der erst um 1280/1300 errichtete achteckige Backsteinaufsatz
schränkt blieb, belegt beispielsweise der in Schnaditz von wettini-
des Bergfriedes der Burg Weida sind Bauten einer der wichtigsten
schen Ministerialen erbaute Bergfried aus roten Backsteinen.
ein quasi königlicher Anspruch zugeschrieben wurde.
113
reichsministerialischen Familien, den Vögten von Weida. Hingegen handelt es sich bei der Burg Eilenburg um alten wetti-
*Der Aufsatz ist Dr. Dr. Thomas Biller, Berlin, in Dankbarkeit für zahl-
nischen Besitz, wo seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine
reiche Diskussionen und Hinweise zu Fragen des Burgenbaus zu
der bedeutendsten wettinischen Ministerialenfamilien nachweisbar
seinem 60. Geburtstag am 30. August 2008 gewidmet.
142
Anmerkungen
74
75 76 77 78 79 80
81
82 83 84 85 86
87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97
Größe anderer Kapellen: Lohra (oben ca. 45 m2, separater Altarraum ca. 9 m2), Neuenburg (oben ca. 50 m2), Nürnberg (ca. 88 m2, separater Altarraum ca. 16 m2), Landsberg (ca. 104 m2). Da die Grundrisse sämtlich unterschiedlich gebildet sind, können diese Angaben nur allgemeine Hinweise sein. Friedel/Großmann 1998; Altwasser 1998, S. 8 – 10. Bangerter-Paetz 2007, S. 243 – 244; Stevens 2003, S. 210 – 233. Stevens 2003, Abb. 49 – 50; Schmitt 2007, S. 99. Schmitt 2000b; Kozok 1999, S. 189 – 194 und Abb. 153 – 156, 159, 173 – 178; Bangerter-Paetz 2007, S. 48 – 49. Dazu Meckseper 1996. Streich 1984, Teil II, S. 416: „Der Verwendungszweck der Oberkapelle als Oratorium des Herrschers und seines näheren Gefolges und der der Unterkapelle für eine ständisch niedrigere Öffentlichkeit ist weitgehend gesichert.“ Ähnlich Stevens 2003, S. 116 – 117. Zur Definition des Wohnturmes zum Beispiel: Herrmann 1995, S. 12 – 13: „Ein Wohnturm ist ein bewohnbarer und wehrhafter bzw. in befestigter Umgebung stehender eigenständiger Turm.“ Zu frühen Wohntürmen Steinmetz 1998, S. 108; vgl. auch die Bemerkungen von Jost 1997, S. 12 mit Anm. 32. Eine sehr ausführliche Behandlung und Definition der Termini Kemenate bzw. Turmhaus und Wohnturm bietet Hesse 2003, S. 25 – 28; auch Schock-Werner/Friedrich 2004, S. 265 – 267; Schmitt 2002a, S. 91 – 103 (vgl. in dem Buch von 2002 auch die Beiträge von Dieter Barz, Bettina Jost, Ingolf Gräßler, Rudolf Meister sowie Norbert Oelsner und Uwe Richter); ders. 2000c, S. 15 – 30. Siehe auch den Abschnitt über Wohn- und Saalbauten von Biller bei Biller/Großmann 2002, S. 80 – 91, bei Grebe/Großmann 2007, S. 82 – 84 und bei Biller 2007, S. 79 – 81. Die jüngste Veröffentlichung, die einerseits wichtige Beiträge enthält, andererseits aber auch wieder die Probleme bei der Interpretation von archäologischen Befunden deutlich macht: Steinwerke 2008. Bei Schmitt 2002a, S. 91, nicht klar genug ausgedrückt: Auch Rechteckbauten können turmartig hoch gewesen sein. Burgen der Salierzeit 1991. Schmitt 2002a, S. 81. Im Bereich der Kaminhaube waren sie natürlich nie vorhanden. Über diesen Befund gab es mehrfach intensive Diskussionen vor Ort. Sachenbacher 2007 hat bis in seine jüngste Veröffentlichung an der Deutung als Heizkanal festgehalten. Schmitt 2009; ders. 2000, S. 7; Sareik 1994, S. 37 – 39; Schmidt 1994; Strickhausen 1998a, S. 104 – 108. Zu Hocheingängen: Dähn 1986 und Kleiner 1989; ansonsten allgemein die Bergfriedliteratur, zuletzt Schmitt 2007a. Zu Biforien mit einem mittig darüber sitzenden Okulus vgl. Jost 1997, S. 13 – 15; zu Schlitzfenstern Bangerter-Paetz 2007, S. 181 – 184. Schmitt 2002, S. 52 und Abb. 13; Altwasser 2001, S. 67; Rezension vom Verfasser in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 57 2003, S. 334 – 340. Zu Vorburgen zuletzt Meyer 1995 und ders. 1999, Schmitt 2003a und Biller 2007, S. 57 – 60. Hierzu der Beitrag von Yves Hoffmann in diesem Band. Hoffmann 2002, S. 204. Staatsarchiv Greiz: Illustrierte Stemma Ruthenicum 1684. Dazu: Scherf 2006, S. 40. Vgl. den Beitrag in diesem Band. Jüngst zum Naumburger Dom Schmitt 2006b und ders. 2007b. Thieme 2001.
Backsteintürme des 12. und 13. Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen 1 2
3
Hoffmann/Schmitt 2007. Da es vornehmlich in der archäologischen Literatur unterschiedlichste Auffassungen zur zeitlichen Eingrenzung des hohen und des späten Mittelalters gibt und sogar Versuche einer von der mediävistischen Gliederung unabhängigen regional gebundenen Periodisierung Sachsens gemacht worden sind, bedarf die Verwendung eines solchen Begriffes inzwischen einer Erläuterung: Für mich ist die überregionale Periodisierung bindend, nach der das hohe Mittelalter mit dem Ende der Stauferzeit in der Mitte des 13. Jahrhunderts endet. Krause 1958; Magirius 1962. Die inzwischen von Perlich 2007, S. 187 f., 215, 220, 222, 232 mit Anm. 454, 233 mit Anm. 544, 234 mit Anm. 557 anhand dendrochronologischer Untersuchung von Hölzern des Dachwerkes vorgenommene Spätdatierung der romanischen Westtürme in die 30er Jahre des 14. Jahrhunderts ist aus stilistischen Gründen ausgeschlossen.
178
4
5 6 7 8 9 10 11 12
13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23
24 25 26 27 28
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Kadatz 1965. Kadatz hat Backsteinbauten in den damaligen Bezirken Cottbus, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig und Halle aufgenommen und im Katalog 43 Bauwerke, untergliedert nach „Feudalburgen“, „Klosteranlagen“, „Dorfkirchen“, „Städtische Pfarrkirchen“ und „Stadtbefestigungen“, ausführlicher behandelt, wobei er in seiner S. 166 – 173 vorgestellten „Denkmälerliste“ weit über einhundert Bauten aus dem gesamten Mittelalter auflistet. Vogt 1987. Hingewiesen werden soll hier vor allem auf Magirius 1979, S. 386, 393 f., 395 f., 408 f. Vgl. vor allem Magirius 2000 und Hoffmann 2000a, S. 51 f., 55 f. mit Anm. 10 – 12. Perlich 2007. Trummer 2001; dies. 2002; dies. 2004; dies. 2005; dies. 2006. Vgl. dessen Aufsatz in diesem Band. Am ausführlichsten Schmitt 2001, S. 172 – 186. Zuletzt Ramm 2001, S. 58 – 62; siehe auch Frommhagen/Heußner/Schöfbeck 2000, S. 209 – 211 und zu Recht die Datierungsrelevanz der Dendrodaten einschränkend Schumann 2004, S. 94 mit Anm. 11. Perlich 2007, S. 220. Ebenda, S. 195 mit Anm. 473 auf S. 232 sowie S. 202 mit Anm. 491 auf S. 233. Ebenda, S. 197. Untermann 1984, S. 275. Perlich 2007, S. 161, 165, 215, 220. Sofern nicht anders angegeben wurden die hier angegebenen Maße von mir vor Ort ermittelt. Auch vergleichbare Bauten in den nördlich angrenzenden Gebieten SachsenAnhalts und Brandenburgs bleiben außerhalb der Betrachtung – hingewiesen sei beispielsweise auf die Burg Jessen (Spazier 1999, S. 220; Möser 2002; Rode 2003) und die Burg Anhalt (Korf 1992, S. 33 f.) sowie auf die Türme in Pouch (Schönermark 1893, S. 62), Beetzendorf, Salzwedel (Wäscher 1962, S. 37 f., 66), Luckau und Liebenwerda (Spazier 1999, S. 65 f., 170). Magirius 1979, S. 393 f.; Reuther 1999. Hoffmann 2001; Böhme 2004; Hoffmann 2004, S. 5 f. Billig/Gräßler 2000. Die Angabe bei Perlich 2007, S. 187, wonach der Turm in einem regelmäßigen Läufer-Binder-Verband gemauert wäre, ist falsch. Auch hat sie offenbar den Leisniger Bergfried mit dem Sorbenturm in Eilenburg verwechselt, denn sie schreibt, dass die Backsteine des Leisniger Turmes von einer „schmuddelig gelb-grauen Farbe“ wären (ebda., S. 134). – Perlich nennt nur einen der beiden Leisniger Bergfriede. Aufgrund der Bekanntheit des Bergfriedes in der Hauptburg und dessen wiederholter Bearbeitung in der einschlägigen Literatur der letzten Jahre wird man davon ausgehend dürfen, dass die Autorin diesen meint. Vgl. zur Riefelung Neumann 1959, S. 30 – 36; zuletzt Perlich 2007, S. 77 – 79. Vgl. zusammenfassend Hoffmann 2000b, S. 67 – 71. Hoffmann 2006, S. 214 f. Perlich 2007, S. 31, 248 setzt den Turm in das 12. Jahrhundert (vgl. Anm. 23). Gräßler/Schmidt 2004, S. 105 – 107; Billig/Gräßler 2007. Gemessen am 25.6.1997 mit Ingolf Gräßler. Billig/Gräßler 2007, S. 46, geben bei gleicher Mauerstärke einen um 0,15 m geringeren Innendurchmesser an, wodurch sich auch der Gesamtdurchmesser entsprechend verringert. Diese Maße nach Billig/Gräßler 2007, S. 49. Billig/Gräßler 2007, S. 51, Abb. 9 unten rechts. Hoffmann 2000a, S. 55 mit Anm. 8; Müller 2000, S. 336 – 339, 347; Höhne 2001, S. 153. Billig/Gräßler 2007, S. 53 entscheiden sich für eine Datierung um 1230. Reinhardt 1994; ders. 1996, S. 72 – 74; Sachenbacher 1997. Die Grabung läuft im TLDA unter der Fundplatznummer 26. Reinhardt 1994, S. 60. Die Abstände zwischen den Zinnen betrugen zwischen 1,03 und 1,16 m. Hoffmann 2000b, S. 51, 53. Reinhardt 1994, S. 61; Sachenbacher 1997, S. 41. Hoffmann 2000b, S. 74. – Perlich 2007, S. 235 und Trummer 2002, S. 385 (Abb. 1); Trummer 2004, S. 78 (Abb. 1), 81; Trummer 2005, S. 150 (Abb. 1), setzen das Bauwerk ohne Begründung in die Zeit vor 1200. Hoffmann 2000a, S. 51 f. Freundliche Mitteilung von Dr. Wolfgang Schwabenicky, Altmittweida. Hoffmann 2000a, S. 51 f., S. 56 mit Anm. 12. Dem entgegen geben Trummer 2004, S. 78, Abb. 1, sowie dies. 2005, S. 150 mit Abb. 1 und Perlich 2007, S. 256,
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jeweils ohne Begründung die Datierung des Rochsburger Bergfriedes mit „vor 1200“ an. Thieme 2006, S. 13 f. Schönermark 1892, S. 93; Kadatz 1965, S. 43 f., erwähnt eine „dem Südostturm entsprechende, gleichartige Mauerstruktur“. Die stark erneuerte Ringmauer lässt an weiten Partien an der Innenseite einen Verband ausschließlich aus Läufern erkennen. Ähnlich ist beispielsweise auch die Außenseite der Ringmauer der Burg Jessen aufgebaut, die vom Ausgräber um 1210 datiert wird – vgl. Rode 2003, S. 279 – 283. Die Untersuchungen erfolgten durch Stefan Reuther, Herzogswalde. Ihm sei für seine Auskünfte und die Überlassung der Untersuchungsergebnisse herzlich gedankt. Vgl. zu dem Bauwerk auch Schönermark 1892, S. 92; Kadatz 1965, S. 39 f., 42. Die Angabe bei Perlich 2007, S. 187, wonach der Sorbenturm in einem regelmäßigen Läufer-Binder-Verband gemauert wäre, ist falsch. Grabung des Landesamtes für Archäologie Sachsen unter Leitung von Dr. Pavla Ender im Jahre 1998 (EB-13). Für die Möglichkeit der Publikation dieses Befundes sei Frau Dr. Ender, Belgern, herzlich gedankt. Bis in diese Höhe zieht das Mauerwerk außen leicht schräg ein. Vergleichbare Nischen sind in Türmen außerordentlich selten, so beispielsweise im Roten Turm der Pfalz Wimpfen aus der Zeit um 1200 (Arens 1967, S. 103 – 119; Binding 1996, S. 362 f.) und im Bergfried der Burg Lichtenberg in Württemberg (Fleck 2007, S. 9, Abb. 7), wohl aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Bestimmung erfolgte durch Bärbel Heußner, der – auch für die unten genannten dendrochronologischen Bestimmungen – herzlich gedankt sei (Protokoll vom 14.3.2001). Das Dendrodatum teilt bereits Flegel o. J. mit. In dem Protokoll vom 14.3.2001 wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass „nochmals am Brett zur eventuellen genaueren Eingrenzung des Fällzeitraumes nachgesehen werden sollte“, „ob es sich nur um eine Außenkante oder schon um eine Kern-/Splintgrenze handelt“. Schönermark 1892, S. 92 f.; Kadatz 1965, S. 42 f. Im Zusammenhang mit der Erstellung dieses Aufsatzes war es mir trotz mehrfacher Versuche leider nicht noch einmal möglich, den Turm von innen zu besichtigen. Diese erfolgten im Mai 2001 durch Günter Kavacs und Norbert Oelsner, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, sowie Stefan Reuther, Herzogswalde. Allen sei für ihre Auskünfte und die Erlaubnis, die Ergebnisse in Kurzform an dieser Stelle zu publizieren, herzlich gedankt. Die Bestimmung erfolgte durch Bärbel Heußner (Protokoll vom 11.6.2001). Außerdem konnten mit drei Proben sekundäre Verstärkungen und Einbauten in das Jahr 1546 (einmal kurz nach 1543 und zweimal mit Waldkante Winter 1545/46) sowie mit zwei Proben der oktogonale Aufsatz in das Jahr 1573 (Waldkante Winter 1572/73) datiert werden. Schönermark 1892, S. 106; Kadatz 1965, S. 43 f. Die eichenen Deckenbalken des Turmes im zweiten Obergeschoss datieren mit Waldkante 1562, 1565 und ohne Waldkante 1573 ± 10 und für das Dachwerk konnten zwei Eichenhölzer mit Waldkante auf 1670 und 1671 bestimmt werden (Untersuchung durch Bärbel Heußner; Protokoll vom 8.11.1999). Küas 1979, S. 125 – 143; Vogt 1987, S. 89, 105 f., 153 – 155; Hoffmann 2000b, S. 76 – 79. Küas 1979, S. 125 – 139. Da der Turm stark verbaut ist, lassen sich seine Maße vor Ort ohne größeren Aufwand nur eingeschränkt nehmen. Überprüft werden konnte jedoch die Längsseite der Westmauer, die von Abschrägung zu Abschrägung 6,20 m misst. Das stimmt mit einem Plan von Stefan Reuther überein, den dieser auf Grundlage einer Vermessung der HAB Weimar (Prof. Dr. Hermann Wirth) im Jahre 1987 erstellt hatte. Aus diesem Plan wurden die hier mitgeteilten Maßangaben des Turmes übernommen. Als Vergleichsbauten konnten mehrere in die Jahre um 1400 datierte Türme in Obersachsen angeführt werden, wie etwa die beiden Rochlitzer Westtürme, der Hausmannsturm der Burg Dresden, der große Wohnturm der Burg Grimma, sicherlich auch der Turm der Burg Delitzsch und schließlich der Kriebsteiner Wohnturm (dieser allerdings mit gerundeten Ecken). Bereits Schönermark 1892, S. 178 hielt eine etwas frühere Bauzeit nicht für ausgeschlossen und Kadatz 1965, S. 44 datierte den Turm in das 13. Jahrhundert. Im Zusammenhang mit der hier vorliegenden Studie war es mir leider nicht noch einmal möglich, den Turm von Innen anzusehen. Die Bestimmung erfolgte durch Bärbel Heußner (Protokoll vom 20.9.1999). Ergänzend ist die eichene Sturzbohle des Hocheinganges zu nennen, die ohne
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Waldkante auf um/nach 1192 (letzter Jahresring 1172) bestimmt werden konnte (ebenfalls Protokoll vom 20.9.1999). Scherf 2006, S. A23 f., A39 f.; Petermann/Sachenbacher 2007; Sachenbacher 2007a, S. 17; Scherf 2007b, S. 23 – 25; Petermann 2008, S. 28 – 33 – vgl. auch die Aufsätze dieser drei Autoren in diesem Band. Die Grabung in Greiz hat das Grabungskürzel 06/166 im TLDA. Lutz Scherf, Dr. Peter Sachenbacher und Marie Petermann sei für freundlich gewährte Auskünfte zusätzlich zu den bereits publizierten Ergebnissen herzlich gedankt. Vgl. dazu auch Lehfeldt 1891, S. 13; Querfeld 1955, S. 68; Jahn 2006, S. 134. Beprobt wurden sechs Hölzer, die einmal ohne Waldkante „nach 1614“, einmal mit Sommerwaldkante 1616 und jeweils mit Waldkante dreimal 1616/17 und einmal 1617/18 datieren (Protokoll vom 10.3.2006, Ingenieurbüro für Hausforschung, Hans-Jürgen Bleyer, Metzingen). Für die freundliche Übermittlung danke ich Lutz Scherf, Silbitz. In Höhe des Hocheinganges ist ein Holz original vermauert, dessen dendrochronologische Bestimmung Klarheit in dieser Frage bringen könnte. Scherf 2007b, S. 23 f. Die Untersuchungen erfolgten durch das TL-Labor Ralf Kotalla, Haigerloch (Protokoll Nr. 05260406 vom 19.4.2006 und Nr. 01260406 vom 19.4.2006). Vgl. zu Thermolumineszenzdatierung und den dabei auftretenden Toleranzbereichen Geyh 2005, S. 112; Wagner 1975 und im Hinblick auf die Bauforschung Goedicke 2000. Petermann/Sachenbacher 2007: „In den untersten Schichten des Turms lagen mehrere vollständige Gefäße des 12./13. Jh.“ Eine zeitliche Einordnung in das frühe 13. Jahrhundert nennt mit Verweis auf mündliche Hinweise P. Sachenbachers zu einer „archäologisch-stratigraphisch bestätigte[n] Datierung“ auch Schmitt 2007, S. 124 mit Anm. 84. Sachenbacher 2007, S. 17: „In den unteren Schichten im Turm konnten mehr oder weniger ganze Gefäße aus dem 13. Jahrhundert geborgen werden.“ Petermann 2008, S. 30, 32: „Der Turm, dessen Ursprung im 13. Jahrhundert liegt, gehört damit nicht zu den ersten Bauwerken der Burg.“ Dies bestätigten auf Rückfrage beide in einer E-Mail bzw. einem Brief jeweils vom 27.6.2008 noch einmal ausdrücklich. Einige Funde sind bei Petermann/Sachenbacher 2007, bei Sachenbacher 2007, Abb. 5, und bei Petermann 2008, Abb. 6, 7, abgebildet. Diese zeitliche Einordnung bestätigte auch Dr. Ines Spazier, Weimar, der das gesamte Fundmaterial vorgelegen hat: Auch nach ihrer Einschätzung datieren die Funde frühestens in das ausgehende 13. Jahrhundert. Ines Spazier sei für ihre Auskünfte gedankt. Zumal die Frühdatierung des Palas mit den spitzbogigen Überfangbögen der Fensterarkaden in das Jahr 1188 trotz aller scheinbar dafür sprechender Argumente problematisch bleibt. Datiert wurde ein Deckenbalken des Kellergeschosses, bei dem die Waldkante erhalten war (Scherf 2006, S. D2). Zuletzt Heine 2006, S. 57 f.; Schmitt 2006, S. 176. Pfaffenberger 2007, S. 28 – 32. Hübscher 1993, S. 62 – 64. Vgl. zu dem Phänomen allgemein beispielsweise Arens 1967, S. 145 f.; Binding/ Nußbaum 1978, S. 77 – 79; Leistikow 1982, S. 27 – 33; Barz 1988. – In Sachsen treten Zangenlöcher an der Sichtseite des Quadermauerwerks erstmals am Dom in Meißen nach der Mitte des 13. Jahrhunderts auf (vgl. zur Datierung des Domes Lehmann/Schubert 1975, S. 12 – 40; Magirius 1993, S. 5 – 16; Hütter/Kavacs/ Kirsten/Magirius 1999, S. 12 – 14; Donath 2000, S. 290 – 301; Schubert 2001, S. 258; Donath 2003). In Sachsen-Anhalt kommt dem Magdeburger Dom eine vergleichbare Stellung zu, da hier an den oberen Bereichen des Querhauses aus der Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals die Spuren der Hebezange festgestellt werden können (freundliche Mitteilungen von Reinhard Schmitt, Halle, dem dafür herzlich gedankt sei) – vgl. zu dem Bauwerk Schubert 1984; Quast/Jerratsch 2004; Rogacki-Thiemann 2007 (dort jeweils die ältere Literatur); zur Verwendung der Hebezange Rogacki-Thiemann 2007, S. 45 f. Die früheste Verwendung dieses Hebewerkzeugs in der weiteren Umgebung sind wahrscheinlich die Westteile von St. Sebald in Nürnberg aus der Zeit um 1230 (Großmann/Friedel/Frieser/Reinecke-Karg 1999, S. 144, 147; Friedel 2007, S. 114). Herrmann 1995, S. 184; vgl. auch Ebhardt o. J., S. 241 – 256. Schultz 1980, S. 142 – 145. Winkler/Mittelsdorf 1897, S. 180 – 185; Zimmermann 1903, S. 540, Abb. zwischen S. 312 und S. 313; Meier 1906, S. 344; Bott 1954, S. 129 f. Der abgerissene Bergfried trug die Jahreszahl 1375. Ob diese mit der Bauzeit übereinstimmt, bleibt ungewiss.
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Anmerkungen
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Spazier 1999, S. 69, 222 f. Schmitt 1999; vgl. auch Schmitt 2007, S. 112 – 114 und Pfaffenberger 2007, S. 32–34. Vgl. dazu Biller 1991, S. 131, der antike Vorbilder voraussetzt. Auf einen zweiten anhand eines Kupferstichs aus dem Jahre 1684 zu vermutenden Turm im Süden der Burg (Scherf 2007b, S. 24 f.) – erkennbar ist eine sich über die Dächer der Schlossflügel erhebende Dachhaube – kann mangels Befunden nicht eingegangen werden. Querfeld 1955, S. 70, deutet die Dachhaube wohl irrig als die einer Kapelle. Bei dem von Scherf als „Wohnbau A“ bezeichneten Gebäude auf der südlichen Spornspitze, das er als frei stehenden Wohnturm rekonstruiert (Scherf 2007b, S. 20 – 22 und Abb. 9), ist der Turmcharakter fraglich. Der Rekonstruktionsvorschlag ist nicht gesichert; ein frei stehender Turm an dieser Stelle muss sogar ausgeschlossen werden. Vielmehr ist eine verbindende Ringmauer zwischen Wohnbau A und dem Palas-Kapellen-Komplex unbedingt zu erwarten. Aber auch die bauliche Einbindung des Wohnbaus A in den Palas-Kapellen-Flügel wäre problemlos möglich. Da ein neuzeitliches Treppenhaus zwischen dem PalasKapellen-Komplex und dem Wohnbau A wahrscheinlich alle entsprechenden Befunde zerstört hat – oberirdisch ist nichts mehr erkennbar –, muss diese Frage offen bleiben. Siehe zu Wohnbau A auch die Aufsätze von Lutz Scherf und Reinhard Schmitt in diesem Band. Die bauarchäologische Untersuchung erfolgte durch Lutz Scherf (Scherf 2007a) und die archäologische durch Thomas Queck. Beiden sei für freundlich gewährte Auskünfte zusätzlich zu den bereits publizierten Ergebnissen und Thomas Queck, der die Funde in nächster Zeit vorlegen wird, darüber hinaus auch für die Möglichkeit der Autopsie des gesamten archäologischen Fundmaterials gedankt. Die Grabung in Weida ist im TLDA unter Fundplatz 2 verzeichnet. Gut datiertes Vergleichsmaterial liegt beispielsweise aus dem Benediktinerkloster Chemnitz aus der Zeit „nach 1136“ vor, das derzeit von Volkmar Geupel und Yves Hoffmann bearbeitet wird (vgl. vorerst Geupel 1990 [hier die ältere Literatur]; Geupel/Hoffmann 1991). Das könnte mit dem Übertritt Heinrichs von Weida in die welfische Ministerialität (nachweisbar seit 1139) zusammenhängen. Allerdings muss eine derartige Überlegung mangels Quellen Spekulation bleiben. Schmitt 2007, S. 114. Die Bestimmung der Probe erfolgte durch Hans-Jürgen Bleyer vom Ingenieurbüro für Hausforschung, Dendrochronologisches Labor, in Metzingen (Protokoll vom 14.8.2007). Demnach datiert der letzte erhaltene Jahresring in das Jahr 1260, ohne dass die Splintholzgrenze erhalten war. Hinzuzuzählen sind etwa 20 Splintholzjahresringe, so dass der Backsteinaufsatz frühestens um 1280 errichtet worden sein kann (vgl. zum Problem der Splintholzstatistik für Eichen in Mitteldeutschland Eißing 1996, S. 19 f.; Eißing/Högg 2000, S. 127 f.; Frommhagen/ Heußner/Schöfbeck 2000, S. 240 – 242; Eißing 2004, S. 28 – 30). Lutz Scherf sei für weiterführende Auskünfte herzlich gedankt. Der Großteil der Funde aus dieser Schicht stammt zwar aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts; datierungsrelevant sind jedoch die jüngsten Fragmente. Neben einigen Kragenrändern, die lediglich allgemein in das 13./14. Jahrhundert gesetzt werden können, sind es vor allem Bruchstücke von zwei Kannen mit Lippenrand und seitlichem Henkel aus grauer/blaugrauer Irdenware, die erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts aufkamen. Böhme/Friedrich/Schock-Werner 2004, S. 103 – 105. Perlich 2007, S. 133, benennt mit der Lorenzkirche in Salzwedel das früheste ihr bekannt gewordene Beispiel im Bearbeitungsgebiet aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Holst 2004, S. 14 bringt aus Dänemark Beispiele für derartige Verzierungen aus der Zeit um 1200 bei und nennt als frühes Bauwerk in Mitteldeutschland ebenfalls St. Lorenz in Salzwedel, das er in die Mitte des 13. Jahrhunderts setzt. Lehfeldt 1897, S. 158. Scherf 2006. Es handelt sich um ein Tannenholz mit Sommerwaldkante 1346, so dass dieses bereits im Jahre 1346 verbaut worden sein kann. Das Holz wurde aus dem „Verbindungsgang“ zum Hocheingang aus Backstein geborgen. In seinem Untersuchungsbericht schreibt Scherf irrtümlich von einer Datierung des Holzes in das Jahr 1343. Vgl. zu dieser Familie den Aufsatz von Matthias Werner in diesem Band; siehe außerdem Patze 1974, S. 162 – 169; Grabolle 2003. Für Diskussionen und Hinweise zu den Vögten von Weida über den Vortrag von Prof. Dr. Matthias Werner bei der Greizer Tagung hinaus danke ich Roman Grabolle, Leipzig. Eichhorn 2000, S. 51. Vgl. dazu auch den Aufsatz von Rainer Müller in diesem Band.
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Trummer 2005, S. 150. Trummer 2002, S. 385 (Abb. 1); dies. 2004, S. 78 (Abb. 1), 81; dies. 2005, S. 150 (Abb. 1). Vgl. zu dem Turm Billig 2000 und zur nach wie vor offenen Datierung des Bergfriedes Hoffmann 2000b, S. 71 – 74. Schmitt 1994, S. 122 f. Westphalen 1999, S. 34. Vogt/Linsener-Vogt 2002. Der mit einem Natursteinsockel versehene Turm konnte aufgrund des großflächigen Verputzes nur eingeschränkt untersucht werden. Jutta Linsener und Thomas Linsener, beide Torgau, sei für ergänzende Angaben herzlich gedankt. Kadatz 1965, S. 38 erwähnt außerdem in der „Vorbefestigung“ der Burg Scharfenberg bei Meißen und in die Ringmauer der Burg Frauenstein „eingestreute“ Backsteine aus dem 12./13. Jahrhundert, bei denen es sich jedoch um deutlich jüngere Bauten handelt. Trummer behauptet hingegen ohne gesicherte Datierungen, dass zuerst Türme mit Natursteinuntergeschoss und erst später vollständig aus Backstein bestehende Türme errichtet worden wären (Trummer 2002, S. 388). Stellvertretend dafür sei hier Trummer 2005, S. 157, genannt, die als jüngste Beispiele solche aus dem zweiten Drittel des 13. Jahrhundert zu nennen vermag, was den bisherigen Stand der Forschung markiert. Nach den Untersuchungen von Perlich kommt in der Altmark und im Elb-Havel-Gebiet die Riefelung ab der Mitte des 13. Jahrhunderts „nur noch sporadisch vor, nach 1300 fehlt sie ganz“ (Perlich 2007, S. 166). Nach Trummer 2005, S. 156, soll der Läufer-Läufer-Binder-Verband in ihrem Arbeitsgebiet „zu Anfang des 13. Jahrhunderts“ aufkommen, wobei sie erläuternd schreibt: „Auch in Doberlug findet sich diese regelmäßige Anordnung; bereits im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts begann hier die Vereinheitlichung.“ (ebda.). Da dies das einzige explizit genannte Beispiel ist, lässt sich eine solche Aussage nicht näher eingrenzen. Die Klosterkirche Dobrilugk soll im Jahre 1228 geweiht worden sein, was allerdings nicht belegt ist. Festzuhalten bleibt eine Bauzeit wenigstens einschließlich der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert, ohne dass beim derzeitigen Forschungsstand exaktere Aussagen möglich sind und ohne dass Bauarbeiten auch nach 1228 verbindlich ausgeschlossen werden können. Nach Untersuchungen von Mathias Haenchen, der stilistische Vergleiche zum Magdeburger Dom und den dortigen „Kelchknospenkapitellen“ zieht, wäre ein Baubeginn der stehenden Kirche nicht vor den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts denkbar (Haenchen 1994, S. 14). Bereits Kadatz hatte den Kirchenbau weitgehend in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts gesetzt (Kadatz 1965, S. 59 – 62, 161 mit Anm. 53). Vgl. zu dem Bauwerk Jung/Spatz 1917, S. 49 – 77; Magirius 1962, besonders S. 98 f., passim und zusammenfassend Kitzschke 1997; Cobbers 1998. In Leisnig ist das der an beiden Türmen nachweisbare Pietra-rasa-Putz mit Kellenstrich, der in Mitteldeutschland nur bis um 1230/50 nachweisbar ist (siehe oben). Beim Eilenburger Sorbenturm spricht das Dendrodatum für eine zeitliche Einordnung in die Jahrzehnte um 1200, zumal hier das regelmäßige Mauerwerk bereits um 1230 am Südwestturm nachweisbar ist. Die Forschungsergebnisse sind erst teilweise publiziert – vgl. Frommhagen 2004, S. 220 – 231. Ulf Frommhagen, Seethen, sei für ergänzende Auskünfte herzlich gedankt. Zu den frühen Beispielen des Läufer-Läufer-Binder-Verbandes bei Sakralbauten gehört die 1228 gestiftete Klosterkirche zu Mühlberg – vgl. zu dem Bauwerk Trummer 2001, S. 221 – 229 (dort auch die ältere Literatur). Hoffmann/Richter 2004, S. 1043. Magirius 2004, S. 88; Richter 2004, S. 63 (dort jeweils die ältere Literatur). Trummer 2005, S. 156. Als Beispiele seien die Arbeiten von Krause 1958 und Möller 1990 für das ja tatsächlich von König Friedrich I. Barbarossa gestiftete Bergerkloster Altenburg genannt – siehe aber die m. E. problematische Weiterführung dieses Ansatzes beispielsweise bei Trummer 2002, S. 388. Vgl. zu den Herrschaftsverhältnissen im hohen Mittelalter Thieme 2006, S. 11 – 14. Thieme rechnet Gunther von Rochsberg (der sich nie „von Rochsburg“ nennt) „nicht zu den wettinischen Dienstmannen“ (ebda., S. 12). Die Familie ist edelfreier Abkunft (Rübsamen 1987, S. 129, 382; Thieme 2006, S. 12), steht aber – wie zahlreiche Urkunden belegen – in so engem Zusammenhang mit den Wettinern, dass ein Abhängigkeitsverhältnis von diesen augenfällig ist. Bestätigt wird dies durch die mehrfache Zeugenschaft Gunthers von Rochsberg zwischen zweifelsfrei wettinischen Ministerialen (vgl. die Quellenbelege bei Rübsamen 1987, S. 520).
Anmerkungen
115 Platen 1913, S. 46 f; Helbig 1955, S. 343 – 347. 116 Kobuch 1982. 117 Schieckel 1956, S. 52 f.; Schwineköper 1975, S. 418; Wilde 1997, S. 349 f. Siehe zur zweimaligen Erwähnung von Schnaditz als castrum 1349/50 sowie 1350 Lippert/Beschorner 1903, S. 5 (Nr. I,12) sowie S. 5 mit Anm. 21. 118 Schwineköper 1975, S. 163 f. In den direkten Ersterwähnungen als „hus“ im Jahre 1392 bzw. als „sloss“ im Jahre 1410 ist Gruna wettinisch (Ermisch 1899, S. 314, Nr. 421; Ermisch 1909, S. 156 – 165, Nr. 172; vgl. auch Wilde 1997, S. 267 f.). 119 Die Feststellung von Trummer 2002, S. 388, dass in ihrem Bearbeitungsgebiet die Backsteintürme des 12. Jahrhunderts ausschließlich von „königlichen Vasallen“ errichtet worden wären, ist demnach ebenso falsch wie ihre Annahme, dass die Bauten des 12. Jahrhunderts vom „Hochadel“ errichtet worden wären (Trummer 2002, S. 388; dies. 2004, S. 81). Von hier in Frage kommenden Bauherren gehörten – außer dem König – nur die Wettiner dem Hochadel an. 120 Das trifft allerdings auf die Gebiete in Norden und Nordwesten Sachsens nur noch eingeschränkt zu. Hier wählte man offenbar auch wegen des Natursteinmangels häufiger Backstein als Baumaterial, wenngleich auch hier die Natursteinbauten zahlenmäßig deutlich überwiegen. Die Klosterlandschaft des Vogtlandes im Mittelalter 1
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Dem Beitrag liegt ein Vortrag zur Geschichte der religiösen Bewegungen im Land der Vögte von Weida, Gera und Plauen zugrunde, den die Verf. 2007 und 2008 mehrfach gehalten hat. Die Vortragsfassung wurde großteils beibehalten, die Literatur in den Fußnoten auf das unverzichtbare Minimum begrenzt. Eine größere Studie befindet sich in Vorbereitung. Eine das mittelalterliche Vogtland als geschlossenen religiös-kirchlichen Raum in den Blick nehmende Darstellung fehlt bisher. Heranzuziehen sind die einschlägigen Arbeiten zur thüringischen und sächsischen Landes- und Kirchengeschichte: Schulze 1974; Schlesinger 1962. Zu einzelnen Klöstern siehe die nicht immer fehlerfreie Studie von Matthes 1955 und demnächst auch den Beitrag der Verf.: Klosterlandschaft – Frauenklosterlandschaft: Das Beispiel Thüringen. – Grundlagen der Forschung bilden Dobenecker 1896 – 1939; Schmidt 1885/1892; Lampe 1936. Auf dem Höhepunkt ihrer Machtentfaltung geboten die Vögte über ein Territorium, das sich im Westen bis zur oberen Saale mit den Zentren Ziegenrück, Saalburg und Lobenstein, im Süden bis zur Regnitz und in das nördliche Egerland mit Asch, Selb und Adorf, im Osten bis zur Pleiße und im Norden bis Gera und Ronneburg erstreckte. – Zu den Vögten siehe die übergreifenden Darstellungen bei Patze/ Schlesinger 1973, S. 98 – 102, 162 – 179, 300 – 303; Klein 1967, S. 275 f.; Helbig 1955, S. 311 – 319. Auf einen Überblick über die von den älteren Arbeiten Berthold Schmidts ausgehenden zahlreichen Kontroversen um die Frühgeschichte der Vögte von Weida sei hier verzichtet, sondern nur auf die sich in Vorbereitung befindenden Studien von Prof. em. Dr. Matthias Werner, Jena, verwiesen. Eine moderne Klostermonographie fehlt. Siehe die ältere Studie von Diezel 1937; weiterhin Schlesinger 1962/2, S. 237 f.; Backmund 1983/1, S. 305 – 307, und jetzt Eichhorn 2002. – Zur Gründungslegende siehe Schmidt 1883 und demnächst die in Anm. 3 angekündigten Arbeiten von Matthias Werner. Thurm 1942, S. 29 – 42. Schlesinger 1962/2, S. 341 – 343. Siehe dazu übergreifend Tebruck/Schmitt 2005. Für einen Überblick siehe Jähnig 1997; zu den im Folgenden genannten Kommenden siehe Schlesinger 1962/2, S. 337 – 347, Woitecki 1971, S. 59 – 63 (zu Plauen, Reichenbach, Schleiz). Zu Cronschwitz siehe die ältere, umfassende Monographie von Thurm 1942; weiterhin Wilms 1928, S. 93 – 96; Schlesinger 1962/2, S. 329 f.; jetzt auch Felkel 1997, S. 47 – 50, und Butz 1999, S. 530 – 541. Demnächst auch der Anm. 2 angekündigte Beitrag der Verf. Devrient 1935, Nr. 1 – 5. Dobenecker 1896 – 1939/3, Nr. 2474, 2732, 2750. Finke 1891, Nr. 144; Fischer 1904; Francke 1920; Schlesinger 1962/2, S. 332 f. Vogel 1910; Schlesinger 1962/2, S. 321 f. Dobenecker 1896 – 1939/3, Nr. N 48. Für einen Überblick siehe Berger 1994; Berg/Schmies/Rakemann 1999. Im 14. Jahrhundert ist ein Angehöriger der Vogtfamilie als Guardian nachzuweisen. Zum Konvent siehe Francke 1913; Schlesinger 1962/2, S. 305; jetzt auch Schmies 2007. Die Gründung ging von den Herren von Uttenhofen aus, einer niederadligen, fränkischen Familie, die vermutlich im Dienst der Vögte stand. 1355 ist eine
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Angehörige der Vogtfamilie als Klarisse in Hof nachzuweisen. Siehe dazu jetzt unter Verweis auf die ältere Literatur Voigt 2007, S. 97. Ronneberger 1932. Für einen Überblick siehe Jürgensmeier 2000/2, § 25, S. 688 – 698; eine Auflistung der Zisterzen auch in den in Anm. 2 genannten Überblicksdarstellungen und bei Schlegel 1998. Für das Phänomen siehe demnächst den in Anm. 2 angekündigten Beitrag der Verf. Siehe dazu zuletzt Weigel 2005, passim. Siehe dazu die in den vorhergehenden Anmerkungen genannten Monographien zu den einzelnen Klöstern; weiterhin Doelle 1921, S. 74, 147 f. (Weida); Löhr 1930, S. 27* (Cronschwitz, Weida); Schulze 1991, S. 144 f. (Cronschwitz). Ronneberger 1932, S. 40 f. Vogel 1910, S. 128. Zu Raute siehe auch Fischer 1904, S. 97 f. Zur Aufhebung des Klosters 1225 siehe Hilpert 1913; Löhr 1930, S. 46* f. Thurm 1942, S. 85 – 89 (Zitat S. 86); Löhr 1930, S. 77*. Jauernig 1933. Zur Aufhebung der einzelnen Gemeinschaften siehe die jeweils vorhergehend genannten Monographien. Zum Deutschen Orden siehe Weiß 1996, S. 233 f.; Demel 1999. Sinnfällig ist der Vergleich der Kartenbeilagen von Schulze 1974 und Schlesinger 1962/2 (Klöster und Stifter in den Diözesen Meißen, Merseburg, Naumburg um 1300). Vgl. weiterhin Schlüter/August 1959, Karte Nr. 17: Stifter, Klöster und Komtureien vor der Reformation; Erläuterungen zum Teil 1, S. 48 f. (Berent Schwineköper). Zahlreiche thüringische Adels-, Herren- und Ministerialenfamilien gründeten Zisterzienserinnenklöster, deren Modernität sich vor allem daran festmachte, dass die Nonnen häufig von Franziskanern und Dominikanern seelsorgerisch betreut wurden, weshalb Frauenkonvente der Bettelorden in Thüringen nicht entstanden. Siehe dazu demnächst den in Anm. 2 angekündigten Beitrag der Verf.
Romanische Kirchen im Herrschaftsgebiet der Vögte von Weida. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Diezel 1937, S. 35 – 37, 39. Lehfeldt 1897, S. 334 – 336. Freundlicher Hinweis von Lutz Scherf. Zu Neunhofen siehe zuletzt Müller 2007. Bleyer 2008. – Scherf 2008. Maercker 1995. Diezel 1937, S. 40. – Grabolle 2002/03, S. 30. Lehfeldt 1897, S. 344. Koch 1952/53, S. 154. Freundlicher Hinweis von Dirk Höhne, Halle/S. Hauer 1990, S. 76 – 79. Vgl. Thies 1995. – Ders. 1997. Die Gewölbemalerei in Unterwellenborn datiert nach Kilian Grüger (Würzburg) erst in die zweite Hälfte des 13. Jahrhundert, möglicherweise sogar später. Der Verf. dankt Kilian Grüger für die freundliche Auskunft. Hummel 1997, S. 50 f. Freundlicher Hinweis von Roman Grabolle. Bleyer 2008. – Scherf 2008. Zu den Kirchen mit Westemporen in Ostthüringen siehe Richter, J. 2003. – Zu Thüringen allgemein siehe Müller 2001 und ders. 2005. Grabolle 2002/03, S. 28 – 30. Maercker 1995, S. 113, 115. Zur Herkunft der Vögte siehe den Beitrag von Matthias Werner in diesem Band. Hierzu Grabolle 2002/03, S. 29 f. Zur Gründungsgeschichte siehe Diezel 1937, S. 47 – 50. Diezel 1937, S. 57 – 59. Eichhorn 2002, S. 76 – 110, Datierung hier S. 89. Puttrich 1850, S. 8. Lehfeldt 1897, S. 356 – 369. Vgl. Eichhorn 2002, Abb. 16 und 20. Dehio 1991 (1905), S. 207. Diezel 1939, S. 191 – 199, dort auch Angaben zur älteren Literatur und zu den Bildquellen. Vorhanden im TLDA, Dienstort Erfurt, Planarchiv. Baier 1954, S. 87 – 113. Ebenda, S. 108, 139 – 145. Eichhorn 2002.
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