Baales 2016 - Steinzeit Siegerland - Si.pdf

May 25, 2017 | Author: A. LWL-Archaeolog... | Category: Mesolithic Archaeology, Neolithic Archaeology, Archaeology of Westphalia
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Die ältesten Siedlungsspuren aus dem Siegerland – Eine Übersicht des aktuellen Forschungsstandes zur Steinzeit* von Michael B a a l e s

Einleitung Die Archäologie des Siegerlandes ist im Wesentlichen geprägt durch bedeutende großflächige Bodendenkmäler wie die eisenzeitlichen Wallburganlagen und die bekannte spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Siegener Landhecke („Kölsches Heck“) sowie durch zahlreiche Untersuchungen zur frühen Montangeschichte. Ältere Spuren aus der Bronze- oder gar der Steinzeit sind dabei deutlich seltener oder wesentlich unauffälliger und daher im Bewusstsein nicht so verankert.1 Noch in den 1950er Jahren war die Kenntnis zur ältesten, steinzeitlichen Besiedlungsgeschichte des Siegerlandes sehr schütter. Hans Beck (1909-1987), damals Leiter der 1961 ersatzlos weggefallenen südwestfälischen Außenstelle Arnsberg der damaligen Archäologischen Denkmalpflege in Westfalen (Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte Münster), konnte in seiner zusammenfassenden Übersicht von 1951 „Zur vorund frühgeschichtlichen Besiedlung Südwestfalens“ kaum Siegerländer Fundpunkte nennen. Die dort beigegebene Verbreitungskarte zur Mittelsteinzeit zeigt im Gegensatz z. B. zum Gebiet an Ruhr, Möhne und an der unteren Lenne im Norden keinen einzigen Fundpunkt (Karte 1), während er einige jungsteinzeitliche Steinbeil- und Steinaxtklingen (Karte 2) und je ein „Walzenbeil“ und eine „Geröllkeule“ (Karte 3) aufführen konnte, die noch mittelsteinzeitlich sein könnten. Im Jahre 1990 vermochte der erste Leiter der 1982 eingerichteten, neuen südwestfälischen Außenstelle in Olpe des damaligen

Westfälischen Museums für Archäologie (heute: LWL-Archäologie für Westfalen), Philipp R. Hömberg (1939-2001), immerhin mitzuteilen, dass sich der Forschungsstand deutlich verbessert habe und nun auch im Siegerland zahlreiche Fundpunkte der Mittelsteinzeit bekannt seien und jene der Jungsteinzeit sich deutlich vermehrt hätten.2 Dies unterstreicht auch der wenig später erschienene Beitrag von T. Frank zu den steinzeitlichen Siedlungsspuren des Siegerlandes in dem Übersichtsband zur Archäologie des Kreises Siegen-Wittgenstein,3 der aus Anlass des 1. Deutschen Archäologen-Kongresses in Siegen im selben Jahr erschienen war. Denn in der Zwischenzeit hatte sich im Siegerland einiges positiv entwickelt. Diese positive Entwicklung ist ohne Frage dem intensiven Engagement Einzelner zu verdanken, die ihre engere Heimat speziell nach steinzeitlichen Funden auf den Oberflächen der (früher noch weit häufigeren) Äcker absuchten. Und entgegen dem Bild von H. Beck von 1951 ist die Region tatsächlich voll – vor allem – mittelsteinzeitlicher Siedlungsnachweise. Es ist daher hier wie so oft in der Archäologie: wer suchet, der findet, und Verbreitungskarten geben immer einen momentanen Forschungsstand wieder, der die tatsächlichen Verhältnisse nur selten adäquat widerspiegelt. Allerdings müssen sich engagierte Heimatforscher dieser Aufgabe annehmen, denn die „offizielle Archäologie“ ist personell nicht in der Lage, langfristig systematische Prospektionen in allen Regionen Westfalens sicherzustellen, um Fundlücken zu überprüfen. Unser heutiger Kenntnisstand 3

basiert daher ganz wesentlich auf diesem Engagement.4 Umso bedauerlicher ist es, dass in den letzten Jahren die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, die sich in Westfalen dem Aufspüren neuer steinzeitlicher und anderer urgeschichtlicher Fundstellen verschrieben haben, stark gesunken ist; diese Entwicklung ist völlig konträr zu jener, bei der mit der Metallsonde ganz anderen „Schätzen“ nachgejagt wird (sei es legal oder illegal). Dies gilt auch für das Siegerland. Die Forschungsgeschichte zur Steinzeit im Siegerland ist daher auch schnell zu referieren. Paul Theis (1890-1974) aus Siegen begann 1923, sich mit der Montangeschichte seiner Heimat zu beschäftigen,5 bald in Begleitung des aus Schlesien stammenden Oberlehrers Otto Krasa (1890-1972), der hiernach aufgrund umfänglicher Geländeaktivitäten an eisenzeitlichen und mittelalterlichen Verhüttungsstellen für Jahrzehnte die Forschung auf diesem Gebiet öffentlichkeitswirksam prägte.6 In der Folge, um 1940, entdeckte P.Theis dann auch erste Steingeräte,

die sein Interesse weckten. Es dauerte immerhin noch bis in die 1950er Jahre, bis er erste größere Fundserien im Raum Netphen lokalisieren konnte, was gleichzeitig – und unabhängig voneinander – auch Wilhelm Knop (1904-1981) aus Bochum bzw. Netphen gelang; letzterer referierte hierüber später auch in dieser Zeitschrift.7 W. Knop hatte 1953 seine erste mittelsteinzeitliche Fundstelle bei Netphen (ein Acker am sog. Burggraben) entdeckt und berichtete in seinem Aufsatz von 1975 auch von wenigen weiteren Sammlern steinzeitlicher Objekte im Siegerland. Das folgende Jahr 1976 repräsentiert gewissermaßen die Initialzündung für die Siegerländer Steinzeitforschung. In seiner Übersicht zur mittleren Steinzeit im „westlichen Deutschland“ berichtete der primär im Rheinland tätige gebürtige Inder Surendra K. Arora auch über einige westfälische bzw. Siegerländer Funde der Mittelsteinzeit. Besonders erwähnt wird der Fundplatz „Wittig“ bei Netphen, der bis dahin im Laufe von zwanzig Jahren eine größere Zahl von aussagekräftigen mittelsteinzeitlichen Pfeilbewehrungen

Abb. 1: Helmut Baldsiefen bei seiner mühevollen, aber äußerst erfolgreichen Sucharbeit auf den Äckern des Siegerlandes. Foto: M. Baales/LWL-AfW Olpe 4

Abb. 2: Grabungsarbeiten auf dem „Wittig“, Gem. Netphen, im Jahre 1984 im Vorfeld der Erschließung des Areals als Wohnbaugebiet. Foto: Archiv LWL-AfW Olpe (sog. Mikrolithen) geliefert hatte und somit in S. K. Aroras chronologische Auswertung einfließen konnte; danach ordnete er den Platz seiner Breitenborner Gruppe des Frühmesolithikums zu.8 Das umfangreiche Fundareal des „Wittig“ war 1957 fast gleichzeitig von P.Theis und W. Knop entdeckt und in der Folge intensiv abgesammelt worden. Dies nahm der bis 1962 als Lehrer in Siegen tätige Lüdenscheider Manfred Sönnecken (19282003) – der später zahlreiche steinzeitliche Fundstellen im Sauerland entdeckte und umfänglich publizierte9 – zum Anlass, auf dem „Wittig“ eine Probegrabung zu unternehmen.10 Der Erfolg war mäßig, die erhofften Behausungsreste oder Siedlungsgruben stellten sich nicht ein. Das zweite wichtige Ereignis für die Steinzeitforschung des Siegerlandes im Jahre 1976 ist die Tatsache, dass der bis heute noch aktive Heimatforscher Helmut Baldsiefen aus Netphen in diesem Jahr seine Feldbegehungen begann (Abb. 1). Zunächst besuchte er die schon bekannten Plätze, um dann seinen Aktivitätsradius im Siegerland

immer weiter auszudehnen und sogar den Südkreis Olpe mit einzubeziehen.11 Im Laufe der vergangen Jahrzehnte hat H. Baldsiefen um die 90 steinzeitliche (vor allem mittelsteinzeitliche; s. u.) Fundstellen neu entdeckt. Im Gegensatz zum Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Siegerland nun zu einer beeindruckenden Fundlandschaft für die letzten Jäger- und Sammlerinnengruppen geworden, die durch H. Baldsiefens großes Engagement immer wieder Neues hervorbringt, von dem weiter unten noch zu berichten sein wird. Auf dem weitläufigen Fundplatzareal „Wittig“ bei Netphen, wo im Laufe von fast dreißig Jahren mehrere große Fundkonzentrationen unterschieden werden konnten, war 1984 eine weitere Testuntersuchung (Abb. 2) notwendig, da hier ein Baugebiet entwickelt wurde. Diesmal führte diese Testgrabung Thomas Frank durch, der hier nach seinem Magisterexamen an der Universität Köln (einem renommierten Steinzeitinstitut in Deutschland) für die Außenstelle Olpe tätig wurde. Doch auch diesmal stellte sich in den 5

drei Testgrabungsflächen (von insg. 132 m2) kein aussagekräftiger mittelsteinzeitlicher Befund (also Gruben, Feuerstellen etc.) im Planum ein; durch Ausschlämmen der abgetragenen Ackererde gelang zumindest eine nicht unerhebliche Vermehrung der Steingeräte, darunter viele Mikrolithen.12 Anfang der 1990er Jahren waren die Siegerländer Fundplätze der Mittelsteinzeit bereits soweit vermehrt, dass eine nähere Auswertung im Rahmen einer Magisterarbeit an der Universität Köln durch Ulrike Kleinfeller bei Prof. Dr. Wolfgang Taute (1934-1995) erfolgreich abgeschlossen werden konnte. In der leider unveröffentlicht gebliebenen, eingehenden Analyse untersuchte U. Kleinfeller den Bestand von 77 Fundstellen und ordnete sie den damals bekannten mittelsteinzeitlichen Zeiteinheiten zu. Zusammen mit den Arbeiten von T. Frank war die Siegerländer Mittelsteinzeit nun endgültig in der Fachwelt angekommen.13

In der Folge konnte vor allem H. Baldsiefen sowohl die Quantität als auch die Qualität der Funde beträchtlich vermehren. Nach meiner Übernahme der Leitung der Außenstelle in Olpe im Juni 2002 (nach zwölf Jahren Tätigkeit am Forschungsinstitut MONREPOS für die Altsteinzeit in Neuwied, RheinlandPfalz) habe ich mich immer wieder diesen Funden annehmen dürfen und auch die eine oder andere Publikation hierzu mit verfasst. Der Versuch im Oktober 2002 aufgrund der Verlegung einer Rohrleitung an einem von H. Baldsiefens Fundplätzen bei Netphen weitergehende Erkenntnisse zu erzielen (Abb. 3), blieben ähnlich wie am „Wittig“ ohne greifbares Ergebnis.14 Die auf der Ackeroberfläche angetroffenen mittelsteinzeitlichen Steingeräte dürften grundsätzlich nur noch der „letzte Rest“ ehemaliger Aufenthaltsplätze sein. Haben die Menschen damals überhaupt Bodeneingriffe unternommen (die für die Mittelsteinzeit in

Abb. 3: Das Durchsuchen der Ackererde auf der Fundfläche „Busenbach I“ (Gem. Netphen) ergab nur wenige mittelsteinzeitliche Funde. Foto: M. Baales/LWL-AfW Olpe 6

Abb. 4: Die archäologische Gliederung der letzten 16.000 Jahre vor dem Hintergrund der bekannten Klimaentwicklung nach grönländischen Eisbohrkernen. In der Spalte „Archäologische Epochen“ sind fett diejenigen Phasen angegeben, die im Siegerland bisher nachweisbar sind. Einige wichtige steinzeitliche Fundstellen der Region sind in roter Schrift vermerkt. Grafik: M. Baales/LWL-AfW Olpe Mitteleuropa durchaus nachweisbar sind), dann dürfte über die Jahrtausende Ackerbau und Bodenverlust deren Spuren zumeist vollständig vernichtet haben. Nur in besonderen Gunstlagen, abseits von Ackerflächen, ist so etwas für das Siegerland zu erwarten.15 Im Gegensatz zu den mittelsteinzeitlichen Funden blieben in den letzten Jahrzehnten solche der folgenden Jungsteinzeit eher spärlich.Vor allem die schon erwähnten und eher auffälligen Großsteingeräte (Beil- und Axtklin-

gen) konnten etwas vermehrt werden; aussagekräftige Fundstreuungen blieben aber eine große Seltenheit. Dennoch ist seit der letzten Zusammenfassung zur Steinzeit im Siegerland durch T. Frank16 der Fundstoff so stark vermehrt und auch um besondere Einzelfunde ergänzt worden, dass es durchaus angebracht ist, den aktuellen Stand der regionalen Steinzeitforschung (Abb. 4) einmal einem breiteren Publikum vorzustellen. Ein weiterer An7

lass sei das 40-jährige „Dienstjubiläum“ von Helmut Baldsiefen, der, wie erwähnt, 1976 seine Arbeit aufnahm; ihm sei dieser Beitrag gewidmet. Eine altsteinzeitliche Feuersteinpfeilspitze Im Gegensatz zu benachbarten Regionen wie dem Rheinland, dem Sauerland oder auch dem angrenzenden Rheinland-Pfalz (besonders im südwestlich des Westerwaldes gelegenen Neuwieder Becken am Mittelrhein) sind im Siegerland Funde aus der Altsteinzeit (Paläolithikum) quasi unbekannt. Einzig eine fragmentierte Feuersteinspitze gehört typologisch (also aufgrund ihrer Form und Herstellungsweise) noch ganz an das Ende der Altsteinzeit. Immerhin sind in Mitteleuropa seit mindestens 600.000 Jahren Menschen anwesend, im südlichen Europa seit etwa 1,5 Millionen Jahren, und in Ost-Afrika tauchen die ersten Menschen und mit ihnen die ersten Steinartefakte17 noch einmal über eine Mio. Jahre früher auf. Der bekannteste Urmensch Europas, der Neandertaler der mittleren Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum), hat im Umfeld des Siegerlandes vor allem im Neuwieder Becken (wo auch ein Schädelrest zum Vorschein kam) und in den Höhlen des nördlichen Sauerlandes seine Spuren hinterlassen. Aber auch im Freiland dieser Region, auf Ackerflächen, kamen seine Steinartefakte zu Tage.18 Doch für das Siegerland blieb ein solches Finderglück bisher allen versagt. Unsere direkten eiszeitlichen Vorfahren, der Modernen Menschen, entwickelten sich vor 200.000 Jahren in Ost-Afrika und besiedelten von hier aus die gesamte Alte Welt und vor vielleicht etwa 15.000 Jahren auch die Neue Welt. In Europa sind seine ältesten Spuren (jüngere Altsteinzeit, Jungpaläolithikum) über 40.000 Jahre alt; in unserer näheren Region (z. B. den Höhlen des nördlichen Sauerlandes) sind seine Spuren insgesamt jedoch eher spärlich.19 Allerdings sind vom Ende des Jungpaläolithikums, dem jüngeren sog. Magdalénien um 13.600 v. Chr., bedeutende Fundstellen im Neuwieder Becken ausgegraben worden. Auch das folgende Spät8

paläolithikum (Abb. 4) ist in dieser Region reichlich erforscht worden, Arbeiten, an denen ich mich in den 1990er und frühen 2000er Jahren selbst beteiligen konnte.20 Und in diese Zeit gehört offenbar auch die eingangs erwähnte Pfeilspitze aus dem Siegerland. H. Baldsiefen fand das Stück südwestlich Netphen auf geneigtem Südhang oberhalb eines Bachlaufs und unweit von (heute eingefassten) Quellen. Dies ist eine typische Fundsituation für alt- und mittelsteinzeitliche Siedlungsplätze, nicht nur des Siegerlandes. Das Stück ist modern gebrochen und besteht (in der Bruchfläche erkennbar) aus grauem Feuerstein. Feuerstein, eine Silikatbildung kreidezeitlicher Flachmeere, ist im Siegerland generell ortsfremd. Es muss also hierhin transportiert worden sein. Nach allem handelt es sich um sog. Baltischen Feuerstein, der durch die großen eiszeitlichen Vergletscherungen vor allem vor etwa 160.000 Jahren von Norden (Baltikum, Südskandinavien) bis in das Ruhrgebiet verfrachtet worden ist. Die Menschen haben ihn hier als Rohmaterial zu schätzen gewusst und bei ihren vermutlich saisonalen Wanderungen bis weit in die Mittelgebirge regelmäßig mitgenommen (Luftlinie ca. 100 km). Das Netphener Stück ist das basale, untere Fragment eines sog. Federmessers (benannt nach vergleichbaren eisernen Messerklingen, mit denen früher die Kiele von Schreibfedern nachgeschärft wurden), dessen ursprüngliche graue Färbung heute durch nachträgliche Verwitterung (sog. Patinierung) bläulich-weiß verfärbt ist; die rechte Kante ist weitgehend durchgängig abgestumpft, während die gegenüberliegende Kante scharf verblieb (Abb. 5). Aufgrund einiger Analysen an Federmessern z. B. aus dem Neuwieder Becken wurden diese Stücke mit Birkenpech an Holzpfeilen fixiert und waren nach Beschädigung durch Erwärmen des erhärteten Birkenpechs wieder leicht zu entfernen und zu ersetzen. Ob unser Stück, das damit etwa 13.000 Jahre alt wäre und somit in eine bewaldete, gemäßigte Klimaphase der ausklingenden letzten Kaltzeit datiert (sog. Allerød-Warmphase; vgl. Abb. 4), als alleiniger

Abb. 5: Das älteste archäologische Fundstück des gesamten Siegerlandes: das Fragment einer spätpaläolithischen Pfeilspitze, eines sog. Federmessers, Alter um 11.000 v. Chr., sowie ein Rekonstruktionsversuch seiner Schäftung an einen Pfeil mittels Birkenpechs, des ältesten Klebstoffs. Grafik: A. Müller/LWL-AfW Olpe 9

Überrest eines verschossenen Pfeils übrig blieb oder ob hier ein Siedlungsplatz lag, ist unklar. An der Fundstelle fand H. Baldsiefen zwar einige weitere Steinartefakte, doch sind diese nicht so typisch. Zudem ist hier auch eine eindeutig jüngere Fundstreuung der folgenden Mittelsteinzeit vorhanden, sodass unklar bleiben muss, ob sich an dieser Stelle spätaltsteinzeitliche Menschen der sog. Federmesser-Gruppen tatsächlich etwas aufgehalten hatten oder hier während der Jagd auf die damaligen Waldtiere wie Rothirsch, Reh oder Auerochse nur kurz vorbeikamen. Letztlich repräsentiert dieser Fund aber den ältesten archäologischen Beleg für die Anwesenheit des Menschen im Siegerland. Eine reiche mittelsteinzeitliche Fundlandschaft: Das Frühmesolithikum

Abb. 6: Rekonstruktion eines komplexen mesolithischen Pfeilkopfes nach einem südskandinavischen Moorfund. Verschiedene geometrische Mikrolithen aus Feuerstein sind als Pfeilspitze und Widerhaken mit Birkenpech auf einen Holzpfeil aus Hasel fixiert worden. Grafik: A. Müller/LWL-AfW auf Basis von: L. Larsson u. A. Sjöström 2011, Fig. 11 a. 10

Nach einer letzten, über 1000 Jahre währenden Kaltphase (Jüngere Dryaszeit; Abb. 4) mit Steppenbedingungen, bei der auch Rentiere wieder weit in das westfälische Mittelgebirge vordringen konnten, begann um 9650 v. Chr. unsere „Nacheiszeit“ (Holozän); dies ist die bisher jüngste Warmzeit des seit 2,6 Mio. Jahre andauernden, sehr wechselhaften Eiszeitalters (Pleistozän). Gleichzeitig markiert sie auch den Beginn der Mittelsteinzeit (Mesolithikum).21 In dieser Zeit lebten die letzten europäischen Jäger- und Sammlerinnengruppen in einem immer dichter werdenden Wald. Die Menschen ernährten sich nun letztmals ausschließlich von dem, was die Natur ihnen bot. Allerdings war seit einigen Tausend Jahren bereits der Hund ihr Begleiter, der noch in der zurückliegenden Kaltzeit aus dem Wolf domestiziert worden war. Er diente als Jagdgefährte, Spielkamerad für die Kinder und mitunter auch als Notnagel, wenn andere Fleischnahrung ausblieb.22 Anhand der Vegetationsentwicklung werden drei Klimaphasen für die Zeit des Mesolithikums unterschieden (Abb. 4); zu Beginn umschreiben Präboreal und Boreal bis etwa 7100 v. Chr. die Frühphasen unserer „Nacheiszeit“ mit einer sich ausbreitenden Bewaldung, wobei im Boreal die reiche Präsenz

Abb. 7: Bunte Steinzeit: Auf den Siegerländer Fundstellen – hier Kreuztal-Buschhütten – des Mesolithikums dominiert der oft schwarze, aber auch graue oder gestreifte Kieselschiefer (Nr. 15 ist verbrannt). Baltischer Feuerstein aus dem Norden (Nr. 8) ist dagegen deutlich seltener. Grafik: H. Menne u. A. Müller/LWL-AfW Olpe der Hasel besonders auffällt. In manchen Regionen kann eine geradezu auf das Ernten der Haselnuss ausgerichtete, saisonale Wirtschaftsweise postuliert werden, wobei vielleicht das bewusste Freihalten von Waldlichtungen ihr Wachstum sogar gefördert haben mag.23 Gejagt wurde eine Vielzahl von Tieren, wie Rothirsch, Reh, Auerochse, zunächst auch Elch und mitunter auch noch das Pferd, das hier als „Überbleibsel“ der letztkaltzeitlichen Steppenbiotope auf den sich schließenden, frühholozänen Waldflächen noch existieren konnte. Auch Braunbär, Wolf und Rotfuchs sowie eine Vielzahl von Vögeln und Kleinwild wurden genutzt, aber auch Reptilien, Amphibien und Schnecken. Auch das Fischen und das Muschelernten war Teil der Nahrungsbeschaffung wie das Sammeln pflanzlicher Kost. Der Tisch war eigentlich immer gut gedeckt.

Präboreal und Boreal bildeten die Zeit des Frühmesolithikums. Nach ersten Steinindustrien, die dem vorangegangenen Spätpaläolithikum noch ähnelten, änderte sich das Bild dann rasch, offenbar mit Einflüssen aus dem Süden. In dieser Zeit entstand das klassische Mesolithikum, das besonders durch die sich fortwährend verändernden Mikrolithen-Formen, die kleinen geometrischen Pfeileinsätze, geprägt ist und somit zeitlich weiter untergliedert werden kann.24 Komplette Pfeilköpfe aus Holz und mit Birkenpech an ihnen fixierten Mikrolithen (Abb. 6) hat man z. B. in skandinavischen Mooren gefunden,25 teilweise auch die zugehörigen Holzbögen sowie Tierskelette, in deren Knochen abgebrochene Mikrolithen steckten. Die Männer waren gut gerüstete Jäger. Mitunter sind anhand menschlicher Skelette mit eingeschossenen Pfeilspitzen auch Auseinan11

dersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen zu erkennen.26 Manche Fundplätze des Siegerlandes haben trotz mehrfachen Begehens nur wenige Steinartefakte geliefert, andere geradezu Unmengen, wie der „Wittig“ bei Netphen. Hier deuten sich unterschiedliche Längen des Aufenthaltes an, vielleicht vom kurzen, einmaligen Aufsuchen, einer kurze Rast, bis hin zu einer mehrfachen und/oder längerfristigen Nutzung eines Platzes aufgrund seiner günstigen Lage (z. B. seiner Wassernähe etc.). Generell waren die damaligen Menschengruppen sehr mobil. Vor allem die genutzten Rohstoffe können dies belegen. Im Siegerland ist besonders der regional überall in den Flüssen als Flussgeröll erreichbare, meist schwarze Kieselschiefer zur Steinartefaktproduktion genutzt worden (Abb. 7). Daneben ist aber auch ein deutlicher Anteil an dem bereits erwähnten kreidezeitlichen Baltischen Feuerstein vorhanden. Bis zu 20% macht dieses Material aus.27 Ob westeuropäische Feuersteinfunde aus dem Siegerland, deren Vorkommen am Niederrhein in Richtung der Niederlande, Belgien und darüber hinaus zu finden sind, ebenfalls schon in das Mesolithikum gehören, ist unklar, da dieses Material gemeinhin erst während der Jungsteinzeit zu uns gelangte (s. u.). Feuersteinartefakte aus kleinen tertiären Brandungsgeröllen, sog. Maaseier, die am Niederrhein häufig zu finden sind, dürften dabei allerdings eher aus dem Norden stammen, finden sich doch im Bereich von Ruhr und Hellweg mitunter solche Stücke. Allerdings sind nicht nur die „Nordkontakte“ deutlich zu belegen, denn auf mesolithischen Fundstellen des Siegerlandes sind in sehr geringen Stückzahlen auch Quarzite, im Tertiär verkieselte Quarzsande, zu finden, die sich ebenso wie Feuerstein und Kieselschiefer bearbeiten ließen. Neben hessischen Vorkommen dürften feinkörnige Tertiärquarzite vom Mittel- oder Niederrhein genutzt worden sein,28 wie einige wenige Stücke belegen dürften. Aus dieser Region stammt auch ein weiteres Rohmaterial, das feuerstein12

artig ist, aber erst während des Tertiärs entstand und als Chalzedon bezeichnet wird. Dabei ist auch die Varietät vom Vorkommen bei Bonn-Muffendorf (unweit Bad Godesberg im Süden der Niederrheinischen Bucht gelegen) belegt, die an kleinen Fossileinschlüssen in dem oft sehr farbigen Material kenntlich ist.29 Bei einem Blick auf die Karte lässt sich erahnen, dass Jägergruppen die Sieg aufwärts vom Rheinland aus als Weg in das Siegerland nutzten und dabei dieses Material mitbrachten (Flüsse gewannen als Kommunikationskorridore in dem schnell dichter werdenden Wald immer mehr an Bedeutung). Tauschhandel ist für diese Zeit noch auszuschließen, vielmehr repräsentieren die Vorkommen „exogener Rohstoffe“ Regionen, in denen sich die Menschen zu anderen Zeiten, vielleicht in einem jahreszeitlichen Rhythmus, immer wieder aufhielten. Mobilität war für die damaligen Menschen sehr wichtig, denn nur so blieben sie mit ihren Nachbarn in einem ständigen Kontakt und Austausch: so verbreiteten sich Innovationen einer Gruppe recht schnell, wurden soziale Netzwerke etabliert (networking) und durch Einheiraten in Nachbargruppen immer weiter gestärkt. Nur so blieb die eigene Gruppe überlebensfähig, bevölkerten doch in dieser Zeit nach vorsichtigen Schätzungen nur wenige Hunderttausend Menschen das heutige Deutschland. Dies bedeutete maximal etwa einen Einwohner/km2, heute leben im Kreis Siegen-Wittgenstein etwa 240 Einwohner/km2. Die bald dicht bewaldete, frühholozäne Landschaft war also weitgehend noch menschenleer.30 In den 2500 Jahren des Frühmesolithikums machten die Mikrolithen und die Zusammensetzungen der Mikrolitheninventare eine heute recht gut nachvollziehbare Entwicklung durch. Für das südliche Westfalen ist hierbei vor allem die Abfolge auf dem Vorplatz der Blätterhöhle in Hagen von Bedeutung, konnte doch hier (übrigens erstmals in Nordrhein-Westfalen) eine längere Aufeinanderfolge frühmesolithischer Besiedlungsphasen, also in stratigraphischer Position,

Abb. 8: Typisch frühmesolithische Mikrolithenformen des Siegerlandes, zumeist aus Kieselschiefer gefertigt, von der Fundstelle „Hohen Hain“ bei Netphen. Grafik: A. Müller/LWL-AfW Olpe 13

untersucht werden.31 Ebenso konnten in den letzten Jahren einige Fundinventare naturwissenschaftlich, mit der Radiokarbon- oder 14C-Methode, datiert werden. Die nun erkennbare Abfolge32 – auch im Vergleich zu den Ergebnissen der teils besser untersuchten Nachbarregionen – lässt sich anhand der verschiedenen Oberflächeninventare aus dem Siegerland ansatzweise ebenfalls erkennen. Problematisiert wird dies allerdings dadurch, dass früher kaum eine räumliche Unterteilung der Fundflächen vorgenommen wurde. Wurden die gleichen Flächen, z. B. über die 2500 „frühmesolithischen Jahre“ räumlich versetzt, immer wieder besiedelt, liegen heute natürlich auch Steinartefakte ganz unterschiedlicher Zeitphasen in der Ackerkrume beisammen; wenn die Funde eines Ackers dann alle „in die Tüte“ gelangen und nicht räumlich getrennt wurden, ist eine chronologische Unterscheidung nicht mehr bzw. nur bedingt anhand weniger, ganz typischer, „kurzlebiger“ Mikrolithenformen möglich. Wichtig ist also, und so wird es heute auch oft gemacht, zumindest eine grobe Unterteilung der begangenen Ackerfläche oder gar eine Einzelkartierung vorzunehmen (z. B. auch mittels GPS, eventuell auch nur für aussagekräftige Stücke, also Mikrolithen). Dies bedeutet zwar Mehrarbeit, steigert aber die Aussagekraft der jeweiligen Fundstelle und somit auch den Wert der geleisteten Arbeit. Die von H. Baldsiefen entdeckten und jahrelang betreuten Oberflächenfundstellen haben fast ausschließlich frühmesolithische Steinartefakte erbracht.33 Dies lässt sich anhand der Mikrolithenformen (Abb. 8) leicht erkennen. Diese entstanden durch die gezielte Zerteilung der langschmalen Ausgangsformen (Klingen und Lamellen aus zumeist Kieselschiefer und Nordischem Feuerstein), wobei sog. Kerbreste als Abfallprodukte anfielen, und der anschließenden Bearbeitung (Retuschierung) einer oder mehrerer Kanten der so gewonnenen Fragmente. Kerbreste verweisen auf die Mikrolithenherstellung und somit die Reparatur der Pfeile vor Ort. Sie sind auch im Siegerland immer wieder gefunden worden. 14

Im Frühmesolithikum waren neben einfachen Spitzen bzw. einfachen Mikrolithen und kleinen segmentförmigen Mikrolithen vor allem dreieckige Mikrolithenformen geläufig. Neben den klassischen gleich- und ungleichschenkligen Dreiecken sind auch Dreieckspitzen ohne bzw. mit sog. Basisretuschierung (also basaler Kantenbearbeitung) typisch. Letztere sind nicht nur partiell oder vollständig an einer langen Kante, sondern auch an dem der Spitze gegenüberliegenden Ende (der Basis) retuschiert worden. Diese Formen sind typisch für das Beuronien, eine Bezeichnung aus den 1970er Jahren (die übrigens auf den oben erwähnten Kölner W. Taute zurückgeht), die das Frühmesolithikum des Raumes zwischen Alpen und dem Nordrand der Mittelgebirge sowie vom Pariser Becken bis in die Westkarpaten beschreibt. Das Siegerland liegt also im nördlichen Verbreitungsgebiet des Beuroniens. Fundinventare aus dem frühesten Präboreal sind im Siegerland nicht eindeutig zu fassen. In den folgenden Abschnitt des Präboreals können Inventare mit zumeist einfachen Spitzen, Segmenten und (meist gleichschenkligen) Dreiecken eingeordnet werden. Wie uns der Fundplatz „Am Rieger Busch“ in Hagen (nördliches Sauerland) lehrt,34 erschienen bei uns möglicherweise erst gegen Ende des Präboreals um 8600 v. Chr. die ersten basisretuschierten Dreieckspitzen, die dann im folgenden Boreal typisch sind. In diesen Abschnitt gehören die allermeisten Siegerländer Fundstellen, was schon U. Kleinfeller herausstellte35 und was durch die Neufunde danach bestätigt wird. Neben den Mikrolithen sind auf den Fundstellen natürlich auch zahlreiche andere Geräte (Abb. 9) aufgelesen worden, wie kleine sog. Kratzer (die geschäftet der Fellbearbeitung gedient haben dürften), Stichel (zur Bearbeitung organischen Materials wie Geweih) u. a. m. Der übliche „Abfall“ – wie Kerne, von denen Grundformen wie langgestreckte Klingen und Lamellen sowie breite Abschläge für die Gerätherstellung abgetrennt wurden und der nicht nutzbare Schlag-

Abb. 9: Weitere Steingeräte von einer mittelsteinzeitlichen Fundstelle des Siegerlandes, diesmal aus dem späten Mesolithikum von Dreis-Tiefenbach (Gem. Netphen). – 1-6 Kratzer, 7-9 Stichel; 2 u. 3 Baltischer Feuerstein, sonst Kieselschiefer. Zeichungen: A. Müller/LWL-AfW Olpe 15

abfall – macht die Masse der Steinartefakte aus. Manche dieser Funde sind verbrannt, dies ein Hinweis auf die Nutzung von Feuerstellen. Zudem liegen die Fundplätze regelhaft oberhalb von Bachtälern unweit von (damaligen oder auch noch heute aktiven) Quellen; Wasser war also generell schnell erreichbar. Auf einigen Plätzen fanden sich immer wieder – und es ist H. Baldsiefen zu verdan-

ken, dass er auch diese Stücke aufhob – Gerölle und plattige Quarzitstücke mit Nutzungsspuren. Manche der kleineren Gerölle tragen deutliche Schlagnarben, wurden also als Schlagsteine für die Steinartefaktherstellung genutzt. Andere, längliche Gerölle tragen sog. Narbenfelder, teils auch mehrfach; sie entstanden, als mit diesen Stücken – sog. Retuscheuren (Abb. 10) – die Kanten der Steinartefakte, z. B. der Mikrolithen, feinbearbeitet (retuschiert) wurden. Daneben weisen manche der plattigen Stücke (die teilweise auch gezielt aufgespalten wurden) deutlichen Schliff, mitunter fast Polituren, auf. Diese Stücke sind auch auf andernorts ausgegrabenen Fundstellen des Mesolithikums immer wieder aufgetaucht und werden mit der Verarbeitung organischen Materials (eventuell auch der Zubereitung pflanzlicher Nahrung) in Verbindung gebracht. Wenige dieser Stücke tragen darüber hinaus tief eingearbeitete, nicht neuzeitliche (also durch den Pflug verursachte) Linien (Abb. 11), die möglicherweise auf eine besondere Schärfung von organischen Geräten (Knochennadeln?) zurückzuführen sind, oder ist hier eine intentionell eingeritzte Darstellung zu vermuten?36 Insgesamt ist – abseits der auf den Oberflächenfundstellen nicht erhaltenen organischen Gerätschaften wie Knochen- oder Geweihspitzen oder auch Schmuck wie Tierzahnanhänger – somit das gesamte „übliche“ Spektrum an mesolithischen Funden im Siegerland präsent. Ein frühmesolithisches „Kunstwerk“

Abb. 10: Stabförmige Quarzitgerölle tragen mitunter deutliche Narbenfelder (wie bei diesem Stück auf der schmalen Seitenansicht oben), die auf die Feinbearbeitung von Kieselschiefer- und Feuersteinartefakten vor Ort verweisen; das Stück stammt von der spätmesolithischen Fundstelle Dreis-Tiefenbach. Grafik: A. Müller/LWL-AfW Olpe 16

2004 gelang H. Baldsiefen bei KreuztalBuschhütten ein besonderer mesolithischer Fund.37 Auf einer 2002 neu entdeckten, zunächst schütteren und schlecht abzusuchenden Fundfläche las er einige Steinartefakte auf, darunter besonders Kerne aus Kieselschiefer und Baltischem Feuerstein. Bei näherer Inspektion fielen ihm auf der originalen, gelblichen und leicht kreidigen Gesteinsrinde eines nur 6,3 cm langen Feuersteinkerns feine Linien auf, die sich zu einem kleinen, in der Länge kaum 1,5 cm messen-

Abb. 11: Auf dieser Quarzitplatte von der frühmesolithischen Fundstelle Vollmersbach/Rohland (Stadt Freudenberg) sind auf der glatten Fläche mehrere, zu einem schmalen Dreieck zusammenlaufende, eingeritzte Linien zu erkennen. Ein Kunstwerk? Foto: H. Menne/LWL-AfW Olpe den Schachbrettmuster vermehrten (Abb. 12); eindeutig eine vom Menschen eingeritzte Darstellung. In der Folge konnte ein neuer Kollege von H. Baldsiefen, Jens Görnig aus Kreuztal – einer der wenigen, die sich in den letzten Jahren dem Aufspüren steinzeitlicher Relikte im Siegerland neu verschrieben haben –, diese Fundstelle weiter absuchen und drei getrennte Fundbereiche ausgliedern. Aus Bereich C stammte der gravierte Kern, und hier fand J. Görnig auch zwei typische frühmesolithische Mikrolithen, eine einfache Spitze und eine spitzenbeschädigte, basisretuschierte Dreieckspitze. Feuersteinrinden mit feinen oder auch deutlichen Gravierungen sind nicht ausgesprochen selten und treten immer wieder schon seit der Altsteinzeit auf. Manche mesolithischen Fundstellen in Europa haben gleich mehrere dieser Stücke mit derartigen meist abstrakten „Darstellungen“ erbracht. Für das Siegerland und ganz Nordrhein-

Westfalen war dies aber bis dahin das erste Stück. Sinn und Zweck dieser Gravierungen, dieser „Kunst“, die ja doch beim weiteren Zerlegen des Kernes zur Grundformgewinnung verloren gegangen wäre, ist völlig unklar; war es reine Spielerei? Das Spätmesolithikum Auf den Siegerländer Fundplätzen sind in den zurückliegenden Jahrzehnten nur vereinzelte Mikrolithen gefunden worden, die in den späten Abschnitt des Mesolithikums eingeordnet werden konnten (Abb. 4).38 Doch der unermüdlichen Arbeit H. Baldsiefens ist es zu verdanken, dass sich dieses Bild in den letzten Jahren änderte, denn 1999 lokalisierte er bei Dreis-Tiefenbach über dem Dreisbach (Gem. Netphen) eine neue Fundfläche, die in der Folge für das Siegerland einmalige Fundensembles lieferte. Neben den interessanten jungsteinzeitlichen Funden (s. u.) steht auch das dort ge17

Abb. 12: Eine frühmesolithische Fundstreuung bei Kreuztal-Buschhütten ergab auch diesen kleinen Feuersteinkern mit einem eingeritzten Schachbrett auf der kreidigen Rindenfläche. Abbildung: H. Menne u. A. Müller/LWL-AfW Olpe 18

borgene reiche Material aus dem Spätmesolithikum im Siegerland bisher isoliert da. In dieser Zeit, dem frühen Atlantikum (dem Klimaoptimum unserer „Nacheiszeit“) nach 7100 v. Chr., änderte sich durch nachhaltige Einflüsse aus dem südlichen Europa die Art der Klingenherstellung. Damit nun viereckige, regelmäßige Mikrolithen gefertigt werden konnten, wurden im Gegensatz zum vorhergehenden Frühmesolithikum nun in Serie sehr regelmäßige Klingen mit parallelen Kanten hergestellt. Daraus fertigten die letzten Jäger querschneidende Pfeileinsät-

ze, Trapeze und Trapezspitzen, die meist quer auf den Pfeilkopf fixiert wurden. Auf dem Platz hat (neben einem Fund durch J. Görnig) H. Baldsiefen von diesen Stücken mittlerweile etwa ein Dutzend gefunden (Abb. 13). Vorhanden sind sowohl breite Trapeze als auch schmale Pfeilschneiden, die bereits auf ein jüngeres Spätmesolithikum verweisen. Daneben sind aber auch noch einige tradierte, weitergeführte frühmesolithische Formen vorhanden, wenn diese für den Platz denn keine eigenständige, frühmesolithische Phase belegen.39

Abb. 13: Eine ganze Serie typisch spätmesolithischer, viereckiger Mikrolithen bzw. Trapeze ergab ein Fundplatz bei Dreis-Tiefenbach (Gem. Netphen). Dies ist der aussagekräftigste Platz der letzten Jäger- und Sammlerinnengruppen des Siegerlandes. – 10 u. 12 Fragmente aus Baltischem Feuerstein, sonst Kieselschiefer. Grafik: I. Koch (Kerpen-Sindorf) u. A. Müller/LWL-AfW Olpe 19

Neben den Pfeilspitzen sind weiterhin auch die üblichen „Haushaltsgeräte“ wie mehrere Kratzer, Stichel (Abb. 9), Bohrer und kantenretuschierte Klingen und Abschläge vorhanden; das Abfallmaterial umfasst rd. tausend Stücke. Das Rohmaterialspektrum entspricht weiterhin dem des Frühmesolithikums; es dominiert der Kieselschiefer, gefolgt von Baltischem Feuerstein mit gut 15 % und wenigen Chalzedonartefakten von Bonn-Muffendorf (s. o.). Auch ein typischer Retuscheur aus einem stabförmigen Quarzitgeröll (Abb. 10) ist vorhanden sowie mehrere, teils eindeutig aufgespaltene Quarzitplatten mit stark poliert wirkenden Flächen (Abb. 14). Offenbar hatte sich mindestens einmal eine Gruppe an dieser Stelle länger aufgehalten und zahlreiche verschiedene Tätigkeiten unternommen.Verbrannte Artefakte deuten auch hier den Unterhalt von Feuerstellen an. Auch wenn dieser Platz im Siegerländer Mesolithikum bisher alleine dasteht, so wird

doch deutlich, dass auch das Siegerländer Bergland in die europaweite Entwicklung des Spätmesolithikums integriert war. Die Jungsteinzeit (Neolithikum) Der südeuropäische Einfluss auf das mitteleuropäische Spätmesolithikum ist letztlich ein Vorbote der hier um 5500 v. Chr. ankommenden neuen Wirtschaftsweise der Jungsteinzeit, des Neolithikums (Abb. 4).40 Sowohl über die mittelmeerische Küstenregionen als auch vor allem über die Steppenzone des Balkans, wo sich erste neolithische Gruppen mit der aus dem Nahen Osten stammenden neuen Wirtschaftsweise von Ackerbau und Viehzucht bereits früher etablieren konnten, wurde nun auch Mitteleuropa mit einbezogen. Dies geschah zunächst auf den fruchtbaren Böden wie z. B. jener der Börden der Niederrheinischen Bucht oder auch der Hellwegzone zwischen Bochum und Paderborn; hier bauten die neuen Siedler, die nach jüngsten DNA-Untersuchungen größtenteils tat-

Abb. 14: Von dem spätmesolithischen Platz bei Dreis-Tiefenbach stammen mehrere dieser Quarzitplattenfragmente mit gut geglätteten, teils poliert wirkenden Flächen. Foto: H. Menne/LWL-AfW Olpe 20

Abb. 15: Eine Auswahl der ältesten jungsteinzeitlichen Funde (Rössener Kultur) aus dem Siegerland: Neben vier flächig retuschierten dreieckigen Pfeilspitzen sind zwei Fragmente aus belgischem Rullen-Feuerstein vom Fundplatz Dreis-Tiefenbach (Gem. Netphen) besonders interessant. Foto: H. Menne u. A. Müller/LWL-AfW Olpe sächlich ihre genetischen Wurzeln in den oben umrissenen Herkunftsgebieten hatten, große Häuser, züchteten Rinder und Schweine und bauten in kleinen Rodungsflächen Getreide an. Ihre Keramik mit den typischen eingeritzten Bandverzierungen gab ihnen den Namen: Linienbandkeramiker oder einfach Bandkeramiker. Die unfruchtbaren Böden der Mittelgebirge wurden von diesen Menschen als Siedlungsraum weitgehend gemieden. Allerdings

wurden in den letzten Jahren in den randlich zu den Altsiedellandschaften liegenden Mittelgebirgszonen immer wieder isolierte bandkeramische Steingeräte, z. B. Beilklingen, aufgelesen. Diese werden mit kurzfristigen „Expeditionen“ neolithischer Siedler in die Mittelgebirge erklärt, z. B. zur Waldweide des Viehs, Holzeinschlag etc., oder auch als „Mitbringsel“ der in den Mittelgebirgen weiterhin jägerisch lebenden, (end)mesolithischen „Urbevölkerung“. 21

Derartig frühe Kontaktfunde sind für das Siegerland bisher nicht bekannt, obwohl die nächstgelegenen bandkeramischen Siedlungsgebiete nur etwa 50 bis 100 km rings um das Siegerland zu finden sind, so an der unteren und oberen Lahn, im Neuwieder Becken und im Köln-Bonner Raum sowie in der Hellwegbörde. Nördlich der Siegmündung in den Rhein, bei Niederkassel, konnte

sogar eine Siedlung der ältesten Bandkeramik entdeckt werden. Der Rhein gilt gemeinhin als Westgrenze der ersten bandkeramischen Besiedlungsphase.41 Für die ab etwa 4700 v. Chr. folgende Zeit der mittelneolithischen Rössener Kultur (Abb. 4), die prinzipiell die gleichen Räume als Siedlungsgebiete nutzte wie die Bandkeramik, beginnt sich für das Siegerland das

Abb. 16: Viele der neolithischen Klingen- und Klingengeräte, die H. Baldsiefen in Dreis-Tiefenbach auflesen konnten, bestehen aus westeuropäischen Feuersteinvarietäten. – 1 Klingenkratzer aus belgischem Silex de Hesbaye, 2 Klingenkratzerfragment aus südniederländischem Rijckholt-Feuerstein, 3 Klingenkratzerfragment aus Baltischem Feuerstein, 4 Doppelkratzer aus südbelgischem Obourg(?)-Feuerstein; 5 u. 6 Klingenfragmente aus Rullen-Feuerstein, 7 Fragment einer sog. schräg-endretuschierten Klinge aus bayerischem Abensberg-Arnhofener Plattenhornstein. Foto: H. Menne u. A. Müller/LWL-AfW Olpe 22

Abb. 17: Die neolithischen Menschen von Dreis-Tiefenbach hatten Teil an dem weit aufgespannten Austauschsystem von „exotischen“ Rohmaterialien der Rössener Kultur. Grafik: A. Müller/LWL-AfW Olpe Bild langsam zu wandeln. Denn auf dem bereits für das Spätmesolithikum vorgestellten Platz bei Dreis-Tiefenbach konnte H. Baldsiefen mittlerweile einige Dutzend eindeutig nichtmesolithische Feuersteinartefakte auflesen. So liegen in Dreis-Tiefenbach bisher vier beidflächig retuschierte, dreieckige Pfeilspitzen (Abb. 15), mehrere Kratzer, ein Bohrer, Klingen (teils mit Gebrauchsspuren; Abb. 16) u.a.m. vor. Diese Stücke sind oft aus sog. westeuropäischen – d. h. meist belgischen und südniederländischen – Feuersteinvarietäten gefertigt. Die Menschen unterhielten damals weitgespannte Austauschnetze, mit denen die Rohstoffe teils über viele hundert Kilometer weitergegeben wurden (Abb. 17). Das Roh-

material der eindeutigen Stücke kann den Gruppen Rijckholt (bei Maastricht gelegen) und Rullen (Limburg, Belgien) – etwa 130 km nach Westen – und der Region um Hesbaye (Belgien) – bis zu 200 km Entfernung – zugewiesen werden; Bestimmungen, die wir vor allem Ingrid Koch und Kathrin Nowak von der Universität Köln verdanken. 2014 fand H. Baldsiefen auch ein Klingengerät aus bayerischem Plattenhornstein, dessen Lagerstätte bei Kelheim gar 350 km Luftlinie entfernt liegt (vermutlich aber ebenfalls über das Rheinland und die Hellwegzone [s. u.] nach Netphen gelangte). Plattenhornsteine von Abensberg-Arnhofen sind jedenfalls nicht häufig in Nordrhein-Westfalen.42 Baltischer Feuerstein ist aufgrund typisch neolithischer Artefakte (z. B. kantenretuschierter Kratzer; Abb. 23

Abb. 18: Neolithische Pfeilspitzenfunde aus dem Siegerland, verschiedene Epochen. – Kieselschiefer: 1 Netphen-Frohnhausen, 2 Dreis-Tiefenbach (Netphen), 5 Kreuztal-Buschhütten; Westeuropäischer u. Baltischer Feuerstein: 3 Kreuztal-Ferndorf, 4 Netphen-Müllersberg, 6 u. 10 Netphen „Am Hohen Hain“, 7 Netphen „Wittig“, 8 u. 9 Netphen „Höhrain/Busenbach“, 11 Freudenberg „Eselsborn“. Zeichnungen: Archiv LWL-AfW Olpe, I. Koch (Kerpen-Sindorf) u. aus: U. Kleinfeller 1994 24

Abb. 19: Erst 2015 fand J. Görnig bei Kreuztal-Buschhütten diese schöne Pfeilspitze des jüngeren bis späten Neolithikums aus Kieselschiefer (vgl. Abb. 18, 5). Rechts ist die beschädigte Spitze gut zu erkennen, die durch einen Treffer z. B. auf Knochen oder bei einem Fehlschuss auf Stein aussplitterte. Foto: H. Menne/LWL-AfW Olpe 16, 3) zu dieser Zeit auch weiterhin genutzt worden. Ein gebrochenes Kieselschieferartefakt mit auf die Fläche gehenden Retuschen (Abb. 18, 2) könnte einer der seltenen Hinweise auf die sporadische Weiternutzung dieses regionalen Materials durch die Neolithiker sein. Generell nutzten die jungsteinzeitlichen Menschen diesen regionalen Rohstoff, der den Mesolithikern noch völlig ausreichend war, jedoch nicht mehr. Bei dem Stück von Dreis-Tiefenbach dürfte es sich um eine (gebrochene) dreieckige Pfeilspitze handeln (es gibt aus Südwestfalen nur wenige Vergleichsfunde dieser Art, z. B. aus Netphen-Frohnhausen [Abb. 18, 1] und eine weitere Pfeilspitze aus Kreuztal-Buschhütten, die J. Görnig erst 2015 finden konnte, (Abb. 18, 5 u. 19), wie sie auch aus Feuerstein vorliegen. Betrachtet man die neolithischen Artefaktformen aus Dreis-Tiefenbach unter Be-

rücksichtigung der genutzten „exogenen“ Rohstoffe (hier vor allem der charakteristische, oft gelbliche Rullen-Feuerstein) und vergleicht sie mit den neolithischen Steingeräte-Inventaren aus dem gut erforschten Niederrheingebiet, so lassen sich unsere Funde recht sicher der Rössener Kultur zuweisen.43 Hierzu passt auch ein bereits im Mai 2000 von H. Baldsiefen aufgelesenes Felsgesteinartefakt. Es handelt sich um eine sog. Dechselklinge (Abb. 20), also eine quergeschäftete Beilklinge aus graugrünem Amphibolit (oder Aktinolith-Hornblendeschiefer), dessen Vorkommen z. B. in Böhmen und im Balkanraum bekannt sind. Derartige Dechselklingen sind für das Alt- und Mittelneolithikum typisch, wobei die hier vorhandene, hoch-schmale Form dem Mittelneolithikum der Rössener Kultur nicht fremd ist. Interessant sind weiterhin die Funde von bisher fünf stark mit Abriebspuren versehenen Hämatitstücken, die der Gewinnung roten Farbpulvers dienten (Abb. 21). Stücke 25

Abb. 20: Dechselklinge der Rössener Kultur aus Amphibolit, Dreis-Tiefenbach. Grafik: H. Menne u. A. Müller/LWL-AfW Olpe dieser Art finden sich immer wieder auf neolithischen Fundplätzen, und offenbar spielte die rote Farbe im alltäglichen Leben eine gewisse Rolle. Nachschub konnte im Siegerland leicht besorgt werden, sind in den umfangreichen Eisenerzlagerstätten doch auch Hämatitvorkommen bekannt. Aufgrund der Pfeilspitzen spielte vielleicht auch die Jagd in der Umgebung eine größere Rolle, weshalb die Menschen bis tief in das Siegerland vordrangen. Der Baltische Feuerstein in Dreis-Tiefenbach, der in den niederrheinischen Fundinventaren der Rössener Kultur kaum eine Rolle spielt,44 spricht 26

dafür, dass die Menschen von Norden, aus der Hellwegbörde, in das Siegerland gekommen sind und dabei neben dem dort „heimischen“ Baltischen Feuerstein auch all die von Westen (und Süden) eingehandelten „exotischen“ Steingeräte als Reiseausstattung mitbrachten. So ist umgekehrt interessant, dass in einer Siedlung der Rössener Kultur bei Soest eine Pfeilspitze aus Kieselschiefer vorkommt.45 Angeregt durch diese interessanten Funde unternahm die LWL-Archäologie, Außenstelle Olpe, 2013 mit Unterstützung der Gemeinde Netphen eine kleinräumige Bagger-

sondage auf dem Fundplatz (Abb. 22). Allerdings konnten auch diesmal keinerlei Befunde in Form von Gruben oder Pfostenlöchern festgestellt werden, was letztlich aufgrund der neolithischen Zeitstellung eines Teils des Fundmaterials nicht gänzlich auszuschließen war.46 Einige kleine urgeschichtliche Wandscherben dürften eher auf eine zeitweilige Nutzung des Areals während der Vorrömischen Eisenzeit verweisen. So bleibt festzuhalten, dass mit dem jungsteinzeitlichen Artefaktinventar von DreisTiefenbach offenbar der saisonale Aufenthalt einer mittelneolithischen (Jäger?-)Gruppe gefasst werden kann, die hier – vielleicht auch Kontakte nach Süden suchend – die regionalen Ressourcen ausbeuteten, darunter offenbar auch den im Umfeld vorkommenden Hämatit. Vielleicht nutzten die Menschen ihre Hunde als Transporttiere; das Hauspferd wurde erst später in Mitteleuropa eingeführt.

Dreis-Tiefenbach ist der derzeit aussagekräftigste Fundplatz des Neolithikums im Siegerland. Ansonsten sind vor allem einzelne Feuersteingeräte (Pfeilspitzen, bearbeitete größere Klingen aus westeuropäischen oder nordischen Feuersteinen) oder Beilund Axtklingen gefunden worden,47 die vor allem bei neolithischen „Expeditionen“ in die Siegerländer Urwälder zurückgeblieben sein dürften (s. o.). Nicht selten fanden sie sich auf zuvor während des Mesolithikums begangenen Fundflächen. Noch dem Mittelneolithikum können auch einige durchlochte Axtklingen zugerechnet werden, die als Breit- oder Setzkeile (zum Aufspalten von Holz) bezeichnet werden und für diese Zeit typisch sind (Abb. 23, 2 u. 3). Auch die eine oder andere Feuersteinpfeilspitze mag noch in diese Zeit gehören oder aber bereits in das folgende Jungneolithikum (die Formen sind hier sehr ähnlich; Abb. 18, 1, 3-5; Abb. 19). Jungneolithisch, vor allem

Abb. 21: Hämatitstücke mit deutlichen Abriebspuren aus Dreis-Tiefenbach dürften auf die Farbpulvergewinnung der jungsteinzeitlichen Menschen zurückzuführen sein.War dies auch ein Grund, damals bis in das Siegerland mit seinen Eisenerzvorkommen vorzudringen? Grafik: H. Menne u. A. Müller/LWL-AfW Olpe 27

Abb. 22: Die kleine Grabungsfläche erbrachte 2013 in Dreis-Tiefenbach leider keine weiterführenden Ergebnisse zur ältesten neolithischen Besiedlung des Siegerlandes. Foto: M. Zeiler/LWL-AfW Olpe der weitverbreiteten Michelsberger Kultur angehörend, sind sicherlich die wenigen Geröllovalbeilklingen mit zum Teil überpicktem, aufgerauten Beilkörper und nur besser geschliffener Schneide (Abb. 23, 1 u. 4). Auch die beiden Fragmente von spitznackigen Ovalbeilklingen aus Feuerstein dürften hier einzuordnen sein (Abb. 24). Zu dieser Zeit arbeiteten im belgisch-niederländischen Raum zahlreiche Untertage-Feuersteinbergwerke,48 deren Produkte (vor allem eben Beilklingen) eine weite Verbreitung fanden. Dies gilt auch für größere langschmale Klingen aus Feuerstein, die im Siegerland – z. T. aus Rijckholt- (Abb. 25, 1), aber auch Baltischem Feuerstein gefertigt – vereinzelt gefunden wurden; deren Längskanten sind stark formgebend retuschiert (Abb. 25). Spitzklingen dieser Art gelten als Dolchklingen, die z. B. mittels Birkenpechs in einen organischen Griff verklebt waren. Aus den süddeutsch-schweizerischen Seeufersiedlungen, den sog. Pfahlbauten, sind Beispiele 28

für derartige Schäftungen überliefert.49 Die Klingen wurden während ihres Gebrauchs oft nachgearbeitet und somit als Folge immer kürzer. Während des Jung- und Spätneolithikums tauchen in Mitteleuropa, aus dem osteuropäischen Raum kommend, auch erste Metallgegenstände aus Kupfer auf, so Beilklingen und Schmuck. Aus Südwestfalen sind derartige Funde z. B. aus dem nördlichen Sauerland und der Hellwegzone bekannt geworden. Im Siegerland fehlen sie noch. Diese Funde sind Vorboten der wenig später einsetzenden Bronzezeit, in der Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, immer wichtiger wird, Steingeräte aber weiterhin noch regelhaft genutzt wurden. Aus dem der Bronzezeit direkt vorausgehenden Spät- und Endneolithikum sind im Siegerland wieder einzelne steinerne Beilklingen (jetzt vor allem rechteckige Formen; Abb. 26) und Pfeilspitzen (Abb. 18, 6-11) zu vermelden. Letztere haben nun häufig eine

Abb. 23: Ovalbeil- und Axtklingen des mittleren und jüngeren Neolithikums. – 1 SiegenGosenbach, 2 Neunkirchen, 3 Freudenberg-Plittershagen, 4 Kreuztal-Krombach. Zeichnungen: Archiv LWL-AfW Olpe 29

konvexe Basis oder einen kurzen Stiel und zwei kleine Flügel; sie wurden fast vollständig von Birkenpech umhüllt auf dem Holzpfeil befestigt. Diese effektiven Pfeilspitzen sind auch in der Bronzezeit weiterhin genutzt worden.50 In das Endneolithikum gehören auch noch wenige kleine Steinäxte, die oft auch als „Streitäxte“ (Abb. 27) bezeichnet werden und vielfältige Formen aufweisen. In das Endneolithikum, die Zeit der „Becherkulturen“, gehören auch die ersten (recht sicher anzusprechenden) Keramikfragmente aus dem Siegerland überhaupt.51Es handelt sich um wenige zusammenpassende Randscherben eines Keramikbechers (Glocken-

oder Schnurkeramischer Becher), der ein geschwungenes Profil und unter dem Rand horizontale Ritzverzierungen aufweist (Abb. 28). Sie wurden bereits 1951/53 bei NetphenUnglinghausen bei Schürfarbeiten nach Erzen gefunden. In diesen Zeitraum gehört auch wieder ein Fund aus dem nahen Dreis-Tiefenbach, den H. Baldseifen hier erst 2014 auflesen konnte und der die insgesamt schon dritte Besiedlungsphase an diesem Ort repräsentiert. Es handelt sich um das Fragment eines breiten Dolchblattes, dessen Spitze und auch der Griff abgebrochen sind (Abb. 29). Diese aus Baltischem Feuerstein gefertigten

Abb. 24: Rekonstruktion zweier Fragmente von spitznackigen Ovalbeilklingen aus westeuropäischem Feuerstein. – 1 Wilnsdorf-Rudersdorf, 2 Siegen-Breitenbach. Zeichnungen: K. Peters u. A. Müller/LWL-AfW Olpe 30

Abb. 25: Größere jung- und spätneolithische „Dolchklingen“ und deren Fragmente aus Feuerstein. Das Stück Nr. 1 repräsentiert sicher eine längere Nutzungszeit und wurde immer wieder nachgearbeitet. – 1 Netphen, Rijckholt-Feuerstein; 2 u. 3 Freudenberg-Hohenhain, Baltischer Feuerstein; 4 Netphen „Wittig“, Baltischer Feuerstein; 5 Kreuztal-Ferndorf, „beiger Feuerstein“. Zeichnungen: Archiv LWL-AfW Olpe 31

Abb. 26: Spät- und endneolithische Steinbeilklingen. – 1 Netphen-Grissenbach, 2 SiegenTrupbach, 3 Siegen-Weidenau, 4 Kreuztal-Kindelsberg, 5 Siegen. Zeichnungen: Archiv LWL-AfW Olpe 32

Abb. 27: Zwei kleine steinerne Streitäxte aus Hilchenbach-Müsen. Zeichnungen: Archiv LWL-AfW Olpe Dolchklingen vom sog. Skandinavischen Typ sind eben in Nordeuropa am Übergang vom Neolithikum zur frühen Bronzezeit typisch und dort häufig zu finden. Weiter im Süden werden sie immer seltener und dürfen sicher als Importstücke interpretiert werden. Das Stück, auch Dreis-Tiefenbach, ist das bisher südlichste in Nordrhein-Westfalen überhaupt. Auch mit diesem Fund deuten sich wieder die weitaufgespannten Kontaktnetze der neolithischen Gruppen an. Gebrauchsspurenanalysen an diesen als „Dolch“ bezeichneten Stücken belegen, dass sie nicht als Stichwaffen, sondern als Schneidewerkzeuge fungierten.52 Mit diesem Fundstück aus DreisTiefenbach ist auch das Ende der Steinzeit um 2200/2000 v. Chr. erreicht und per Definition beginnt nun die Bronzezeit (Abb. 4).53 Wie sind nun diese zumeist als Einzelfunde vorliegenden, jüngerneolithischen Relikte

aus dem Siegerland siedlungshistorisch zu bewerten? Sind das nur Verlustfunde von sich hier aufhaltenden Gruppen, die, aus fruchtbareren Gegenden stammend, sich hier nur kurzzeitig bzw. saisonal aufhielten? Ab wann wurden die Jungsteinzeitler in permanent bewohnten Siedlungen im Siegerland erstmals sesshaft? Diese Fragen sind derzeit nur schwer zu beantworten. Für andere, vergleichbare Mittelgebirgsregionen wird dagegen deutlich, dass die Siedlungsgebiete der ersten Ackerbauern und Viehzüchter von den Altsiedellandschaften mit ihren fruchtbaren Böden gegen Ende des Mittelneolithikums und vor allem im folgenden Jungneolithikum deutlich in die weit ärmeren Gegenden (auch jene mit Sandböden) hinein ausgedehnt wurden. In dieser Zeit verschwanden dann auch die letzten, eher noch mesolithisch geprägten Gemeinschaften, die randlich zu den neolithischen 33

Abb. 28: Scherben aus Netphen-Unglinghausen, die bisher ältesten Keramikfunde des Siegerlandes, eingepasst in einen endneolithischen Becher. Grafik: A. Müller/LWL-AfW Olpe 34

Siedlungsgebieten an den Küsten von Nordund Ostsee verbreitet waren. Aufgrund von genetischen und IsotopieUntersuchungen zur Ernährungsweise jungneolithischer Menschen, deren Skelettreste in der Blätterhöhle bei Hagen (s. o.) gefundenen wurden, wird sogar diskutiert, ob parallel zu den neolithischen Bauern/Viehzüchtern auch in unseren Mittelgebirgen bis etwa 3600 v. Chr. noch primär jagende und fischende Gemeinschaften existiert haben könnten.54 Die unterschiedlichen Gesellschaften hatten dann sicher einen ständigen Austausch untereinander gepflegt, wirtschafteten aber im Wesentlichen unabhängig voneinander. Doch ist das Ergebnis der Blätterhöhle hierfür zunächst ein erstes, nicht unumstrittenes Indiz. Was die Menschen des Neolithikums in das Siegerland führte und ab wann sie mit Hausbau und Getreideanbau permanent hier siedelten, könnte indirekt über See- oder Moorablagerungen mit kontinuierlich eingelagertem Blütenstaub, sog. Pollen, rekonstruiert werden. In den Pollenspektren, die in unserer Region in den 1980er Jahren untersucht wurden, waren erste Hinweise auf Getreideanbau ab dem Spätneolithikum zu finden.55 Allerdings werden diese Analysen heute kritisch gesehen bzw. müssten überprüft werden. Neue Fundstellen mit aussagekräftigen Pollenabfolgen gibt es bisher aus dem Siegerland aber nicht. Schaut man in andere, vergleichbare Mittelgebirgsregionen wie z. B. der West-Eifel, wo anhand der dort in den vulkanischen Maaren erbohrten Seeablagerungen zahlreiche natur- und siedlungshistorische Untersuchungen durchgeführt wurden, so zeichnet sich aufgrund des Anstiegs der Eschenund dem Einbrechen der Ulmenpollenkurven eine nachhaltige Waldveränderung seit dem Mittelneolithikum ab – im Siegerland ist dies die Zeit der mittelneolithischen Phase des Fundplatzes von Dreis-Tiefenbach (s. o.). Diese Indizien könnten auf eine Waldweide und Laubheugewinnung für den Winter hindeuten, was zu dieser Zeit von saisonal sich hier aufhaltenden Menschen (und ihren Vieh-

Abb. 29: Rekonstruktion einer endneolithischen/frühbronzezeitlichen Feuersteindolchklinge anhand eines Fragments aus DreisTiefenbach (Gem. Netphen). Grafik: H. Menne u. A. Müller/LWL-AfW Olpe herden) betrieben wurde.56In der Eifel setzte die Getreideproduktion erst im Spätneolithikum ein,57 was in Übereinstimmung mit den alten Siegerländer Analysen stünde. Die dauerhafte neolithische Aufsiedlung der Mittelgebirge spätestens zu diesem Zeitpunkt58 könnte durch die Urbarmachung auch schlechter Böden ermöglicht worden sein, z. B. durch eine intensive Feuernutzung, also dem häu35

figen Verbrennen von Buschwerk zur Düngung.59 Der geringe Nachweis bronzezeitlicher und früheisenzeitlicher Siedlungsreste aus dem Siegerland darf – bei derzeitigem Forschungsstand – hingegen vorsichtig mit einer weitgehenden Meidung dieser Region durch die folgenden bäuerlichen Gemeinschaften schlüssig erklärt werden. Erst für die jüngere Vorrömische Eisenzeit ist ein starker Anstieg der archäologischen Nachweise im Siegerland zu beobachten, der auf die intensive Nutzung der Eisenerze durch keltisch geprägte Gemeinschaften aus dem Süden zurückzuführen ist. Schlussbemerkung All die hier skizzierten Siedlungsprozesse vor allem der Steinzeit sind für das Siegerland derzeit noch nicht wirklich detailliert bzw. sicher zu fassen. Letztlich kann nur auf der Grundlage einiger Steinartefakte argumentiert werden. Ähnlich „dünn“ ist die Fundüberlieferung für die folgende Bronzezeit. Erst mit der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit kann anhand eines reichen, aussagekräftigen Fundguts und vor allem auch intensivierter Forschungsbemühungen ein fundiertes, schlüssiges Bild der urgeschichtlichen Entwicklung und Nutzung des Raumes entworfen werden. Für die Steinzeit – vor allem die Jungsteinzeit – sind wir davon aber noch ein gutes Stück entfernt. Literaturverzeichnis: Ackermann-Grünewald 2008 D.Ackermann-Grünewald, Lage-Müsen: Pfeilspitzenensemble aus Bronze und Flint, in: D. Bérenger / C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der Bronzezeit, Münster 2008, S. 91. Arora 1976 S. K. Arora, Die mittlere Steinzeit im westlichen Deutschland und in den Nachbargebieten (= Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes, II. Rheinische Ausgrabungen 17), Köln 1976, S. 1-65. 36

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Ohne ihn wäre unsere Kenntnis zu diesem längsten Abschnitt unserer Geschichte in dieser Region entschieden ärmer. Auch meinen Kolleginnen von der Universität zu Köln, Ingrid Koch und Kathrin Nowak, sei für ihre ganz wesentliche Mitarbeit an den steinzeitlichen Themen des Siegerlandes der letzten Jahre herzlich gedankt. Allgemein vgl. Hömberg / Schubert 1993; zu den Wallburganlagen vgl. Hömberg 1990, S. 636-637; zur Siegener Hecke vgl. Kneppe 1993; zur frühen Montangeschichte von der Vorrömischen Eisenzeit bis zum Mittelalter und der frühen Neuzeit vgl. Garner u. a. 2014; Zeiler 2014. Hömberg 1990, S. 640. Frank 1993. Vgl. Frank 2007. Zeiler 2013, S. 16; Menic 2014. Zeiler 2012; 2013, S. 16 ff. Knop 1975; Nachruf auf W. Knop in: Siegerland 58, 1981, S. 103. Zum „Wittig“: Arora 1976, S. 8; zur Einordnung in die Breitenborner Gruppe des Frühmesolithikums: Arora 1976, S. 28; S. K. Aroras Gruppenbezeichnungen werden heute allerdings kaum mehr verwendet bzw. sind Forschungsgeschichte. Sönnecken 1985. Sönnecken 1962. Kleinfeller 1994; Frank 2007. Frank 1987. Frank 1993; Kleinfeller 1994. Neujahrsgruß 2003, S. 41. Zu einer kleinen Grabung mit möglicherweise erhaltener Fundschicht südlich Burbach vgl. Neujahrsgruß 1998, S. 46. Frank 1993. Unter Steinartefakten versteht man Steingeräte und die Abfälle ihrer Herstellung; vgl. H. Floss 2012. Baales 2005; Baales u. a. 2013a, S. 91 ff. Baales u. a. 2013a, S. 107-110. Vgl. Baales 2005. Vgl. Baales u. a. 2013a, S. 165-167. Street 2014. Vgl. Holst 2014, S. 219-220. Vgl. Heinen 2014; Heinen / Baales 2015. Zuletzt: Larsson / Sjöström 2011. Zum Mesolithikum bzw. den Jagdwaffen allgemein Cziesla 1992; Junkmanns 2013. Kleinfeller 1994, S. 144. Floss 1994, S. 6 ff. Floss 1994, S. 41 ff. Vgl. Zimmermann u. a. 2009, Fig. 8; Kreis SiegenWittgenstein 2014, S. 12. Orschiedt u. a. 2013. Vgl. Baales u. a. 2013a, S. 168-174; Baales u. a. 2015. Frank 1993; Kleinfeller 1994. Schneid 2013. Kleinfeller 1994, S. 115. Kleinfeller 1994, S, 133. Baales / Koch 2013. Kleinfeller 1994, S. 112. Baales / Koch 2010; Baales / Koch 2013.

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Vgl. Otten u. a. 2015. Kneipp 1998; Heinen 2015. Koch / Nowak 2015. Baales u. a. 2013b; Baales u. a. 2014. Nowak 2013. Günther 1976, S. 47 u. Taf. 20, 2; H. Baldsiefen sei für diesen Hinweis herzlich gedankt. Baales et al. 2014. Frank 1993. Z. B. Rijckholt, Spiennes etc.; vgl. S. Gayck 2000. Vgl. Schlichtherle 2006.

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Vgl. Ackermann-Grünewald 2008. Frank 1993. Vgl. Koch / Nowak 2015. Bérenger / Grünewald 2008. Orschiedt u. a. 2014. Vgl. Frank 1993, S. 46. Vgl. Baales et al. 2013b, S. 32. Kubitz 2000, S. 121. Bzw. schon während des vorangegangenen Jungneolithikums; vgl. Gerlach / Eckmeier 2012, S. 110. 59 Gerlach / Eckmeier 2012, S. 110; vgl. Schier 2009.



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