16 LEUGEN VON HAGENBACH NACH SPEYER

June 4, 2017 | Author: Berthold Eiberger | Category: Provinzialrömische Archäologie
Report this link


Description

1

BERTHOLD EIBERGER

16 LEUGEN VON HAGENBACH NACH SPEYER In den Jahren 58 bis 51/50 v.Chr. eroberte Cäsar ganz Gallien bis zum Rhein. Damit wurde der Rhein ein erstes Mal militärischer und politischer Grenzfluss. Mit dem Bau des Limes dehnten die Römer ab 70 n.Chr. ihre Herrschaft auf rechtsrheinische Gebiete aus. Zwischen 213 und 260 n.Chr. fiel der Limes in den einzelnen Abschnitten, und zum Ende des 3. Jh. war der vollständige Rückzug hinter die Donau-Iller-Rhein-Linie abgeschlossen. Rom war danach noch bis ins 5. Jh. auf der linken Rheinseite präsent. Aus militärischen Gründen und zur Bewältigung des zunehmenden Handels war der Ausbau von Straßen und Hafenanlagen notwendig. Eine wichtige Fernhandelsstraße war die linksrheinische Rheintalstraße. Sie verlief von Nord-Italien über den Bodenseeraum entlang des Rheins bis zum Niederrhein. In der Südpfalz sind Teilabschnitte noch heute erkennbar. In den letzten 200 Jahren haben Archäologen und interessierte Laien den Verlauf der Rheintalstraße mehrfach untersucht und die Erkenntnisse aus Feldbegehungen beschrieben. Von besonderem Interesse waren die Wegesteine, die wegen ihrer Entfernungsangaben in gallischen Leugen auch als Leugensteine bezeichnet werden. Es kann gezeigt werden, dass die Entfernungsangabe auf den Leugensteinen bei Hagenbach mit 16 Leugen bis Speyer zutrifft, wenn man von den üblichen 2223 Meter pro Leuge ausgeht und die Nebenstrecke über Hördt meidet. 1 STEINSÄULEN UND DEREN FUNDORTE 1.1 FUND BEI HAGENBACH - STEINSÄULE MIT ENTFERNUNGS-ANGABE L(XVI) Westlich des südpfälzischen Hagenbach steht die Kopie einer römischen Steinsäule. Das Original soll an dieser Stelle als römischer Wegestein gestanden sein (Dezimalgrad 49.025167 8.22735; Gauß-Krüger Rechts: 3.443.568.774 (E) Hoch: 5.432.275.032 (N)). Er trug die Entfernungsangabe L(XVI) für 16 gallische Leugen und die Ortsangabe NEM. Die Römer bezeichneten mit diesem Kürzel die Civitas Noviomagus / Nemeta, das heutige Speyer. Im Jahr 1936 wurden hier insgesamt fünf beschriftete Säulensteine gefunden. Die Inschriften nennen die jeweiligen Herrscher: Decius (249-251), Valerian (253-260), Postumus (258-267), Carus (282-283) und Licinius (307-323). Auf allen Säulen sind die Entfernungs-Angaben mit L(XVI) in gallischen Leugen angegeben.

2

Abb.1 Römischer Wegestein (Kopie L(XVI)) bei Hagenbach/Südpfalz

Die Funde kamen bei Rodungsarbeiten westlich des Ortes zu Tage. Friedrich Sprater 1 hat die Fundumstände beschrieben: "Die Steine reichten fast bis zur Bodenoberfläche und lagen in zwei Schichten übereinander. Die unteren Steine (Nr. 1, 2 u. 3) waren ganz erhalten. Darüber lag in zwei Teilen der Stein Nr. 4; neben diesen fanden sich in Bruchstücken die Steine 5 und 6" (S p r a t e r 1937, S. 29). Die Meilensteine sollen neben ihrem ursprünglichen Standort vergraben gewesen sein; der genaue Fundort war nach der Rodung anscheinend nicht mehr feststellbar. Es ist auch von anderen römischen Orten bekannt, dass Wegesäulen offensichtlich zu einem gewissen Zeitpunkt systematisch eingesammelt und magaziniert wurden. So berichtet Robert Forrer2, dass in Ladenburg fünf und in Neuenheim sieben Wegesäulen je zusammen in einem römischen Keller aufgefunden wurden. Die Säulensteine sollten anscheinend gegen Ende des 3. Jahrhunderts bzw. Anfang des 4. Jahrhunderts geschützt oder verborgen werden. Forrer hatte einen Zusammenhang mit den Alemannen-Einfällen vermutet (F o r r e r 1917, S.17).

1

Friedrich Sprater, Funde von Leugensteinen in der Pfalz, in: Germania. Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts 21(21 1937), S.28-33. 2 Robert Forrer, Elsässische Meilen- und Leugensteine. Ein Beitrag zur elsässischen Straßen-Forschung, in: Jahrbuch des Historisch-Literarischen Zweigvereins des Vogesenclubs 1917, S.1-37.

3

Abb.2 Römischer Wegestein (Kopie L(XIII)) bei Jockgrim/Südpfalz

1.2 FUND BEI JOCKGRIM L(XIII) Südwestlich von Jockgrim steht die Kopie eines weiteren Leugensteins (Dezimalgrad 49.0818 8.255917 Gauß-Krüger Rechts: 3.445.719.770 (E) Hoch: 5.438.552.256 (N)). Bereits im Jahr 1824 war hier ein vollständig erhaltener Leugenstein mit Sockelstein gefunden worden. Die Entfernung war auf der Säule mit C N L(XIII) angegeben; C N stand für Colonia / Civitas Nemeta. Im Intelligenzblatt des Rheinkreises3 wird von diesem Fund mit folgenden Worten berichtet: "Schon im Jahre 1818, im 49ten Stück des Intelligenzblattes, hat man die noch wohl erhaltene Römerstraße, welche von Lauterburg nach Rheinzabern und von da nach Hördt zieht, angezeigt, und zugleich eine Zeichnung derselben beigefügt. Im November des verflossenen Jahrs hat ein Holzbauer von Rheinzabern bey Gelegenheit des Ausgrabens eines Stockes mitten auf dieser Straße zugleich eine sehr wohl erhaltene römische Wegsäule ausgegraben, welche in die Sammlung zu Speyer überbracht wurde (Intelligenzblatt 1825 S.1143). Dass diese Säule noch vollständig erhalten war, hat sie nach Hildenbrand4 ihrer Verborgenheit im Walde, dann ihrer späteren Verwendung als Grenzstein zu verdanken" (H i l d e n b r a n d 1912 S.82).

3

Intelligenz-Blatt des Rheinkreises, Nro. 256, 1825, S.1143-1144. Friedrich Johann Hildenbrand, Die römischen Meilenzeiger an der Straße von Mainz (Mogontiacum) nach Straßburg (Argentorate), in: Pfälzisches Museum 29.(1912), Nr. 11, S.81-84; Nr. 12, S.92-94 4

4

Abb.3: Römischer Wegestein (Kopie L(XV)) und Sockelstein bei Wörth/Südpfalz 1.3 FUND BEI WÖRTH; SOCKELSTEIN ZUR VERMUTETEN SÄULE MIT L(XV) Südwestlich Wörth steht neben dem wohl originalen Sockelstein die Kopie eines dritten Leugensteins (Dezimalgrad 49.043967 8.23215 Gauß-Krüger Rechts: 3.443.940.975 (E) Hoch: 5.434.362.191 (N)). Sprater schreibt: "Nördlich der Fundstelle der neuen Meilensteine [Fundort Hagenbach] liegt zwischen dem Heilbach und der Straße Kandel-Wörth gleichfalls unmittelbar neben der Römerstraße, auf deren Westseite, ein großer Sandsteinwürfel. Daß es sich hierbei um den Sockel eines Meilensteins handelt, hat die durch den neuen Fund veranlaßte Untersuchung ergeben" (S p r a t e r 1937 S.30). 1.4 GALLISCHE LEUGE UND RÖMISCHE MEILE Die von Sprater angegebene Entfernung von 2.310 Meter zwischen dem Fundort bei Hagenbach und der Lage des Sockelsteins lässt sich bestätigen durch Vermessung des auf dieser Teilstrecke gut dokumentierten Verlaufs der Römerstraße in aktuellem Kartenmaterial, z.B. TK25plus5. Bei einem begradigten Streckenverlauf beträgt die Distanz ziemlich genau 1 Leuge (1 Leuge = 2.223 Meter).

5

TK25plus Copyright 2007 by LVermGeo RLP www.lvermgeo.rlp.de

5

Abb. 4 Entfernung 2310 Meter zwischen Sockelstein zur Säule mit L(XV) und den Leugensteinen mit L(XVI); Entfernung 1 Leuge = 2223 Meter bei begradigtem Streckenverlauf (durchgezogenRömerstraße, gestricheltbegradigte Strecke, DoppellinieHochgestade)

Das römische Maß-System baut auf der Basis-Länge von 0,296352 Meter auf; dem sog. pes Romanus. 100 röm. Fuß ist die Länge eines Meß-Seils und 75 Meß-Seillängen sind eine Leuge6. Der heutige Forschungsstand zur Eich-Genauigkeit vormetrischer Längenmaße geht von +/- 0,2 % aus (Lelgemann7, Rottländer8).

1 römische Meile =

1 Rute, Messlatte = 1 Mess-Seil = 50 Mess-Seillängen =

1 10 100 5000

1 gallische Leuge =

75 Mess-Seillängen =

7500

röm. Fuß = röm. Fuß = röm. Fuß = röm. Fuß = röm. Fuß =

0,296352 2,96352 29,6352 1.481,76

Meter Meter Meter Meter

2.222,64 Meter

Für Forrer waren die Einsparungen an Wegesteinen der Grund für die Verwendung der Leuge statt der römischen Meile als bevorzugte Maßeinheit (F o r r e r 1917 S.11).

6

Wikipedia Alte Maße und Gewichte (Römische Antike) Dieter Lelgemann, Die Erfindung der Meßkunst ISBN 978-3-534-24398-3 8 Rolf C. A. Rottländer, Genauigkeit vormetrischer Längeneinheiten http://vormetrischelaengeneinheiten.de/html/genauigkeit.html 7

6

Abb. 5 Sockel einer römischen Steinsäule am Ortsausgang von Berg (Quelle Möller)

1.5 FUND BEI BERG; SOCKELSTEIN OHNE SÄULE In neuerer Zeit wurde am Ortsausgang von Berg an der Landstraße L540 ein weiterer Sockelstein gefunden. Möller9 schreibt: "1991 wurde am Ortsausgang von Berg in Richtung Lauterburg an der nordwestlichen Seite der Römerstraße beim Überpflügen die Basis eines römischen Meilensteins erfasst. Bei der Freilegung kam auch noch ein römischer Ziegelstein zum Vorschein. Deutlich ist an dem Würfel oben der Übergang an die walzenförmige Säule zu erkennen" (M ö l l e r 2011 S.11). 1.6 FUNDE IN WORMS Georg Illert10 beschreibt die Funde in Worms: "1887 wurde der eine Stein in der Pankratiusgasse gefunden […] Er stammt aus der Zeit um 253, als Valerianus und sein Sohn Gallienus zu Kaisern ausgerufen wurden. Er nennt den Namen der Civitas, aber keine Entfernung. Er stand im geographischen Mittelpunkt der Stadt. Zwei Jahre vorher war an der nach Süden führenden Straße ebenfalls ein solcher Meilenstein gefunden worden […]. Dieser Stein wurde nach 293 errichtet, als Maximian von Diokletian zum Cäsar ernannt wurde. Auf diesem Stein ist die Entfernung in gallischen Leugen angegeben. Die zwischen den in situ gefundenen Steinen liegende Leuge (2,22 km) ist in einer knappen halben Stunde zurückzulegen" (I l l e r t 1958 S.100-101).

9

Joachim Möller, Römerstraße, Amtsblatt Verbandsgemeinde Hagenbach, Ausgabe 9/2011 vom 4.3.2011, S.11. Georg Illert, Römische Steindenkmäler im Museum der Stadt Worms, in: Mitteilungsblatt zur Rheinischen Landeskunde 7(1958), Heft 2, S. 100-101 10

7

1.7 FUNDE BEI LUDWIGSHAFEN-OGGERSHEIM, MUTTERSTADT UND ALTRIP Im Jahr 2001 wurde zwischen Speyer und Worms ein Leugenstein bei LudwigshafenOggersheim gefunden, der sich noch in unmittelbarer Nähe seines Original-Standorts befunden haben soll. Bereits in den Jahren 1978 und 1980 waren bei Mutterstadt in sekundärer Lagerung zwei Straßensäulen ohne Leugenzählung gefunden worden, wobei eine davon dieselbe Inschrift wie der Oggersheimer Leugenstein trug. H. Bernhard/H. Stickl11 beschreiben die Funde von Sandsteinsäulen-Fragmenten bei Mutterstadt (1978, 1980) und einer weiteren bei Ludwigshafen-Oggersheim (2001): "Der Straßenstein von Mutterstadt - Bei Ausgrabungen 1978 und 1980 für die Neutrassierung der B9 wurden umfangreiche Spuren einer Straßensiedlung an der römischen Rheinuferstraße freigelegt (zusammenfassend RiRP12 488-489). In sekundärer Lagerung - aber wohl nicht weit vom ursprünglichen Aufstellungsort entfernt - wurde neben einem Leugenstein des Severus Alexander eine weitere Straßensäule des Constantinus als Caesar (306-307) entdeckt [...]. Beiden Säulen fehlt die Leugenzählung, die entweder nicht vorhanden oder aufgemalt war. Ebenso ist die Zählung vom nächsten Hauptort aus nicht aufgeführt" (B e r n h a r d / S t i c k l 2001 S.124). Die beiden Leugensteine des Constantinus werden als Leugensteine L(VII) und L(VIII) - mit Zählrichtung von Worms nach Speyer - gedeutet. Vermisst man die Strecke entsprechend den Angaben von R. Wihr13 zwischen Worms und den vermuteten Standorten, so standen die beiden Steine des Constantinus 15,56 km bzw. 17,78 km vom Basisstein in Worms entfernt, also ziemlich genau 7 bzw. 8 Leugen á 2223 Meter.

Weitere Leugensteine sind von Altrip bekannt. Sie wurden jedoch schon in römischer Zeit als Baumaterial zweitverwendet; ihre ursprünglichen Standorte sind nicht bekannt. 1.8 DIE WEGESTEINE ZWISCHEN STRAßBURG UND WORMS - ÜBERSICHT Nimmt man die beiden Sockelsteine mit hinzu, so lassen sich zwischen Berg und Speyer insgesamt 9 Steinfunde an 4 Fundorten ermitteln: 1 Sockelstein bei Berg, 6 Säulen bei Hagenbach mit der Entfernungsangabe L(XVI), 1 Sockelstein SW von Wörth mit der Zuordnung zur Entfernung L(XV) bis Speyer und 1 Säule bei Jockgrim mit der Entfernungsangabe L(XIII). Zwischen Worms und Speyer sind die Standorte von insgesamt 5 Leugensteinen bekannt. Davon stand eine Säule als caput viae in der Wormser Innenstadt und die andere Säule in der Klosterstraße. Diese zweite Säule gibt eine Distanz von einer Leuge an, steht aber exakt 1 / 2 Leuge von der anderen Säule entfernt. Die Säulen bei

11

Helmut Bernhard/Helmut Stickl, Ein spätantiker Straßenstein aus LU-Oggersheim, in: Archäologie in der Pfalz, Jahresbericht 2001, S.121-126 12 Heinz Cüppers, Die Römer in Rheinland-Pfalz (RiRP), Stuttgart 1990. 13 Rudolf Wihr, Eine Wanderung auf der Römerstraße vom Hauptbahnhof Mutterstadt über die Rehhütte zum Wartturm von Speyer, in: Pfälz. Museum 44/Pfälz. Heimatkunde 23 ( 1927), S. 118-121

8 Zeitraum Herrschaft

Herrscher

Leugenstein Fundort Region zwischen Heilbach und der Straße KandelWörth - S Speyer

Leugen-Angabe

Bemerkung

Nennung

L(XV); vermutet wg. Fundort

Fund eines Sockelsteins

Sprater 1937

---

Fund eines Sockelsteins 1991

Möller 2011

---

---

---

---

Berg - S Speyer

193-211

Lucius Septimus Severus

Altrip - N Speyer

zu Speyer

222-235

M. Aurelius Alexander Severus

Altrip - N Speyer

verloren

222-235

M. Aurelius Alexander Severus Mutterstadt - N Speyer keine Leugen-Angabe

235-238

C. Julius Verus Maximus

249-251 249-251 249-251

C. Messius Quintus Trajanus Decius Valens Hostilianus Messius Quintus C. Messius Quintus Trajanus Decius

Alsheim - N Worms

verloren

Altrip - N Speyer

zu Speyer

Seltz - N Brumath, Elsass

Straßburg

Hagenbach - S Speyer

L(XVI)

249-251

Valens Hostilianus Messius Quintus (Decius)

Kauffenheim - N Brumath, Elsass

L(XII) L[eugas] XIII

253-259

Publius Licinius Valerianus

Brumath - Elsass

L(0) caput viae von BRUMATH

253-260

Publius Licinius Valerianus

Brumath, Elsass

253-260

Publius Licinius Valerianus

Selz- N Brumath, Elsass

ohne Angabe

253-260

Publius Licinius Valerianus

Selz-N Brumath, Elsass

ohne Angabe

253-268

Publius Licinius Gallienus

Altrip - N Speyer

253-268

Publius Licinius Gallienus

Woms

258-267 258-267

M. Cassianus Latinius Postumus M. Cassianus Latinius Postumus

Funde von Fragmenten

L(0) caput viae von WORMS

Altrip - N Speyer

Fund 1936 Säule mit Sockel Fund 1859 Kauffenheim Fragment Fund 1735 mit Rundsockel Brumath 1870 in Straßburg zugrunde gegangen Fund 1913 Selz Bahnhofstraße 357 Fund 1913 Selz Fragment zu Worms, dann Speyer Fund 1887 Pankratiusgasse

Hildenbrand 1912 Hildenbrand 1912 Cüppers, Bernhard 1990 Hildenbrand 1912 Hildenbrand 1912 Hildenbrand 1912 Sprater 1937 Forrer 1917

Forrer 1917 Hildenbrand 1912 Forrer 1917 Forrer 1917 Hildenbrand 1912 Illert 1958

zu Speyer

Hildenbrand 1912

Hagenbach - S Speyer

L(XVI)

Fund 1936 Säule ohne Sockel

Sprater 1937

282-283

M. Aurelius Carus

Altrip - N Speyer

L(IV) (Forrer) L(V) (Sprater)

zu Speyer

Hildenbrand 1912

282-283

M. Aurelius Carus

Hagenbach - S Speyer

L(XVI)

Fund 1936 Säule mit Sockel

Sprater 1937

284-305

Aurelius Diocletianus

Altrip - N Speyer

L(V) bis SP

zu Speyer

305-311

Galerius Valerius Maximinianus

Worms

305-311

Galerius Valerius Maximinianus

Worms

306-337

Flavius Valerius Constantinus Oggersheim - N Speyer keine Leugen-Angabe

306-337

Flavius Valerius Constantinus Mutterstadt - N Speyer keine Leugen-Angabe

307-323

Valerius Licinius

Altrip - N Speyer

L(II) bis SP

zu Speyer

317-323

Valerius Licinius

Bienwald - S Speyer

L(XIII) bis SP

zu Speyer

317-323

Valerius Licinius

Hagenbach - S Speyer

L(XVI)

317-323

Valerius Licinianius Licinius

Hagenbach - S Speyer

L(XVI)

Valerius Licinianius Licinius

zwischen Otterbach und Schmerbach; SW Rheinzabern, W Jockgrim - S Speyer

L(XIII) bis SP

317-323

Worms

L(I)

Fund 1885 Klosterstr.; Standort L(1/2) S L(0) Fund 2001 Säule ohne Sockel Funde von Fragmenten

Fund 1936 Säule mit Sockel Fund 1936 Säule mit Sockel Fund 1824 Säule mit Sockel

Tabelle 1: Leugenstein-Funde zwischen Straßburg und Worms

Hildenbrand 1912 Hildenbrand 1912 Illert 1958

Bernhard 2001 Bernhard 1990; Bernhard 2001 Hildenbrand 1912 Hildenbrand 1912 Sprater 1937 Sprater 1937 Sprater 1937 (Intelligenzbl. 1825)

9

Oggersheim und Mutterstadt wurden vermutlich in der Nähe ihrer ursprünglichen Standorte gefunden. Die Fundorte der Sockelsteine weisen auf Original-Standorte von verschollenen Wegesteinen hin. Durch ihre Lage unter der Erde blieben sie lange verborgen und wegen ihres Gewichts konnten sie nicht ohne weiteres entfernt werden. Lässt man die Knicke bzw. Kurvenverläufe der Römerstraße etwas beiseite und bestimmt die Strecken als kürzeste Polygone jeweils westlich des Hochufers, so lässt sich etwa eine Leuge (2.223 Meter pro Leuge) zwischen L(XVI) und L(XV) ermitteln. Dagegen ist der Streckenverlauf zwischen dem Sockelstein L(XV) und dem Standort der Kunst-Säule L(XIII) am Hornungsberg mit 4.737 Meter erheblich länger als 2 Leugen. Auch ein begradigter Streckenverlauf ist mit 4.671 Meter immer noch 235 Meter länger als 2 Leugen. Zu den gelegentlichen Abweichungen von dem erwarteten, stückweise geraden Straßenverlauf vermutet Carl Hauptmann14: "Viele Heerstraßen der Römer weisen im Gegensatz zu der geraden Linie häufig kurze Knicke auf, ohne daß die Straße jedoch dadurch aus ihrer Hauptrichtung gelangt. Der Grund hiervon ist wohl der, daß ein marschierender Truppenteil eine lange Reihe, wie die Römer mit ihren Packtieren und Troß darstellten, auf einer Straße, welche erwähnte kurze Knicke aufweist, viel übersichtlicher ist, da die darauf marschierenden, von Zeit zu Zeit dem in einiger Entfernung hinter oder vor ihnen gehenden ihre Flanke zeigen, so daß die Befehlshaber stets in der Lage waren ihren Zug auch zeitweilig von der Seite zu überschauen" (Hauptmann 1912 S.26+27). Hauptmann hat sich besonders mit den Römerstraßen im Bereich Köln–Bonn-Trier beschäftigt. Solche Knicke gibt es bei der Rheintalstraße in der Nähe der Gewässer-Überquerungen. Möglicherweise war es auch für den Tross von Vorteil, rechtzeitig das kommende Hindernis und mögliche Schwierigkeiten bei der Überquerung im Blickfeld zu haben. 2 DIE RÖMERSTRAßE ZWISCHEN LAUTERBURG UND SPEYER 2.1 RÖMISCHE HAUPTORTE ENTLANG DER MILITÄRISCHEN FERNSTRAßE Aus dem 12. Jahrhundert ist eine Straßenkarte erhalten, die unter dem Namen Tabula Peutingeriana bekannt ist. Bei dieser Karte handelt es sich um eine graphische Darstellung antiker Daten. Im Segmentum III15 sind die Fernstraßen in Germania, Gallia, Liguria und Mauretania erfasst. Das Itinerarium provinciarum Antonini Augusti stammt aus dem 4. Jahrhundert (Schmuckdarstellung in der Speyerer Kopie16 von 1551; Abschriften von 1848 durch G.

14

Carl Hauptmann, Die Erhaltung der Römerstraßen Bonn 1912, S. 1-29. Tabula Peutingeriana http://www.tabula-peutingeriana.de/tp/tpx.html 16 Notitia Dignitatum (Sammelhandschrift), Speyer 1542 und 1550-1551: Bayerische Staatsbibliothek (BSB) Clm 10291. 15

10

Parthey und M. Pinder17; auch online18). Bei den Straßenbeschreibungen werden die römischen Hauptorte entlang der Fernstraßen und ihre Entfernungen genannt. Die nicht immer fehlerfreien Entfernungsangaben erfolgten teils in römischen Meilen, teils in gallischen Leugen. In der Notitia Dignitatum werden elf Einheiten und deren Garnisons-Standorte zwischen Seltz und Andernach genannt, die dem Dux Mogontiacensis19 unterstellt waren: Sub dispositione viri spectabilis ducis Mogontiacensis: Praefectus militum Pacensium, Saletione (Seltz Elsass) Praefectus militum Menapiorum, Tabernis (Rheinzabern) Praefectus militum Anderetianorum, Vico Iulio (Germersheim?) Praefectus militum vindicum, Nemetis (Speyer) Praefectus militum Martensium, Alta Ripa (Altrip) Praefectus militum secundae Flaviae, Vangiones (Worms) Praefectus militum armigerorum, Mogontiaco (Mainz) Praefectus militum Bingensium, Bingio (Bingen) Praefectus militum balistariorum, Bodobrica (Boppard) Praefectus militum defensorum, Confluentibus (Koblenz) Praefectus militum Acincensium, Antonaco (Andernach) Der Truppen-Standort der Anderetianer zwischen Rheinzabern (Taberna) und Speyer (Nemeta) ist bis heute nicht sicher nachgewiesen; er wird meist mit dem heutigen Germersheim gleichgesetzt. Vicus Julius wird nur im Dux Mogontiacensis genannt und kommt in den Streckenbeschreibungen nicht vor. 2.2 STRECKENBESCHREIBUNGEN VON LAUTERBURG BIS HÖRDT Eine frühe Streckenbeschreibung ist im Intelligenzblatt des Rheinkreises 1818 zu finden: "Über Rheinzabern zog die alte Römerstraße von Argentoratum nach Moguntiacum, welche sowohl in dem Itinerarium Antonini als in der Tabula peutingeriana mit dem Orte Tabernis vorkommt, - und wirklich hat sich diese Straße von Lauterburg bis Rheinzabern bis auf den heutigen Tag noch kennbar erhalten. Sie zieht durch den ganzen Binnwald, großentheils parallel mit der dermahligen Straße, - ist meistens ein Meter hoch, und mehr oder weniger mit Holz bewachsen. Die Straße ist bey den Landleuten unter dem Namen Thümel – wahrscheinlich von Tumulus – bekannt, und bildet von der Lauter bis an die Heilbach die Gränze zwischen den Hagenbacher Gemeinde-Waldungen und den Staatswaldungen. Man hofft den Lesern einen Dienst zu erweisen, indem man diesem Blatte eine litographirte Zeichnung dieser Römerstraße beyfügt, welche der Herr Revierförster Frhr. von Stengel aufgenommen hat". (Intelligenzblatt 1818 No. 49 S.332).

17

Gustav Parthey/Moritz Pinder, Itinerarium Antonini Augusti et Hierosolymitanum ex libris manu scriptis. Accedunt duae tabulae (Berolini 1848) BSB Hbh/Pg 320. 18 Parthey/Pinder, Itinerarium Antonini http://www.tabula-peutingeriana.de/tp/ia.htm 19 Dux Mogontiacensis http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00005863 /image_333 und http://daten.digitalesammlungen.de/bsb00005863 /image_444

11

Abb. 6: Handriss der Römerstraße von Revierförster Frhr v. Stengel (Intelligenzblatt 181820) 1825 wurde nochmal auf diesen Artikel Bezug genommen: "Schon im Jahre 1818, im 49ten Stück des Intelligenzblattes, hat man die noch wohl erhaltene Römerstraße, welche von Lauterburg nach Rheinzabern und von da nach Hördt zieht, angezeigt, und zugleich eine Zeichnung derselben beigefügt" (Intelligenzblatt 1825 S.1143; s. auch Kap.2.2). 1864 hat Anonymus K.F. 21 auf einen alternativen Streckenverlauf hingewiesen: "Es unterliegt nämlich keinem Zweifel, daß südlich und nördlich von Rheinzabern eine Römerstraße bestand, die südlich durch den Bienwald nach Lauternburg - Tribunci - führt und nördlich bis zum rechten Ufer des Spiegelbachs, in der Nähe und unterhalb Bellheim nachweisbar ist. Urkundlich wird noch 1367 in der Gemarkung Bellheim ein innerer und äußerer Herder- (Hördt-) Weg, eine alte Straße, genannt. Die ganze 3 1/2 Meilen lange Strecke von Lauternburg bis zum Spiegelbach, läßt durch dammartige Hebung über den Boden, Kiesprofil, Brückendämme, römische Brücken- und Meilensteine keinen Zweifel an ihrer Aechtheit aufkommen. Ihre Richtung ist nahezu

20

Intelligenz-Blatt des Rheinkreises, Nro. 49 1818 S. 332. K.F., Antiquarische Reisebemerkungen Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der Rheinischen Geschichte und Alterthümer in Mainz. 2 (1859-1864), S.145-166. 21

12

gerade und zieht nach dem Punkte hin, wo die verlorene Spur der Hochstraße südllich des rothen Hamms zu suchen ist" (K.F. 1864 S.156-157). In der 1865 erschienenen Veröffentlichung von August Heintz22 werden die Ausführungen von K.F. nicht erwähnt. Wie im Intelligenzblatt von 1825 enden die Angaben von Heintz am Klingbach bei Hördt, um dann wieder auf den Streckenverlauf ab Lingenfeld bis zum römischen Speyer zurückzukommen. Heintz schließt seine Beschreibung mit den Worten: "Fortwährend die gerade Richtung beibehaltend, und zugleich die Kantonsgrenze bildend, erreicht die Römerstraße in der Nähe des Dorfes Hördt, oberhalb der Oelmühle, den Klingbach, welcher jedoch nicht mittelst einer Brücke, sondern nur durch eine Furth passirt worden zu sein scheint; wir schließen dieses aus dem Umstande, daß gerade in dieser Stelle das abhängige Ufer auf beiden Seiten abgeflacht ist, so daß eine breite Aushöhlung in die Thalsohle führt. Die weitere Fortsetzung ist in den Feldern nicht mehr zu erkennen. Erst nach einem Zwischenraume von beiläufig 3 Stunden, jenseits des Dorfes Lingenfeld, auf dem sogenannten rothen Hamme, einem steil in den Rhein abfallenden Abhange, der sich erst in der neuesten Zeit gebildet hat, kömmt die Römerstraße wieder zum Vorschein um bis Speier nicht mehr zu verschwinden". (H e i n t z 1865 S.45). Auch die Veröffentlichung von Bernhard im Jahr 1990 folgt dieser Darstellung: "Entlang der Gemarkungsgrenze ist die Rheinuferstraße bis zum Klingbach bei Hördt zu verfolgen. N davon sind keine Hinweise mehr erkennbar […]. Für den Verlauf W von Germersheim gibt es nur geringe Hinweise. Jedenfalls führte die Straße unter Umgehung der Lingenfelder Au quer über den nachröm Rheineinbruch mit der Insel Grün hinweg und verläuft unter der Hochstraße Römerberg-Heiligenstein und Berghausen nach Speyer" (RiRP 1990 S. 543). Im Spätjahr 1885 berichtet Otto Ammon23 von Feldbegehungen, die er zusammen mit den Herren Konservator Prof. Harster von Speier und Lehrer Pfeifer von Rheinzabern unternahm. Ammon verweist auf die vorhergegangenen Veröffentlichungen, warnt aber ausdrücklich vor der Ansicht des Anonymus K.F. und den Angaben von Ortskundigen: "Anfangs verloren auch wir bei Hördt jede Spur und wir wurden lange irre geführt durch die Angaben von Bewohnern der Gegend, wonach die Römerstrasse zwischen den sog. „Strassenäckern" und dem „Klostergut" die Scheide gebildet habe und in zwei noch vorhandenen Einschnitten zum Spiegelbach hinabgezogen sei. Die Kiesspur längs der Gewanngrenze und die Einschnitte sind auch wirklich da, allein diese Strasse hat die Richtung von Rülzheim nach Germersheim und passt desswegen nicht in die Lücke unserer Römerstrasse. [...] Die wirkliche Römerstrasse fanden wir erst, als wir den Lustadter Wald nördlich der Hördter Bucht durchstreiften. Die Strasse bildet die Grenze des Waldes und Feldes, zugleich auch die Gemarkungsgrenze von Lustadt und Sondernheim. Südlich der Eisenbahn an der Hördter Bucht ist sie gerade so abgeschnitten, wie bei Lingenfeld am roten Hamm, ein Beweis, dass

22

August Heintz, Die Bayerische Pfalz unter den Römern. Ein Beitrag zur Feststellung der römischen Topographie des linken Rheinufers, Kaiserslautern 1865; hier: 2. Abtheilung, Römische Straßen, S.41-50. 23

Otto Ammon, Linksrheinische Römerstraße, in: Korrespondenzblatt der westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahrgang IV, Nr. 10 (1885) 116, (S. 137-139) und Jahrgang IV, Nr.11 (1885) 132, S.148-150.

13

auch diese Bucht erst nach der Strassenanlage entstanden ist.[...] Wir verfolgten die Strasse in nördlicher Richtung, wo sie stellenweise halb im Felde, halb im Walde liegt. An der Sollach hört der Wald auf und nun folgt die Strasse einem Feldweg, dessen Richtung etwas östlich von dem Turm der neuen katholischen Kirche in Germersheim vorbeizielt. Westlich vom Fort Deroy mündet der Weg in die schon erwähnte Staatsstrasse Rülzheim-Germersheim ein, und da hiermit zugleich das Glacis der Festung erreicht ist, hört jede Spur der Römerstrasse auf. [...] Es ist nunmehr insbesondere die Thatsache konstatiert, dass die Strasse nicht, wie man bisher glaubte, an Germersheim vorbei, sondern nach Germersheim hinein geführt hat, was Schlüsse auf die Wichtigkeit dieses Platzes erlaubt, und die Annahme, dass Germersheim wirklich Vicus Julius ist, sehr verstärkt" (A m m o n, 1885 S. 138-148). Manche der beschriebenen topographischen Gegebenheiten sind heute nicht mehr vorhanden. Es ist aber offensichtlich, dass es sich um zwei verschiedene Strecken handelt. 2.3 DAS HOCHGESTADE DES RHEINS UND DIE KÜRZESTMÖGLICHE STRECKE Bis in die Neuzeit war der Oberrhein ein natürlicher Fluss mit geringem Gefälle, wodurch sich Seitenflüsse, Mäander und kleine Inseln bilden konnten. Der Rhein hat sein Hauptflussbett immer wieder verlegt und dadurch die Flussniederung gebildet. Seit der Begradigung durch Tulla ab 1825 fließt der Rhein in einem künstlichen Flussbett. Der Oberrheingraben selbst weist relativ glatte Ebenen auf, die in der Vorzeit durch die fortwährende Sediment-Ablagerung entstanden sind. Neben der vergleichsweise jungen Rheinniederung gibt es in Rheinnähe die Niederterrasse mit 100 – 110 m ü. NN, die sich mit dem Hochufer oder Hochgestade mehr oder weniger scharf von der Rhein-Niederung abgrenzt. Das Höhenprofil entlang der Strecke von Dudenhofen-Ost über das Stadtgebiet von Speyer, die Dom-Platte und den Rhein bis zu den rechtsrheinischen Auen zeigt die typischen Flussterrassen.

14

Abb.7: Höhenprofil von Dudenhofen-Ost bis Speyer über Stadtgebiet, Domplatte und Rhein Flusslauf (ca. 92 m über NN): Nach den Angaben der Landesvermessung RLP wird der Flusslauf mit 92 m über NN angegeben. Rhein-Niederung (ca. 94 m über NN): Die Rhein-Niederung oder Rhein-Aue liegt mit ca. 94 m über NN nur wenig über dem Niveau des Flussbetts und ist überschwemmungsgefährdet Niederterrasse (ca. 103 m über NN): Die Nieder-Terrasse ist mit ca. 103 m über NN ausreichend hochwasserfest; auf dieser Terrasse befindet sich der Großteil des Speyerer Stadtgebietes. Hochterrasse (ca. 113 m über NN): Im westlichen Stadtgebiet von Speyer sind noch Reste der Hochterrasse mit einer Höhe bis zu 113 m über NN zu erkennen. Hochufer, Hochgestade (ca. 100 m über NN): An der Speyerer Domplatte beträgt der Höhenunterschied zwischen der Rhein-Niederung und der Niederterrasse etwa 6 Meter Das linksrheinische Hochufer hat sich in dem interessierenden Flussabschnitt über die letzten 2000 Jahre nicht vollständig erhalten. Bei Speyer und der südlich gelegenen Ortschaft Römerberg mit seinen Ortsteilen Berghausen, Heiligenstein und Mechtersheim ist dieses Hochufer deutlich erkennbar. Der sog. "Rote Hamm" und die Insel Grün bei Lingenfeld waren zur Römerzeit noch nicht entstanden. Anonymus K.F. beschreibt den Abbruch der Römerstraße an dieser Stelle folgendermaßen: "Dieser rothe Hamm ist ein durch Abbruch des Rheins entstandenes halbkreisförmiges Steilufer, dessen weiterer Zerstörung erst vor vierzig Jahren durch die Geradlegung des Stromes bei Rheinheim vorgebeugt wurde. Die Römerstraße liegt in den Fluten des Altrheins, der dieses 200 Fuß hohe Steilufer bespült; doch ist ihr Endprofil, eine Rheinkiesdecke, über einer Lage Letten, 1 Fuß unter der jetzigen Oberfläche, an der Abbruchstelle, noch sichtbar" (K.F. 1864 S. 155-156). Südlich Germersheim glaubte Ammon nachweisen zu können, dass das Hochufer zwischen Sondernheim und Hördt ebenfalls erst in nachrömischer Zeit entstanden ist.

15

Abb.8: Hochgestade bei Berg / Südpfalz Die Topographie des linksrheinischen Hochgestades gibt den kürzestmöglichen Streckenverlauf auf der Niederterrasse vor. Dabei sind mehrere Buchten bestimmend, und zwar die beiden Buchten N und S des Wiebelsbachs bei Hagenbach, die Bucht am Hornungsberg S von Jockgrim, die Bucht am Zirkershof N Rheinzabern, die Hördter Bucht am Spiegelbach, die kleine Bucht an der Druslach, die Bucht am Kattenbuckel NO von Lingenfeld und die Bucht zwischen Berghausen und Speyer. Die kürzestmögliche Strecke auf der Niederterrasse beträgt 35.994 Meter oder 16,19 Leugen (2223 Meter pro Leuge), was etwa den Angaben auf den Leugensteinen entspricht. An einigen Gewässer-Überquerungen wurde von der kürzestmöglichen Streckenführung etwas abgewichen, wodurch sich die reale Gesamtstrecke geringfügig erhöht. Der Nachweis der Trasse von Rheinzabern nach Hördt bis zur Ölmühle am Klingbach kann als archäologisch gesichert gelten. Sollte der Einbruch der Hördter Bucht, wie Ammon annahm, erst in nachrömischer Zeit erfolgt sein, ist eine Weiterführung dieser Strecke auf der Niederterrasse bis Germersheim und wohl auch bis Lingenfeld naheliegend. Eine Nutzung dieser Strecke im Fernverkehr wäre aber mit einem Umweg verbunden gewesen, was eher auf eine Nebenstrecke für den Nahverkehr hindeutet.

16

Abb. 9 Kürzestmögliche Trasse (strichpunktiert) von Hagenbach bis Speyer westlich des Hochufers (Doppellinie); Trasse Rheinzaben - Hördt und Germersheim nach Ammon, verlängert bis Lingenfeld / Druslach (gestrichelt)

2.4 DER VERMUTLICHE TRASSENVERLAUF Die Trassenfragmente der Römerstraße durch den Bienwald südlich von Jockgrim sind auf alten Messtischblättern eingetragen (z.B. 6915 Woerth-1909 und 7015 Durmersheim-1910). Die Strecke läuft von Jockgrim weiter nach Rheinzabern. Mit dem Nachweis der Strecke durch Rheinzabern und der Nebenstrecke bis Hördt sind die gesicherten Angaben südlich von Speyer vorläufig beendet. Erst im Bereich Römerberg (Heiligenstein, Berghausen, Mechtersheim) gibt es wieder Hinweise auf die Trasse; dort wird angenommen, dass die Landstraße L 507 teilweise auf der Römerstraße verläuft.

17

Abb.10 Nachgewiesener Verlauf der Römerstraße durch die Gräberfelder im Südwesten und durch Rheinzabern (Museum Rheinzabern)

Abb.11 Vermutliche Standorte der Leugensteine mit L(XIII) und L(XII) bei Jockgrim; vermuteter Standort des Leugensteins mit L(XI) in Rheinzabern; gesicherte Streckenabschnitte (durchgezogen), vermuteter Steckenverlauf (gestrichelt)

18

Im Nordosten von Rheinzabern ist die Römerstraße am heutigen Friedhof nachgewiesen und am Zirkershof wird die Trasse durch das Hochgestade bestimmt. Südlich Rülzheim ist von einem Trassenverlauf in der Nähe des Dieterskirchel auszugehen. Im Süden von Rülzheim wurde Bischof Theodard im Jahr 671/672 auf dem Weg zu König Childerich II. ermordet. Er war sicherlich auf einer der verbliebenen Römerstraßen unterwegs. Diese Straßen waren in dieser Zeit die einzigen Fernwege. An der Stelle der Untat wurde eine Kapelle errichtet. Das heutige Dieterskirchel stammt aus der neueren Zeit; der Standort der Kapelle ist unverändert. Am 18. Februar 2014 wurde deutschlandweit über einen Hortfund aus spätrömischer Zeit berichtet24; der Fundort liegt in Sichtweite zum Dieterskirchel.

Abb.12 Vermutliche Standorte der Leugensteine mit L(XI), L(X), L(IX), L(VIII) und L(VII)

24

Der Barbarenschatz von Rülzheim http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologie-rheinland-pfalzraubgraeber-entdeckt-barbarenschatz-a-954236.html

19

Abb.13 Gewanne „An der alten Straße“ (3449149.5(E) 5449301.1(N)); Gemeinde Bellheim

Außer den beiden Brücken-Übergängen der alten und neuen B9 gibt es noch eine weitere Passage über den Spiegelbach, die östlich der neuen B9-Brücke entlang einer Gemarkungsgrenze verläuft. Auf beiden Uferseiten führt ein rampenförmiger Weg hinab zum Spiegelbach. Die maximale Steigung beträgt auf der Nordseite 9 %. Der Übergang liegt etwa 600 Meter westlich des Hochufers der Hördter Bucht, was für die Gesamtstrecke HagenbachSpeyer lediglich eine Entfernungs-Zunahme von etwa 80 Meter gegenüber der kürzestmöglichen Strecke bedeutet. Im Bellheimer Wald sind Sollach und Queich zu queren; danach ist vor Speyer noch die Druslach bei Lingenfeld zu überwinden. Die Queich fließt heute in ihrem künstlich angelegten Bett. Die ehemaligen Mäander zwischen Westheim/Holzmühle und Germersheim sind noch heute vorhanden. Der römische Übergang über die Queich ist nicht bekannt. Östlich Westheim/Holzmühle verläuft der heutige Übergang über die Mäander des Altbachs entlang einer kommunalen Grenze. Ein Übergang der Römerstraße an dieser Stelle ist denkbar. Im weiteren Verlauf stimmt der Übergang über die Druslach bei Lingenfeld mit den heutigen Gegebenheiten überein.

20

Abb.14: Zugang zum Spiegelbach heute; Südseite

Abb.15 Vermutlicher Übergang über den Spiegelbach östlich der neuen B9-Brücke; Blick von Süden zum nördlichen Hanganstieg

21

Abb.16: Vermutliche Übergänge über Queich (Altbach), Druslach, Insel Grün (nachrömisch) Zur Römerzeit war die Insel Grün noch nicht entstanden. Es wird allgemein angenommen, dass die Römerstraße östlich von Lingenfeld über die Insel Grün hinweg verlief. Ab dem Kattenbuckel verläuft die anschließende Strecke durch Heiligenstein und Berghausen nach Speyer etwa auf der Trasse der heutigen Landstraße L 507. 2.5 DER AUSGANGSPUNKT DER LEUGENZÄHLUNG IM RÖMISCHEN SPEYER Die Inschriften auf den Leugensteinen in der Vorderpfalz geben Speyer als Ausgangspunkt der Leugenzählung nach Süden Richtung Seltz und wohl auch nach Norden Richtung Worms an. Anonymus K.F. hat vermutet, dass der Ausgangspunkt der Leugenzählung in Speyer in der Herdgasse lag (K.F. 1864 S. 155). Sprater25 vermutete die Roßmarktstraße als Ausgangspunkt der Leugenzählung (Sprater 1948 S.29) Bernhard vermutete die Einmündung der OW verlaufenden städtischen Hauptstraße in die Rheintalstraße als Bezugspunkt der Leugenzählung (Cüppers RiRP 1990 S. 543). Bezogen auf das moderne Straßennetz entspricht dies etwa Ecke Große/Kleine Gailergasse.

25

Friedrich Sprater, Das römische Rheinzabern; Speyer 1948.

22

Abb. 17: Noviomagus im 3. Jh (Archäologisches Schaufenster Speyer 12.4.2013); vermutete Ausgangspunkte der Leugenzählung v.l.n.r: Bernhard Große/Kleine Gailergasse; Sprater Roßmarktstraße; Anonymus K.F. Herdgasse) Der von Bernhard angenommene Ausgangspunkt befindet sich direkt an einer anscheinend archäologisch nachgewiesenen Trasse im Westen außerhalb des römischen Speyer des 3. Jh. Die beiden anderen vermuteten Bezugspunkte liegen weiter östlich und wären wohl eher über die Gräberstraße angelaufen worden.

23

Abb.18: Vermutliche Standorte der Wegesteine entlang der Römerstraße Hagenbach-Speyer

24

Abb.19: Speyer mit den bislang bekannten Straßen im 3. Jh n Chr. (weiss): Städtisches Straßennetz; vermutete Rheintalstraße (gestrichelt); Gräberfeld (gepunktet); Hochgestade (Doppel-Linie)

Mit dem Bezugspunkt in Speyer nach Bernhard und 2223 Meter pro Leuge ergeben sich folgende Streckenlängen: A. Die kürzestmögliche Strecke zwischen der Hagenbacher Fundstelle und dem Speyerer Bezugspunkt beträgt 35.994 Meter oder 16,19 Leugen. Dies entspricht einer Abweichung von 426 Meter bzw. 1,2 % zu der Entfernungs-Angabe L(XVI). B. Die reale Streckenlänge des vermuteten Römerweges von der Hagenbacher Fundstelle bis zum Bezugspunkt in Speyer beträgt 36.167 Meter oder 16,27 Leugen. Dies entspricht einer Abweichung von 599 Meter bzw. 1,68 % zu der Entfernungs-Angabe L(XVI).

25

Abb. 20: Röm. Nebenstrecke Rheinzabern – Hördt ( Linie) und Bellheimer Weg (gepunktet) 3 RHEINZABERN – HÖRDT, EINE RÖMISCHE NEBENSTRAßE Der in alten Veröffentlichungen aus dem 19. Jh. angegebene Verlauf der Römerstraße von Rheinzabern nach Hördt war anhand von Kieselspuren nachgewiesen worden. Dieser Weg verlief den Angaben zufolge ab dem Rheinzaberner Friedhof entlang den heute noch geltenden Gemeindegrenzen von Rheinzabern, Rülzheim, Kuhardt und endete in Hördt am Klingbach oberhalb der ehemaligen Ölmühle. Der weitere Streckenverlauf ist bis heute unsicher; Ammon glaubte, eine Trasse von Hördt über einen erst nachrömisch entstandenen Rheineinbruch hinweg nach Sondernheim / Germersheim nachweisen zu können (Ammon 1885 S.148-150).

26

Die in Hördt gefundenen römischen Denkmäler beschreibt Frey26: "An Hördt vorüber zog ehedem die Römerstraße; daher fand man gegen das J. 1770 zu Hördt einige RömerDenkmäler. Sie bestehen in einem runden Stücke Porphyr zu 7 Zoll im Durchmesser, und in einem Steine von erhabener Arbeit, die eine opfernde Weibsperson vorstellt, welche man, des neben angebrachten Pfaues halben, für eine gallische Juno oder Vesta hält, und woher man den Orts-Namen von Dea telluris, oder Erd-Mutter, Erde, Hert, Terherdi erklären will" (Frey 1836 S.571). Über die Jahrhunderte haben sich die Hördter Örtlichkeiten immer wieder verändert. Um 800 wird die Ortschaft in einer Urkunde des Klosters Fulda erstmals genannt und im Jahr 1103 wird im Ort ein Augustiner-Kloster errichtet; mittlerweile sind die Klostergebäude nicht mehr vorhanden. Die in alten Karten eingetragenen freien Flächen (z.B. TK 6815 Herxheim 1909) im Osten sind inzwischen überbaut und der Ort dehnt sich weiter nach Westen aus; alte Spuren sind mittlerweile verwischt. Der alte Ortskern liegt auf einer Höhe von 110 m ü. NN und fällt nach Norden, Süden und Osten zur Rheinniederung bzw. zum Klingbach ab; der Klingbach fließt hier auf einer Höhe von 99 – 102 m ü. NN. Es gibt mehrere günstige Übergänge von der Niederterrasse zur Rheinniederung. Die Entfernung vom Friedhof Rheinzabern bis Hördt und über den Bellheimer Weg wieder zurück zu der vermuteten Haupttrasse beträgt 7605 Meter. Die direkte Verbindung zwischen diesen beiden Punkten beträgt 6377 Meter. Die Nutzung dieser Nebenstrecke über Hördt wäre für den Fernverkehr mit einem Umweg von 1228 Meter verbunden gewesen. Vermutlich hat sich die ehemalige römische Nebenstrecke nach der Gründung von Hördt und der späteren Errichtung der Hördter Probstei für die Zeit des Mittelalters zu einer Hauptstrecke gewandelt. 4 DER SOCKELSTEIN BEI BERG Die Römerstraße ist südlich der Hagenbacher Fundstelle in der Nähe von Berg an mehreren Stellen nachgewiesen. Auch hier sind mehrere Leugensteine entlang des Weges zu vermuten. Die Säulen waren vermutlich mit den Aufschriften L(XVII) und L(XVIII) versehen und eine bzw. zwei Leugen vom Hagenbacher Fundort entfernt (s. Abb. 21, kreisförmige Symbole). Am südwestlichen Ortsausgang von Berg wurde an der Landstraße L540 ein Sockelstein gefunden, dessen Fundort nicht zu den vermuteten Leugen-Abständen passt. Der Fundort ist ungefähr 7,4 Kilometer von dem Sockelstein zur Leuge (XV) entfernt. Diese Distanz entspricht fünf römischen Meilen (7,44 km). Vermutlich handelt es sich um einen Sockelstein aus der Vorleugen-Zeit, dessen Säule die Angabe M(XXVII) für die Entfernung in Meilen bis Speyer getragen hat.

26

Michael Frey, Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des kön. Bayer. Rheinkreises, Erster Teil, Speyer 1836.

27

Abb. 21: Sockelstein-Fund südwestlich von Berg am vermutlichen Standort des Meilensteins M(XXVII); vermutete Standorte der Leugensteine L(XV) - L(XVII) - kreisförmige Symbole; vermutete Standorte der Meilensteine M(XXII) - M(XXVII) - quadratische Symbole Zusammenfassung Es wurden die allgemein zugänglichen Veröffentlichungen über römische Wegesteine zwischen Lauterburg und Worms nach Hinweisen zu ihren genauen Fundorten untersucht. Mit Ausnahme der beiden Wegesteine in Worms gibt es nur ungefähre Ortsangaben; vermutlich befinden sich die beiden Sockelsteine bei Berg und bei Wörth noch heute an ihren ursprünglichen Standorten. Der Abstand zwischen Leugenstein L(XVI) und Sockelstein L(XV) im Bereich Hagenbach beträgt ungefähr 2.223 Meter, wenn man die kleinen Straßen-Mäander bei den Messungen nicht berücksichtigt; 2.223 Meter entsprechen einer gallischen Leuge. Dagegen ist die Distanz zwischen dem Sockelstein L(XV) und dem Standort der Kunst-Säule L(XIII) am Hornungsberg mit 4.737 Meter erheblich länger als

28

2 Leugen. Auch ein begradigter Streckenverlauf ist mit 4.671 Meter immer noch um 235 Meter länger als die erwarteten 2 Leugen. Die Abstände zwischen den wenigen Fundstellen der südpfälzischen Leugensteine sind kein Nachweis für das Leugenmaß mit 2.223 Meter; ein anderes Maß lässt sich daraus auch nicht ableiten. In der Erforschung vormetrischer Maße ist man sich heute sehr sicher, was die Genauigkeit der gallischen Leuge betrifft. Das Maß der gallischen Leuge basiert auf dem pes Romanus mit 0,2963 Meter pro Fuß und 7.500 röm. Fuß pro Leuge. Der heutige Forschungsstand zur Eich-Genauigkeit vormetrischer Längenmaße geht von +/- 0,2 % aus. Es ist davon auszugehen, dass entlang der Rheintalstraße die Leuge mit 2.223 Meter gegolten hat. Einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Gesamtstrecke hatte die topographische Begrenzung nach Osten durch das Hochgestade des Rheins. Die daraus resultierende kürzestmögliche Strecke beträgt 16,19 Leugen (35.994 Meter) zwischen Hagenbach und Speyer. Auch daraus lässt sich schließen, dass die Gallische Leuge mit 2.223 Meter pro Leuge angenommen werden darf und dass dieser kürzestmögliche Streckenverlauf der realen römischen Fernstraße sehr nahe kommt. Zum realen Streckenverlauf kann von Hagenbach bis Rheinzabern (bzw. bis Hördt) auf archäologisch gesicherte Angaben zurückgegriffen werden. Zwischen Rheinzabern und Lingenfeld gibt es in dem Gebiet um das Rülzheimer Dieterskirchel weitere Hinweise zum Trassenverlauf und die direkte Verlängerung trifft exakt auf einen bis heute bevorzugten Übergang über den Spiegelbach. Auf diesen Trassenverlauf wurde bereits in den Veröffentlichungen von Anonymus K.F. und von Ammon hingewiesen. Abgesehen von dem Queich-Übergang gibt es durch den Bellheimer Wald bis nach Lingenfeld keine Hindernisse, sodass hier von direkten Streckenabschnitten auszugehen ist. Nach der Überquerung der Druslach südlich von Lingenfeld und der erst nachrömisch entstandenen Insel Grün folgt der verbleibende Weg bis Speyer etwa der Trasse der heutigen L507. Die Entfernung entlang dieser vermuteten realen Trasse zwischen Hagenbach und Speyer wird mit 36.167 Meter oder 16,27 Leugen ermittelt. Dies entspricht einer Abweichung von 599 Meter bzw. 1,68 % zur Entfernungs-Angabe L(XVI) auf den Leugensteinen von Hagenbach. Damit ist gezeigt, dass es für die Rheintalstraße südlich Speyer einen Streckenverlauf gibt, dessen Länge von den römischen Entfernungsangaben nur wenig abweicht. Es ist davon auszugehen, dass der in der Literatur beschriebene Weg von Rheinzabern nach Hördt (und vielleicht bis Germersheim) eine römische Nebenstrecke gewesen ist. Entlang dieser Nebenstrecke ist wohl das Lager der Anderetianer zu suchen. Ebenso wie das vermutete Germersheim könnte aber auch Interherdi (Hördt) aus dem bis heute unbekannten Vicus Julius hervorgegangen sein. Die Distanz vom Friedhof Rheinzabern bis Hördt und weiter über den Bellheimer Weg zurück zur vermuteten Hauptstrecke beträgt 7.605 Meter, der direkte Weg beträgt 6.377 Meter. Entlang dieser Nebenstrecke ist der Weg 1.228 Meter länger; für den Fernverkehr hätte die

29

Nebenstrecke über Hördt einen Umweg bedeutet. Vermutlich hat sich die ehemalige römische Nebenstrecke nach der Gründung von Hördt und der späteren Errichtung der Probstei Hördt für die Zeit des Mittelalters zu einer Hauptstrecke gewandelt. Die Einordnung des bei Berg gefundenen Sockelsteins in das Leugenraster gelingt nicht. Der Fundort ist ungefähr 7.400 Meter von dem Sockelstein zur Leuge (XV) entfernt, was aber einer Distanz von fünf römischen Meilen entspricht. Sollte der Sockelstein bei Berg noch aus der Vorleugen-Zeit stammen, würde es sich vermutlich um den Standort eines Wegesteins mit der Meilenangabe M(XXVII) für die Entfernung bis Speyer gehandelt haben. Zur Klärung des genauen Ausgangspunkts der Leugenzählung in Speyer haben sich keine neuen Anhaltspunkte ergeben. Der von Bernhard angenommene Ausgangspunkt befindet sich direkt an einer anscheinend archäologisch nachgewiesenen Trasse im Westen außerhalb des römischen Speyer des 3. Jh. Die beiden anderen vermuteten Bezugspunkte liegen weiter östlich und wären wohl über die Gräberstraße im SW von Speyer angelaufen worden.



Comments

Copyright © 2024 UPDOCS Inc.